Geld­anlage in der Inflation Mit Sach­werten gegen die Geld­entwertung

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Geld­anlage in der Inflation - Mit Sach­werten gegen die Geld­entwertung

Inflations­schutz. Anle­gerinnen und Anleger sollten nicht nur auf Zins­anlagen bauen, sondern Sach­werte beimischen. © Getty Images

Die Inflation steigt. Was tun? Nur mit Sach­werten lässt sich gegen­steuern. Finanztest zeigt, wie Sparer mit Aktien, Gold oder Immobilien ihr Geld vor Inflation schützen.

Hohe Inflation bei nied­rigen Zinsen

Die Inflations­rate beträgt im Februar 2023 nach vorläufigen Schät­zungen des Statistischen Bundes­amts 8,7 Prozent. Damit ist sie genauso hoch wie im Januar 2023. Besonders stark zugelegt haben in den vergangenen Monaten die Preise für Energie und Lebens­mittel. Auch wenn die Renditen von Tagesgeld und Festgeld nach den Zins­erhöhungen der EZB anziehen, bieten Zins­anlagen derzeit keinen wirk­samen Schutz vor einer Geld­entwertung. Der sogenannte Realzins, also das, was nach Abzug der Inflation übrig bleibt, ist nach wie vor deutlich negativ.

Inflation: Einfach erklärt

Geld­anlage in der Inflation - Mit Sach­werten gegen die Geld­entwertung

© Stiftung Warentest

Wollen Sie nur einen kurzen Über­blick zum Thema? Dann lesen Sie unser Finanztest-Special Inflation: Einfach erklärt.

Inflations­schutz: Nur Sach­werte bieten noch Chancen

Bei sogenannten Sach­werten sind hingegen Renditen, die über der Inflations­rate liegen, zumindest möglich. Im Gegen­satz zu Zins­anlagen begründen Sach­werte echtes Eigentum. Ob Aktien, Immobilien, Edel­metalle, Kunst­werke oder Sammel­gegen­stände – Käufer erwerben in allen Fällen etwas „Hand­festes“.

Eine Garantie, dass in Sach­anlagen investiertes Geld zu einem Zeit­punkt X eine positive Realrendite haben wird, kann aber niemand geben. Der unbe­streit­bare Vorteil von Sachan­lagen liegt eher darin, dass sie im Regelfall nicht völlig wert­los werden können.

Hohe Renditen nur mit Risiko

Ob sich der Kauf von Sach­werten im Einzel­fall bezahlt macht, zeigt sich allerdings erst hinterher. Diese Unbe­rechen­barkeit lässt viele etwa vor Aktien­investments zurück­schre­cken. Das Risiko ist vorsichtigen Anle­gerinnen und Anlegern einfach zu hoch. Doch auch bei einem Haus oder Grund­stück weiß man nie, wie sich der Wert in zehn oder zwanzig Jahren entwickeln wird. Auch hier kann es zu Preis­einbrüchen kommen.

Unser Rat

Aktienfonds. Breit gestreute, weltweit anlegende Aktienfonds sind wegen ihrer hohen Rendite­chancen eines der besten Mittel gegen Inflation. Zwar haben sie ein relativ hohes Risiko, doch bei einer Anlagedauer von mindestens zehn Jahren ist das über­schaubar. Anders als Immobilien sind sie auch für kleines Geld zu haben.

Zins­anlagen. Trotz nied­riger Zinsen benötigen Sie Zins­anlagen als Stabilitäts­anker für die Geld­anlage. Tagesgeld und Festgeld sind erste Wahl.

Immobilien. Eine Immobilie als Kapitalanlage sollten Sie nur kaufen, wenn Sie schon eine gut aufgestellte Geld­anlage haben.

Edel­metall. Gold eignet sich zur Beimischung in einem gut gestreuten Depot mit einem Anteil von maximal 10 Prozent.

Ohne Zins­anlagen geht es nicht

Trotz des nied­rigen Zins­niveaus sollten Anle­gerinnen und Anleger nicht auf sichere Zins­anlagen verzichten. Sie sorgen für Stabilität bei der Vermögens­anlage. Im Gegen­satz zu Sach­werten gibt es bei Tages­geld und Fest­geld keine Wert­schwankungen. Mit ihren Zins­anlagen bleiben Anlegende außerdem flüssig. Das ist im Hinblick auf unerwartete Engpässe oder kurz­fristig notwendige Anschaffungen ein Muss. Die Cashre­serve ermöglicht Anlegern beispiels­weise, ihre Aktien­bestände nach einem kräftigen Kurs­rück­gang aufzusto­cken.

