Viele denken nicht an die Kosten für eine medizinische Behandlung, wenn sie sich einen Hund anschaffen. Das kann schiefgehen, sagt Tierarzt Ralph Rückert.
Hundekrankenversicherung
Testergebnisse für 61 Operationskostenversicherungen für Hunde 09/2021
Testergebnisse für 65 Krankenvollversicherungen für Hunde 09/2021
Im Coronajahr 2020 haben Hunderttausende von Menschen sich einen Hund angeschafft. Wo kommen die alle her?
Auf dem Höhepunkt der Coronakrise waren Hunde in Deutschland „ausverkauft“, und noch immer müssen Interessenten teilweise lange Wartezeiten in Kauf nehmen, wenn sie einen Rassewelpen vom deutschen Züchter wollen.
Gleichzeitig kommen Zigtausende Hunde über den illegalen Welpenhandel aus Osteuropa nach Deutschland. Erwachsene Tiere werden häufiger über den Auslandstierschutz vermittelt.
Wer ein Tier übers Internet kauft, weiß oft nichts über seine Herkunft und Vorgeschichte. Bringen solche Hunde besondere gesundheitliche Risiken mit?
Es gibt viele Leute, die mit so einem Hund glücklich sind. Doch das Risiko, einen schwer verhaltensgestörten oder kranken Hund zu bekommen, ist ungleich höher, als wenn man Kontakt zum Züchter hat, die Elterntiere kennt und die Welpen quasi aufwachsen sehen kann.
Intensivbehandlung kostet Tausende von Euro
Sind Ihnen Fälle bekannt, wo Leute einen Hund gekauft haben, der dann schnell krank wurde?
Ja. Bei jungen Hunden, die zu früh transportiert wurden, kommt zum Beispiel Parvovirose vor. Das ist eine hoch ansteckende, akut verlaufende und oft tödliche Infektionskrankheit. Muss ein Hund mit Parvovirose eine Woche lang zur Intensivbehandlung in die Tierklinik, kostet das Tausende von Euro. Trotzdem ist nicht gesichert, dass er überlebt.
Menschen, die einfach nur einen Hund wollten, fallen aus allen Wolken, wenn sie merken, worauf sie sich da emotional und finanziell eingelassen haben.
Gesundheitliche Risiken gibt es aber auch bei bestimmten Hunderassen wie der Französischen Bulldogge – auch wenn der Hund von einem Züchter kommt. Aufgrund ihrer kurzen Kopfform ist die Rasse prädestiniert für bestimmte Krankheiten. Um das typische Aussehen zu erreichen, wurden diesen Hunden schwere Atemprobleme und eine Neigung zu Augenschäden, Hauterkrankungen, Keilwirbeln und Bandscheibenvorfällen regelrecht angezüchtet.
Sind Hundebesitzerinnen und -besitzer manchmal überrascht, wie teuer eine Behandlung sein kann?
Vor allem junge Leute schätzen das häufig falsch ein. Sie haben mitunter selber wenig Geld und trotzdem aus Tierschutz-Motiven einen Hund „gerettet“. Und dann stehen sie beim Tierarzt, und es kommt der Einschlag in der realen Welt. Das ist oft bitter.
MRT und Anästhesie haben ihren Preis
Wie kommt es, dass Hunde-Neulinge die Höhe der Folgekosten so unterschätzen?
Wer zum ersten Mal einen Hund hat, liest im Internet widersprüchliche Botschaften. Einerseits berichten Leute in Tierhalterforen triumphierend, wie wenig sie für eine Behandlung bezahlt haben.
Andererseits orientieren sich Menschen bei der Tierarztsuche zunehmend an Online-Bewertungen. Entscheiden sie sich, ihr krankes Haustier in eine Praxis zu bringen, die für ihre Kompetenz, ihre Freundlichkeit oder ihre Spezialisierung gelobt wird, sind manche dann überrascht, dass gute Tiermedizin teurer ist, als sie dachten.
Werden Tierarztkosten in den letzten Jahren generell höher, und wenn ja, woran liegt das?
Die tierärztlichen Preise in Deutschland waren im europäischen Vergleich lange niedrig. Das ändert sich gerade. Der wichtigste Faktor ist die Arbeitszeit. Praxen und Kliniken müssen mehr für die Arbeitszeit ihrer Mitarbeitenden bezahlen – da macht sich der Fachkräftemangel bemerkbar.
Ein weiterer Grund: Diagnostik und Therapie in der Tiermedizin sind mittlerweile annähernd auf dem Niveau der Humanmedizin. Wenn ein Hund einen Bandscheibenvorfall hat, gibt man sich heute nicht mehr mit Röntgen zufrieden, sondern schickt ihn gleich zur Magnetresonanztomographie (MRT), die genauere Ergebnisse liefert.
