Schleichend schwindet die Kaufkraft. 1 000 Euro Rente von heute sind bei 2 Prozent Inflation in 20 Jahren nur noch 673 Euro wert.
Mit der Geldentwertung schrumpft das Vermögen. Für das gleiche Geld lässt sich morgen weniger einkaufen.
Im vergangenen Jahrzehnt verlor das Geld in Deutschland im Schnitt 2 Prozent jährlich an Kaufkraft. Diese Inflationsrate entspricht dem Stabilitätsziel der Europäischen Zentralbank (EZB), das seit 1999 gilt.
Von 4 Prozent Ertrag blieben real 2 Prozent übrig. Ein Zins von 2 Prozent oder weniger, wie beim Sparbuch üblich, verhinderte also nur den Verlust von Kaufkraft.
Im Jahr 2008 sprang die Inflationsrate zeitweise über 3 Prozent. Zurzeit ist die Entwertung durch die Finanzkrise nahezu gestoppt. Kommen die Investitionen in Fahrt, dürfte sich das aber ändern. Die Energiepreise steigen schon wieder.
„Das Dümmste, was man machen kann, ist, nichts mit seinem Geld zu machen“, sagt Inflationsexpertin Kerstin Bernoth vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.
Um realistisch einzuschätzen, was das Sparen für später bringt, sollte jeder von dem Zins, den eine Bank für eine Geldanlage bietet, die gleichzeitige Entwertung des Vermögens abziehen. Das gilt auch für Kursgewinne an der Börse.
Auch eine Investition in eine Immobilie ist nicht inflationssicher. Hier ist nur die Rechnung schwieriger: Wie viel hat mich das Haus bis zum Verkauf mit Zinsen und Instandhaltung gekostet? Wie viel Geld bringt mir der Verkauf? Was bleibt unterm Strich als Ertrag pro Jahr übrig?
Wir haben die Renditen der wichtigsten typischen Altersvorsorgeangebote verglichen. Abgezogen haben wir jeweils 2 Prozent Inflation. Die Tabelle „Was bei 2 Prozent Inflation von der Rendite übrig bleibt“ zeigt, wer sein Geld wo am besten investiert.
Für Arbeitnehmer mit Einkünften im Jahr bis 45 000 Euro ist es sehr attraktiv, in eine Firmenrente zu investieren: Sie profitieren besonders stark davon, dass auf ihre Einzahlungen keine Sozialabgaben fällig sind (Fall 1, siehe „Was bei 2 Prozent Inflation von der Rendite übrig bleibt“). 2 Prozent Inflation dämpfen den Ertrag, aber es bleibt noch ein gutes Plus übrig, selbst bei langen Laufzeiten.
Gesetzlich versicherte Gutverdiener zahlen dagegen bereits für Teile ihres Einkommens keine Sozialabgaben und können deshalb keine sparen (Fall 3, siehe „Was bei 2 Prozent Inflation von der Rendite übrig bleibt“). Haben sie nur noch wenige Jahre bis zum Ruhestand, bleibt ihnen nach Abzug der Inflation gar kein Ertrag: Sie machen mit der Firmenrente sogar Verlust und sollten besser auf die Riester-Rente setzen.
Gesetzliche Rente mit Bremsen
Nicht nur die Preise steigen, auch die Löhne, sofern Tarifverhandlungen für Arbeitnehmer erfolgreich ausgehen. Davon profitieren Ruheständler mit einer gesetzlichen Rente. Denn die gesetzliche Rente wächst mit den Löhnen. Allerdings sind in die Rentenformel zwei Bremsen eingebaut.
Die erste Bremse ist der „Nachhaltigkeitsfaktor“: Er dämpft den Rentenanstieg, wenn sich das Verhältnis zwischen der Zahl der Erwerbstätigen und der Zahl der Rentner Richtung Rentner verschiebt.
Im umgekehrten Fall steigen die Renten stärker als die Löhne. Im Jahr 2009 ist das geschehen, weil die Zahl der Beitragszahler im Konjunkturaufschwung vor der Krise gewachsen war.
Die Bruttolöhne erhöhten sich von 2007 auf 2008 in den alten Bundesländern um rund 2,1 Prozent, in den neuen um 3,1 Prozent, der Nachhaltigkeitsfaktor legte noch etwa 0,3 Prozent auf die Renten drauf. Das führte am 1. Juli 2009 zu Rentenerhöhungen von 2,41 Prozent und 3,38 Prozent.
Das Plus jenseits der Inflation tat den Rentnern gut nach dem Kaufkraftverlust, den sie zuvor durch Nullrunden, Minianpassungen, höhere Steuern und die 2004 verdoppelten Sozialabgaben auf Betriebsrenten ertragen mussten.
