
Beim Dieselgipfel wurden nur Worthülsen ausgetauscht, sagt Verkehrsrechtsexperte Gregor Samimi. Für Verbraucher tickt die Uhr, denn viele fahren ein Auto, dem vielleicht ein Fahrverbot droht.
Politik und deutsche Autoindustrie haben sich auf ein Softwareupdate für ihre Dieselfahrzeuge geeinigt, um Fahrverbote abzuwenden. Alles paletti?
Ganz und gar nicht. Viele Fragen sind offen. Zum Beispiel, wer zahlt für negative Folgen durch die Softwarenachrüstung? Es gibt kein Lösungsangebot für ältere Diesel mit Euro-vier-Norm. Besitzer teurer Dieselfahrzeuge aus den letzten Jahren fahren plötzlich eine untaugliche Gurke.
Die Umwelthilfe will weiterklagen. Kommen Fahrverbote?
Die Verwaltungsgerichte Stuttgart und Düsseldorf haben Fahrverbote als probates Mittel eingestuft, um der Stickstoffdioxidbelastung Herr zu werden. Gegen die Urteile sind Rechtsmittel zulässig. Ich rechne nicht vor drei, eher fünf Jahren mit konkreter Umsetzung. Doch irgendwann dürfen die Autos vielleicht nicht mehr in die Innenstädte rein. Schlecht, wenn man darauf angewiesen ist.
Profitiert jemand von dem Desaster?
Gebrauchtwagenhändler können Schnäppchen machen. Von Panikverkäufen rate ich ab. Die Autoindustrie hofft möglicherweise auf vorzeitigen Austausch und Neugeschäft. Die Zeche zahlt der Verbraucher.
Was raten Sie Dieselbesitzern?
Sie sollten lieber aktiv werden, wenn sie kein Geld verbrennen wollen. Es ist derzeit völlig offen, ob das in Aussicht gestellte Softwareupdate hält, was versprochen wird. Hersteller und Politik scheinen die Krise aussitzen zu wollen. Betroffene sollten ihre Ansprüche umgehend beim Händler und Hersteller anmelden. Die Verjährungsfrist beträgt bei Neuwagen nach Paragraf 438 BGB zwei Jahre, liegt Betrug vor, sind es drei Jahre. So sehen es die Paragrafen 195 und 199 BGB vor. Handelt es sich bei den Fahrzeugen um einen Konstruktionsfehler, könnten möglicherweise längere Verjährungsfristen greifen. Ich empfehle Beratung bei Verbraucherzentralen und einen Rechtsbeistand.
Mehr Infos auf test.de
Antworten auf viele Fragen zum Thema finden Sie in unseren FAQ VW Abgasskandal.
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Ich werde sicherlich kein Update machen lassen. Da muss man mich schon zwingen. Wenn ich das Auto in die Werkstatt zwecks Inspektion gebe, werde ich schriftlich vermerken lassen das kein Update ohne meine ausdrückliche Zustimmung erfolgt.
@RemusRomulus: Mit Ihrem EU6 Dieselfahrzeug sind Sie erst einmal auf der sicheren Seite. Wir können aber nicht beurteilen, ob ein Softwareupdate, zu dem Sie möglicherweise eingeladen werden, negative Folgen für Ihren Wagen haben könnte. Die Sachmängelhaftung des Herstellers verjährt für Ihr Auto im April 2019. Behalten Sie diese Frist im Blick und lassen Sie sich gegebenenfalls rechtzeitig beraten.(PH)
Sie meinen sicherlich nur EU5 Fahrzeug-Besitzer ? Ich habe seit April ein neues EU6 Diesel-Fahrzeug. In wiefern soll ich da aktiv werden ?
Im Dieselskandal reden alle von VW-Porsche-Daimler-Audi-Opel-BMW, aber was ist mit den ganzen anderen Automarken, die meistenteils dieselben Abgasprobleme haben? Was blüht den Besitzern dieser Autos? Dieser letzte "Dieselgipfel" war seinen Titel nicht wert.