
Prof. Oliver Pfaar leitet die Sektion Rhinologie und Allergologie der HNO-Klinik am Uniklinikum Marburg. © Privat
Über Chancen und Grenzen der Hyposensibilisierung – auch Allergen-Immuntherapie genannt – spricht Allergologe und HNO-Arzt Oliver Pfaar.
Wenn die Lebensqualität eingeschränkt ist
Wem empfehlen Sie die Hyposensibilisierung?
Vor allem Menschen, deren Lebensqualität durch allergischen Schnupfen und teils auch allergisches Asthma stark eingeschränkt ist. Haben sie bislang nur rezeptfreie Mittel genommen, sollte ein Allergologe eine Diagnostik durchführen, die medikamentöse Behandlung prüfen und optimieren. Sind die Beschwerden dann immer noch stark, ist die Allergen-Immuntherapie zu empfehlen: Sie behandelt als einzige Therapieform nicht nur die Symptome, sondern packt das Übel an der Wurzel. Das fehlgesteuerte Immunsystem, das etwa Pollen fälschlicherweise als Feind erkennt, wird umerzogen.
Wie sieht es bei Kindern aus?
Gerade bei Kindern mit Allergien ist die Immuntherapie oft zu empfehlen. Denn die Beschwerden können sich im Laufe der Jahre verstärken, mehr antiallergische Medikamente werden benötigt und weitere Allergien sowie allergisches Asthma können sich entwickeln. Daher ist es wichtig, Kinder mit Symptomen früh beim Allergologen vorzustellen – vor allem, wenn auch die Eltern Allergiker sind.
Weniger Symptome durch Hyposensibilisierung
Wie gut ist belegt, dass die Hyposensibilisierung weiteren Allergien und einer Ausweitung auf die Bronchien, also allergischem Asthma, vorbeugt?
Einige gut gemachte Studien sprechen dafür. Auch Versichertendaten von Krankenkassen geben Hinweise auf einen gewissen vorbeugenden Effekt. Aber es braucht weitere klinische Langzeitstudien, um dies noch besser herauszustellen.
Was dürfen Allergiker von der Hyposensibilisierung erwarten?
Nicht alle Patienten sind danach beschwerdefrei. Aber es ist gut belegt, dass Allergiker bereits während und nach der dreijährigen Therapie weniger Symptome haben. Sie brauchen wahrscheinlich immer noch Medikamente, gerade an Tagen mit starkem Pollenflug, aber deutlich weniger als vorher. Insgesamt belastet die Allergie die Patienten deutlich weniger.
Immuntherapie mit verschiedenen Präparaten
Was ist Patienten mit mehreren Allergien zu empfehlen?
Bei einer klinisch relevanten Mehrfachallergie etwa gegen Gräserpollen und Milben ist eine parallele Immuntherapie mit verschiedenen Präparaten möglich. Wichtig ist, dass diese nachweislich wirksam sowie sicher sind und dass Patienten die Therapie konsequent durchführen.
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- Bei schweren allergischen Reaktionen kann der Kreislauf zusammenbrechen. Ein anaphylaktischer Schock ist lebensgefährlich und erfordert schnelles ärztliches Eingreifen.
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Generell habe ich gute Erfahrungen mit Hyposensibilisierung gemacht.
Ich habe seit meiner Kindheit ca. alle 10 Jahre eine Hyposensibilisierung gemacht, weil die Allergie sich nach einigen Jahren wieder verschlimmert. Bei letzten Mal hatte ich den Eindruck, dass nur noch eine geringe Verbesserung eingetreten ist. Wie oft macht es Sinn die Hyposensibilisierung zu wiederholen, bzw. macht es irgendwann keinen Sinn mehr?
Also ich habe die Hypersensibilisierung vor vielen Jahren gemacht (drei Jahre Spritzen) und mir hat es Linderung gebracht. Zwar bin ich vier Wochen im Jahr immer noch allergisch auf Pollen, aber es ist besser als früher, als ich teilweise nichts mehr sehen konnte vor lauter Niesen und Überreizung. Insofern bereue ich nicht, es gemacht zu haben.