
In Baden-Württemberg und Bayern hält die Fondsgesellschaft des LHI Immobilienportfolio II Immobilien. Dazu gehören ein Büro- und Geschäftshaus (links) und ein Büro- und Laborgebäude (mitte), beide in Konstanz sowie ein Bürogebäude in Planegg-Martinsried bei München. Ihre vierte Immobilie steht in Ludwigsburg (ohne Foto). © Patrick Pfeiffer; Thorsten Joachim
Die Anlageidee klingt gut: Anleger beteiligen sich an einer Gesellschaft, die in Immobilien investiert, und profitieren von den Mieten und Verkaufserlösen. Die Kehrseite: Läuft das Geschäft schlecht, können sie ihr Kapital zum Teil oder ganz verlieren.
Testergebnisse für 6 Immobilien-AIF 08/2019
Finanztest hat sechs solcher Alternativer Investmentfonds (AIF) untersucht, die in Büro- und Geschäftsgebäude, Hotels, Sozialimmobilien und Wohnungen in Deutschland investieren. Vor 2013 waren solche Angebote als geschlossene Immobilienfonds bekannt.
Unser Rat
Anlage. Machen Sie sich klar, dass Sie als Anleger eines Alternativen Investmentfonds (AIF) Mitunternehmer der Fondsgesellschaft werden. Sie sind an Gewinnen und Verlusten beteiligt – bis zum Totalverlust.
Eignung. Riskante Anlagen wie AIF sollten höchstens 5 Prozent Ihres freien Vermögens ausmachen. Bei 10 000 Euro Mindestanlage, oft plus 5 Prozent Aufschlag, müssten Sie mindestens 200 000 Euro haben.
Auswahl. Im Test lagen HL Quartier West, Darmstadt, und LHI Immobilienportfolio II vorne. Sie schnitten noch befriedigend ab.
Steuer. Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung versteuern Sie mit Ihrem persönlichen Steuersatz. Hält die Fondsgesellschaft die Immobilien zehn Jahre oder länger, sind Gewinne beim Verkauf steuerfrei.
Warnliste. Beim Wohnpark Elbaue Dresden wälzen die Initiatoren die Verantwortung auf die Fondsgesellschaft ab, das ist schlecht für Anleger, wenn ein Schaden eintritt. Wir setzen das Angebot daher auf unsere Warnliste.
Immobilien müssen bekannt sein
Unser Fazit: Kosten und Risiken sind hoch. Über das Qualitätsurteil Befriedigend kam kein Angebot hinaus, ähnlich wie 2012 und 2014, als Finanztest ebenfalls Immobilienbeteiligungen untersucht hat. Seit 2013 fallen viele unter strengere Regeln und werden als Alternative Investmentfonds bezeichnet. Von 21 Angeboten im Frühjahr 2019 haben wir 15 im Vorfeld aussortiert. Einige waren zu Beginn der Detailuntersuchung geschlossen. Bei anderen ist noch nicht bekannt, in welche Immobilien sie investieren (Aussortierte Angebote).
Ein Angebot steht auf der Warnliste

Warnung. Beim Wohnpark Elbaue ist die Fondsgesellschaft selbst verantwortlich für den Verkaufsprospekt. Enthält er Fehler, müsste ein Anleger die eigene Fondsgesellschaft auf Schadenersatz verklagen, in der er selbst Mitunternehmer ist. Das ist ein Warnsignal.
Angebote, bei denen Initiatoren die Verantwortung abwälzen, setzt Finanztest auf die Warnliste Geldanlage: Beim „Wohnpark Elbaue“ haftet die Fondsgesellschaft für fehlerhafte Angaben im Verkaufsprospekt, etwa zur Höhe des Leerstands. Falls Anleger deswegen einen Schaden erleiden, müssten sie gegen ihre eigene Gesellschaft vorgehen. Kritisch ist auch, dass 15 Millionen Euro Anlegerkapital nur 8,9 Millionen Euro Immobilienwert gegenüberstehen. Auf die Warnliste kommen zum Beispiel auch Angebote, bei denen Anleger in Raten einzahlen können. Das Risiko ist dann groß, dass Anleger investieren, für die sich so ein Angebot nicht eignet.
Patrizia droht rechtliche Schritte an
Geprüft haben wir die Lage der Gebäude, Vermietung, Erträge im Verhältnis zu den Risiken, Anlegerrechte und Transparenz sowie die vorgeschriebenen Wesentlichen Anlegerinformationen. Das war zum Teil mühsam: Es dauerte Wochen, bis die Experten von Finanztest den Einblick in Unterlagen von Patrizia Grundinvest aus Augsburg erhielten, den sie brauchten.
