Insektenburger von Bugfoundation Buffalowurm statt Rind­fleisch

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Insektenburger von Bugfoundation - Buffalowurm statt Rind­fleisch

Im Tiefkühl­regal. Zwei Burgerpatties aus Buffalowürmern und Soja kosten 5,99 Euro. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser

Seit April ist „Deutsch­lands erster Insektenburger“ auf dem Markt. Den Tiefkühl-Burgerpatty aus Buffalowürmern und Soja gibt es im Doppel­pack für knapp sechs Euro. Wie schmeckt die Wurm-Frikadelle? Ist sie eine gesunde Alternative zum Rind­fleisch­burger? Die Ernährungs­experten der Stiftung Warentest haben die Insekten-Bulette probiert und geprüft. Keine Sorge – Im Mund krabbelt hier nichts.

Gezüchtete Würmer aus den Nieder­landen

Der Burger von Bugfoundation basiert auf Buffalowürmern und Soja­protein. Es gibt ihn derzeit in bestimmten Rewe-Märkten, vor allem in Bayern, aber auch in Bremen oder Aachen zu kaufen. Bald soll er auch in Köln, Berlin und Hamburg in die Tiefkühl­schränke kommen. Laut Anbieter werden die Buffalowürmer „unter kontrollierten und den europäischen Hygiene­stan­dards entsprechenden Bedingungen“ in den Nieder­landen gezüchtet. Aber was sind Buffalowürmer eigentlich? Wer es nicht so genau wissen will, sollte jetzt zum nächsten Absatz wechseln. Für alle anderen: Im Zutaten­verzeichnis steht „Buffalowürmer Alphitobius Diaperinus“. Hinter dem lateinischen Namen verbirgt sich der Glänzend­schwarze Getreideschimmelkäfer. Buffalowürmer sind die Larven dieses Käfers.

Novel Food – recht­licher Hintergrund

Seit Anfang 2018 gilt die neue europäische Novel Food-Verordnung. Sie führt Insekten, ob ganz oder in Teilen, als neuartige Lebens­mittel auf. Ein Novel Food muss gesundheitlich bewertet und zugelassen werden, damit es auf den Markt kommen darf. Diese Aufgabe über­nimmt die Europäische Behörde für Lebens­mittel­sicherheit Efsa. Mehrere Zulassungs­anträge für Insekten wurden bereits gestellt, auch für den Buffalowurm (Alphitobius diaperinus).

[Update 17.06.2021]
Die EU hat als erstes Insekt die Larve des Mehlkäfers* offiziell als neuartiges Lebens­mittel zugelassen. Bis zu einem Anteil von zehn Prozent darf die Larve etwa in Nudeln oder Keksen verarbeitet werden. Bei empfindlichen Personen kann sie allerdings Allergien auslösen. Auf Verpackungen muss daher ein entsprechender Hinweis stehen. [Update Ende]
Wichtig:
Noch während ein Antrag läuft, sind die Produkte bei uns recht­mäßig im Verkehr, voraus­gesetzt sie wurden bereits vor dem 1. Januar 2018 in anderen EU-Ländern verkauft. Belgien und die Nieder­lande hatten bestimmte Insekten schon vor der neuen Verordnung als Lebens­mittel geduldet. Im Nicht-EU-Land Schweiz sind seit 2017 drei Insekten­arten für den menschlichen Verzehr zugelassen. Dort gab es auch schon vergangenes Jahr Insektenburger im Supermarkt zu kaufen.

Würzig im Geschmack, mit leicht nussiger Note

Insektenburger von Bugfoundation - Buffalowurm statt Rind­fleisch

Zwischen zwei Brötchen. Die Wurm­frikadelle kann wie eine klassische Fleisch­bulette ange­richtet werden. © Manuel Krug

Von außen betrachtet erinnert der Insektenburger an eine mittel­grob gewolfte Frikadelle, seine Struktur ist falafel­ähnlich und locker. Zubereitet haben wir den tief­gefrorenen, rohen Patty – wie auf der Verpackung empfohlen – im Back­ofen. Nach einer Viertel­stunde in der Röhre ist er leicht knusp­rig und leicht saftig. Ein Blick in die Zutaten­liste verrät schon viel über seinen Geschmack: Neben Buffalowürmern und Soja­protein finden sich dort etwa Rapsöl, Zwiebeln, Tomatenmark, Sojasoße, Senf, Salz und Gewürze. Er riecht und schmeckt auch kräftig würzig nach all diesen Zutaten, außerdem nach Brühe. Zudem schmeckt er leicht nussig. Das passt, denn laut Anbieter hat der Buffalowurm eine nussige Note. Ansonsten erinnert weder äußerlich noch geschmack­lich etwas an die Insekten­zutat. Ganze Würmer sieht man nicht – sie werden laut Anbieter fein gehackt verarbeitet. Das dürfte den ersten Biss in den Burger für viele erleichtern (siehe Interview).

