Die Inflation ist auf 2 Prozent gestiegen. Mit speziellen Bundesanleihen können Anleger ihr Geld inflationssicher investieren.

Nicht Günther Jauch oder Günter Netzer – für die Anleihen des Bundes wirbt „Finanzexperte Günther Schild“.
Es ist verflixt. Sachwerte wie Aktien entwickeln sich weitgehend unabhängig von der Inflation. Aber sie sind nicht sicher. Anleihen hingegen sind meist sicher, aber sie schützen nicht vor Inflation. Was tun?
Einen Weg aus dem Dilemma bieten inflationsindexierte Bundesanleihen. Zins und Rückzahlung sind an die Inflationsrate gekoppelt. Der reale Wert des angelegten Geldes – die Kaufkraft – bleibt erhalten, gleich wie stark die Preise steigen. Hinzu kommt: Zahlungsausfälle sind kaum zu befürchten. Die Bundesrepublik Deutschland gilt als eine der besten Adressen weltweit.
Ein Beispiel zeigt, wie der Inflationsschutz funktioniert: Ein Anleger, der 10 000 Euro investiert, bekommt bei Fälligkeit nach einem Jahr nicht wie üblich seine 10 000 Euro zurück, sondern zusätzlich einen Inflationsausgleich. Bei 5 Prozent Inflation erhält er 10 500 Euro. Auch die Zinsen sind geschützt. Aus 1 Prozent Zinsen – das wären 100 Euro für die 10 000 Euro – werden mit Inflationsausgleich 105 Euro.
Drei Papiere zur Wahl
Zu Jahresbeginn ist die Inflationsrate auf 2 Prozent pro Jahr gestiegen. Damit liegt sie höher als in den Jahren zuvor, jedoch immer noch auf der Höhe, die sich die Europäische Zentralbank als Währungshüterin zum Ziel gesetzt hat. Auch bei Inflationsraten bis 3 Prozent sprechen Notenbanker noch von Preisstabilität. Erst darüber wird es kritisch.
Zurzeit sind drei inflationsgeschützte Bundesanleihen auf dem Markt, eine läuft bis April 2013, eine bis April 2016 und eine bis April 2020.
Alle drei Papiere schützen vor der Inflation in der Eurozone, gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex HVPI. Der passt auf hiesige Sparer zwar nicht ganz. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn bislang war die Inflation im Euroraum höher als in Deutschland. Nur Raucher bleiben außen vor: Die steigenden Tabakpreise werden nicht berücksichtigt.
Der Praxistest
Wir haben einen Testkäufer losgeschickt, damit er für 1 000 Euro die inflationsgeschützte Bundesanleihe 9/20 kauft, die bis 15. April 2020 läuft. Der Testkäufer hat seine Order am 15. Februar aufgegeben und seine Bank beauftragt, die Anleihe an der Börse Stuttgart zu beziehen. Dort wurde sie zum Kurs von 104,80 Prozent notiert. Die Kurse von Anleihen werden in Prozent vom Nennwert angegeben.
Für seine Anleihe musste unser Tester aber nicht 1 048 Euro zahlen, was dem Kurs von 104,80 entsprochen hätte, sondern 1 083,50 Euro – 35,50 Euro mehr. Das ist der bisher aufgelaufene Inflationsausgleich.
Der Bund zahlt den Inflationsausgleich erst zum Schluss. Wenn die Anleihe aber schon vorher den Besitzer wechselt, muss der Käufer dem Verkäufer den bisher aufgelaufenen Betrag auszahlen.
Der Käufer bekommt das Geld im April 2020 wieder zurück, wenn der Bund die Anleihe zurückzahlt. Wer schon einmal eine Anleihe gekauft und „Stückzinsen“ gezahlt hat, kennt das Verfahren.
Die Rendite
Unser Testkäufer erhält für seine Anleihe eine Rendite von 1,2 Prozent pro Jahr – vorausgesetzt, er behält sie bis zur Fälligkeit. Verkauft er vorher, kann sein Ertrag völlig anders ausfallen. Er kann einen höheren Gewinn, aber auch Verlust machen.
Die Rendite einer Anleihe errechnet sich aus dem aktuellen Kurs, dem bei Ausgabe der Anleihe festgelegten Zinssatz und der Restlaufzeit.
Bei normalen Anleihen wird die nominale Rendite angegeben – die Rendite vor Abzug der Inflation. Für die Bundesanleihe 7/20 (Isin DE 000 113 540 8) ohne Inflationsschutz (siehe Produktfinder Bundeswertpapier, Pfandbrief und Unternehmensanleihe) gab es am 15. Februar 3,3 Prozent pro Jahr.
Wer sie kaufen würde, bekäme bei ähnlicher Laufzeit also fast das Dreifache. Er wüsste aber nicht, wie viel er von seinem Geld bei Fälligkeit in neun Jahren noch kaufen könnte. Die reale Rendite – nach Abzug der Inflation – kann unterschiedlich ausfallen, je nachdem wie stark die Preise steigen.
Unser Testkäufer dagegen weiß jetzt schon, was er nach Abzug der Inflation übrig hat. Gleich, ob die Preise in den kommenden Jahren gar nicht, mäßig oder rapide steigen, seine reale Rendite ist immer 1,2 Prozent.
Wie es zu Minusrenditen kommt
Die reale Rendite für die inflationsindexierte Bundesobligation 7/13 steht ebenfalls fest: Wer hier sein Geld investiert, macht pro Jahr einen leichten Verlust von 0,04 Prozent. Das lässt einen zunächst stutzen. Warum sollte jemand eine solche Anleihe kaufen?
Für einen Anleger, der große Angst vor Inflation hat, kann so eine Investition trotzdem sinnvoll sein. Er weiß sicher, dass er mit dem Papier nach Abzug der Inflation pro Jahr 0,04 Prozent verliert – nicht weniger, aber auch nicht mehr. Bei einer normalen Anleihe weiß er das nicht.
Steigt die Inflation rapide auf 5 Prozent an, würde der Anleger mit einer ungeschützten Zinsanlage, die beispielsweise 3 Prozent bringt, viel mehr verlieren – nämlich nicht 0,04, sondern rund 2 Prozent pro Jahr.
Ähnlich wie bei Aktien bilden sich die Kurse von Anleihen nach Angebot und Nachfrage. Verspricht eine Anleihe hohe Zinsen oder eben Schutz vor Inflation, sind die Käufer bereit, einen höheren Preis dafür zu bezahlen.
Im Fall der indexierten 2013er-Anleihe ist der Kurs so hoch gestiegen, dass der Anleger trotz der noch kommenden Zinszahlungen einen Verlust macht.
Abgerechnet wird zum Schluss

Ob sich der Kauf einer inflationsgeschützten im Vergleich zu einer normalen Anleihe gelohnt hat, stellt sich erst am Ende heraus. War die Inflation niedriger als erwartet, hat es sich nicht gelohnt. War sie höher als erwartet, hat es sich gelohnt (siehe Infografik).
Anleger sollten jedoch wissen, dass sie bei den indexierten Anleihen auch den Inflationsausgleich versteuern müssen. Der Wert ihrer Anlage nach Steuern sinkt somit, wenn die Inflationsrate steigt.
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