Banken überwachen die Überweisungen ihrer Kunden. Ein falsches Wort im Verwendungszweck kann zur Sperre des Geldes führen. Auch vermeintlich unschuldige Begriffe wie „Kuba“ können zu Problemen führen. Das hat ein Kunde der Direktbank ING-Diba erlebt. test.de dokumentiert seinen Fall und erklärt die Hintergründe.
Eine Überweisung bleibt auf der Strecke
Hätte Jan Franke „Urlaub“ geschrieben, wäre das alles nicht passiert. Aber er gab „Kuba“ als Verwendungszweck an, als er im November 2015 Geld von seinem Tagesgeldkonto bei der Amsterdam Trade Bank auf sein Girokonto bei der ING-Diba überwies. „Kuba, weil das Geld für eine geplante Kubareise gedacht ist“, sagt Franke. Als das Geld zwei Tage nach der Onlineüberweisung noch nicht auf dem Diba-Konto ist, fragt Franke nach. Ein Mitarbeiter der Bank erklärt ihm, dass der Zahlungseingang wegen des Wortes „Kuba“ erst einmal gesperrt sei. Jan Franke erläutert dem Mitarbeiter, warum er „Kuba“ geschrieben hat. Doch dieser lehnt eine sofortige Freigabe der Überweisung ab. Erst müsse die Zahlung von einer Fachabteilung überprüft werden.
Bank sperrt Geld aus „Sicherheitsgründen“
Am Abend des Telefonats gibt die ING-Diba das Geld dann endlich frei. Drei Tage später schreibt die Bank Franke an und erklärt die zwischenzeitliche Sperre noch einmal schriftlich: „Aus geschäftspolitischen Gründen überprüfen wir Zahlungen, die mit bestimmten Ländern in Verbindung stehen, sehr genau. Um die Zahlungen freizugeben, brauchen wir dann gewisse Informationen von den Kunden. Bis wird diese erhalten haben, ist die Zahlung gesperrt.“ Als „kleine Aufmerksamkeit“ für die „unangenehme Situation“ erhält Franke von der ING-Diba 10 Euro gutgeschrieben.
Flächendeckende Überwachungen von Bankkonten
Als Rechtsgrundlage für die Sperre nennt die ING-Diba auf Anfrage von test.de Paragraf 25h des Kreditwesengesetzes. Nach Absatz 2 dieser Vorschrift sind alle Banken tatsächlich verpflichtet, flächendeckend alle Kundenkonten zu überwachen, um „zweifelhafte oder ungewöhnliche“ Zahlungen aufzudecken, die der Geldwäsche, der Terrorismusfinanzierung oder sonstigen strafbaren Handlungen dienen könnten. „Jede Bank legt die Begriffe, nach denen die Überweisungen durchsucht werden, selbst fest“, sagt der Frankfurter Rechtsanwalt Dirk Scherp. „Dabei müssen sie auf die offiziellen Sanktionslisten von UN und EU zurückgreifen, können aber darüber hinaus gehen“. Scherp war früher Staatsanwalt, hat später als Geldwäschebeauftragter der Dresdner Bank gearbeitet und ein Buch über die Überwachungspflichten der Banken nach Paragraf 25h des Kreditwesengesetzes geschrieben.
Sperre etwa bei Verdacht auf Terrorismusfinanzierung
Die Kriterien einer Sperre und warum das Wort „Kuba“ im Verwendungszweck sicherheitsrelevant sein soll, will die ING-Diba nicht näher erläutern. „Es spielt nicht nur das Land eine Rolle bei der Überprüfung der Transaktion, sondern das Zusammenspiel einer Vielzahl von Kriterien. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir aus Sicherheitsgründen die Kriterien und Hintergründe nicht nennen können“, so ein Sprecher der Bank. test.de fragte auch bei der Bankenaufsicht Bafin nach, ob es Vorschriften gibt, die deutschen Banken das Sperren von Geldbeträgen in solchen Fällen vorschreiben. „Ein aufsichtliches Gebot in Deutschland, eine Überweisung, die den Verwendungszweck „Kuba“ trägt, zu sperren, ist mir nicht bekannt“, antwortet ein Bafin-Sprecher.
Nehmen deutsche Banken Rücksicht auf die USA?
