Banken sind nach der Preisangabenverordnung verpflichtet, für ihre Kreditangebote den effektiven Jahreszins zu nennen. Die Angabe des Effektivzinses soll es Verbrauchern leichter machen, verschiedene Kreditangebote zu vergleichen. Hier lesen Sie, was hinter dem Begriff steckt und können im Detail nachvollziehen, wie der Effektivzins berechnet wird.
Effektivzins – Preisschild eines Kredits
Wie teuer ein Kredit ist, hängt nicht nur von den Zinsen ab, die der Kreditnehmer zahlen soll. Banken verlangen mitunter den Abschluss einer Restschuldversicherung, deren Beiträge auf den Kredit aufgeschlagen werden. Wer einen Baukredit aufnimmt, zahlt fast immer Gerichtsgebühren, weil die Bank als Sicherheit den Eintrag einer Grundschuld im Grundbuch fordert. Und wenn der Kredit ein Disagio (Abschlag) oder ein Agio (Aufschlag) enthält, bekommt er weniger Geld von der Bank ausgezahlt, als er zurückzahlen muss.
Tipp: Laufend aktualisierte Zinsangebote sowie einen umfangreichen zur Immobilienfinanzierung finden Sie im Test Eigenheim finanzieren.
Alle Preisbestandteile zusammengefasst
Die Zinsen werden in der Regel nicht erst am Ende eines Laufzeitjahres, sondern schon monatlich oder vierteljährlich fällig. Manche Banken schreiben die in den Kreditraten enthaltene Tilgung erst mit Verzögerung auf dem Kreditkonto gut. Bis dahin muss der Kunde Zinsen auch auf Beträge zahlen, die er schon zurückgezahlt hat. Sinn und Zweck des Effektivzinses ist es, all diese Preisbestandteile in einer einheitlichen Größe zusammenzufassen. Dadurch werden Kreditangebote auch dann vergleichbar, wenn sie sich aus ganz unterschiedlichen Konditionen zusammensetzen. Der Effektivzins ist sozusagen das Preisschild eines Kredits.
Nur Zeit und Geld zählen
Bei der Berechnung des Effektivzinses wird der Kredit auf das Wesentliche reduziert, nämlich auf Zeit und Geld. Ob es sich bei den einzelnen Zahlungen um Zinsen, Tilgung, Gebühren, Provisionen oder irgend einen anderen Posten handelt, ist egal. Auch spielt es keine Rolle, wann die Bank die Zahlungen auf dem Kreditkonto verrechnet. Wichtig ist nur: Wie viel Geld bekommt der Kreditnehmer und wie viel Geld muss er zu welchen Zeitpunkten zurückzahlen? Dieser nackte „Zahlungsstrom“ ist die Basis für die Effektivzinsberechnung.
Allerdings: Der Effektivzins ist nur dann ein zuverlässiger Maßstab, wenn auch wirklich alle Kreditkosten eingehen. Das ist nach der Preisangabenverordnung leider nicht immer der Fall. Aussagekräftig ist der Effektivzins außerdem nur für die Zeit der Zinsbindung.
Die Effektivzinsformel – „übersetzt“

© Shotshop, Stiftung Warentest (M)
Die Formel zur Effektivzinsberechnung sieht kompliziert aus. Sie lässt sich aber in halbwegs verständliches Deutsch übersetzen: Auf der linken Seite der Gleichung stehen die Auszahlungen, die der Kreditnehmer von der Bank erhält. Handelt es sich nur um eine einzige Auszahlung, kann der Summenausdruck einfach durch den Kreditauszahlungsbetrag ersetzt werden. Auf der rechten Seite stehen alle Zahlungen des Kreditnehmers an die Bank.
Auszahlungen und Zahlungen müssen mit dem Effektivzins auf ihren Gegenwartswert abgezinst werden. Dabei ist der Abzinsungsfaktor um so höher, je weiter die einzelnen Zahlungen in der Zukunft liegen.
Die Aufgabe zur Lösung der Gleichung lautet: Suche den Effektivzins (X), bei dem der Gegenwartswert der Auszahlungen genau so hoch ist wie der Gegenwartswert der Zahlungen. Nur bei diesem „effektiven“ Zinssatz tilgt der Kreditnehmer genau den Betrag, den er bekommen hat – vorausgesetzt, dass alle Kreditkosten im Zahlungsstrom erfasst wurden.
Für Mathe-Fans
Da sich die Formel mit wenigen Ausnahmen nicht nach dem Effektivzins auflösen lässt, kann er nur mit einem Iterationsverfahren ermittelt werden. Das heißt: Man startet mit einem Näherungswert für den Effektivzins, der dazu führt, dass die Gleichung zunächst nicht aufgeht. Dann wird der Wert schrittweise so lange verändert, bis die Gleichung stimmt und somit der Effektivzins gefunden ist. Da dieses Verfahren sehr aufwendig ist, kann der Effektivzins praktisch nur mit Hilfe spezieller Software oder eines Tabellenkalkulationsprogramms berechnet werden.
Tipp: Details zur Berechnung des effektiven Jahreszinses sind in in der Anlage zu Paragraf 6 der Preisangabenverordnung festgelegt.
-
- Kreditnehmer, die ihr Hypothekendarlehen vorzeitig ablösen, müssen Vorfälligkeitsentschädigung zahIen. Unser Rechner zeigt, was die Bank in Ihrem Fall verlangen darf.
-
- Mit dem Grenzzinsrechner der Stiftung Warentest können Sie berechnen, wie viel Zinsen Sie sparen, wenn sie vorhandene Geldanlagen für mehr Eigenkapital auflösen.
-
- Volltilgerdarlehen und Kombikredite bieten feste Zinsen und konstante Raten über die gesamte Laufzeit. Mit unserem Zinsvergleich finden Sie die günstigsten Anbieter.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.