Aktuell lassen sich Häuser und Wohnungen zu Spitzenpreisen verkaufen – wenn die Taktik stimmt. Dank anhaltend niedriger Zinsen sind Immobilien begehrt wie lange nicht. Wer etwa aus dem zu großen Eigenheim in eine altersgerechte Wohnung ziehen oder das geerbte Elternhaus zu Geld machen will, dem bietet sich jetzt eine gute Gelegenheit. Bei aller Goldgräberstimmung sollten Interessierte die finanziellen Risiken eines Verkaufs aber nicht unterschätzen.
Das Umfeld ist hervorragend
Eine Bausparkasse teilt einer Hauseigentümerin ihre neue Adresse mit – und preist dabei gleich ihre Dienste beim Immobilienverkauf an. Makler verteilen großflächig Hauswurfsendungen und lassen wissen: „In Ihrer Nähe haben wir gerade ein Haus zum Spitzenpreis verkauft!“ Viele wollen Eigentümern derzeit eine Veräußerung schmackhaft machen – denn das Umfeld ist hervorragend. Dank anhaltend niedriger Zinsen sind Immobilien begehrt wie lange nicht. Wer etwa aus dem zu großen Eigenheim in eine altersgerechte Wohnung ziehen oder das geerbte Elternhaus versilbern will, dem bietet sich jetzt eine gute Gelegenheit. Bei aller Goldgräberstimmung sollten Interessierte die finanziellen Risiken eines Verkaufs nicht unterschätzen. Hohe Steuern oder Strafzahlungen für einen vorzeitigen Kreditausstieg können den Erlös deutlich schmälern. Auch der Zeitaufwand ist erheblich, egal ob mit oder ohne Makler. Mehrere Monate dauert es mindestens, bis das Geld auf dem Konto eingeht. Dennoch gilt: Wer vorausschauend agiert und den Verkauf akribisch vorbereitet, hat beste Chancen auf gute Gewinne.
Ratgeber der Stiftung Warentest
Detaillierte Infos in Buchform: Von der Vorbereitung und Zusammenstellung der notwendigen Unterlagen über die Präsentation der Immobilie bis zum erfolgreichen Vertragsabschluss – unser Ratgeber Meine Immobilie erfolgreich verkaufen (176 Seiten, 19,90 Euro) erklärt detailliert, wie Sie Haus, Wohnung oder Grundstück erfolgreich verkaufen und welche Vor- und Nachteile es bietet, wenn der Verkauf privat oder über einen Makler abgewickelt wird. Sie erfahren im Detail, wie Sie Ihre Immobilie optimal in Szene setzen und welche Rolle es spielt, ob der Käufer Selbstnutzer oder Kapitalanleger ist.
Chancen: Hohe Preise, viele Käufer
Der Markt brummt, jedenfalls in vielen Gegenden. Die Bundesbank hält Wohnimmobilien in deutschen Städten, für „überaus hoch bewertet“, gemessen an wirtschaftlichen Faktoren wie den erzielbaren Mieten. 10 bis 20 Prozent zu hoch waren die Preise 2015, schätzten die Banker vergangenes Jahr. Das freut Verkäufer: Für ein Objekt, das objektiv 200 000 Euro wert ist, können sie 220 000 oder 240 000 Euro fordern. Vor allem in den traditionell hochpreisigen Ballungsräumen wie München und Berlin, aber auch in berühmten Universitätsstädten können Verkäufer derzeit exorbitante Preise durchsetzen. In weniger begehrten Lagen sind die Summen ebenfalls gestiegen, wenn auch moderater. Für manche Gegenden, denen Experten sinkende Preise prophezeiten, blieben diese immerhin stabil.
