
Wir haben mit einem Expertenkreis Einschätzungen zu Impfungen für Erwachsene erarbeitet. Teils weichen wir von den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) ab.
Wo unsere Experten von der Stiko abweichen
Keuchhusten: Die Stiko empfiehlt eine einmalige Auffrischimpfung im Erwachsenenalter. Warum die Stiftung Warentest die regelmäßige Auffrischung alle zehn Jahre vertritt, steht in unserem Testbericht zur Impfung gegen Keuchhusten.
Gürtelrose. Die Stiko empfiehlt einen Totimpfstoff (Shingrix) – für Erwachsene ab einem Alter von 60 Jahren; bei Begleiterkrankungen bereits ab 50 Jahren. Die Impfung ab 60 Jahren halten auch unsere Experten für sinnvoll; die Impfung jüngerer Erwachsener ist aus unserer Sicht hingegen wenig sinnvoll. Mehr dazu steht in unserem Testbericht zur Impfung gegen Gürtelrose.
Pneumokokken: Die Stiko empfiehlt die Erwachsenen-Impfung Personen ab 60 Jahren sowie jüngeren Risikopatienten. Warum unsere Experten die Impfung in diesen Fällen für voraussichtlich sinnvoll halten, steht im Testbericht zur Impfung gegen Pneumokokken.
Grippe: Die Stiko empfiehlt die Impfung Personen ab 60 Jahren jährlich. Warum die Stiftung Warentest hier eine abweichende Meinung vertritt, steht in unserem Testbericht zur Grippeimpfung.
Wichtig: Es handelt sich bei unseren Einschätzungen um generelle Empfehlungen. Individuell kann in Absprache mit dem Arzt anderes gelten, etwa krankheitsbedingt oder vor Reisen.
test-Impfkalender für Erwachsene
Impfung |
Regel- und Auffrischimpfung: für jeden sinnvoll |
Nachholimpfung: für manchen sinnvoll1 |
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Alle 10 Jahre |
Einmalig |
1. Termin |
2. Termin |
3. Termin |
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Als Kombiimpfung möglich |
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Wundstarrkrampf (Tetanus) |
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Diphtherie |
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Keuchhusten (Pertussis) |
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Kinderlähmung (Polio) |
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Als Kombiimpfung möglich |
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Masern |
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Mumps |
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Röteln |
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Einzelimpfungen |
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Gürtelrose (Herpes Zoster) |
Gängige Impfempfehlung für Menschen ab 60 Jahre: sinnvoll.4 |
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Pneumokokken |
Gängige Impfempfehlung: voraussichtlich sinnvoll. |
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Grippe (Influenza) |
Gängige Impfempfehlung: wenig sinnvoll. |
- 1
- Für Erwachsene ohne Grundimpfung oder mit unklarem Impfstatus. Selbst Personen, die annehmen, die Krankheit durchgemacht zu haben, sollten sich impfen lassen.
- 2
- Mindestabstand zur vorangegangenen Impfung.
- 3
- Frauen im gebärfähigem Alter benötigen zwei Impfungen, derzeit nur mit Masern-Mumps-Röteln-Impfstoff möglich.
- 4
- Die Impfung erfolgt mit einem Totimpfstoff (Shingrix) und erfordert zwei Dosen im Abstand von zwei bis sechs Monaten.
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@rischer: Bei einer Impfung werden abgeschwächte oder abgetötete Erreger beziehungsweise Bruchstücke davon in den Organismus eingeschleust, meistens per Spritze. Das Ziel: Ohne eine gefährliche Krankheit auszulösen, aktivieren sie als sogenannte Antigene das körpereigene Immunsystem, etwa zur Bildung von Antikörpern. Das soll fortan die echten Erreger abwehren und so vor der entsprechenden Infektionskrankheit schützen.
Wie funktioniert der Wirkmechanismus bei einer Impfung mit abgeschwächtem Bakterielngift(z.B. Tetanus)?
Das habe ich als Laie noch nicht verstanden.
P.S ich bitte um eine seriöse Antwort, bzw. Link durch die Stiftung Warentest, oder kompetenten Wissenschaftler. Selbsternannte Gurus mit blühender Phantasie müssen draußen bleiben!
@Stiftung_Warentest: Vielen Dank für die detailliertere Einordnung! Allerdings bleibt der Widerspruch für mich bestehend. Aus meiner Sicht wäre die logische Schlussfolgerung, dass sich z.B. jeder im Rahmen einer Tetanusauffrischung auch wieder gegen Keuchhusten impfen lässt. Oder ist das Risiko möglicher Nebenwirkungen/Komplikationen zu groß?
@marvingorden: Für die Impfung gegen Keuchhusten gibt es keinen Einzelimpfstoff, sondern die Impfung wird Erwachsenen einmalig - in der Regel mit der nächsten Impfung gegen Tetanus und Diphtherie - als Kombinationsimpfung verabreicht. Für eine Reihe von Impfungen, dazu zählt auch die Keuchhusten-Impfung, ist noch nicht sicher, ob eine Auffrischungsimpfung sinnvoll ist - ggf. könnte der Impfschutz von 5-10 Jahren auch länger dauern. Neben dem individuellen Schutz des einzelnen Erwachsenen ist außerdem wichtig, dass durch die Impfung von Erwachsenen auch Neugeborene geschützt werden, die selbst noch nicht geimpft werden können - und die sich durch infizierte Erwachsene anstecken können, bei denen die Erkrankung auch einen unspezifischen Verlauf nehmen kann. Für Neugeborene kann die Erkrankung jedoch mit einem hohen Komplikations- und Sterberisiko verbunden sein. Deshalb hat die Ständige Impfkommission in diesem Jahr die zusätzliche Empfehlung ausgesprochen, dass sich Schwangere gegen Keuchhusten zu Beginn des dritten Schwangerschaftsdrittels impfen lassen. Auch für Personal im Gesundheitsdienst (z. B. Hebammen, Ärzte) sowie in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Altenheimen wird die Impfung gegen Keuchhusten empfohlen. Enge Kontaktpersonen eines Säuglings (z. B. Großeltern, Freunde, Babysitter, Tagesmütter) sollten spätestens vier Wochen vor der Geburt eine Auffrischimpfung erhalten, notfalls geht das auch noch später. Davon ausgenommen sind nur Erwachsene, die in den letzten zehn Jahren bereits gegen Keuchhusten geimpft wurden. (ka/bp)
Sie empfehlen die einmalige Impfung gegen Keuchhusten, aber laut Ihrer Tabelle hält die Impfung nur für 5-10 Jahre. Aus meiner Sicht ist das ein Widerspruch. Warum empfehlen Sie die Impfung nur einmalig?