
In der Kritik. Pflanzentropfen mit Schöllkraut können Risiken bergen. © Stiftung Warentest
Pharmariese Bayer möchte Kritik am Magenmittel Iberogast klein halten. Doch die Variante mit Schöllkraut könnte die Leber schädigen. Wir halten sie für wenig geeignet.
Schöllkraut als Inhaltsstoff umstritten
„Mit der Kraft der Natur gegen verschiedene Magen-Darm-Beschwerden“ – so vermarktet die Firma Bayer ihr rezeptfreies Mittel Iberogast. Wichtig zu wissen: Von dem Mittel gibt es inzwischen zwei Varianten: eine mit und eine ohne Schöllkraut. Das Schöllkraut – ein Mohngewächs, das als Heilpflanze gilt – steht im Verdacht, die Leber zu schädigen. Erst im Oktober 2020 hat Bayer eine Variante ohne Schöllkraut namens Iberogast Advance auf den Markt gebracht.
Langes Ringen um Warnhinweis
Zuvor war der Klassiker mit Schöllkraut stark in die Kritik geraten: Medien berichteten 2018 vom Tod einer Frau, die nach der Einnahme an Leberversagen gestorben sein soll. Seither ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln, ob eine Warnung im Beipackzettel den Tod hätte verhindern können.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hatte bereits 2008 vom damaligen Hersteller Steigerwald gefordert, über das Leberrisiko aufzuklären. Der hielt den Schöllkrautanteil dafür aber zu klein – ebenso wie Pharmaproduzent Bayer, der Steigerwald 2013 übernahm. Erst infolge des Todesfalls 2018 nahm Bayer einen entsprechenden Warnhinweis in den Beipackzettel auf.
Beide Mittel laut Experten wenig geeignet
Unsere Arzneimittelexperten haben sowohl Iberogast als auch Iberogast Advance im Rahmen des Tests von Mitteln bei Reizdarm aktuell bewertet. Ihr Fazit: Beide Mittel sind wenig geeignet. Es ist nicht belegt, dass die Kombinationsmittel sinnvoll zusammen gesetzt sind.
Für den Klassiker mit Schöllkraut gilt zudem: Bei hoher Dosierung und längerer Anwendungsdauer kann das Kraut die Leber schädigen. Die europäische Zulassungsbehörde hat Arzneimittel zum Einnehmen, die Schöllkraut enthalten – unabhängig von der Menge – negativ bewertet. Auch die Wirksamkeit von Schöllkrautzubereitungen ist nicht ausreichend belegt.
Tipp: Behandeln Sie sich mit Iberogast nicht dauerhaft selbst. Nehmen Sie das Mittel nicht, wenn Sie eine Lebererkrankung haben. Weitere Bewertungen von über 9 000 Medikamenten finden Sie in unserer großen Datenbank.
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Wenn es danach geht dűrfte man gar keine Medikamente nehmen. Vom Hören sagen der angebliche Tote? Aber klar die tausenden Toten nebst schweren Nebenwirkungen von Corona Spritzen zudem nur mit Not Zulassung erfolgt das wird von Lautermännchen und Konsorten unter den Tisch gekehrt. Bravo.