Dass Banken bei manchen Überweisungszwecken genauer hinschauen, ist nachvollziehbar. So schlug vor einigen Wochen das Überwachungssystem der Comdirect Bank Alarm, als ein Scherzbold einem Bekannten 168 Euro mit dem Verwendungszweck „waffenfähiges Plutonium“ überweisen wollte. Wieso aber „Kuba“ bei einer innereuropäischen Überweisung sicherheitsrelevant sein soll, bleibt ein Rätsel. Deutschland hat keine Sanktionen gegen Kuba verhängt, auch die Europäische Union nicht. Womöglich durchleuchtet die ING-Diba Überweisungen nach dem Wort „Kuba“ aber auch aus Rücksicht auf amerikanische Interessen. Das Verhältnis zwischen den USA und Kuba ist trotz der angekündigten Lockerungen des Wirtschaftsembargos weiter angespannt. Die ING-Gruppe, zu der auch die Bank ING-Diba gehört, ist in den USA aktiv. „Es gibt deutsche Banken, die aus Angst vor Sanktionen durch US-Behörden europäischen Zahlungsverkehr auch im Hinblick auf amerikanische Interessen überwachen“, sagt der Rechtsanwalt Dirk Scherp. Womöglich spielte das auch bei der Sperre der „Kuba“-Überweisung eine Rolle. Für diese Vermutung spricht auch der Selbstversuch eines Finanztest-Redakteurs: Seine „Kuba“-Überweisung an eine Bank ohne USA-Bezug blieb unbeanstandet.
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Hallo , Ich habe einen Betrag (ziemlich hoch) nach Schweden überwiesen (SEPA Überweisung). Leider Gottes habe ich in Verwendugszweck „Tabriz“ geschrieben. Ich bekam von Empfängerbank ein Schreiben, ob diese Zahlung mit IRAN zutun hätte. Ich bin nicht direkt auf die Frage eingegangen und Ihnen geschrieben, dass ich Ihre Frage nicht klar beantworten kann und man sollte die Überweisung nicht mehr durchführen , sondern auf mein Konto wieder zurücküberweisen. Da ich das Geld noch nicht zurückbekommen habe, habe ich meine Bank informiert und nach dem Stand der Dinge gefragt. Ich bekam von meiner Bank eine Information, ich zitiere „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihnen die Rückgabe der Zahlung aus dem Ausland nicht garantieren können. Selbstverständlich mahnen wir die Auslandbank regelmäßig an und werden Ihnen sofort nach Erhalt einer abschließenden Rückantwort weitere Nachricht zukommen lassen“ Seitens Auslandbank liegt keine Antwort vor. Wer kann mir einen Rat geben?
Kommentar vom Autor gelöscht.
In den letzten Wochen hat die Erde im Nord-Westen von Iran gebebt und hunderte Menschen getötet, tausende sind nun ohne Obdach. Der Staatsaparat im Iran hat den Menschen keine Hilfe geboten und jede ausländische Unterstützung abgelehnt. Doch die Menschen im Iran und auch die die sich im Ausland aufhalten haben selbst zu Spendenaktionen aufgerufen, Gelder gesammelt , in den Iran an ihre Verwandten geschickt, welche dann Nahrung, Wasser, Zelte, Decken und mehr gekauft haben. Sie fuhren mit ihren privaten Fahrzeugen in das Erdbebengebiet und verteilten dieHilfsmittel. Jetzt hat Ing Diba die Überweisung von 185 Euro nach Schweden zur Schwester einer in Deutschland lebenden Iranerin geschickt mit dem Verwendungszweck ‚Spende für Erdbebenopfer im Iran‘ , blockiert. Auf Nachfrage wurde ihr gesagt, dass es nicht erlaubt wäre als Privatmensch Gelder zu sammeln. Zu vermuten war, dass das Wort Iran das Problem war, doch auch ohne dieses Wort wurde die Überweisung geblockt.
@chrispiac: Das iTAN-Verfahren entspricht nicht mehr dem neuesten Stand der Technik. Auch wir raten zu SMS-TAN oder Chip-TAN- Verfahren. Die ING-Diba bietet das SMS-TAN-Verfahren an, welches auch ohne Smartphone genutzt werden kann.
Ansonsten sollten Sie Einblick in die AGBs der ING-Diba nehmen. Dort dürfte dargelegt sein, welches online-banking Verfahren von der Bank angeboten wird und welches möglicherweise aus Sicherheitsgründen ausgeschlossen wird. (dda)
Die ING-DiBa weigert sich bei mir, EU Überweisungen per iTAN auszuführen! Auf eine eMail Anfrage bekam' ich mehrfach einen Anruf (trotz Nachfrage nichts schriftlichers) dass das iTAN Verfahren für Europa nicht sicher sei und verwieß' auf postalische Überweisungen und die Secure App.
Man will mich also zu einem Smartphone Kauf (mit einer zweifelhaften App) oder Porto und längeren Laufzeit drängen. Da sie mir es nicht schriftlich bestätigen wollten, vermute ich, das dieses Handeln nicht gesetzeskonform ist.
Die angebliche Begründung lautete, man könne nicht telefonisch mit den EU Banken bei einer Fehlüberweisung in Kontakt treten - wie lächerlich! EU Banken verwenden also Buschtrommeln und hat sich Engisch als Sprache im Finanzsektor nicht EU weit durchgesetzt? Und warum wird iTAN Deutschland intern als sicher angesehen, EU weit aber nicht?
Die Erklärung ist für mich nicht Überzeugend.