Viel Eiweiß, Ballast­stoffe und gesunde Fett­säuren

Der Insektenburger ist „reich an Proteinen und ungesättigten Fett­säuren“ – verspricht der Anbieter. Das stimmt – zeigen unsere Analysen. 100 Gramm Insektenburger (ein Patty wiegt zirka 98 Gramm) haben 268 Kilokalorien und rund 18 Gramm Fett. Das ist mehr als bei einer Frikadelle aus Rind­fleisch. Der höhere Fett­gehalt lässt sich auch durch das zugesetzte Rapsöl erklären. Rapsöl ist ein sehr gesundes Speiseöl. Im Vergleich zu einem Rind­fleisch­burger liefert der Insektenburger deutlich weniger unerwünschte gesättigte Fett­säuren – und dafür viele gute ungesättigte. Er enthält auch ähnlich viel Eisen. Außerdem ist er ballast­stoff- und sehr eiweiß­reich: In 100 Gramm Burger sind rund 20 Gramm Eiweiß und 6 Gramm Ballast­stoffe. Er ist aber auch relativ salzig. Mehr als 6 Gramm Salz täglich sollten es nicht sein – ein Patty enthält schon ein Viertel davon. Wie viel allein die Buffalowürmer zur Nähr­stoff­zusammenset­zung beitragen, können wir nicht sagen, weil der Burger aus mehreren Zutaten besteht. Auf der Verpackung fehlt zudem die wichtige Information, wie viel Buffalowurm genau im Produkt steckt.

Insektenburger unbe­dingt durch­erhitzen

Schad­stoffe sind beim Burger kein Thema. Wir haben ihn durch­gecheckt, zum Beispiel auf Pflanzen­schutz­mittel, Mineralöle, Schimmelpilzgifte – alle Ergeb­nisse waren unauffäl­lig. Rück­stände von Antibiotika konnten wir nicht nach­weisen, andere Tier­arten genauso wenig. Wir untersuchten die Tiefkühlpatties auch mikrobiologisch. Krankmachende Keime, etwa Salmonellen, waren nicht nach­weisbar. Wir fanden aber Enterobakterien. Schön ist das nicht, doch auch nicht besorgnis­erregend – vor allem da der Burger nicht roh gegessen wird. Darauf wird auf der Verpackung auch hingewiesen: „Obacht! Nur voll­ständig durch­gegart verzehren.“ Empfohlen wird die Zubereitung im Ofen für eine gute Viertel­stunde bei 200 Grad Celsius.

Tipp: Keime im Essen können krank machen. Wer in der Küche sauber arbeitet, kann die Verbreitung der Erreger stoppen. Mehr dazu lesen Sie in unserem Special Keime in Lebensmitteln.

Wichtiger Hinweis für Allergiker

Allergiker sollten bei essbaren Insekten aufpassen. Wer eine Allergie gegen Hausstaubmilben oder Schalen- und Krustentiere hat, könnte auch eine Kreuzal­lergie gegen Insekten entwickeln. Richtig so: Der Allergiehin­weis steht auf der Verpackung. Der Burger enthält neben Buffalowürmern auch Sojaeiweiß. Gut zu wissen: Birken­pollen­allergiker reagieren häufig auch auf Soja.

Fazit: Mutig sein und einfach mal probieren

Die Buffalowurm-Bulette ist geschmack­lich vergleich­bar mit vegetarischen Fleisch­ersatz­produkten Test vegetarische Schnitzel. Der Tiefkühl-Patty hat eine gute Nähr­stoff­zusammenset­zung und ist durch­aus eine Alternative zur klassischen Rind­fleisch­version.

* Korrigiert am 30. Juni 2021

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Oceanwaves am 26.07.2018 um 07:35 Uhr
Weil's schmeckt und auch gut für die Umwelt ist

@osi: ich kann verstehen, dass sich viele davor ekeln, Insekten, egal in welcher Form, zu essen. Wir waren vor 2 Jahren bei einem Insektenkochkurs und gingen auch mit gemischten Gefühlen hin. Letztlich hat es aber alles sehr gut geschmeckt und nachdem der Koch es vorgemacht hatte, habe ich sogar einen lebenden Mehlwurm verzehrt! ;-) Die Insekten wurden alle lebend angeliefert, frischer zubereiten kann man Essen kaum. Zudem enthalten Insekten sehr viel Protein.
Die Menschheit wächst immer weiter, jedes Jahr werden riesige Flächen Urwald gerodet, um Weideflächen für Rinder zu schaffen. Diese Flächen sind für die Produktion von Sauerstoff und Wasser verloren.
Für die Zucht von Insekten wird wesentlich weniger Platz und Futter benötigt und die Zeit von der "Geburt" bis zum Verzehr ist deutlich geringer als bei Schweinen, Rindern oder Geflügel.
Insofern sind Insekten vermutlich der interessanteste Ansatz für die Welternährung.

osi am 25.07.2018 um 19:02 Uhr
Warum sowas kaufen?

Mich lockt weder die -etwas- gesündere Zusammensetzung, noch der Preis.
Fürs selbe , bzw. sogar für weniger Geld bekomme ich zwei Rinds- oder Chickenburger ohne Ekelfaktor und entsprechende Bilder im Kopf.
Da man ohnehin kaum mehrmals in der Woche Burger verzehrt, ich vlt. alle zwei Monate, spielen ein wenig mehr Fett und weniger Eiweiß kaum eine Rolle.
Ich bleibe lieber beim klassischem Meat.
Sollen sich doch irgendwelche Hipster mit so etwas vergnügen....
Ich glaube nicht an bleibende bzw. ertragreiche Verkaufserfolge., das ist und bleibt bestimmt ein Nischenprodukt.