
Die Kehrseite der niedrigen Hypothekenzinsen bekommen Kreditnehmer zu spüren, die jetzt ihr Haus verkaufen wollen oder müssen. Für die vorzeitige Rückzahlung des Kredits verlangen Banken von ihnen Vorfälligkeitsentschädigungen von oft 20 Prozent der Restschuld und mehr. Hauptgrund für die extremen Bankforderungen sind die stark gesunkenen Zinsen am Kapitalmarkt. Verstärkt wird das Problem, weil Banken oft mehr kassieren, als ihnen nach der Rechtsprechung zusteht. Doch gegen überhöhte Bankforderungen können sich Kreditnehmer wehren – Finanztest zeigt, wie.
Vorzeitige Rückzahlung wird immer teurer
Die Grafik zeigt die Höhe der Vorfälligkeitsentschädigung für ein 200 000-Euro-Darlehen mit zehn Jahren Zinsbindung, dass ein Kreditnehmer schon nach fünf Jahren zurückgezahlt hat1). Im August 2008 verlangten Banken für die vorzeitige Rückzahlung rund 2 000 Euro. Im August 2016 waren es zirka 34 000 Euro.
1) Darlehen zum marktüblichen Zinssatz mit 2 Prozent Tilgung (kein Sondertilgungsrecht). Abzulösende Restschuld zirka 177 000 Euro, Rückzahlung Ende August. Entschädigung nach banküblicher Berechnung (Zirka-Werte).

Auszug aus dem Finanztest-Artikel
„(...) Zahlt der Kreditnehmer sein Darlehen vor Ende der Zinsbindung zurück, darf die Bank einen Ausgleich verlangen, wenn sie das Geld während der Restlaufzeit nicht mehr zum vereinbarten Zinssatz anlegen kann. Je größer der Abstand zwischen dem Vertragszinssatz und der Rendite für Hypothekenpfandbriefe zum Zeitpunkt der Rückzahlung, desto mehr muss der Kreditnehmer zahlen.
Sind die Zinsen seit Vertragsabschluss stark gesunken, steigt die Entschädigung bis in schwindelnde Höhen. Der scheinbar sichere Festzinskredit wird beim vorzeitigen Ausstieg zum unkalkulierbaren Risiko. (...)“