
Bei den meisten kleinen Kindern laufen Impfungen nach Plan, bei Jugendlichen und Erwachsenen ist Eigeninitiative gefragt. Viele von ihnen beschäftigen sich aber gar nicht mit dem Thema. Kein Wunder, dass in einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach 43 Prozent der Befragten ihren Impfstatus nicht kannten. Dabei kann der Piks auch Erwachsene vor gefährlichen Krankheiten schützen.
Frauen wissen besser Bescheid als Männer
Der eigene Impfstatuts ist für viele Bundesbürger ein schwarzes Loch. In einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach räumten 43 Prozent von 1 269 Befragten ab 16 Jahren ein, über ihren aktuellen Impfschutz nicht genau Bescheid zu wissen. Besonders viele Lücken taten sich bei Frauen und Männern ab 60 Jahren auf. Nur jeder zweite aus dieser Altersgruppe wusste, gegen welche Krankheiten er geimpft ist. Am besten informiert gaben sich die 33- bis 44-Jährigen – zwei Drittel von ihnen erklärten, ihren Impfstatus zu kennen. Außerdem wussten 64 Prozent der Frauen, gegen welche Krankheiten sie noch wirksam geimpft sind, aber nur 49 Prozent der Männer. Bei der Auffrischung von Impfungen achten die meisten Befragten eigenen Angaben zufolge auf Tetanus (47 Prozent), Grippe (23 Prozent), Diphtherie (20 Prozent), FSME (16 Prozent) und Masern (11 Prozent).
Hilfe für die individuelle Entscheidung
Impfen oder nicht? Diese Entscheidung darf in Deutschland jeder für sich selbst treffen. Eltern dürfen für ihre minderjährigen Kinder entscheiden. Es besteht keine Impfpflicht. Einmal im Jahr veröffentlicht die Ständige Impfkommission (StiKo) ihre Empfehlungen im Epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Instituts (RKI). Auch die Stiftung Warentest hat sich in ihrem Ratgeber „Impfen“ mit verschiedenen Impfungen auseinandergesetzt.
Sinnvolle Impfungen für jeden Erwachsenen
Drei Impfungen sind nach Einschätzung der Stiftung Warentest für jeden Erwachsenen sinnvoll: gegen Tetanus und Diphtherie, zwei lebensbedrohliche Krankheiten, sowie gegen Keuchhusten. Letzterer tritt derzeit vermehrt bei Erwachsenen auf; frühere Erkrankungen und Impfungen schützen nicht dauerhaft. Keuchhusten kann zu wochenlangen quälenden Hustenattacken führen. Bei jungen Säuglingen drohen schwere Komplikationen bis hin zu lebensbedrohlichen Atemstillständen. Geimpft werden dürfen die Kleinen erst mit zwei Monaten. Vorher kann jeder sie anstecken – auch ungeimpfte Eltern oder Großeltern. Tetanus-, Diphtherie- und Keuchhusten-Impfung sollten in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden: zunächst im 5. bis 6. Lebensjahr, dann nochmals im Alter von 9 bis 17 Jahren und schließlich alle 10 Jahre, wobei StiKo und Stiftung Warentest bei Erwachsenen eine einmalige Auffrischimpfung gegen Keuchhusten für ausreichend halten.
Bei Bedarf nachholen
Manche Erwachsenen brauchen außerdem Nachholimpfungen gegen Polio, Masern, Mumps und Röteln – wenn sie keinen vollständigen Schutz aus der Kindheit haben. Hier gilt wie bei Keuchhusten: Hohe Impfraten schützen auch Menschen, die nicht geimpft werden dürfen. So bekommen Babys den ersten Piks gegen Masern, Mumps und Röteln erst mit etwa einem Jahr. Vorher sind sie kaum dagegen gefeit.
Drei Impfungen wenig sinnvoll
Hingegen ist es aus Sicht der Stiftung Warentest wenig sinnvoll, ältere Menschen generell gegen Grippe, Pneumokokken und Gürtelrose zu impfen. Die Wirksamkeit ist bei dieser Altersgruppe nicht gut belegt – im Falle der Grippeimpfung sinkt sie im höheren Alter sogar nachweislich. Eine andere Strategie ist nach Ansicht der Experten der Stiftung Warentest besser geeignet: Durch hohe Impfraten gegen Pneumokokken und Grippe bei Kindern und Jugendlichen auch die Ansteckung älterer Menschen zu verhindern. Detaillierte Infos finden Sie in unserem Artikel zum Thema Grippeschutzimpfung
Wichtig: Die obenstehenden Einschätzungen sind als grundsätzliche Ratschläge zu betrachten. Die Entscheidung im Einzelfall hängt immer vom individuellen Gesundheitszustand ab und ist mit dem Arzt zu treffen. Bei Immungeschwächten, Schwangeren und Stillenden ist bei jeder Impfung das Für und Wider sorgsam abzuwägen.