Patrizia beauftragte sogar einen Anwalt, der rechtliche Schritte androhte. Die Stiftung Warentest muss hohe Strafen zahlen, falls sie die Informationen nicht streng vertraulich behandelt. Unsere Experten durften Unterlagen nur unter ungewöhnlichen Sicherheitsvorkehrungen einsehen. Auch andere Anbieter zeigten sich verschlossener als früher.
Nur LHI gab Unterlagen gleich heraus

Quartier West heißt ein Büro- und Hotelneubau in Darmstadt, der einer Fondsgesellschaft von Hannover Leasing gehört. Die Gebäude, inklusive Standort, Mietermix und Miethöhe schnitten in unserem Test gut ab, das Beteiligungsangebot insgesamt war befriedigend. © Max Dudler Architekten AG
LHI aus Pullach übermittelte ohne Zögern die gewünschten Unterlagen zu den zwei Wohn-, Büro- und Geschäftsgebäuden in Konstanz und je einem in Ludwigsburg und Planegg, in die das „LHI Immobilienportfolio II“ investiert. Das Angebot schnitt am zweitbesten mit einem Befriedigend ab. Etwas besser war das befriedigende „HL Quartier West, Darmstadt“ mit einem Bürogebäude und einem Hotel in Darmstadt von Hannover Leasing aus Pullach.
Ausreichend waren vier Angebote: „26. INP Deutsche Sozialimmobilien“ von INP Invest aus Hamburg investiert in Pflegeeinrichtungen und -wohnanlagen in mehreren deutschen Städten und in eine Kindertagesstätte. „WealthCap Immobilien Deutschland 41“ von WealthCap aus München steckt das Anlegergeld in Bürogebäude in Hamburg, München und Nürnberg. Am schwächsten waren die beiden Beteiligungsangebote von Patrizia mit einem Nahversorgungszentrum in Hofheim im Taunus und einem Büro-, Hotel- und Geschäftsgebäude in Berlin.
Strengere Regeln seit 2013

Die Verkaufsprospekte Alternativer Investmentfonds sind die wichtigste Informationsquelle für interessierte Anleger, hier Beispiele von Patrizia, WealthCap und INP (von links nach rechts).
Seit 2013 müssen Anbieter strenge Voraussetzungen erfüllen. Sie müssen Interessenten nach festen Vorgaben informieren. Bankkredite dürfen höchstens das Eineinhalbfache des Kapitals der Anleger ausmachen. Standorte und Vermietungssituation aller Immobilien an sich waren eigentlich ganz passabel. Die Renditechancen im Vergleich zu den Risiken sind allerdings weiterhin nicht besonders hoch. Interessenten können nach den Prospektgutachten und den Wertgutachten der Immobilien fragen. Reagiert ein Anbieter unwillig oder gewährt selbst gegen Abgabe einer Vertraulichkeitserklärung keinen Einblick, ist das kein gutes Zeichen.
Schnäppchen gibt es nicht mehr
Erfolg versprechend sind solche Angebote nur, wenn die Gesellschaften die Immobilien nicht zu teuer kaufen, zahlungsfähige und -willige Mieter haben und die Gebäude später zu einem guten Preis verkaufen. Immobilien in gutem Zustand an aussichtsreichen Standorten zu einem vernünftigen Preis zu finden, ist nach dem jahrelangen Preisboom im Moment ein Kunststück für sich. Bei allen Angeboten gibt es deutlich mehr als einen Mieter. Das ist vorteilhaft. Gibt es nur einen einzigen Mieter, besteht das Risiko, dass sein Auszug oder Ausfall alle Kalkulationen zu Fall bringt.
Bei fünf Angeboten hoffen die Gesellschaften, beim Verkauf unter Berücksichtigung der Instandhaltungskosten einen etwas höheren Erlös zu erzielen als den Kaufpreis. Vorsichtig kalkuliert ist das angesichts der derzeit hohen Kaufpreise nicht gerade. Es sind auch keine geplanten Maßnahmen erkennbar, die den Wert signifikant steigern könnten. Dagegen rechnet INP mit einem kleinen Abschlag. Das ist vorsichtiger. Bei Sozialimmobilien wäre ein anderes Vorgehen auch schwer begründbar.
Kosten sind nach wie vor hoch
In allen Fällen schlugen die Kosten heftig zu Buche. Anfängliche fondsbezogene Kosten zwischen 13,5 Prozent und 17,0 Prozent in Relation zum Eigenkapital, das ist heftig. So hoch wie bei unternehmerischen Beteiligungsmodellen sind die Kosten bei wenigen anderen Geldanlageangeboten. Hinzu kommen laufende Kosten zwischen 0,9 und 1,3 Prozent pro Jahr. Das klingt harmlos, summiert sich aber über zehn oder mehr Jahre Laufzeit auf gewaltige Beträge.
