Das Verbraucherschutzministerium kritisiert Ärzte, die Patienten nicht über kostenpflichtige Zusatzleistungen aufklären. Neun von zehn Patienten fühlten sich dazu gedrängt, „individuelle Gesundheitsleistungen“ (Igel) in Anspruch zu nehmen. Ein vom Ministerium finanziertes Internetforum beantwortet Fragen von Patienten.
Zahlreiche Beschwerden
Es gibt Ärger um die „Individuellen Gesundheitsleistungen“ (Igel), die Ärzte gesetzlich Krankenversicherten als Privatleistung verkaufen: „Patienten fühlen sich schlecht aufgeklärt und zum Kauf von Zusatzleistungen von Ärzten unter Druck gesetzt“, resümiert das Bundesverbraucherschutzministerium. Die Patienten stehen den Igel-Leistungen hilflos gegenüber. Dies zeigen die Erfahrungen von drei Landesverbraucherzentralen, die im Internet unter Igel-aerger.de Erfahrungen sammeln und Fragen beantworten. Das Internetforum gibt es seit einem Jahr, es wird vom Ministerium finanziert. Bisher beschwerten sich rund 1 500 Patienten.
Fehlende Aufklärung
Neun von zehn Patienten fühlten sich zu einem Igel-Angebot gedrängt. Fast 40 Prozent beklagten, dass sie für die Leistung zahlen mussten, obwohl sie vorher nicht schriftlich zugestimmt hatten. In mehr als jeder zweiten Beschwerde kritisierten Patienten, sie seien über Alternativen, die ihre Krankenversicherung bezahlt, nicht aufgeklärt worden. Die Igel-Angebote von Akupunktur zur Migräneprophylaxe bis zum PSA-Test zur Prostatakrebsfrüherkennung haben es bisher nicht in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung geschafft. Bei der extrakorporalen Stoßwellentherapie bei Fersenschmerz wird dies gerade geprüft.
Willkür bei den Preisen
Die Gesundheitsexpertin des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Dr. Ilona Köster-Steinebach, erklärt, dass die Anbieter kein Interesse an der Aufnahme in den Leistungskatalog haben, weil Igel-Angebote „jeder Qualitätskontrolle und Preisregulierung entzogen sind“. Die Ärzte dürfen dafür so viel verlangen, wie sie möchten. Deshalb unterscheiden sich die Preise sehr. Für Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen erhalten sie eine feste Vergütung.
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Das es neben der Verbraucherzentrale auch Internetforen wie dieses gibt. Das wünsche ich mir auch in anderen Bundesländern.