
Schuss mit Frucht. Die Ingwer-Shots im Test bestehen außer aus Ingwer meist aus Apfel, manchmal mit Zitrone und Orange. © Manuel Krug
Ingwer-Shots haben ein gesundes Image. Zu Recht? Unser Test von 19 Ingwer-Shots zeigt große Unterschiede in Sachen Geschmack, Gehalt an Scharfstoffen – und Preis.
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Testergebnisse für 19 Ingwer-Shots 12/2021Liste der 19 getesteten Produkte
Gesundes Image – was ist dran?
Der Winter steht vor der Tür, die Corona-Pandemie hat uns noch immer fest im Griff. Viele Menschen wollen sich jetzt gegen Infekte wappnen. Ingwer gilt als immunstärkend, entsprechen groß ist das Angebot an Ingwer-Shots – kleine Fläschchen mit ingwerhaltigen Saftmischungen. Einige davon werden mit vielversprechenden Werbeslogans wie „Immunkraft für deinen Tag“ oder „Unterstütze dein Immunsystem“ angepriesen. Was ist da dran? Was macht diese Trendgetränke aus? Haben die kleinen Shots gar eine große Wirkung?
Ingwer-Shots im Test: Preise von rund 6 bis 80 Euro je Liter
Wir haben 19 Ingwer-Shots auf ihre Gehalte an den für Ingwer typischen Scharfstoffen sowie an Vitamin C geprüft. Außerdem haben wir sie verkostet. Im Test: Shots von Handelsmarken wie Lidl und Rewe, von Drogeriemärkten wie Rossmann und dm, von klassischen Saftanbietern wie Voelkel und Rabenhorst sowie von Start-ups wie Kraftling und Kloster Kitchen. Die Preisspanne ist riesig: Sie reicht von 5,60 bis 78,50 Euro pro Liter.
Von deutlich scharf bis eher mild
Ingwer enthält neben ätherischem Öl verschiedene Scharfstoffe wie Gingerole und Shogaole, die für den typisch scharfen Geschmack verantwortlich sind. Unsere Analyse ergab, dass sich die Scharfstoffgehalte in den Shots deutlich unterscheiden. Tendenziell gilt: Je mehr Scharfstoffe, desto intensiver schmeckt er nach Ingwer und desto schärfer ist das Getränk. Shots mit geringen Scharfstoffgehalten schmecken eher mild. Und: Ein hoher Scharfstoffgehalt spricht dafür, dass in den Shots nicht nur vergleichsweise viel, sondern auch frischer Ingwer verarbeitet wurde. Denn Ingwer verliert beim Lagern und Verarbeiten an Schärfe. Auch wie Shots hergestellt werden, beeinflusst den Gehalt an Scharfstoffen.
Viel Ingwer heißt nicht viel Schärfe
Auf den Produkten wird der Scharfstoffgehalt nicht genannt. Die Etiketten weisen nur den Anteil an Ingwer im Getränk aus. Die Shots im Test bestehen zu rund 10 bis 34 Prozent aus Ingwersaft- oder stücken, der Rest ist meist Fruchtsaft. Unsere Analyseergebnisse zeigen allerdings: Viel Ingwer bringt nicht per se viele Scharfstoffe.
- Der Shot von Bangs hat laut Zutatenliste zwar den höchsten Ingweranteil im Test, sein Scharfstoffgehalt liegt aber nur im Mittelfeld. Er schmeckt auch kaum scharf. Laut Homepage des Anbieters wird der Shot pasteurisiert. Dieses Erhitzen, um den Shot haltbar zu machen, könnte ein Grund für den vergleichsweise geringen Scharfstoffgehalt sein. Mit einem Literpreis von 29,80 Euro zählt er zu den teureren im Test.
- Die meisten Scharfstoffe hat der Ingwer-Shot von Rewe. Er schmeckt auch am intensivsten nach Ingwer. Dieser Shot wurde nicht erhitzt. Ein Liter kostet rund 16 Euro.
- Die Shots mit dem wenigsten Ingwer enthalten auch vergleichsweise wenig Scharfstoffe.
Unser Rat
Fertige Ingwer-Shots, die kaltgepresst und nicht erhitzt wurden, enthalten meist viele Scharfstoffe, haben eine frische Ingwernote und schmecken deutlich scharf – wie der Shot von Rewe für 15,90 pro Liter. Er bringt auch viel zugesetztes Vitamin C mit. Deutlich günstiger ist der Bio-Ingwer-Shot von Immer Bio mit 5,60 Euro pro Liter. Er überzeugt geschmacklich und liefert gleich mehrere Shots in einer Großflasche. Wer oft Ingwer-Shots trinkt, macht sie am besten selbst (siehe unser Rezept für Ingwer-Kurkuma-Shot). Das spart Geld und Müll. Frisch liefert Ingwer zudem die meisten Inhaltsstoffe.
Selbst gemachte Ingwer-Shots liefern mehr Scharfstoffe
Im Labor haben wir die Scharfstoffgehalte der fertigen Shots mit vier frischen, selbst gemachten Shots verglichen. Jeder frische Shot bestand zu 20 Prozent aus Ingwer. Wir benutzten Knollen aus verschiedenen Ländern. Das Ergebnis: Nur die drei kaltgepressten Shots von Rewe, Kraftling und Kale and Me bringen ähnlich viele Scharfstoffe mit wie die selbst zubereiteten. Im Schnitt enthalten die selbst gemachten Shots aber fast ein Drittel mehr Scharfstoffe als die sechs nicht erhitzten Fertig-Shots – und sogar doppelt so viele wie die anderen Shots im Test, die laut unserer Analyse erhitzt wurden.
