
Ältere Menschen haben bei der Impfung Vorrang.
Impfen, impfen, impfen: Die Hoffnung auf wirkungsvollen Schutz vor Covid-19 treibt alle um. Seit Ende Dezember werden Menschen in Deutschland bereits mit dem Impfstoff von Biontech und Pfizer geimpft, nun hat die EU-Kommission auch den Impfstoff von Moderna zugelassen. Wir fassen die wichtigsten Infos rund um die Corona-Impfung zusammen und sagen, inwiefern sich die Impfstoffe unterscheiden, was sie bewirken, welche Nebenwirkungen auftreten könnten – und wer zuerst geimpft wird.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Impfstoffe
Wirkweise, Schutzwirkung, Nebenwirkungen
- Wie gut schützen die Impfstoffe?
- Wie lange hält der Immunschutz an?
- Sollen beide Impfdosen den gleichen Impfstoff enthalten?
- Wie schnell wirkt die Impfung?
- Können geimpfte Menschen das Virus noch übertragen?
- Wie viele Impfdosen sind für eine Impfung notwendig?
- Was ist, wenn ich den Abstand zwischen den Impfungen nicht einhalten kann?
- Ist es sinnvoll, bewusst einen längeren Abstand als vorgesehen zwischen zwei Impfterminen zu lassen, um mehr Menschen impfen zu können?
- Was passiert, wenn ich mich nach der ersten Impfdosis infiziere?
- In welche Körperstelle wird der Impfstoff gespritzt?
- Was ist über Nebenwirkungen bekannt?
- Wie steht es um das Risiko allergischer Reaktionen?
- Muss ich direkt nach der Impfung noch unter ärztlicher Kontrolle bleiben?
- Welche Vorsichtsmaßnahmen werden sonst noch empfohlen?
- Kann ich mir den Impfstoff aussuchen?
- Soll ich nach der Covid-19-Impfung mit anderen Impfungen warten?
Wer wann geimpft wird
- Wer soll in Deutschland zuerst geimpft werden?
- Warum haben Menschen ab 80 Jahren Vorrang vor anderen Risikogruppen?
- Wer bekommt nach den ersten Gruppen eine Impfung?
- Wer steht noch vorn in der Prioritätenliste?
- Können auch Kinder gegen Covid-19 geimpft werden?
- Sollen sich Schwangere und Stillende impfen lassen?
- Bekomme ich eine Impfung, wenn ich bereits eine Corona-Infektion hinter mir habe?
- Ist eine Impfung gefährlich, wenn ich bereits unbemerkt eine Corona-Infektion hatte?
- Soll ich einen Antikörpertest machen, wenn ich vermute, bereits eine Corona-Infektion gehabt zu haben?
- Ist die Impfung freiwillig?
- Was kostet die Impfung?
- Wo kann ich mich impfen lassen?
- Warum gibt es Impfzentren?
- Wie bekomme ich einen Termin zur Impfung?
- Welche Unterlagen muss ich zur Impfung mitbringen?
- Wie viel Prozent der Bevölkerung in Deutschland sollten sich impfen lassen?
- Muss ich nach der Impfung noch eine Maske tragen?
Besonderheiten von genetischen Impfstoffen
- Wie wirken die mRNA-Impfstoffe von Moderna und Biontech und Pfizer?
- Was hat es mit Lipid-Nanopartikeln in mRNA-Impfstoffen auf sich? Sind sie gefährlich?
- Besteht die Gefahr, dass Geimpfte die mRNA aus den Impfstoffen ins genetische Material aufnehmen?
- Was unterscheidet mRNA-Impfstoffe von den meisten herkömmlichen Impfstoffen?
- Was sind Vorteile von mRNA-Impfstoffen?
- Gibt es bereits andere zugelassene mRNA-Impfstoffe?
- Kann die Impfung gegen das Coronavirus noch wirken, wenn es mutiert?
Hintergründe zur Zulassung der Impfstoffe
- Wer erteilt die Zulassung?
- Welche Zulassungsschritte haben die Impfstoffe durchlaufen?
- Warum wurde den Impfstoffen nur eine „bedingte Zulassung“ erteilt?
- Wieso kann die Stiko die Impfstoffe so schnell bewerten?
- Wohin kann ich mich wenden, wenn Nebenwirkungen auftreten, die auf die Impfung zurückzuführen sein könnten?
- Werden die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission aktualisiert?
- Sind weitere Impfstoffe in Sicht?
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Impfstoffe
Was sind die wesentlichen Gemeinsamkeiten der Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer?