Tipp: Unsere Zins­tests zeigen, wo Sie die aktuell besten Angebote für Tagesgeld und Festgeld bekommen.

Anleihen waren besser als ihr Image

Welche Realrenditen haben verschiedene Anla­geklassen seit 1970 gebracht? Wir haben es analysiert und kamen zu interessanten Ergebnissen. Fast 50 Jahre lang konnten Spare­rinnen und Sparer mit Bundes­anleihen ihr Geld nach Abzug der Inflation vermehren, allerdings mit deutlich rück­läufiger Tendenz. Über den gesamten Analysezeitraum schafften Bundes­anleihen eine durch­schnitt­liche Realrendite von 2,7 Prozent pro Jahr. Damit lagen sie gar nicht so weit hinter einem Investment in den deutschen Aktienmarkt, das im Schnitt eine Realrendite von 3 Prozent im Jahr brachte.

Interna­tionale Aktien alternativlos

Dass die Realrenditen bei Aktien je nach Betrachtungs­zeitraum sehr unterschiedlich ausfielen, ist keine Über­raschung. An den Börsen gehören heftige Wert­schwankungen und manchmal auch quälend lange Durst­stre­cken zu den üblichen Risiken. Genau ­dafür werden besonnene Anle­gerinnen und Anleger meist belohnt, wenn sie sich in Krisen­phasen nicht verrückt machen lassen und zwischen­zeitliche Verluste aussitzen.

Der globale Aktienmarkt – gemessen am Index MSCI World – bescherte Anlegern eine Realrendite von durch­schnitt­lich 4,9 Prozent pro Jahr. Der Abstand zu Bundes­anleihen wirkt auf den ersten Blick nicht so spektakulär. Doch bezogen auf eine Spanne von mehr als fünf Jahr­zehnten ergibt sich eine gewal­tige Kapitaldifferenz.

Miteigentümer durch Aktien-ETF

Bei einem abstrakten Begriff wie ETF denken nicht alle auto­matisch an einen gegen­ständlichen Wert. Genau darum handelt es sich aber bei Investmentfonds, zu denen auch Aktien-ETF zählen. Über das allen Fondsanle­gern gemein­sam gehörende Fonds­vermögen sind sie an zahlreichen börsennotierten Unternehmen beteiligt. Die ETF-Anteile jedes Anlegenden gehören zum Sonder­vermögen, das vor dem Zugriff von Gläubigern geschützt ist, falls die Fonds­gesell­schaft oder Depot­bank pleite­gehen sollte.

Anders als Aktionäre können Fonds­anleger zwar keinen Einfluss auf die Unternehmen nehmen, an denen sie indirekt beteiligt sind. Allerdings machen auch viele Aktionäre von ihrem Stimm- und Rederecht auf Haupt­versamm­lungen niemals Gebrauch.

Klumpenrisiko bei Immobilien

Das eigene Haus oder die eigene Wohnung gelten nicht zu Unrecht als guter Vermögens­schutz. Auf lange Sicht sind die Immobilien­preise stets gestiegen. Allerdings lässt sich der Wert­zuwachs für den Immobilienmarkt als Ganzes nicht beziffern. Wie viel das eigene Haus wert ist, weiß man erst beim Verkauf.

Für Menschen, die ihr Leben lang in der selbst genutzten Immobilie wohnen wollen, mag das nicht wichtig erscheinen. Aber zumindest bei Eigentum in weniger guten Lagen sollte man im Blick haben, dass es keine Garantie für einen attraktiven Verkaufs­preis gibt.

Ein Problem beim Immobilienkauf ist oft das sogenannte Klumpenrisiko. Davon spricht man, wenn das Vermögen nicht breit verteilt ist, sondern sich auf eine oder wenige Anlagen konzentriert. Der Klumpen beim Immobilien­erwerb ist gewaltig, oft bleibt Käufern nichts für andere Geld­anlagen übrig.

Andere Möglich­keiten, in Immobilien anzu­legen, sind kein Ersatz für den realen Kauf. Als Ergän­zung einer breit gestreuten Geld­anlage kommen sie schon infrage, etwa ETF auf ­Aktien von Immobilien­konzernen oder offene Immobilienfonds. In den vergangenen Jahren hatten offene Immobilienfonds sehr geringe Wert­schwankungen, aber auch meist nur Renditen von 1 bis 3 Prozent pro Jahr.

Vorsicht bei Kryptowährungen

In sozialen Netz­werken und Internetforen kursieren viele Tipps, wie man sich mit Kryptowährungen vor Inflation schützen können soll. Die traumhaften Kurs­steigerungen des Bitcoins aus der Vergangenheit dienen als will­kommene Argumentations­hilfe. Mitt­lerweile ist der Preis jedoch stark zurück­gegangen.

