Zeitdruck, Bieterverfahren, ungünstige Vertragsklauseln – der Ansturm auf Immobilien verlangt Kaufinteressenten viel ab.
Die Traumwohnung ist zum Greifen nah, jedenfalls auf dem Bauplakat in der Lückstraße im Bezirk Lichtenberg in Berlin. Die einladenden Bilder moderner Gebäude hat allerdings ein Computer erzeugt. In Wirklichkeit sind die Häuser noch nicht errichtet. Ein Bauzaun versperrt Carmen Ehrenberger, Matthias Nieser und ihrem Sohn den freien Blick auf die Baustelle.
Das Paar dachte bis vor Kurzem, dass hier ihr neues Zuhause entsteht. Ein Bauträger bot das Neubauprojekt an. „Im Oktober 2015 haben wir ein Reihenhaus reserviert“, erzählt die junge Mutter. Der Bauträger gewährte ihnen sogar einen „Frühbucherrabatt“, weil sie sich so schnell entschieden hatten.
Doch im Herbst 2016 verlangte er plötzlich 560 000 Euro, gut 60 000 Euro mehr als vereinbart. Das war sogar rechtlich zulässig, wie das Paar feststellen musste, denn ihre Vereinbarung nahm ihn nicht in die Pflicht. Den neuen Preis wollten die beiden nicht zahlen, „tief enttäuscht“, wie es Ehrenberger formuliert, geben sie den Kauf des Reihenhauses auf. Sie haben mehr als ein Jahr auf der Suche nach einem Eigenheim verloren.
Der Bauträger hat längst neue Interessenten für das Reihenhaus gefunden. Kein Wunder: Wegen der günstigen Zinsen für Baukredite ist die Nachfrage nach Immobilien weiter hoch, vor allem in den Großstädten.
Viele Frusterlebnisse bei der Suche
Verkäufer von Immobilien erleben goldene Zeiten. Kaufinteressenten geben sich oft die Klinke in die Hand. Für sie ist die Immobiliensuche mit viel Frust verbunden.
Makler antworten ihnen manchmal erst gar nicht, wenn sie Interesse bekunden. Bei der Besichtigung können sie nicht mehr davon ausgehen, einen Einzeltermin zu bekommen. Makler schleusen sie gemeinsam mit anderen Interessenten durch die Wohnung oder das Haus.
In Windeseile sollen sie sich entscheiden und eine Finanzierungszusage eines Baufinanzierers herzaubern, um dann festzustellen, dass ein Mitbewerber noch mehr bietet. Sie werden mit dem früher wenig verbreiteten Bieterverfahren konfrontiert, bei dem sie Kaufpreisangebote abgeben müssen. Manchmal platzt ein Abschluss in letzter Minute vor der Unterschrift unter den Kaufvertrag.
Selbst wer schon Geld an einen Makler, Bauträger oder Eigentümer für die Reservierung einer Wohnung oder eines Hauses bezahlt hat, stellt oft fest, dass er sich zu Unrecht auf der sicheren Seite gefühlt hat.
Ein Fehlkauf kann die Existenz kosten
Das sind schwierige Voraussetzungen für die oft größte Investitionsentscheidung des Lebens. Ein Fehlkauf ist im besten Fall mehrere Tausend Euro zu teuer, im schlimmsten Fall ruiniert er die Existenz.
Alle Experten raten, ganz in Ruhe nachzudenken, die Wunschwohnung möglichst mehrfach zu besichtigen und Fachleute hinzuzuziehen. Immobilieninteressenten, die sich daran halten, müssen allerdings feststellen, dass sie in einem heißgelaufenen Markt nicht zum Zuge kommen.
Käufer müssen oft Abstriche machen
Interessenten sollten sich also zu allererst darüber klar werden, ob sie wirklich gerade jetzt kaufen und damit das Risiko eingehen wollen, eine Entscheidung von so großer Tragweite unter alles andere als idealen Bedingungen zu fällen. Bleibt der Wunsch nach den eigenen vier Wänden, merken viele, dass sie Abstriche machen müssen. Eine Doppelhaushälfte statt eines freistehenden Einfamilienhauses mit deutlich kleinerem Garten als erhofft erwartet etwa ein Ehepaar in Brandenburg nach langer Suche. Das hat „mit unserem Traumhaus nicht viel zu tun“, erzählt die Ehefrau.
Im Folgenden erklärt Finanztest, wie ein Immobilienkauf normalerweise funktioniert, was es mit dem ungewohnten Bieterverfahren auf sich hat und wie Interessenten am besten mit Preistreibern, Zeitdruck und ungünstigen Vertragsklauseln umgehen.
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- Mit dem Finanztest-Rechner können Sie ermitteln, ob Sie als Mieter oder Käufer einer Immobilie günstiger fahren und dabei unterschiedliche Szenarien berücksichtigen.
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- Mit unserem Rechner können Sie ermitteln, wie viel Kredit Sie für Ihr Haus aufnehmen können und wie viel Ihr Haus oder Ihre Wohnung höchstens kosten darf.
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- Wer seine Immobilie selbst, also ohne Makler, verkaufen will und in der Verkaufsanzeige seine Telefonnummer angibt, muss auch mit Anrufen von Maklern rechnen, die sich...
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@Branka1948: Leider sind uns Rechtsberatungen nicht möglich. Ohne die Unterlagen genau zu kennen, können wir den Fall nicht beurteilen. Lassen Sie das am besten direkt von einem Fachanwalt für Immobilien- und Architektenrecht prüfen. (TK)
Ich habe ein Reihenhaus gekauft.
Im Exposee des Maklers steht ein Reihenhaus mit einem Stellplatz zum Verkauf.
Notar lässt den Stellplatz nicht im Grundbuch eintragen.
Der Verkäufer steht noch als Eigentümer im Grundbuch und verkauft diesen zum zweiten mal.
Was kann ich tun?