Die Impfstoffe von Moderna und Biontech und Pfizer haben viel gemeinsam:
Beide sind mRNA-Impfstoffe. Die Impfstoffe basieren auf sogenannter mRNA (Messenger-Ribonukleinsäure) von Sars-CoV-2. Diese mRNA enthält den Bauplan für ein Eiweiß, das auf der Oberfläche des Virus vorkommt. Via Impfung gelangt dieser Bauplan in einige Körperzellen. Sie stellen für kurze Zeit das Eiweiß her und regen das Immunsystem an, Abwehrstoffe dagegen zu bilden. Das Immunsystem kann dadurch das Virus bei einem späteren Kontakt erkennen und bekämpfen.
Vergleichbare Wirksamkeit. Der Impfstoff von Biontech und Pfizer verringert das Risiko für eine Covid-19-Erkrankung laut Zulassungsstudie um 95 Prozent. Diese Quote liegt in der entsprechenden Studie für den Impfstoff von Moderna bei insgesamt 94,1 Prozent. Die Ständige Impfkommission hält beide Impfstoffe für gleichwertig.
Zwei Impfungen notwendig. Beide Impfstoffe entfalten erst nach zwei Dosen ihre volle Wirkung, die im Abstand von drei beziehungsweise vier Wochen verabreicht werden.
Was sind die wesentliche Unterschiede der beiden Impfstoffe?
Temperaturempfindlichkeit. Während der Impfstoff von Biontech und Pfizer bei etwa minus 70 Grad Celsius gelagert und transportiert werden muss, verträgt der Impfstoff von Moderna bei der Auslieferung Temperaturen von „nur“ minus 25 bis minus 15 Grad. Er kann danach sogar lichtgeschützt bei Temperaturen von 2 bis 8 Grad für maximal 30 Tage im Kühlschrank gelagert werden. Der Impfstoff von Biontech und Pfizer soll laut Produktinformation nach der Entnahme aus dem Gefrierschrank bei 2 bis 8 Grad bis zu fünf Tage halten – vorausgesetzt, die Flaschen bleiben verschlossen.
Mindestalter für Impfung. Während der Impfstoff von Biontech und Pfizer für bereits für Jugendliche ab 16 Jahre zugelassen ist, darf der Impfstoff von Moderna nur erwachsenen Menschen ab 18 Jahren verabreicht werden.
Abstände zwischen den Impfungen. Der empfohlene Abstand zwischen erster und zweiter Dosis beträgt beim Impfstoff von Biontech und Pfizer 21 Tage, bei Moderna 28 Tage. Die zweite Dosis sollte bei beiden Präparaten allerspätestens 42 Tage nach der ersten Dosis verabreicht werden. Die Ständige Impfkommission rät, nicht von diesen empfohlenen Impfschemata abzuweichen.
Wirkweise, Schutzwirkung, Nebenwirkungen
Wie gut schützen die Impfstoffe?
Beide Impfstoffe haben sich in klinischen Studien als effektiv erwiesen. Laut der Europäischen Arzneimittelagentur Ema zeigt eine sehr große klinische Studie, dass der Impfstoff namens mRNA-1273 von Moderna bei Menschen ab 18 Jahren wirksam war. An der Studie nahmen etwa 30 000 Menschen teil. Von ihnen erhielt eine Hälfte den Impfstoff, die andere einen Placebo – eine wirkungslose Kochsalzlösung. Das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, sank bei den Geimpften im Vergleich zur Placebogruppe insgesamt um 94,1 Prozent. Bei Teilnehmenden mit einem Risiko für schwere Covid-19-Verläufe wie Menschen mit chronischen Erkrankungen von Lungen, Herz und Leber, Adipositias oder Diabetes lag die Wirksamkeit bei 90,9 Prozent.
Die Wirksamkeit des bereits zugelassenen Impfstoffs Comirnaty von Biontech und Pfizer ist vergleichbar gut. Für ihn hatte die Ständige Impfkommission (Stiko) bereits eine Empfehlung veröffentlicht. Danach hat der in der entscheidenden klinischen Studie mit knapp 43 500 Teilnehmenden die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion mit Covid-19 um 95 Prozent verringert. Auch in dieser Studie erhielt die eine Hälfte der Probanden den Impfstoff, die andere einen Placebo in Form von Kochsalzlösung. Die Impfung schützte in verschiedenen Altersgruppen ähnlich gut, auch bei Menschen mit Vorerkrankungen.
Sollen beide Impfdosen den gleichen Impfstoff enthalten?
