
Weniger ist mehr. Wer es mit der Intimpflege übertreibt, kann die Schleimhaut reizen. © Getty Images / hislain and Marie David de Lossy
Sind spezielle Waschlotionen erforderlich, um den Intimbereich zu reinigen? Oder können sie sogar schaden? Wir haben die Hautärztin Dr. Maja Hofmann gefragt.

Dr. Maja Hofmann ist Oberärztin für Dermatologie an der Universitätsklinik Charité in Berlin. © Privat
Die Auswahl an Intimpflegeprodukten nimmt zu. Haben Sie eine Erklärung für den Boom?
Ich denke, dass wir als Gesellschaft offener geworden sind. Es gibt kaum noch Tabubereiche, wir reden über alles. Das war früher anders. Auch dass ältere Menschen weiter sexuell aktiv bleiben, war früher nicht selbstverständlich. Sie haben jetzt andere und neue Bedürfnisse. Und dann hat sicherlich auch die Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass viele Menschen sich selbst öfter mal etwas Gutes tun wollen – und dazu gehört ja auch die Körperpflege und mit ihr die Intimpflege.
Eine normale Reinigungslotion reicht
Waschlotionen für den Intimbereich – ergeben solche Produkte Sinn?
Grundsätzlich würde ich sagen, dass man sie nicht braucht. Wer gesund ist und keine Hautprobleme hat, sollte sich einmal täglich im Intimbereich waschen: nur äußerlich und mit warmem Wasser, einer ganz normalen milden Reinigungslotion oder etwas Duschgel. Das spart Geld, und mehr ist nicht nötig. Ganz im Gegenteil: Wer zu viel wäscht, cremt und pflegt, kann die Schleimhaut reizen und das bakterielle Gleichgewicht stören – und so erst Probleme schaffen, die vorher keine waren. Eine Ausnahme gilt für Frauen in den Wechseljahren.
Hormonveränderungen sorgen für Juckreiz
Was ist bei Frauen in den Wechseljahren anders?
Mit den hormonellen Veränderungen kann sich der pH-Wert im Scheidenbereich ändern. Viele Frauen berichten dann von einem Gefühl der Trockenheit oder von Juckreiz. Für sie kann es angenehm sein, spezielle Reinigungs- und Pflegeprodukte zu benutzen. Ich würde aber raten, zunächst mit der Haut- oder Frauenärztin zu sprechen und abzuklären, was helfen könnte.
Die Produkte richten sich meist an Frauen. Warum?
Bei Frauen liegen Harnröhre, Scheide und After nah beieinander, das Milieu im Intimbereich ist feuchter – all diese Faktoren begünstigen bakterielle und Pilzinfektionen. Der Wunsch nach milder Reinigung und Pflege ist da sicher ausgeprägter als bei Männern. Männer durchlaufen auch keine so starken Hormonveränderungen, wenn sie älter werden. Sie kennen die Beschwerden, die damit einhergehen, also nicht.
-
- Erleichterung oder Risikofaktor? Die Hormontherapie für Frauen in den Wechseljahren ist umstritten. Sie kann Beschwerden lindern, birgt aber auch Risiken, vor allem...
-
- Bekommen Frauen in den Wechseljahren Probleme wie trockene Scheide, verordnen Gynäkologen oft Vaginalcremes mit hochdosiertem Estradiol (siehe auch unsere Meldung...
-
- Nach dem 40. Geburtstag sinkt der Testosteronspiegel beim Mann. Beschwerden werden gern darauf zurückgeführt – doch Belege für die Wechseljahre des Mannes fehlen.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.