
Viele haben sie befürchtet, jetzt ist die Inflation da. Steigen die Zinsen nun? Ist Gold die Rettung? Gibt es Schutz für die Ersparnisse? Und was heißt das für die Altersvorsorge? Schnell noch eine Immobilie kaufen? Die Finanztest-Experten beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema Inflation.
2,2 Prozent Inflation
Im Februar ist die Inflation in Deutschland im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,2 Prozent gestiegen. Damit liegt sie über dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die langfristig eine Rate von leicht unter 2 Prozent anstrebt. Doch die EZB will ihre lockere Geldpolitik nicht voreilig aufgeben. Das hat sie in ihrer jüngsten Sitzung vom 9. März noch einmal bekräftigt.
Die Inflation von 2002 bis heute
Kurz vor Ausbruch der Finanzkrise 2008 sind die Preise am stärksten gestiegen. Doch selbst da war die Inflationsrate mit knapp 3,5 Prozent noch moderat.

Wie geht es weiter? Anleger fürchten, dass die Inflation noch stärker steigen könnte. Die EZB glaubt, nein.
Energiekosten treiben die Inflationsrate
Ist es nicht gefährlich, wenn die EZB die Zinsen nicht erhöht?
Die EZB soll für Preisstabilität im Euroraum sorgen. Hier ist die Inflation noch nicht ganz so stark gestiegen wie in Deutschland. Im Dezember waren es 1,1 Prozent, im Januar 1,8 und im Februar geschätzte 2 Prozent – jeweils im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die EZB stuft den Inflationsanstieg jedoch als nicht nachhaltig ein. Er sei vor allem auf gestiegene Nahrungsmittel- und Energiepreise zurückzuführen. Energie ist im Februar auf Jahressicht um 9,2 Prozent teurer geworden. Ohne Energie läge die Preissteigerung im Februar lediglich bei 1,2 Prozent. Die EZB erwartet, dass die Kerninflation niedrig bleibt.
Wenn die Zinsen nicht steigen, nimmt die EZB doch in Kauf, dass Sparer enteignet werden?
Die EZB hat nicht den einzelnen Sparer im Blick, sondern die Entwicklung im Ganzen. Mit der lockeren Geldpolitik soll die Konjunktur angekurbelt und dafür gesorgt werden, dass sich die Inflation dauerhaft knapp unter 2 Prozent pro Jahr einpendelt. Dann ist die Gefahr gering, dass es eine Deflation gibt. Deflation – fallende Preise auf breiter Front – treibt die Wirtschaft in eine Abwärtsspirale. Mit geldpolitischen Mitteln ist es einfacher, eine Inflation zu bekämpfen als eine Deflation.
Festgeld, Aktien, Gold
Soll ich überhaupt noch sparen? Wenn die Tagesgeldzinsen so niedrig bleiben, dann verliere ich doch nur Geld.
Gleich, ob 1 oder 2 Prozent Inflation – um Ihre Kaufkraft zu erhalten, brauchen Sie ertragreichere Geldanlagen als Tagesgeld. Das fängt an bei mehrjährigem Festgeld und geht bis zu Aktien. Die sind zwar riskanter, aber ein kleiner Teil weltweit anlegender Aktienfonds ist auch für vorsichtige Sparer sinnvoll. Nutzen Sie unser Pantoffel-Portfolio. Sie kaufen dazu zwei ETF, einen mit Aktien, einen mit Anleihen. ETF sind börsengehandelte Indexfonds.
Was halten Sie davon, Gold zu kaufen?
Als Inflationsschutz hat Gold oft enttäuscht. Das geht aus einer Analyse von Finanztest hervor, in der wir den Inflationsschutz verschiedener Anlagen über vier Jahrzehnte hinweg untersucht haben. In vielen Jahren haben Anleger nach Abzug der Inflation Minus gemacht, etwa in den 1980er Jahren, als die Inflationsraten teils über 6 Prozent lagen. Gold reagiert auf weltweite Effekte, nicht aber auf die Höhe der Inflation in Deutschland.