Ja. Eine begonnene Impfserie soll laut Ständiger Impfkommission mit dem gleichen Impfstoff abgeschlossen werden, auch wenn zwischenzeitlich weitere Impfstoffe zugelassen werden. Wer bereits eine Impfdosis erhalten hat, hat im Zweifel Vorrang gegenüber Personen, die noch keine Impfdosis erhalten haben, so die Stiko.
Wie schnell wirkt die Impfung?
Laut Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (Iqwig) ist für beide Impfstoffe unklar, wie gut man bereits nach der ersten Dosis gegen eine Covid-19-Erkrankung geschützt ist. Den vollen Impfschutz habe man erst eine Woche nach der zweiten Dosis.
Können geimpfte Menschen das Virus noch übertragen?
Es ist laut Robert-Koch-Institut (RKI) noch nicht geklärt, ob und in welchem Maße geimpfte Menschen das Coronavirus übertragen können.
Wie viele Impfdosen sind für eine Impfung notwendig?
Für eine vollständige Immunisierung sind bei beiden Impfstoffen jeweils zwei Dosen notwendig. Beim Vakzin von Biontech und Pfizer sollte der Abstand 21 Tagen betragen, beim Vakzin von Moderna 28 Tage.
Was ist, wenn ich den Abstand zwischen den Impfungen nicht einhalten kann?
Wenn zwischen der ersten und der zweiten Impfung mehr Zeit als empfohlen verstrichen ist, kann die Impfserie dennoch fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden.
Ist es sinnvoll, bewusst einen längeren Abstand als vorgesehen zwischen zwei Impfterminen zu lassen, um mehr Menschen impfen zu können?
Nein. Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist es unsicher, dass die gerade mit Priorität geimpften betagten Menschen nach der ersten Dosis schon ausreichend geschützt sind. Zwar seien in den Zulassungsstudien ab 14 Tage nach der ersten Dosis Impfeffektivitäten von mehr als 90 Prozent ermittelt worden, doch seien die meisten Teilnehmenden jünger als 75 Jahre alt gewesen. In der Regel schlügen Impfungen im hohen Alter nicht mehr so gut an.
Hinzu kommt laut RKI, das Geimpfte nach der ersten Dosis um den Faktor 10 bis 20 weniger Antikörper im Blut hätten als nach der zweiten. Das könne unter anderem dazu führen, dass der Schutz nicht so lang anhalte. Das RKI gibt auch zu bedenken, dass sich bei einer Teil-Immunität bestimmte Viren vermehren und Mutationen begünstigen könnten. Das sei für Sars-CoV-2 noch nicht gezeigt worden, wohl aber für andere Viren.
Was passiert, wenn ich mich nach der ersten Impfdosis infiziere?
Wenn nach der ersten Impfung eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen wird, dann soll die zweite Impfdosis laut Ständiger Impfkommission zunächst nicht mehr gegeben werden.
In welche Körperstelle wird der Impfstoff gespritzt?
Der Impfstoff wird in die Muskeln des Oberarms gespritzt. Patienten, die Blutgerinnungshemmer einnehmen und dadurch generell zu starken Blutungen neigen, sollen mit sehr feinen Injektionskanülen geimpft werden.
Was ist über Nebenwirkungen bekannt?
Wie bei jeder Impfung können auch bei den neuen Impfstoffen gegen Covid-19 Impfreaktionen und Nebenwirkungen auftreten. Einen Überblick über Nebenwirkungen gibt unter anderem das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen:
Lokale Reaktionen. Beim Impfstoff von Biontech und Pfizer berichteten insgesamt 73 Prozent der Geimpften über Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle – bei den Teilnehmern aus der Placebo-Gruppe waren das nur 11 Prozent. Bei weniger als 1 Prozent der Geimpften kam es zu einer meist harmlosen Schwellung der Lymphknoten. Insgesamt traten bei den Studienteilnehmern über 55 Jahre weniger Lokalreaktionen auf. Beim Impfstoff von Moderna gaben 92 Prozent der Geimpften und 29 Prozent der Teilnehmer aus der Placebo-Gruppe an, dass nach der Impfung Schmerzen oder Rötungen an der Einstichstelle oder geschwollene oder zarte Lymphknoten unter den Armen aufgetreten seien.
Reaktionen im ganzen Körper. Nach der Impfung mit dem Impfstoff von Biontech und Pfizer klagten 70 Prozent der Geimpften über Beschwerden wie Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen oder Muskel- und Gelenkschmerzen. Der Impfstoff von Moderna führte bei 83 Prozent der Geimpften zu Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen.