Normalerweise wäre der Rentenanstieg 2009 durch die zweite Bremse, den „Riester-Faktor“, um rund 0,65 Prozent niedriger ausgefallen. Dieser Faktor zieht von der Bruttolohnerhöhung der Berufstätigen ihren theoretischen Aufwand für die private Riester-Rente ab. Doch kurz vor der Bundestagswahl 2009 sollten die Rentner einen ordentlichen Zuschlag erhalten. Schon 2008 hatte man auf den Abzug verzichtet.
Die ausgebliebenen Riester-Senker sollen ab 2012 nachgeholt werden, vielleicht früher. Da die Bruttolöhne in Deutschland derzeit eher sinken, steht der nächste Rentenanstieg in den Sternen. Und die nächste Bundestagswahl steht erst für 2013 an.
Gegen die Inflation arbeiten
Berufstätige können der Inflation auf der Karriereleiter davonlaufen. Sie können sich fortbilden, den Arbeitgeber wechseln oder Zusatzaufgaben übernehmen. Die Kaufkraft ihres Einkommens lässt sich damit vielleicht erhalten.
Wohlhabende Rentner entgehen dem Kaufkraftverlust, wenn sie ihr Vermögen gut vermehren. Ruheständler, die von der gesetzlichen Rente leben, werden dagegen ärmer, wenn diese unverändert bleibt. Auch deshalb verdienen Rentner in den ersten Jahren oft noch etwas dazu.
Gut 780 000 ältere Menschen hatten in Deutschland 2009 einen Mini-Job auf 400-Euro-Basis. Doch je älter jemand wird, desto anstrengender ist so ein Job für ihn. Eine Rente sollte deshalb langfristig reichen, um den Lebensstandard zu sichern.
Ohne Illusionen sparen
Jüngere Leute legen besser mehr als weniger zurück und versuchen, den realen Wert ihrer späteren Alterseinkünfte richtig einzuschätzen.
Die jährliche Information über den Stand ihrer gesetzlichen Rente sagt ihnen nicht die ganze Wahrheit. Zum einen sind politische Eingriffe nicht vorhersehbar. Zum anderen zeichnet die Rentenversicherung ein rosiges Bild, wenn sie 1 und 2 Prozent Rentensteigerung pro Jahr vorrechnet.
Optimistisch ist auch die angegebene Inflationsrate von 1,5 Prozent pro Jahr. Die tatsächliche Rate war zuletzt meist höher.
Von Schlechterem auszugehen, ist sicherer. Der Inflationsrechner errechnet, was eine Rente bei 2 Prozent Inflation in x Jahren wert ist. Pessimisten können sie höher ansetzen.
Der Rechner lässt sich für private Zusatzrenten ebenso benutzen. Deren voraussichtliche Höhe lässt sich aus der jährlichen Standmitteilung von der Versicherungsgesellschaft hoffentlich ablesen.
Im Alter kann man Zusatzrenten „dynamisieren“, um der Inflation ein Schnippchen zu schlagen. Das Prinzip ist einfach: Überschüsse aus der Rentenphase werden peu à peu der Auszahlung zugeschlagen. Dadurch steigt die Rente im Laufe der Jahre immer wieder etwas an. Selbst wenn es einmal keine Überschüsse gibt, fällt sie nicht.
Überschüsse entstehen vor allem, wenn der Versicherer am Kapitalmarkt mehr als den Garantiezins (für Verträge ab 2007: 2,25 Prozent) erwirtschaftet.
Die dynamische Rente hat eine Schattenseite: Sie beginnt niedrig. Auf eine gute Rendite kommen damit nur Menschen, die sehr alt werden. Die Alternative ist die „Gewinnrente“, bei der gleich höhere Überschüsse ausgezahlt werden. Disziplinierte legen einen Teil zurück. Dann gibt es einen Topf, in den sie greifen können, wenn die Rente durch schwächere Überschüsse sinkt oder die Inflation sie auszehrt.
Mehr Betriebsrente fordern
Mancher hat das Glück, aus einer Unterstützungskasse oder per Direktzusage eine vom ehemaligen Arbeitgeber bezahlte Zusatzversorgung zu bekommen. Hier muss er häufig selbst dafür sorgen, dass die Rente der Inflation angepasst wird.
Arbeitgeber tun dies selten von sich aus, obwohl sie alle drei Jahre eine Anpassung der Beträge prüfen müssen. Bei schlechter Wirtschaftslage können sie die Erhöhung ablehnen und müssen ihre Rentner nicht einmal von sich aus darüber informieren.
Fragen Rentner hartnäckig nach, können sie oft doch eine Erhöhung durchsetzen. Notfalls müssen sie die Firma vor Gericht zwingen, ihre angeblich schlechte wirtschaftliche Lage nachzuweisen.
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