Sprays schützen Kleidung und Schuhe besser vor Wasser und Schmutz als Sprühschäume und Mittel zum Einwaschen.
Testergebnisse für 18 Imprägniermittel 09/2015
Es rauscht und kracht. In dicken Tropfen prasselt der Platzregen herunter. Kräftige Schauer lassen sich im Freien selbst bei niedrigen Temperaturen gut gelaunt überstehen – vorausgesetzt Jacke und Schuhe halten dicht. Dringt dagegen Wasser in die Kleidung ein, saugen sich Stoffe und Leder voll. Der Mensch fühlt sich unwohl. Die gute Laune verfliegt.
Damit es nicht so weit kommt, lässt sich Kleidung gegen Regenwetter imprägnieren. Zur Auswahl stehen Sprays, Schäume und sogenannte Wash-ins, die mit in die Waschmaschine kommen. Sie alle enthalten Imprägnierstoffe wie Fluorcarbonharze, Wachse oder Paraffine, die in Alkohol, Benzin oder Wasser gelöst sind. Nach dem Auftragen verdunsten die Lösemittel und die schützenden Substanzen umhüllen Leder und Gewebefasern. Halten sie Kleidung und Schuhe wirklich trocken und sauber?
Sprays schützen wirksam
Im Test waren 18 Imprägniermittel vertreten, darunter Spezialprodukte für Textilien sowie Universalmittel, die sich auch für Leder eignen. Ergebnis: Schäume und Wash-Ins schützen bestenfalls befriedigend, vier sind ausreichend. Treibgas- und Pumpsprays wirken besser: Die Testsieger Deichmann Nässe Blocker und das preiswerte Imprägnol sind gut. Sieben weitere Sprays erhalten diese Note, zwei sind mittelmäßig.
Tropfen, beregnen, mustern, wiegen

Obenauf. Bleibt die runde Tropfenform erhalten, dringt die Flüssigkeit nicht in die Faser ein. Die Imprägnierung wirkt. © Stiftung Warentest
Um zu erforschen, wie gut die Mittel wirken, müssen die Tester nicht im Regen stehen. Nur im Labor lassen sich die Qualitätsunterschiede präzise ermitteln. Die Prüfer bringen die Imprägnierungen auf Polyester, Polyamid und Baumwolle auf, Universalmittel auch auf Lederfaserstoffe. Sie tropfen wässrige Lösungen und ölähnliche Flüssigkeiten auf die behandelten Oberflächen. Bewahren die Tropfen für eine bestimmte Zeit ihre Form und werden nicht eingesogen, hält die Imprägnierung dicht. Beim anschließenden Beregnungstest soll das Wasser möglichst vollständig von den Geweben abperlen. Wie gut das gelingt, ermitteln die Tester mit Waage und scharfem Blick.
Nur wenige überzeugen nicht
Neun Sprays schützen gut. Centralin All Spray sowie die ausreichenden Schäume von Solitaire, Gabor und Erdal halten Wasser zwar von Leder recht gut ab, Centralin auch von Polyamid. Auf Polyester und Baumwolle können sie dagegen nicht überzeugen. Centralin fällt zudem bei öligen Verschmutzungen durch. Hey Sport Impra Wash-In schützt nur mäßig.
Imprägnierstoffe in der Diskussion
Als klassische Imprägnierstoffe dienen Fluorcarbonharze (PFC). Sie weisen Wasser, Fett und Schmutz ab. Die Kehrseite der Medaille: Einige, wie das früher gebräuchliche PFOS (Perfluoroctansulfonsäure), reichern sich im Organismus und in der Umwelt an und können die menschliche Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. PFOS ist seit Juni 2008 verboten. Wir haben es in keinem der aktuell getesteten Produkte gefunden.
Andere PFC kommen weiter zum Einsatz – allerdings ist unklar welche. Eine Pflicht, die verwendeten Imprägnierstoffe offenzulegen, existiert nicht. Einige Anbieter weisen auf der Verpackung oder online auf Fluorcarbone hin, manche bestätigen ihren Einsatz auf Nachfrage, andere schwiegen sich aus. Der Einsatz von Fluorcarbonen ist umstritten. Fibertec bewirbt seinen Fluor-Wirkstoff als neu und umweltschonend. Das Umweltbundesamt und der Bund für Umwelt und Naturschutz hingegen weisen auf mögliche Umweltbelastungen auch durch alternativ eingesetzte Fluorcarbone hin.
Das Problem unserer Prüfer: Die Gruppe dieser Wirkstoffe umfasst mehr als 800 Substanzen. Sie können nicht jede einzeln identifizieren. Hinzu kommt: Die Auswirkungen der Stoffe sind bisher nur unzureichend erforscht, sodass wir sie nicht abschließend bewerten können.