Schwere Reaktionen. Nach der Impfung mit dem Vakzin von Biontech und Pfizer trat in der Impfgruppe bei sehr wenigen Menschen (0,02 Prozent aller Geimpften) eine vorübergehende Gesichtslähmung auf und bei 0,1 Prozent der Geimpften kam es zu möglicherweise allergischen Reaktionen.
Beim Impfstoff Moderna gibt bislang keine Hinweise auf schwere Nebenwirkungen nach der Impfung. In der Impfgruppe litten aber sehr wenige Menschen (0,01 Prozent) nach der Impfung an einer Gesichtslähmung und bei 0,4 Prozent stand der Verdacht auf allergische Reaktionen im Raum. Ob beides in Zusammenhang mit der Impfung steht, gilt noch als unklar. Die Arzneimittelbehörden versichern, diese Fälle weiterhin zu beobachten und gründlich zu prüfen.
Todesfälle. Weder unter den Geimpften noch in der Placebo-Gruppe traten Todesfälle auf, die auf die Spritzen mit einem der beiden Impfstoffe oder dem Placebo aus Kochsalzlösung zurückzuführen waren.
Wie steht es um das Risiko allergischer Reaktionen?
Personen, die wissen, dass sie eine Allergie gegen einen Bestandteil des Impfstoffs von Moderna oder von Biontech und Pfizer haben, sollten diesen laut Ema nicht erhalten. Nur in sehr wenigen Fällen seien bislang schwere allergische Reaktionen (anapyhlaktischer Schock) aufgetreten. Daher sei es wichtig, dass unmittelbar nach der Impfung medizinisches Personal in der Nähe sei. Wer auf die erste Dosis eine schwere allergische Reaktion erlitten hat, soll laut Ema keine zweite Dosis erhalten.
Muss ich direkt nach der Impfung noch unter ärztlicher Kontrolle bleiben?
Ja. Arzneimittelbehörden empfehlen, Geimpfte nach der Spritze für mindestens 15 Minuten zu beobachten, um auf mögliche Nebenwirkungen reagieren zu können. Bei bestimmten Risikopatienten sollten es bis zu 30 Minuten sein, etwa bei Menschen mit einer Blutgerinnungshemmung oder einem Risiko für allergische Reaktionen.
Welche Vorsichtsmaßnahmen werden sonst noch empfohlen?
Bei bestimmen Menschen könnte das Risiko für Nebenwirkungen höher liegen als in der Allgemeinbevölkerung. Daher sollten laut Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Gesundheit folgende Punkte im Aufklärungsgespräch angesprochen werden:
Schwere allergische Reaktionen oder Atemprobleme nach einer Impfung in der Vergangenheit.
Ohnmacht nach einer Impfung in der Vergangenheit, etwa wegen Angst vor Spritzen.
Bestehende schwere Erkrankung oder hohes Fieber.
Störung der Blutgerinnung.
Geschwächtes Immunsystem, zum Beispiel durch HIV oder die Einnahme von Cortison.
Bestehende oder vermutete Schwangerschaft oder Stillzeit.
Kann ich mir den Impfstoff aussuchen?
Zunächst wird es nach Einschätzung von Gesundheitsexperten wohl nicht möglich sein, sich einen Wunsch-Impfstoff auszusuchen. Welches Medikament verimpft wird, richtet sich in der Anfangsphase nach der Verfügbarkeit.
Soll ich nach der Covid-19-Impfung mit anderen Impfungen warten?
Die Ständige Impfkommission rät Menschen, sich möglichst nicht unmittelbar vor oder nach einer Covid-19-Impfung gegen eine andere Krankheit wie Grippe oder Pneumokokken impfen zu lassen. Laut Stiko sollten mindestens 14 Tage zwischen den verschiedenen Impfungen liegen – außer eine Notfallimpfung ist angezeigt.
Wer wann geimpft wird
Wer soll in Deutschland zuerst geimpft werden?
Anfangs werden die Impfstoffe in Deutschland nicht für alle Menschen reichen, die geimpft werden möchten. Daher hat das Bundesgesundheitsministerium in einer Rechtsverordnung festgelegt, die Impfungen zunächst bestimmten Gruppen mit höchster Priorität anzubieten:
- Bewohner und Bewohnerinnen von Senioren- und Altenpflegeheimen.
- Personen ab 80 Jahren.
- Personal mit besonders hohem Risiko für eine Corona-Infektion, etwa in medizinischen Einrichtungen wie Notaufnahmen oder in bei der medizinischen Betreuung von Covid-19-Erkrankten.
- Personal in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu sehr empfindlichen Gruppen, zum Beispiel Leukämie-Kranken oder Menschen nach einer Organtransplantation.