Die Kosten liegen damit ungefähr im selben Bereich wie früher. Deshalb gingen oft auch die Renditehoffnungen nicht auf. Denn viele Kosten sind fix – sie fallen auch an, wenn das Geschäft miserabel läuft.
Schwache Zusammenfassungen
Im ausführlichen Verkaufsprospekt und der dreiseitigen Zusammenfassung, den Wesentlichen Anlegerinformationen (WAI), müssen Anbieter die Kosten auflisten. Die Wesentlichen Anlegerinformationen enttäuschten durchweg. Die Anbieter sollen auf drei Seiten nach einem festen Schema alles Wesentliche zusammenfassen. Interessenten sollen Angebote so leichter vergleichen können. Das funktioniert nicht. Im WAI finden sich vor allem Allgemeinplätze, die auf viele Immobilieninvestments passen.
Kein Anbieter machte darin zum Beispiel genaue Angaben zum Vermietungsstand. Auch zur Laufzeit der Mietverträge äußerte sich keiner, Interessenten müssen sie im Verkaufsprospekt, bei WealthCap in Werbeunterlagen suchen.
Angaben schwer vergleichbar
In den Wesentlichen Anlegerinformationen sind in der Regel trotz aller Schwächen noch die konkretesten Angaben darüber zu finden, was die Anlage abwirft. Sie lassen sich aber nicht leicht interpretieren. Patrizia beziffert die „Aussichten für die Kapitalrückzahlung und die angestrebten Erträge vor Steuern “ im „Basisszenario“ für ihr Gebäude in Berlins Landsberger Allee auf 140 Prozent. Dass sie über zehn Jahre plant, müssen Anleger an anderer Stelle heraussuchen. INP gibt eine Laufzeit bis Ende 2031 an. Unklar bleibt jedoch, worauf sich die „künftige Wertentwicklung“ von 157,4 Prozent bezieht und ob sie einer hohen Rendite entspricht oder nicht.
Interessenten sollten nach einer Prognoserechnung fragen
Hilfreich sind dafür Prognoserechnungen. Früher waren sie in den Verkaufsprospekten zu finden. Die 2013 eingeführten Regeln schreiben das nicht mehr vor – eine Verschlechterung für Anleger. INP und HL veröffentlichen eine Prognoserechnung im Prospekt, WealthCap tut dies in einer Werbebroschüre. Interessenten sollten nach einer Prognoserechnung fragen, wenn sie keine finden. Denn sie gibt Einblick, wie konservativ oder ambitioniert ein Anbieter plant. LHI hat zwar eine Prognoserechnung im Prospekt, sie umfasst aber nicht die gesamte Laufzeit. Bei Patrizia durften die Finanztest-Experten die Rechnung nur unter hohen Sicherheitsvorkehrungen einsehen.
Kosten mindern Rendite stark
Es lässt sich für interessierte Anleger schwer abschätzen, wie sich die Kosten auf die Rendite auswirken. Unsere Experten haben das aus den Zahlen berechnet: Selbst beim kostengünstigsten Alternativen Investmentfonds, dem Beteiligungsangebot von HL, fraßen die Kosten mehr als 40 Prozent der Rendite auf, die die Immobilien erzielen sollen.
Tipp: Viele unternehmerische Immobilienbeteiligungen haben in der Vergangenheit enttäuscht Test Geschlossene Fonds.
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@kallelulla: Die Liste der hier getesteten Immobilienbeteiligungen finden Sie kostenlos unter dem Link "getestete Produkte". Vonovia und Deutsche Wohnen wurden nicht getestet. (TK)
Hallihallo von der u. a. feinstaubfreien Stockholmer Schäreninsel Lidingö!
Da ich ja auf Grund deutscher Steuervorschrift und somit als "diskriminierter" Deutscher von Schweden aus keine PDF-Herunterladungen von Warentestartikel ausführen kann, ist die Frage, ob Vonovia und Deutsche Wohnen auch als Investierungsobjekte getestet wurden?
Und da man es u. a. via mehr oder weniger %uelle Anteile an o. g. Immobiliengesellschaften von deren Muttergesellschaft BLACKROCK genauso wie der Friedrich Merz mit "e" zum Milliardär bringen konnte, müßte da trotz aller Mieterproteste und Mietendeckelung auf Grund aller Luxussanierungen etc. noch so Einiges zu holen sein - oder?
Bin zwar nicht gerade religiös, aber möge der liebe Gott es nur verhüten, daß der Merz mit "e" jemals eine politische Macht wie z. B. CDU-Vorsitzender oder sogar Bundeskanzler wird, dann ist für mich auf alte Tage ein Paßwechsel zu einem Schwedischen fällig; denn eine doppelte Staatsangehörigkeit existiert nicht für Deutsch
Kommentar vom Autor gelöscht.