Auch Funktionsjacken brauchen Schutz
Ist die Imprägnierung von Funktionskleidung durch Waschen und Abrieb dahin, saugt sich der Außenstoff bei Regen voll. Die Jacke fühlt sich schwer an, kühlt oft unangenehm aus, dampfförmiger Schweiß gelangt nicht mehr optimal nach außen. Ein gut imprägnierter Oberstoff unterstützt als erster Nässeschutz die Wirkung der darunterliegenden wasserdichten, atmungsaktiven Membran: Regen perlt ab, der Stoff bleibt trocken, kleine Membranschäden gleicht die Imprägnierung aus.

© Stiftung Warentest
Fluorfreie Produkte im Test
Vier Produkte für Textilen kommen nach Anbieterangaben ohne Fluorchemie aus: das Pumpspray von Toko, Deichmann Hitec Schaum sowie die Wash-ins von Nikwax und Sympatex. Ihre Fähigkeit, Öl abzuweisen, ist erwartungsgemäß schlecht. Hier sind fluorhaltige Produkte im Vorteil. Toko bewährt sich im Beregnungstest. Deichmann-Schaum und die Wash-ins lassen das Wasser befriedigend von Stoffen abperlen.
Nur im Freien verwenden
Fluorcarbonharze sind nicht die einzigen umstrittenen Stoffe in Imprägniermitteln. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu schweren Vergiftungen durch Sprays. Wir haben ihr Risikopotenzial bewertet. Ergebnis: Richtig angewendet (Tipps) geht von den geprüften Sprays keine akute Gefahr aus. Die Mittel können aber der Gesundheit schaden, etwa wenn sie in kleinen, unbelüfteten Räumen eingesetzt werden. Das gilt vor allem für Treibgassprays.
Katrin Begemann, Toxikologin am Bundesinstitut für Risikobewertung, sagt: „Vergiftungseffekte können auftreten, wenn das gesamte Stoffgemisch in entsprechend kleinen Tröpfchen als Sprühnebel eingeatmet wird und tief in die Lunge eindringt.“ So kleine Tröpfchen entstünden aber nur, wenn das Mittel durch Treibgas und mit einer besonders kleinen Düse im Sprühkopf verteilt werde. In den getesteten Sprays haben wir keine kritischen Mengen Kleinstpartikel gemessen. Als unbedenklich gelten Pumpzerstäuber, so Expertin Begemann. Sie versprühen größere Tropfen.
Sicherheit im Check
Hersteller von Sprays müssen die Gesundheitsrisiken ihrer Produkte bewerten. Das geben die Sicherheitsempfehlungen ihres Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel vor. Tierversuche sind dabei durchaus noch üblich. Für die Stiftung Warentest verbieten sich solche Tests aus ethischen Gründen. Wir haben die Unternehmen aufgefordert, uns die Unterlagen zur Verfügung zu stellen, mit denen sie die Unbedenklichkeit der von ihnen verwendeten und vermarkteten Rezepturen belegen. Zwei Toxikologen haben die eingereichten Dokumente ausgewertet, ihre Vollständigkeit und Plausibilität beurteilt. Für acht Produkte belegen die Hersteller sehr gut bis gut, warum sie sie als sicher einstufen. Bei zehn Mitteln erfüllen sie unsere Erwartungen nicht. Das betraf auch Treibgas- und Pumpsprays. Immerhin enthielten die Unterlagen Testberichte und Belege, dass bei richtiger Anwendung keine Vergiftungsgefahr beim Einatmen der Sprays besteht. Ihre Note im Prüfpunkt Risikobewertung: befriedigend.
Die Angaben auf der Verpackung entsprechen bei allen Produkten den Vorschriften. Darstellung und Lesbarkeit ließen sich aber zum Teil verbessern. Die winzige Schrift auf der Hey-Sport-Flasche beispielsweise ist kaum zu entziffern. Und Granger’s versteckt die deutschen Hinweise in der Innenseite des Etiketts.
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@duplo-1: Leider hat uns der Hersteller nicht mitgeteilt, unter welcher Bezeichnung das getestete Imprägniermittel verkauft wird. Bitte fragen Sie direkt beim Hersteller Brauns-Heitmann nach (www.brauns-heitmann.de). (spl)
Das Imprägnol-Spray wurde, wie in Ihrem Test als Fußnote vermerkt, lt. Hersteller geändert. Nun gibt es von dieser Firma zwei ähnliche Artikel, welche beide leider mehr kosten als das Test-Produkt. Welches der beiden nun erhältlichen Sprays wurde von Ihnen getestet? Danke im Voraus für die Info :-)