- Personal in der ambulanten und stationären Altenpflege mit Kontakt zu Bewohnerinnen und Bewohnern.
Warum haben Menschen ab 80 Jahren Vorrang vor anderen Risikogruppen?
Ein hohes Alter ist laut RKI der wesentlichste Risikofaktor für einen schweren Covid-19-Verlauf. Das Risiko durch Vorerkrankungen gilt als geringer – außer bei Trisomie 21. Die Entscheidung stützt sich auf mathematische Modellierungen, die darauf abzielen, die größtmögliche Zahl an Covid-19-Todesfällen und Krankenhauseinweisungen zu verhindern. Menschen ab 80 Jahren sowie Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen zeigten sich als besonders gefährdet.
Wer bekommt nach den ersten Gruppen eine Impfung?
Menschen mit hoher Priorität. Dazu gehören:
- Über 70-Jährige.
- Personen mit Trisomie 21, mit Demenz oder geistiger Behinderung, nach einer Organtransplantation.
- Enge Kontaktpersonen von pflegebedürftigen Menschen ab 80 Jahren oder von Bewohnern von Alten- Pflegeheimen und Heimen für geistig Behinderte.
- Kontaktpersonen von Schwangeren.
- Personen, die in stationären Einrichtungen für geistig behinderter Menschen tätig sind oder im Rahmen ambulanter Pflegedienste regelmäßig geistig behinderte Menschen behandeln, betreuen oder pflegen.
- Personen, die in Bereichen medizinischer Einrichtungen mit einem hohen oder erhöhten Expositionsrisiko in Bezug auf das Coronavirus Sars-CoV-2 tätig sind, insbesondere Ärzte und sonstiges Personal mit regelmäßigem Patientenkontakt, Personal der Blut- und Plasmaspendedienste und in Sars-CoV-2-Testzentren.
- Polizei- und Ordnungskräfte, die im Dienst, etwa bei Demonstrationen, einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind.
- Personen im öffentlichen Gesundheitsdienst und in relevanten Positionen der Krankenhausinfrastruktur
- Personen, die in Flüchtlings- und Obdachloseneinrichtungen leben oder tätig sind.
Wer steht noch vorn in der Prioritätenliste?
Bestimmte Risikogruppen haben eine „erhöhte Priorität“:
- Über 60-Jährige.
- Personen mit folgenden Krankheiten: Adipositas, chronische Nierenerkrankung, chronische Lebererkrankung, Immunschwäche oder HIV-Infektion, Diabetes mellitus, diverse Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, COPD oder Asthma, Autoimmunerkrankungen und Rheuma.
- Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit niedrigen Expositionsrisiko (Labore) und ohne Betreuung von Patienten mit Verdacht auf Infektionskrankheiten.
- Personen in relevanter Position in Regierungen, Verwaltungen und den Verfassungsorganen, in Streitkräften, bei der Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz und THW, Justiz.
- Personen in relevanter Position in Unternehmen der kritischen Infrastruktur, in Apotheken und Pharmawirtschaft, öffentlicher Versorgung und Entsorgung, Ernährungswirtschaft, Transportwesen, Informationstechnik und Telekommunikation.
- Erzieher und Lehrer.
- Personen mit prekären Arbeits- oder Lebensbedingungen.
Können auch Kinder gegen Covid-19 geimpft werden?
Zunächst nicht. Die ersten Impfstoffe werden nur Erwachsenen zur Verfügung stehen, da sie bei Kindern und jüngeren Jugendlichen noch nicht genügend auf Wirksamkeit und Sicherheit untersucht wurden. Der Impfstoff von Biontech und Pfizer wurde in der klinischen Phase auch Jugendlichen ab 16 Jahren verabreicht, der von Modern nur Erwachsenen.
Es gibt mehrere Gründe, weshalb die Impfstoffe schwerpunktmäßig zuerst für Erwachsene entwickelt worden sind: Kinder sind schon allein aus ethischen Gründen nicht für frühe Tests vorgesehen. Außerdem liegt das Augenmerk der Impfstoffentwicklung laut RKI zunächst auf denjenigen, die am schwersten erkranken können. Und Kita- und Grundschulkinder würden nach allem, was bisher bekannt sei, das Infektionsgeschehen nicht in besonderer Weise antreiben. Sie erkrankten weniger häufig und stark als Erwachsene.
Sollen sich Schwangere und Stillende impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung vorerst nicht für Schwangere und Stillende. Bisher lägen noch keine Daten vor, ob die Impfung für diese Gruppen sicher und wirksam sei.