Tipp: Alles zum Thema Goldkauf finden Sie in unserer Untersuchung Barren, Münzen, Gold-ETC und Sparpläne im Test.
Immobilien und Altersvorsorge
Ich überlege mir, ob ich jetzt schnell noch eine Immobilie kaufe, solange die Zinsen noch niedrig sind. Das schützt doch vor Inflation, oder?
Sie sollten einen Immobilienkauf nicht überstürzen. Erstens brauchen Sie ein geeignetes Objekt. Gerade in Ballungsgebieten sind die Preise schon ziemlich hoch. Zweitens benötigen Sie genügend Kapital, um die Immobilie solide zu finanzieren. Mindestens 20 bis 25 Prozent Eigenkapital sollten Sie haben. Ob eine Immobilie vor Kaufkraftverlust schützt, hängt davon ab, wie ihr Wert sich entwickelt. Sinkt ihr Preis im Laufe der Jahre, etwa weil Sie zu teuer gekauft haben oder die Lage nicht günstig ist, dann machen Sie damit Miese. Billig sind Immobilien nicht mehr: Nach Angaben des Verbands Deutscher Pfandbriefbanken legten im vergangenen Jahr die Preise für Wohnimmobilien um 6,6 Prozent zu.
Und was ist mit Altersvorsorge? Das hat doch keinen Sinn mehr.
Wenn Sie nichts beiseitelegen, haben Sie später noch weniger. Sparen Sie auf jeden Fall, auch wenn die Renditen im Moment nicht so üppig sind. Altersvorsorge ist auf Jahrzehnte angelegt. Inflationsraten und Zinsen ändern sich. Ob Sie jetzt einen langfristigen Vertrag abschließen wollen, sollten Sie sich allerdings überlegen, ungeförderte Rentenversicherungen lohnen sich kaum noch (Test Private Rentenversicherung, test 4/2017). Es spricht aber nichts dagegen, einen Fondssparplan anzufangen – im Gegenteil: Solche Sparpläne sind flexibel, Sie können sie jederzeit aufstocken oder kündigen. Gerade Aktienfonds spielen auf lange Sicht ihre Stärke aus. Wenn Sie 20 Jahre lang monatlich 100 Euro sparen, können Sie um die 50 000 Euro herausbekommen und Ihre Einzahlungen somit mehr als verdoppeln – wenn die Märkte sich in etwa so entwickeln wie im Schnitt der vergangenen 20 Jahre.
Inflationsgeschützte Bundesanleihen
Wie funktionieren Bundesanleihen mit Inflationsschutz?
Mit inflationsgeschützten Bundesanleihen sichern Sie sich eine bestimmte reale Rendite. Real heißt nach Abzug der Inflation. Zurzeit ist die Rendite dieser Papiere negativ. Für die inflationsindexierte Bundesanleihe mit Fälligkeit im April 2023 beträgt sie minus 1,1 Prozent pro Jahr. Gleich, wie hoch die Inflation steigt, Sie erhalten real minus 1,1 Prozent. Bei Tagesgeld dagegen stehen nur die nominalen Zinsen fest. Je höher die Inflation wird, desto weniger bleibt real übrig. Angenommen, Sie erhalten 0,5 Prozent pro Jahr – dann darf die Inflation höchstens bei 1,6 Prozent liegen, damit Sie wie bei der Bundesanleihe bei 1,1 Prozent Realverlust enden. Steigt die Inflation weiter, ist Ihr realer Verlust höher – es sei denn, die (nominalen) Tagesgeldzinsen selbst würden steigen.
Tipp: Mehr über inflationsindexierte Bundesanleihen lesen Sie in unserem Test Bundeswertpapiere, Pfandbrief, Unternehmensanleihen, Fonds mit solchen Anleihen zeigt unser Produktfinder Fonds.