Auch die Narkosen sind aufwendiger geworden. Das geht von den Voruntersuchungen zur Bestimmung der Nieren- und Leberwerte bis hin zur Anästhesie selbst, wo heute ähnlich wie beim Menschen die Konzentration des Narkosemittels und die Vitalwerte des Patienten permanent kontrolliert werden. In größeren Kliniken oder Praxen wird die Narkose von einer weiteren Person überwacht – auch das kostet natürlich Geld. Unter Umständen ist so bei einer großen, aber harmlosen Wunde die Anästhesie teurer als das Zunähen.
50 000 Euro Kosten im Laufe eines Hundelebens
Wer seinen Hund medizinisch gut versorgen will, braucht also Geld. Wie viel pro Jahr ist für das tierärztliche „Routineprogramm“ einzuplanen, und was kann an besonderen Kosten bei Erkrankungen oder Verletzungen hinzukommen?
Für einen mittelgroßen Hund kommt man mit etwa 250 bis 300 Euro im Jahr für den regelmäßigen Checkup, die nötigen Impfungen und das Entwurmen hin.
Aber dann geht es erst richtig los: Diese Woche hatte ich zum Beispiel einen kleinen Hund in Behandlung, erst vier Jahre alt. Wegen einer aggressiven Parodontitis mussten mehrere Großzähne operativ entfernt werden. Die Rechnung betrug am Ende um die 2 000 Euro. Wird ein Hund vom Auto angefahren und kommt spät abends mit komplizierten Knochenbrüchen in die Klinik, kommen auch schnell 5 000 Euro zusammen.
Ähnlich ist es bei schweren Infektionskrankheiten, wenn ein Tier eine Woche in der Klinik behandelt wird.
Bei chronischen Erkrankungen gehen eher die laufenden Kosten ins Geld, zum Beispiel für Medikamente und Untersuchungen.
Hinzu kommen noch Futter, Hundeschule, Zubehör – wie viel kostet es insgesamt, einen Hund zu halten?
Grob geschätzt kostet ein „normaler“ Hund im Lauf seines Lebens etwa 25 000 bis 30 000 Euro, bei einem kranken Hund müssen Sie eher von 40 000 bis 50 000 Euro ausgehen.
Für viele Hundebesitzer lohnt sich eine Versicherung
Würden Sie Tierhalterinnen und Tierhaltern empfehlen, für die medizinische Versorgung ihrer Hunde finanziell vorzusorgen?
Wer eine Rechnung von 5 000 Euro jederzeit problemlos bezahlen kann, braucht keine Versicherung. Wenn jemand aber in so einem Fall den Familienurlaub streichen müsste oder sich für solche Ausgaben verschulden müsste, sollte er unbedingt eine Versicherung abschließen.
- Halter müssen ihren Hund für die Hundesteuer anmelden. Je nach Wohnort und Hunderasse gelten verschiedene Steuersätze – und sind unterschiedliche Ämter zuständig.
- Ein Vierbeiner gehört oft zur Familie. Tigert eine Katze durch Ihr Haus oder begleitet Sie ein Hund? Dann helfen Sie uns und machen mit bei unserer Haustier-Umfrage.
@testuser254jkl: Unser Test stellt die Bedingungen zum Stichtag 1.6.2021 dar. Wir haben zwischenzeitlich keine neuen Bedingungen unter die Lupe genommen und können Ihnen Fragen zu Veränderungen auf dem Markt nicht beantworten.
@Stiftung_Warentest Sie haben im Test ausschließlich die Barmenia erwähnt, die ausdrücklich auf ihr Recht verzichtet, nach Ablauf eines Versicherungsjahres UND nach Eintritt eines Versicherungsfalles den Vertrag zu kündigen. Allerdings greift dies erst nach dem vierten Versicherungsjahr. Gibt es inzwischen weitere Versicherer, die dies gewähren? Vielen Dank im Voraus.
@G.Buckenmaier: Tarife, die auf eine vertragliche Selbstbeteiligung des Versicherten an den Kosten verzichten, erstatten deshalb nicht automatisch die volle Tierarztrechnung. Vielmehr gibt es viele andere Wege, die Erstattungsleistung einzuschränken. Zum Beispiel durch eine Erstattungsobergrenze für alle Behandlungen eines Jahres oder durch die Begrenzung der Erstattung von Tierarzthonoraren auf einen bestimmten GOT-Satz. Die wichtigsten dieser Einschränkungen sind auch in der Ergebnistabelle (S. 8ff) aufgeführt.
Für die drei konkret genannten Tarife gilt das Folgende:
• Der Tarif TierDirekt TK Vollversicherung erstattet Tierarzthonorare nur bis maximal 2-fach GOT (bzw. bis 4-fach GOT im Notdienst). Berechnet der Tierarzt (im Nicht-Notdienst) ein höheres Honorar (z.B. nach dem 2,6fachen Satz), wird nur der Betrag erstattet, der beim 2-fachen GOT-Satz entstanden wäre.
• Der Tarif Agila Tierkranken Exklusiv begrenzt die Tarifleistung für nichtoperative Behandlungen generell auf 1.100 Euro im Versicherungsjahr. Diese Obergrenze erhöht sich um 250 Euro nach jedem leistungsfreien Jahr. In unserem Beispiel liegt sie bei 1600 Euro.