Bekomme ich eine Impfung, wenn ich bereits eine Corona-Infektion hinter mir habe?
Dazu kann die Ständige Impfkommission eigenen Angaben zufolge noch keine endgültige Aussage treffen. Nach überwiegender Expertenmeinung sollten Betroffene zunächst nicht geimpft werden. Es sei davon auszugehen, dass nach einer übstendenen Infektion bei den meisten Menschen zumindest eine gewisse Schutzwirkung bestehe. Wie lange diese anhalte, lasse sich noch nicht beantworten.
Ist eine Impfung gefährlich, wenn ich bereits unbemerkt eine Corona-Infektion hatte?
Nach den bisher vorliegenden Daten gibt es laut Ständiger Impfkommission keinen Hinweis darauf, dass die Impfung nach einer unbemerkt durchgemachten Infektion mit Sars-CoV-2 eine Gefährdung darstellt.
Soll ich einen Antikörpertest machen, wenn ich vermute, bereits eine Corona-Infektion gehabt zu haben?
Nein, das ist laut RKI nicht notwendig. Es lägen bisher keine Hinweise vor, dass eine Impfung gegen Covid-19 nach einer durchgemachten Corona-Infektion gefährlich sei.
Was kostet die Impfung?
Die Impfung soll für alle Menschen in Deutschland kostenlos sein. Die Kosten trägt der Bund. Länder sowie gesetzliche und private Krankenversicherungen finanzieren den Betrieb der Impfzentren.
Wo kann ich mich impfen lassen?
Die Bundesländer haben Impfzentren errichtet, wo die meisten Impfungen erfolgen sollen. Ergänzend sind mobile Impfteams unterwegs, die beispielsweise Patienten in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern impfen. Aktuelle Informationen zu den Impfzentren und zur Impforganisation finden sich auf den Webseiten der jeweiligen Bundesländer (siehe Kasten „Impfinfos der Länder“).
Warum gibt es Impfzentren?
Über Impfzentren lassen sich schnell viele Menschen impfen. Dort besteht auch die Möglichkeit, die Impfstoffe gut zu überwachen und korrekt zu lagern: Einige Vakzine müssen etwa im Ultra-Tiefkühlbereich bei minus 70 Grad lagern – so auch der Impfstoff von Biontech und Pfizer.
Wie bekomme ich einen Termin zur Impfung?
Die Terminvergabe erfolgt über die Bundesländer. Diese arbeiten recht unterschiedlich: Berlin, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen wollen Bürger, die zu Hause leben und in der Prioriätenliste oben stehen, zunächst persönlich einladen – etwa per Brief.
In anderen Ländern ist mehr Eigeninitiative gefragt: Impfwillige in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein sollen die kostenfreie Telefonnummer des medizinischen Bereitschaftsdienstes 116 117 anrufen. Von dort aus wird der Anruf an regionale Callcenter weitergeleitet, die einen Termin im zuständigen Impfzentrum vereinbaren.
Einige Bundesländer haben spezielle Hotlines, etwa Rheinland-Pfalz (0 800/5 75 81 00), das Saarland (06 81/ 5 01 44 22, 0800/9 99 15 99) und Thüringen (03643/4 95 04 90). Niedersachsen hat auch eine Impfhotline (0 800/9 98 86 65) eingerichtet, über die sich derzeit aber noch keine Termine buchen lassen. Auch Sachsen hat eine eigene Hotline angekündigt. Weiterführende Links finden Sie im Kasten „Impfinfos der Länder“.
Welche Unterlagen muss ich zur Impfung mitbringen?
Impfwillige müssen einen Personal- oder einen anderen Lichtbildausweis vorlegen. Menschen mit chronischen Erkrankungen sollten diese über eine ärztliche Bestätigung nachweisen. Und Kontaktpersonen von Risikogruppen, die sich mit Priorität impfen lassen möchten, benötigen eine Bestätigung – zum Beispiel von der betreuten Person.
Wie viel Prozent der Bevölkerung in Deutschland sollten sich impfen lassen?
Mathematische Modelle beschreiben laut Ständiger Impfkommission (Stiko) ein Ende der Pandemie, wenn etwa 70 Prozent der Bevölkerung immun gegen das Coronavirus ist und Übertragungen weitgehend limitiert sind. Doch fehlten laut Stiko noch detaillierte Daten dazu, wie wirksam die einzelnen Covid-19-Impfstoffe seien und wie lange der Impfschutz anhalte. Auch dies beeinflusse, wie viel Prozent der Bevölkerung sich impfen lassen müssten, um bei 70 Prozent der Bevölkerung eine Immunität entstehen zu lassen und damit die Pandemie einzudämmen.
