Indexfonds sind für viele Anleger ideal, doch die wissen davon nichts. Denn die gesetzlich vorgeschriebenen „Wesentlichen Anlegerinformationen“ sind oft keine Hilfe. Finanztest hat Informationsblätter zu 18 Indexfonds geprüft – die meisten sind eine große Enttäuschung. Die Experten der Stiftung Warentest erklären, was in einer guten Anlegerinformation stehen muss, und zeigen anhand konkreter Beispiele, wie man es besser machen kann.
Alle Testergebnisse für Produktinformationsblätter Fonds 05/2014
Liste der 18 getesteten Produkte
- Amundi ETF MSCI World Ucits ETF-EUR
- ComStage MSCI World TRN Ucits ETF I
- db x-trackers MSCI World Ucits ETF 1C
- iShares MSCI World Ucits ETF (Inc)
- Lyxor Ucits ETF MSCI World
- MSCI World Source ETF
- SSgA World Index Equity P
- UBS MSCI World Ucits ETF A
- Amundi ETF Stoxx Europe 600 Ucits ETF
- ComStage Stoxx Europe 600 NR Ucits ETF I
- db x-trackers Stoxx Europe 600 Ucits ETF 1C
- iShares Stoxx Europe 600 Ucits ETF (DE)
- Stoxx Europe 600 Source ETF
- ComStage Dax Ucits ETF I
- db x-trackers Dax Ucits ETF 1C
- Deka Dax Ucits ETF
- iShares Dax Ucits ETF (DE)
- Lyxor Ucits ETF Dax
Zum Vergleich kaum geeignet
Das Ideal sieht so aus: Anleger erhalten standardisierte Informationsblätter, die sie nebeneinanderlegen, um Eigenschaften, Chancen und Risiken verschiedenartiger Geldanlagen vergleichen zu können. Und das ist die traurige Wirklichkeit: Die von Finanztest untersuchten Informationsblätter zu 18 Indexfonds sind oft zum Davonlaufen formuliert. Der Gesetzgeber fordert in den Ausführungen zu einer EU-Richtlinie ausdrücklich: „Jargon ist zu vermeiden“. Viele Infoblätter strotzen jedoch vor Fachbegriffen und sind sprachlich wie inhaltlich eine Zumutung für den Leser. Sie tragen wenig zum Verständnis und Vergleich von Geldanlagen bei.
Verständlich schreiben ist kein Hexenwerk
Keine der untersuchten 18 Anlegerinformationen schafft es auch nur ansatzweise, die wichtigsten Eigenschaften eines Indexfonds einfach und korrekt darzustellen. Dabei geht das durchaus. Man muss es nur wollen. Finanztest zeigt, wie man es besser macht – und hat ein Muster für die „Wesentlichen Anlegerinformationen“ erarbeitet, in dem sich die gesetzlichen Anforderungen wiederfinden, das aber auch dem Anspruch auf Klarheit, Verständlichkeit und Transparenz gerecht wird. Zwei wichtige Abschnitte der Anlegerinformationen haben wir detailliert ausgearbeitet. In der Grafik „Vorher – Nachher: Basisinformationen“ finden Sie den Abschnitt, der die Basisinformationen und Ziele des Indexfonds beschreibt, in unserer Muster-Grafik „Vorher – Nachher: Wertentwicklung“ geht es um den wichtigen Aspekt der Wertentwicklung. Aber auch auch die Risiken und Fondskosten lassen sich ohne weiteres so klar und verständlich beschreiben, dass der Normalanleger etwas damit anfangen kann.
Indexfonds für viele Anleger ideal
Finanztest befürchtet, dass die verkorksten Informationsblätter Normalanleger abschrecken. Dabei eignen sich von allen Geldanlagen, deren Risiko über das von Tagesgeld hinausgeht, breit streuende Indexfonds am ehesten für jeden. Indexfonds – in der Regel handelt es sich um börsengehandelte Fonds, sogenannte ETF (Exchange Traded Funds) – sind kostengünstig und für Anleger einfach zu verstehen, weil sie stur die Wertentwicklung von Aktien- oder Rentenindizes nachzeichnen. Wer zum Beispiel den deutschen Dax regelmäßig verfolgt, weiß auch, wie sich sein Dax-Indexfonds entwickelt.