Frischer Ingwertee hat weniger Scharfstoffe als Shots
Zusätzlich haben wir auch einen Ingwertee frisch aufgebrüht. Er liegt im Scharfstoffgehalt deutlich hinter den Shots, weil wir den Ingwer für den Tee wie gebräuchlich nur in Scheiben geschnitten haben. Damit gehen weniger Inhaltsstoffe in den Aufguss über als wenn der Ingwer wie für Shots fein zerkleinert wird.
Unklar: Wie gesund Ingwer-Shots sind
Und wie gesund ist das Ganze nun? Ingwer-Shots sind Lebensmittel und keine Medizin. Zu den Shots liegen uns keine Studien zur gesundheitlichen Wirkung vor. Die Ingwerwurzel selbst wird aber auch in Form von Medikamenten verwendet. Als Arzneidroge lindert Ingwer Symptome bei Reisekrankheit und leichten Magen-Darm-Beschwerden (Was Ingwer für die Gesundheit bringt), dafür gibt es Belege. Aber: „Dass Ingwer vor einer Erkältung schützt oder ihr gar vorbeugt, ist noch in keiner wissenschaftlichen Studie am Menschen untersucht worden“, sagt Matthias Melzig, Professor für Pharmazeutische Biologie an der Freien Universität Berlin.
Hinweise auf Wirksamkeit von Ingwer in Laborstudien
Immerhin: Laborstudien würden zeigen, dass die Arzneidroge Ingwer antiviral, antioxidativ und entzündungshemmend wirkt. „Insgesamt lassen die Daten, die es gibt, eine positive Beeinflussung des Immunsystems als möglich erscheinen“, so Melzig. Entzündungshemmend seien vor allem die Scharfstoffe, für antivirale Effekte sei hingegen das ätherische Öl von frischem Ingwer verantwortlich. Melzig empfiehlt daher, frische Ingwer-Zubereitungen fertigen Produkten vorzuziehen. In Shots, die im Zuge der Herstellung erhitzt wurden, sei weniger des flüchtigen ätherischen Öls zu erwarten. Das gilt auch für die Scharfstoffe, wie unser Test zeigt.
Tipp: Ingwer-Shots sind schnell und einfach selbst gemacht. Probieren Sie unser Rezept für einen Ingwer-Kurkuma-Shot.
Vitamin C in Ingwer-Shots: Wirkung fürs Immunsystem
Dass Vitamin C das Immunsystem unterstützt, ist wissenschaftlich belegt. Einige Shots bringen viel davon mit, wie unsere Analysen zeigen. Drei Produkte im Test werben mit der gesundheitsbezogenen Aussage „Vitamin C trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei“ – was erlaubt ist. Auch der Shot von Kale and Me gehört dazu. Das ist irreführend: In diesem Shot war Vitamin C nicht nachweisbar. Zu viel des Guten liefert dagegen True Fruits: Mit einer 60-Milliliter-Portion nehmen Erwachsene schon mehr Vitamin C zu sich als sie täglich brauchen.
Ingwer bringt wenig Vitamin C mit
Das Vitamin C in den Shots stammt entweder aus Zutaten wie Acerola, Camu Camu (Beerenfrucht) und Sanddorn oder aus dem Antioxidationsmittel Ascorbinsäure. Ingwer selbst bringt nämlich nicht viel Vitamin C mit: 100 Gramm liefern nur 5 Milligramm. Zum Vergleich: Orangen enthalten 45 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm. Sieben Shots im Test enthielten nachweislich kein Vitamin C.
Tipp: Wegen Vitamin C muss niemand teure Ingwer-Shots kaufen. Eine rote Paprika am Tag reicht beispielsweise, um den Tagesbedarf zu decken. Die meisten Menschen sind gut mit dem Vitamin versorgt. Der Körper speichert es nicht. Überschüssiges Vitamin C scheidet er aus.
Manche Shots enthalten mehr Zucker als Cola
Die Ingwer-Shots im Test basieren meist auf Apfelsaft, zwei auf Orangensaft. Das ist wichtig für den Geschmack, reiner Ingwersaft ist sehr scharf. Er wird daher meist nicht zum puren Verzehr empfohlen. Der Fruchtsaft bringt fruchteigenen Zucker mit. Je nach Zusammensetzung kann der Zuckergehalt eines Shots höher sein als in Cola. Die mit Abstand süßesten Shots haben True Fruits und Kloster Kitchen – dabei ist die Hauptzutat bei Kloster Kitchen Wasser. Beide geben ihrem Shot Agavendicksaft zu.
Tipp: Lust auf Abwechslung? In unserem Smoothie-Test konnten sechs Produkte überzeugen – drei aus Obst und drei aus Obst mit Gemüse. Im Schnitt enthalten die fertigen Smoothies aber mehr Zucker als die fertigen Ingwer-Shots.
Kleine Flaschen machen viel Müll
Ein typischer Shot entspricht 60 Millilitern. Acht Produkte sind auch in dieser Portionsgröße abgefüllt, der Shot von Kloster Kitchen enthält sogar nur 30 Milliliter. Die größte Flasche bietet Immer Bio mit 500 Millilitern. Ob Kunststoff, Glas oder Dose – alle Verpackungen sind Einweg ohne Pfand. Kleine Glas-Einwegflaschen haben eine besonders schlechte Ökobilanz, da sie viel Energie für Herstellung und Transport benötigen.
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