Muss ich nach der Impfung noch eine Maske tragen?
Ja. Die bestehenden AHA-Regeln (Abstand halten, Hygiene beachten, Alltagsmaske tragen) sowie alle Einschränkungen für den Infektionsschutz gelten auch für Geimpfte weiter. Grund: Möglicherweise können auch geimpfte Menschen das Virus noch weitergeben.
Besonderheiten von genetischen Impfstoffen
Wie wirken die mRNA-Impfstoffe von Moderna und Biontech und Pfizer?
Die Impfstoffe von Moderna sowie von Biontech und Pfizer gehören zu den sogenannten mRNA-Impfstoffen oder auch genetischen Impfstoffen. Diese enthalten Genabschnitte von Sars-CoV-2 in Form von messenger-RNA (kurz mRNA) oder auch Boten-RNA (RNA steht für Ribonukleinsäure). Kurz nach der Impfung stellen einige Körperzellen nach dem Bauplan der Virus-mRNA bestimmte Proteine her. Diese regen das Immunsystem dazu an, einerseits gezielte Antikörper gegen das Virus zu bilden und andererseits die zelluläre Abwehr gegen infizierte Zellen in Gang zu setzen. So entsteht eine Immunreaktion. Eine ausführliche Beschreibung des Wirkmechanismus finden Sie auf der Website des RKI.
Was hat es mit Lipid-Nanopartikeln in mRNA-Impfstoffen auf sich? Sind sie gefährlich?
Die mRNA in den Impfstoffen ist mit Lipidstoffen umhüllt, so dass sogenannte mRNA-Lipid-Nanopartikel entstehen. Diese bleiben auch nach dem Spritzen in die Muskeln stabil und ermöglichen, dass einige wenige Muskel- und Immunzellen die mRNA überhaupt aufnehmen können. Die Ständige Impfkommission verweist auf Studienergebnisse, wonach die Lipid-Nanopartikel nicht zellschädigend seien und von ihnen keine Gefahr für den menschlichen Körper ausgehe.
Besteht die Gefahr, dass Geimpfte die mRNA aus den Impfstoffen ins genetische Material aufnehmen?
Laut Ständiger Impfkommisssion besteht keine Gefahr. Die mRNA der Impfstoffe werde nach kurzer Zeit von den Zellen abgebaut. Sie werde nicht in DNA umgebaut und habe keinen Einfluss auf Körperzellen oder Keimbahnzellen. Nach dem Abbau der mRNA findet keine weitere Produktion des Antigens statt.
Was unterscheidet mRNA-Impfstoffe von den meisten herkömmlichen Impfstoffen?
Während bei vielen herkömmlichen Impfstoffen das Antigen selbst gespritzt wird, injiziert man beim mRNA-Impfstoff die genetische Information. Der Körper bildet das Antigen dann selbst.
Was sind Vorteile von mRNA-Impfstoffen?
Von mRNA-basierten Impfstoffe lässt sich in wenigen Wochen eine große Zahl an Impfdosen herstellen.
Gibt es bereits andere zugelassene mRNA-Impfstoffe?
Nein. Allerdings laufen laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) schon länger klinische Prüfungen mit DNA- und mRNA-Impfstoffen, insbesondere für Impfstoffe gegen Krebserkrankungen.
Kann die Impfung gegen das Coronavirus noch wirken, wenn es mutiert?
Behörden wie das Paul-Ehrlich-Institut gehen zunächst davon aus, dass bisher beobachtete Virusmutationen keine Auswirkungen auf die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen Covid-19 haben. Andernfalls böten mRNA-Impfstoffe den Vorteil, dass sie schnell an Mutationen angepasst werden könnten, so das PEI. In Großbritannien ist eine Virusmutation aufgetaucht, die Experten als deutlich ansteckender einstufen als der bislang weit verbreitete Virus-Typ. Hinweise darauf, dass es zu schwereren Verläufen führt, liegen laut Robert-Koch-Institut bislang nicht vor. Wissenschaftler haben begonnen, das mutierte Virus genau zu untersuchen.
Hintergründe zur Zulassung der Impfstoffe
Wer erteilt die Zulassung?
Moderne biomedizinische Arzneimittel wie mRNA-Impfstoffe können nur in einem zentralisierten Verfahren gemeinsam in der Europäischen Union und dem Europäischen Wirtschaftsraum zugelassen werden. Die Europäische Arzneimittelagentur Ema koordiniert das Verfahren, die Europäische Kommission spricht die Zulassung aus.