Grafik: So entwickelt sich der Index

Chancen: Hoher Zuwachs, wenig Rückgang. Die Entwicklung des Preisindexes für Eigentumswohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser seit 2007 in drei Städten. © Stiftung Warentest
Gute Argumente für einen zeitnahen Verkauf gibt es also in allen Regionen und Lagen: In Städten mit viel Leerstand finden sich jetzt eher Interessenten, in teuren Lagen lassen sich hohe Gewinne erzielen. Wer an Renditejäger verkauft, sollte aber intensive Verhandlungen erwarten. Denn die Kaufpreise sind stärker gestiegen als die Mieten. Zudem gelten in vielen Orten Obergrenzen für Mieten (Themenseite Mietpreisbremse). Das deckelt die Ertragsaussichten für Käufer, die vermieten wollen. Fraglich ist, ob sie auf Dauer hohe Preise akzeptieren. Dass sie es im Moment (noch) tun, liegt an den extrem niedrigen Zinsen. Viele sichere Geldanlagen bringen derzeit kaum Erträge. Kaufinteressenten halten Immobilien deshalb, trotz gestiegener Preise, für eine interessante Anlage. Dank günstiger Baukredite können es sich auch weniger Begüterte leisten, ein Haus oder eine Wohnung zu finanzieren. Derzeit kommt es immer wieder vor, dass die Kreditrate samt Tilgung und Nebenkosten die vergleichbare Monatsmiete unterschreitet. Kaufen ist dann von Anfang an billiger als Mieten.
Tipp: Einen geplanten Verkauf hinauszuzögern, um den Preis weiter nach oben zu treiben, ist riskant. Niemand weiß, wie lange der Boom noch dauert. Steigen die Zinsen, dürfte es zwar zunächst eine zusätzliche Nachfrage nach Immobilien geben. Langfristig aber werden viele Anleger Alternativen suchen. Andere können sich ihren Wohntraum dann nicht mehr leisten und kommen ebenfalls nicht mehr als Interessenten infrage.
Hürden: Hohe Steuern, teure Kredite
Der Verkauf einer Immobilie ist oft mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden – zum Beispiel bei der Steuer. Wer ein vermietetes Haus oder eine Mietwohnung weniger als zehn Jahre nach dem Ankauf wieder losschlägt, versteuert die Differenz aus Verkaufserlös und Anschaffungskosten. Sind mehr als zehn Jahre vergangen, fällt die Steuer nicht an.

Hürden: Spekulationssteuer. Vermietern, die zu früh verkaufen, drohen erhebliche Steuernachteile. © Stiftung Warentest
- Für Selbstnutzer ist der Verkauf stets steuerfrei, egal ob Eigenheim, Ferien- oder Zweitwohnung. Die Eigentümer oder Kinder, für die sie Kindergeld beziehen, müssen das Objekt seit der Anschaffung oder zumindest im Jahr des Verkaufs und in den beiden Jahren zuvor selbst genutzt haben.
- Selbstnutzer haben auch Vorteile, wenn der Fiskus prüft, ob sie „gewerblichen Grundstückshandel“ betreiben. Der kann vorliegen, wenn jemand mehr als drei Immobilien innerhalb von fünf Jahren verkauft. Dann fällt Gewerbesteuer an – oft schneller als gedacht: Oft zählen auch Objekte mit, die Verkäufer über unternehmerische Beteiligungen, einen geschlossenen Fonds etwa, gehalten haben. Seit mindestens fünf Jahren selbst genutzte Immobilien bleiben bei der Bewertung außen vor.
Vorzeitiger Ausstieg aus der Finanzierung kostet
Probleme machen oft auch die Banken. Eigentümer mit Baukrediten müssen eine Vorfälligkeitsentschädigung für die verfrühte Rückzahlung einkalkulieren, wenn ihrer Bank dadurch Verluste entstehen. Das ist bei den aktuellen Spitzenkonditionen fast immer der Fall. Je länger der Zins noch festgeschrieben und je höher die Differenz zum aktuellen Zinsniveau ist, desto teurer ist der vorzeitige Ausstieg. Einen Anhaltspunkt liefert der Rechner Ablösung Baukredit.
- Kunden dürfen Kredite mit mehr als zehn Jahren Zinsbindungsfrist, die vor mehr als zehn Jahren ausgezahlt wurden, mit sechs Monaten Frist kündigen –ohne Vorfälligkeitsentschädigung. Die Restschuld zahlen sie aus dem Verkaufserlös.
- Auch Kredite mit variablen Zinsen und/oder Sondertilgungsrecht bieten (Teil-)Rückzahlungsrechte. Die Bank muss sie bei der Vorfälligkeitsentschädigung einrechnen.
- Vollständig umgehen lässt sich die Strafzahlung, wenn der Käufer das Darlehen übernimmt und weiter bedient. Die Bank muss ihn dafür aber als kreditwürdig einstufen. Zudem kann es sein, dass der Käufer für den Einstieg in den Vertrag einen Preisnachlass fordert.
