Vier Betroffene berichten
Christoph Saloschin, 63

„Ich wage auch große Reisen, zuletzt in die Antarktis. Vier Stunden sollte eine Windel problemlos durchhalten.“
Seit einem Verkehrsunfall vor 15 Jahren kann Christoph Saloschin seine Blase nicht mehr kontrollieren. „Ich habe mir selbst passende Hilfsmittel gesucht, das war ein jahrelanger Prozess“, erzählt er. Heute fühlt sich der 63-Jährige gut versorgt und traut sich nahezu alles zu – vom Fahrradfahren bis zur Fernreise. „Wenn ich vor die Tür gehe, muss ein Hilfsmittel optisch gut zu verstecken sein und mir emotional Sicherheit geben“, sagt er. Mit einem Billigprodukt fühle er sich nicht wohl. „Das muss ich wegen schwacher Saugkraft nach zwei Stunden wechseln.“
Elke Gropp, 66

„Wenn ich vor meiner Klasse stehe, darf nichts danebengehen.“
Elke Gropp unterrichtet Religion an einer Altenpflegeschule – in Windelslips. „Eigentlich trage ich Vorlagen, aber in der Schule will ich nichts riskieren.“ Die 66-Jährige ist seit einer Rückenmarksbetäubung inkontinent: „Familie, Nachbarn, meine Klasse – alle wissen Bescheid.“ Für die Stadt besucht sie Senioren an runden Geburtstagen und spricht auch dort offen: „Viele teilen das Problem und sind dankbar, endlich über ihre Inkontinenz reden zu können.“
Anonym, 40

„Für junge, aktive Leute sind die Produkte nicht geeignet.“
„Es trifft einen besonders hart, wenn man jung ist und mitten im Berufsleben steht“, sagt ein 40-jähriger Mann, der unerkannt bleiben möchte. Seit einem Autounfall vor zehn Jahren ist er inkontinent. Er wünscht sich moderne Slips und nicht Produkte in Krankenhausfarben. Beim Sport, etwa Schwimmen, will er nicht auffallen. Mit seiner Krankenkasse hat er eine Sondervereinbarung: „Für gute Produkte zahle ich zu, bei mir sind es 60 bis 80 Euro extra im Monat.“
Barbara B., 63

„Techniken aus der Krankengymnastik helfen mir, den Harndrang zu kontrollieren.“
Vor 15 Jahren hatte Barbara B. einen Schlaganfall und wurde inkontinent. „Ich bin total von Selbsthilfegruppen überzeugt“, erzählt die 63-Jährige. „Da sitzen die Spezialisten für Probleme im Alltag, da kann ich Sorgen rauslassen und Spaß haben.“ Außerdem halfen ihr Yoga, Ergo- und Physiotherapie, wieder auf die Beine zu kommen.