Wie Banken im Zusammenspiel mit dubiosen Vermittlern tausenden Anlegern Schrottimmobilien andrehen können, erklärt Rechtsanwalt Eberhard Ahr aus Bremen.
Wie kommen die Finanzvertriebe an immer neue Opfer?
Ahr: Sie werben Anleger am Telefon oder versprechen auf Internetseiten „mehr Netto“. Den Kunden wird vorgerechnet, sie könnten sich vor Inflation schützen und Steuern sparen. Dass es um den Kauf einer Immobilie geht, wird vielen erst viel später bewusst.
Und die Immobilien sind wertlos?
Ahr: Teils ja. Auf jeden Fall sind sie oft nur die Hälfte oder weniger wert. Einige Wohnanlagen sind sanierungsbedürftig oder so marode, dass die Mieter nicht mehr zahlen. Gauner haben ganze Straßenzüge billig gekauft und „renoviert“ verhökert. Oft wurde nichts gemacht oder nur pinselsaniert.
Sehen die Käufer sich die Häuser denn vorher gar nicht an?
Ahr: Nein, die Immobilien liegen oft in anderen Bundesländern. Sie werden als „1a Objekt“ angeboten, den Kredit geben bekannte „seriöse“ Banken. Häufig wird Zeitdruck gemacht: „Fast alle Objekte sind schon verkauft“, heißt es. Manche Leute werden noch spätabends zum Notar gekarrt.
Und die Immobilie rechnet sich nicht?
Ahr: Der Kauf einer vermieteten Immobilie als Kapitalanlage kann sich nicht lohnen, wenn Mieten vorgerechnet werden, die viel höher als die echten Mieten sind. Für die Opfer bedeutet das oft den finanziellen Ruin, weil die Mieterträge ihre Darlehensraten nicht decken. Sie zahlen Monat für Monat drauf.
Kann man denn solchen Verkäuferfirmen nicht das Handwerk legen?
Ahr: Das geht erst, wenn die Käufer gemerkt haben, dass sie die Wohnungen viel zu teuer gekauft haben, also erst viel später. Und bis der Beweis geführt ist, sind die Hintermänner untergetaucht oder haben Privatinsolvenz angemeldet und das Geld verschoben.
Und die Bank?
Ahr: Wenn der Nachweis gelingt, dass eine Bank „institutionalisiert“ mit den Vermittlern zusammengearbeitet hat, haben die Opfer durchaus Chancen vor Gericht. Das zeigen Urteile zu den Immobilienskandalen der 80er und 90er Jahre.
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