Risiken kommen zu kurz
Das für den Anleger wohl wichtigste Thema bei Fonds ist das Risiko, auf das er sich gefasst machen muss. Die für die „Wesentlichen Anlegerinformationen“ maßgebliche EU-Richtlinie schreibt eine siebenstufige Risikoskala vor, mit Stufe 7 als höchstem Risiko. Aktienfonds stehen aufgrund ihrer Wertschwankungen normalerweise auf Stufe 6 oder 7. Anleger wissen also, dass sie schlimmstenfalls erhebliche Verluste erleiden können. Leider ist die Skala nicht feinteilig genug, um breit anlegende Fonds von hochspekulativen Fonds abzugrenzen.
Auf die falsche Fährte gelockt
Die Risiken von Aktienmärkten erleben Anleger vor allem in Gestalt von Kursschwankungen. Sehr hilfreich wäre eine Angabe über den maximalen Verlust, den sie in der Vergangenheit mit einem Fonds innerhalb eines Jahres erleiden konnten. In den Informationsblättern sucht man solche Zahlen vergeblich. Immer wieder werden durch die Wortwahl Risiken verschleiert. So lockt es Anleger auf die falsche Fährte, wenn Wertentwicklungen nur als „positiver oder negativer Ertrag“ etikettiert werden. In mehr als der Hälfte der Informationsblätter ist das der Fall. Ein „negativer Ertrag“ ist ein Verlust und sollte so genannt werden. In der EU-Richtlinie bleiben viele Details offen und manche Risikofaktoren unberücksichtigt. Entsprechend dürftig sind die Anlegerinformationen in diesen Punkten. Zum Beispiel ist das Währungsrisiko für die Einstufung in die Risikoklassen kein Thema.
Kuddelmuddel bei den Vorschriften
Es liegt nicht nur an den Fondsanbietern, wenn die Informationsblätter mehr Verwirrung als Nutzen stiften. Das Kuddelmuddel beginnt bei den gesetzlichen Vorgaben. Das deutsche Wertpapierhandelsgesetz macht klare Vorgaben für die Beschreibung von Aktien, Anleihen und Zertifikaten. Die Regelungen für Investmentfonds wurden dagegen auf EU-Ebene getroffen. Schon im Aufbau und Erscheinungsbild sind die Informationsblätter so unterschiedlich, dass Anleger eine Einzelaktie und einen Aktienfonds nicht miteinander vergleichen können. Für Vermögensanlagen wie geschlossene Fondsbeteiligungen oder Genussrechte gibt es wieder andere Informationsblätter. Sie haben in unserem letztjährigen Test Vermögensanlagen: Die Anbieter informieren schlecht ebenfalls enttäuscht. Gleiches gilt für die Informationen, die Anbieter von Zinsprodukten ihren Kunden freiwillig zur Verfügung stellen – Zinsanlagen: Produktinformationen oft trügerisch.
-
- Viele Anleger meiden aus Angst vor Währungsrisiken Fonds, die in Fremdwährung notiert sind – zum Beispiel ETF auf den Aktienindex MSCI World, deren Anteile auf Dollar...
-
- Das Pantoffel-Portfolio ist einfach, bequem und eignet sich für jeden. Hier erfahren Sie alles, um mit der Anlagestrategie von Finanztest loszulegen.
-
- Kleine Aktienwerte bieten hohe Renditechancen, sind aber auch sehr schwankungsanfällig. Mit Small-Cap-ETF können sich Anleger an ihnen beteiligen, ohne das Risiko zu...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
aber SWAP, KGV, HARTZ IV, MWST und ähnliches erschließt sich auch nicht jedem sofort. Nur ADAC kennt jeder, weil Autos eben sexy sind.
Fast jeder läuft heute mit dem Smartphone vor der Nase durch die Welt und sollte in der Lage sein, einmal nach OGAW zu googeln. Wer dazu nicht bereit ist, bevor er Geld in fremde Hände gibt, sollte es lieber gleich lassen.
Im übrigen ist ein OGAW nicht irgend ein Investmentfonds, sondern ein Investmentfonds, der der einschlägigen EU-Richtlinie entspricht.
Würde in den KIIDs (lässt sich auch gut googeln) "Investmentfonds" statt OGAW stehen, wäre das sicher lesbarer, aber unvollständig und irreführend.
Hinzu kommt, dass die allermeisten OGAW nicht aus Deutschland stammen. Um die 70% sind UCITS und stammen hauptsächlich aus Luxemburg und Irland, laut FAZ-Artikel vom 5.5.2014.
Das bedeutet: Die Fondsunterlagen werden ursprünglich in Englisch verfasst und dann übersetzt. Gute Übersetzer(innen) für Finanztexte sind nicht wie Sand am Meer zu finden.