Wir halten Kryptowährungen für äußerst spekulativ. Mit Sach­werten haben sie nichts gemein­sam. Selbst wenn Bitcoin und andere Kryptowährungen wieder im Kurs steigen, können sie Anle­gerinnen und Anlegern nicht bieten, was in Zeiten hoher Inflation am dringendsten gefragt ist: ein Mindest­maß an Verläss­lich­keit.

ETF-Sparplan als idealer Einstieg

Besonders heikel ist die aktuelle Situation für junge Leute und Berufs­einsteiger, die mit ihrer Alters­vorsorge beginnen wollen. Herkömm­liches Sparen ist für sie keine vernünftige Option.

Wir empfehlen statt­dessen den Abschluss eines ETF-Sparplans. Er ermöglicht bereits mit geringen Summen den Einstieg in die interna­tionalen Aktienmärkte. Wer mehrere Jahr­zehnte dabeibleibt, hat gute Aussichten auf hohen Kapital­zuwachs. Finanztest untersucht regel­mäßig, bei welchen Banken und Brokern besonders günstige ETF-Sparpläne zu haben sind.

Tipp: Das Wichtigste zu Immobilien, Gold und Rohstoff­investments finden Sie in unserem Ratgeber Alles über Sachwerte. Das Buch hat 192 Seiten und kostet 19,90 Euro.

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17 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

Profilbild Stiftung_Warentest am 17.02.2023 um 13:12 Uhr
Steuern

@threin: Gold kauft und verkauft man bei Banken oder Edelmetallhändlern. Einen Artikel hierzu finden Sie auf
ww.test.de/Gold

Wer Gold als Beimischung behalten möchte, kann das Geld wie beim Gold-Pantoffel aufteilen und sich hinsichtlich der Anpassung des Anteils an Gold an den Pantoffel-Regeln orientieren.

Im offensiven Gold-Pantoffel befinden sich 60% Aktien-ETF Welt, 15% Gold und 25% Sicherheitsbaustein.

Lesetipp:
Im Artikel von heute "Haben sich Rohstoffe gelohnt?" finden Sie eine Langfristanalyse der Einmalanlage im Pantoffel-Portfolio mit Rohstoff-ETF, Gold und Neue-Energien-Fonds:
www.test.de/geld-aktuell

threin am 16.02.2023 um 20:11 Uhr
Steuern

Wenn man die nicht zu zahlende Abgeltungssteuer berücksichtigt, können Anlagen in Gold durchaus attraktiv sein. Und können durchaus ertragsmässig mit Aktien-ETFs mithalten.
Interessant wäre auch die Meinung der Redaktion zum Verkauf von effektivem Gold. Welche Adressen sind denn da empfehlenswert?

vactorio am 24.11.2022 um 02:06 Uhr
@andreas.nicola Bewusst Falschverstehen

Klassischer Fall von: Ich brauche heute was zum aufregen, also tippe ich mal darauf los. Wenn Sie die Artikel hier gelesen hätten, würde Ihnen sicher auffallen, dass mit „sicher“ die klare Abgrenzung mit Risikobehafteten, unvorhersehbaren Anlagemethoden und der „sicheren“, nicht risikobehafteten Anlage unterschieden wird.
Diesen Unterschied kann jeder Leser hier klar erkennen, wenn er den Artikel ließt.

Profilbild Stiftung_Warentest am 03.11.2022 um 12:53 Uhr
Risiko von Festgeldanlagen in US-Dollar

@joschi2013: Investieren Sie Euro in eine Festgeldanlage, die in US-Dollar aufgelegt ist, gehen Sie ein Währungsrisiko ein. Fällt der Wert des Dollars kann die Anlage trotz Zinsen zu Verlusten (in Euro) führen. Bitte lesen Sie unseren Artikel zu den Währungskonten:
www.test.de/Waehrungskonto-Wann-Konten-in-Dollar-Yen-und-Pfund-sinnvoll-sind-4989008-0
Die Zinsen für Festgeld in Euro liegen bei der pbb (und anderen Banken) im Moment weit unter 3,5%. Festzinslangen ohne Verlustrisiko (in Euro) finden Sie in unserem Zinstest:
www.test.de/festgeld

joschi2013 am 29.10.2022 um 17:44 Uhr
Festgeld in Dollar anlegen zum Beispiel 12 Monate

Welche Risiken und Kosten sind zu beachten wenn zum Beispiel pbb-Bank für 12 Monate 3,5 % anbietet,ist das Marktgerecht oder überhöht wenn man die Kosten abzieht.