• Der Tarif Barmenia Kranken Premium 100% erstattet im Beispiel für die nichtoperative Behandlung (S.5.) von den 130 Euro für Diätfutter nur 100 Euro, und damit von den Gesamtkosten von 2350 Euro daher nur 2320 Euro.
Vielen Dank für den Test! Können Sie erklären wieso bei Tarifen ohne Selbstbeteiligung nicht die vollen Behandlungskosten erstattet werden. Welche Leistungen werden nicht von der Versicherung bezahlt. Bitte um Klarstellung insbesondere für die Tarife: Barmenia Kranken Premium 100% TierDirekt TK Vollversicherung Agila Exklusiv Vielen Dank!
Vielen Dank für den hilfreichen Test. Bei dem aktuellen Versicherungsangebot der Allianz bin ich jedoch darüber gestolpert, dass diese im Smart, Komfort und Premium Tarif Operationen aufgrund von rassespezifischen und besonderen aufgelisteten Erkrankungen limitiert versichert (In dem von Ihnen als im Leistungsbereich sehr hoch bewerteten Tarif Smart sind es 500,- EUR). Zumindest so die Darstellung auf deren Homepage. In Ihrem Vergleich ist dies in den Hinweisen zu Ausschlüssen nicht enthalten. Haben sich die Bedingungen hier evtl. kurzfristig geändert oder ist mein Verständnis falsch?
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@testuser254jkl: Unser Test stellt die Bedingungen zum Stichtag 1.6.2021 dar. Wir haben zwischenzeitlich keine neuen Bedingungen unter die Lupe genommen und können Ihnen Fragen zu Veränderungen auf dem Markt nicht beantworten.
@Stiftung_Warentest
Sie haben im Test ausschließlich die Barmenia erwähnt, die ausdrücklich auf ihr Recht verzichtet, nach Ablauf eines Versicherungsjahres UND nach Eintritt eines Versicherungsfalles den Vertrag zu kündigen. Allerdings greift dies erst nach dem vierten Versicherungsjahr.
Gibt es inzwischen weitere Versicherer, die dies gewähren?
Vielen Dank im Voraus.
@G.Buckenmaier: Tarife, die auf eine vertragliche Selbstbeteiligung des Versicherten an den Kosten verzichten, erstatten deshalb nicht automatisch die volle Tierarztrechnung.
Vielmehr gibt es viele andere Wege, die Erstattungsleistung einzuschränken. Zum Beispiel durch eine Erstattungsobergrenze für alle Behandlungen eines Jahres oder durch die Begrenzung der Erstattung von Tierarzthonoraren auf einen bestimmten GOT-Satz. Die wichtigsten dieser Einschränkungen sind auch in der Ergebnistabelle (S. 8ff) aufgeführt.
Für die drei konkret genannten Tarife gilt das Folgende:
• Der Tarif TierDirekt TK Vollversicherung erstattet Tierarzthonorare nur bis maximal 2-fach GOT (bzw. bis 4-fach GOT im Notdienst). Berechnet der Tierarzt (im Nicht-Notdienst) ein höheres Honorar (z.B. nach dem 2,6fachen Satz), wird nur der Betrag erstattet, der beim 2-fachen GOT-Satz entstanden wäre.
• Der Tarif Agila Tierkranken Exklusiv begrenzt die Tarifleistung für nichtoperative Behandlungen generell auf 1.100 Euro im Versicherungsjahr. Diese Obergrenze erhöht sich um 250 Euro nach jedem leistungsfreien Jahr. In unserem Beispiel liegt sie bei 1600 Euro.
• Der Tarif Barmenia Kranken Premium 100% erstattet im Beispiel für die nichtoperative Behandlung (S.5.) von den 130 Euro für Diätfutter nur 100 Euro, und damit von den Gesamtkosten von 2350 Euro daher nur 2320 Euro.
Vielen Dank für den Test!
Können Sie erklären wieso bei Tarifen ohne Selbstbeteiligung nicht die vollen Behandlungskosten erstattet werden. Welche Leistungen werden nicht von der Versicherung bezahlt.
Bitte um Klarstellung insbesondere für die Tarife:
Barmenia Kranken Premium 100%
TierDirekt TK Vollversicherung
Agila Exklusiv
Vielen Dank!
Vielen Dank für den hilfreichen Test. Bei dem aktuellen Versicherungsangebot der Allianz bin ich jedoch darüber gestolpert, dass diese im Smart, Komfort und Premium Tarif Operationen aufgrund von rassespezifischen und besonderen aufgelisteten Erkrankungen limitiert versichert (In dem von Ihnen als im Leistungsbereich sehr hoch bewerteten Tarif Smart sind es 500,- EUR). Zumindest so die Darstellung auf deren Homepage. In Ihrem Vergleich ist dies in den Hinweisen zu Ausschlüssen nicht enthalten. Haben sich die Bedingungen hier evtl. kurzfristig geändert oder ist mein Verständnis falsch?