- Wer eine weitere, mindestens gleichwertige Immobilie besitzt oder kaufen will, kann einen Pfandaustausch beantragen. Stimmt die Bank zu, kann der Verkäufer sein Darlehen behalten. Die Bank nutzt statt des verkauften das andere Objekt als Sicherheit. Vorfälligkeitsentschädigung fällt nicht an.
Vorgehen: Gute Fotos, richtiger Preis
Nichts spricht mehr gegen einen Verkauf? Dann geht es los. Je besser das Angebot aufbereitet ist, desto höher ist die Chance auf einen zügigen Abschluss.
Schritt eins – die Unterlagen
Stellen Sie alle Unterlagen zusammen, die Interessenten oder Makler brauchen. Dazu gehören auch Angaben zum Energieverbrauch. Sie sind in Immobilienanzeigen Pflicht. Ausnahmen sind selten, etwa bei denkmalgeschützten Gebäuden. Haben Sie keinen Energieausweis, müssen Sie sich einen ausstellen lassen. Ansprechpartner sind unter anderem Architekten, Ingenieure oder Energieberater.
Tipp: In Eigentümergemeinschaften verwahren meist die Hausverwaltungen Energieausweise, Teilungserklärungen und andere wichtige Dokumente. Informationen zum Gebäude finden Sie auch in der Bauakte im Bauamt.
Schritt zwei – der Preis
Legen Sie fest, welchen Preis Sie verlangen wollen. Das ist nicht immer einfach. Viele Eigentümer überschätzen den Marktwert ihrer Immobilie, bleiben deshalb lange darauf sitzen und müssen später hohe Abschläge hinnehmen. Mehr erzielen meist jene, die mit realistischen Preisen einsteigen und schnell verkaufen. Sammeln Sie für die Bewertung möglichst viele Daten. Durchschnittswerte aus Marktberichten und Datenbanken lassen sich nicht ohne Weiteres auf den konkreten Fall übertragen. Für Wohnungen ohne Balkon oder im Erdgeschoss fallen Abschläge an. Extras wie Stuckdecken oder ein unverbaubarer Blick treiben die Preise nach oben.
Tipp: Unvermietete Wohnungen sind meist besser zu verkaufen als vermietete. Es kann sich lohnen, den Mietern eine Abfindung für einen Auszug zu bieten.
Schritt drei – Aufgaben delegieren
Delegieren Sie Aufgaben. Wer auf eigene Faust verkaufen will, aber etwas Hilfe braucht, kann einen Dienstleister das Exposé erstellen oder die Bewertung vornehmen lassen. Noch bequemer, aber auch teurer ist es, die Immobilie per Makler zu vermarkten. Jenach Bundesland erhält er bis zu 7,14 Prozent des Kaufpreises als Provision, zum Teil vom Käufer, zum Teil aufgeteilt zwischen Verkäufer und Käufer.
Tipp: Ob die Dienste eines Maklers den hohen Preis rechtfertigen, lässt sich nicht pauschal beantworten. In Boomstädten können Käufer oft selbst Interessenten finden. Vielfach reicht ein Anruf beim eigenen Mieter oder den Miteigentümern.
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Wie es im Artikel bereits erwähnt wurde, sollte man sich als Verkäufer möglichst frühzeitig über das ortsübliche Preisniveau informeren, das erspart herbe Enttäuschungen. Sehr wichtige preisbestimmende Faktoren sind stets die Lage einer Immobilie, Verkehrsanschlüsse, Erhaltungszustand usw. Verkäufer sollten sich einen Verhandlungsrahmen setzen und unbedingt eine persönliche Schmerzgrenze festlegen. Einen Ordner mit den wichtigsten Informationen über das Gebäude, Grundstück usw. zusammenzustellen, um bei Besichtigungen und Anfragen schnell und zutreffend reagieren zu können, wirkt professionell und erleichtert den Umgang mit Kaufinteressenten. Aus eigener Erfahrung kann ich nur dringend vor "Spaßbietern" warnen: Niemals unter Druck setzen lassen, niemals um jeden Preis verkaufen, beim geringsten Zweifel Besichtigungen und Vorverhandlungen abbrechen! Mit Beharrlichkeit und Geduld wird sich ein seriöser Kaufinteressent finden, der an einer fairen Abwicklung des Geschäfts interessiert ist.