Welche Zulassungsschritte haben die Impfstoffe durchlaufen?
Ein Impfstoff darf erst nach ausreichender Überprüfung auf den Markt. Impfstoffe gegen Covid-19 müssen folgende Zulassungsphasen durchlaufen haben: eine präklinische Phase mit Tieren, eine klinische Phase mit freiwilligen Menschen, eine Zulassungsprüfung. Das Bundesgesundheitsministerium betont, dass vor allem die klinischen Prüfungen zu Verträglichkeit, Sicherheit und Wirksamkeit sehr breit angelegt worden seien und mehrere zehntausend Probanden eingeschlossen hätten. Die Probanden seien dabei intensiv beobachtet worden.
Warum wurde den Impfstoffen nur eine „bedingte Zulassung“ erteilt?
Die Impfstoffe gegen Covid-19 haben derzeit nur eine „bedingte Zulassung“, weil noch nicht alle für eine normale Zulassung erforderlichen Daten vorliegen. Eine bedingte Zulassung kann laut EU sinnvoll sein, wenn der Nutzen der sofortigen Verfügbarkeit des Arzneimittels die Risiken im Zusammenhang mit der unvollständigen Datenlage deutlich überwiegt. Die Unternehmen müssten allerdings nach der Marktzulassung innerhalb bestimmter Fristen weitere Daten vorlegen, zum Beispiel aus laufenden oder neuen Studien, um zu belegen, dass der Nutzen die Risiken nach wie vor überwiege.
In Deutschland erfasst das unabhängige Paul-Ehrlich-Institut die Nebenwirkungen und Impfreaktionen. Dabei sollen auch Beobachtungen aus dem Ausland berücksichtigt werden, damit seltene Nebenwirkungen schnell sichtbar werden.
Wieso kann die Stiko die Impfstoffe so schnell bewerten?
Normalerweise liegt zwischen der Zulassung eines Impfstoffs und der Empfehlung durch die Ständige Impfkommission (Stiko) eine gewisse Zeit. Für Impfstoffe gegen Covid-19 ergibt sich aber eine besondere Situation: Die Zulassungsbehörden bekommen bereits in der Entwicklungsphase nach und nach Daten vom Impfstoffhersteller zur Prüfung und Bewertung übermittelt. Dieses sogenannte Rolling-Review-Verfahren hilft, deutlich schneller als üblich über eine Zulassung zu entscheiden.
Zeitgleich bewertet auch die Stiko die Daten der Impfstoffhersteller. Es ist laut RKI davon auszugehen, dass eine Empfehlung für einen Impfstoff gegen Covid-19 im Laufe des nächsten Jahres immer wieder überprüft und gegebenenfalls angepasst werden muss. Dies wird notwendig, wenn neue Erkenntnisse zu Erregereigenschaften des Coronavirus vorliegen, weitere Impfstoffe zugelassen werden, weitere Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit nach Zulassung und Markteinführung verfügbar werden und sich die epidemiologische Situation verändert.
Wohin kann ich mich wenden, wenn Nebenwirkungen auftreten, die auf die Impfung zurückzuführen sein könnten?
Wer den Verdacht hat, dass die Impfung bei ihm zu Nebenwirkungen geführt hat, kann diese einer Ärztin oder einem Arzt melden. Alternativ kann er sich an das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) oder das örtliche Gesundheitsamt wenden.
Werden die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission aktualisiert?
Die erste Empfehlung der Ständigen Impfkommission ist im Epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Instituts veröffentlicht. Sie basiert auf dem aktuellen Wissensstand und berücksichtigt daher nur die Impfstoffe, die demnächst zum Einsatz kommen werden. Die Empfehlung soll fortlaufend aktualisiert werden.
Sind weitere Impfstoffe in Sicht?
Weltweit arbeiten laut Robert-Koch-Institut Forschende derzeit an mehr als 150 möglichen Impfstoff-Kandidaten, von denen sich einige bereits in der klinischen Prüfung an gesunden Freiwilligen befinden und einige kurz vor der Zulassung stehen. Die Europäische Arzneimittelagentur teilt mit, dass die die fortlaufende Überprüfung der von Johnson and Johnson beziehungsweise AstraZeneca hergestellten Impfstoffe begonnen habe.
Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass im Laufe des Jahres 2021 verschiedene weitere Impfstoffe zur Verfügung stehen werden.
Dieses Special ist am 21. Dezember 2020 auf test.de erschienen und wurde seitdem mehrfach aktualisiert, zuletzt am 11. Januar 2021.