Hund und Job Wenn Frauchen das Home­office verlässt

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Hund und Job - Wenn Frauchen das Home­office verlässt

Zuwendung. Auch tags­über brauchen Hunde ab und zu ein paar Streichel­einheiten. © Getty Images / Luis Alvarez

Wer aus dem Home­office ins Büro zurück­kehrt, sollte seinen Hund auf die neue Situation vorbereiten. Doch wie klappt das am besten? test.de spielt vier Varianten durch.

Wenn nicht jetzt, wann dann? Das dachten offen­bar viele, als im Früh­jahr 2020 die erste Coronawelle über Deutsch­land rollte. Warum nicht endlich einen Hund anschaffen? War dieser Wunsch früher am Joball­tag gescheitert, schien der Weg jetzt frei: Home­office und Kurz­arbeit verschafften Millionen Menschen mehr Zeit zu Hause. Gleich­zeitig fehlten Nähe und Zuwendung, denn persönliche Kontakte waren kaum möglich. Wenig verwunderlich, dass die Nach­frage nach Hunden rasant stieg – Züchter und Tier­heime wurden geradezu über­rannt.

Dieser Tage kehren viele Herr­chen und Frauchen in die Betriebe zurück – und suchen nach Lösungen für Bello. Ein Groß­teil steht vor einem Dilemma: Besser in Kauf nehmen, dass der Hund zu Hause vereinsamt – oder beruflich sogar kürzer treten? Die gute Nach­richt: In vielen Fällen lassen sich Job und Vier­beiner unter einen Hut bringen. Wichtig sind Planung und Zeit, um den Hund an die neue Situation zu gewöhnen. Hier die gängigsten Varianten.

Variante 1: Hund allein zu Haus

„Ein Hund braucht Zuwendung und Gesell­schaft durch Artgenossen oder Menschen“, sagt Nicole Drüschler, Hunde­verhaltens­therapeutin aus Friedrichs­dorf bei Bad Homburg (Interview). „Viele Tiere können aber gut allein bleiben.“ Wie lange, das hängt von Gesundheit, Charakter und Lebens­lauf ab. „Junge Hunde oder Tiere, die nicht entsprechend erzogen oder sozialisiert sind, können das oft gar nicht, während ausgeglichene Hunde, die selbst Ruhe finden können, bis zu vier oder auch sechs Stunden schaffen“, erläutert Drüschler. Ein Bürotag von acht Stunden oder mehr sei jedoch zu lang.

Training in kleinen Schritten

Viele „Coro­nahunde“ müssen das Allein­sein erst lernen. Dabei hilft ein Training in möglichst kleinen Schritten, das jedoch Zeit benötigt – im besten Fall bis zu sechs Monate. „Zu Beginn vergewissert man sich, was der Hund bereits kann, indem man sich für 5, 10 oder 15 Minuten von ihm abwendet, zum Beispiel ein Buch liest“, rät Hildegard Jung, Tier­ärztin in München und Vorsitzende der Fach­gruppe Verhaltens­medizin der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft. „Im zweiten Schritt wechselt man das Zimmer – erst bei offener, dann bei geschlossener Tür. Klappt auch das, kann man kurz die Wohnung verlassen, zum Beispiel Müll wegbringen.“

Eine Babyphone-App hilft

Als Nächstes empfehlen sich längere Termine wie Einkauf oder Arzt­besuch. Tier­ärztin Jung rät, das Tier in Abwesenheit per Babyphone-App zu über­wachen, um bei Problemen schnell reagieren zu können.

Der Hund tut sich leichter, wenn sein Besitzer stets zur selben Zeit weggeht und zurück­kommt. Je normaler ihm die Abwesenheit erscheint, desto besser. Deshalb ist es wichtig, auf Abschieds- und Begrüßungs­szenen sowie Belohnungen zu verzichten.

Fazit: Keine Ganz­tags­lösung

Die Variante kommt in Frage, wenn Sie entweder nur einige Stunden pro Tag arbeiten oder zwischen­durch nach Hause gehen und sich um Ihren Hund kümmern können, etwa in der Mittags­pause.

Variante 2: Private Betreuung finden

Wohl dem, der Kinder oder Eltern hat, die den Hund Gassi führen oder bespaßen. Alle anderen können sich per Gesuch im Nach­barschafts­portal oder Aushang im Supermarkt einen Gassigänger organisieren. Auch private Hundesitter lassen sich auf diese Weise finden. „Ideal ist es, wenn der Hund die Betreuungs­person bereits kennt“, sagt Hildegard Jung. „Ansonsten gilt es, recht­zeitig dafür zu sorgen, dass sich Hund und Betreuer ausgiebig beschnuppern können.“

Fazit: Guter Plan B

Die Variante eignet sich für Menschen mit hundefreundlichem Umfeld sowie vergleichs­weise kurzem oder spontanem Betreuungs­bedarf. Sie empfiehlt sich auch dringend als „Plan B“, falls das Allein­bleiben nicht gleich klappen will.

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Variante 3: Profi engagieren

Wer seinen Hund regel­mäßig tags­über oder sogar über mehrere Tage betreuen lassen will, findet kaum private Betreuung. Da hilft ein professioneller Dienst­leister. Allerdings wird der Vier­beiner in einer neuen Umge­bung und zusammen mit Artgenossen betreut, was ihn stärker anstrengt. Wer sein Tier einer Hund­etagesstätte oder einer -pension anver­trauen will, sollte sich zuvor ansehen, wie dort mit Hunden umge­gangen wird und ob das eigene Tier mit der Betreuungs­person harmoniert. Zudem sollte der Hund sich schritt­weise an die Gruppe gewöhnen dürfen. Rudeltiere brauchen Regel­mäßig­keit – deshalb ist es ratsam, seinen Hund an festen Tagen und in derselben Gruppe betreuen zu lassen.

So erkennen Sie einen guten Hundesitter

Wer beruflich Hunde betreut, muss laut Paragraf  11 Tierschutzgesetz eine Erlaubnis des Veterinär­amts besitzen, die Kennt­nisse über Verhalten, Gesundheit und Ernährung voraus­setzt. Viele Betreuer haben zudem ein Zertifikat des Berufsverbands der Hundebetreuer und Dogwalker und besuchen Fort­bildungen. Darüber hinaus fragt ein guter Hundesitter nach Charakter, Gewohn­heiten und Fütterungs­zeiten.

Fazit: Für den Hund oft die beste Lösung

Wer in Voll­zeit oder im Schicht­dienst arbeitet, längere Dienst­reisen macht oder merkt, dass sein Hund einsam ist (siehe Interview mit Hundeverhaltenstherapeutin Nicole Drüschler), kommt um eine Profi-Betreuung oft nicht herum. Die kann zwar mehrere Hundert Euro im Monat kosten – ist aber für das Tier die beste Lösung.

Variante 4: Ein Leben als „Bürohund“

Hund und Job - Wenn Frauchen das Home­office verlässt

Bewegung. Ist der Arbeitsweg kurz oder kommt der Hund mit ins Büro, ist mittags eine Gassirunde drin. © Getty Images / Luis Alvarez

Inzwischen erlauben manche Arbeit­geber, dass Beschäftigte ihren Hund mit ins Büro bringen. Anhänger dieser Variante verweisen auf Studien, wonach Hunde die Kreativität fördern und helfen, Stress abzu­bauen.

Arbeit­geber muss zustimmen

In jedem Fall müssen Chefin oder Chef ausdrück­lich zustimmen – selbst wenn es im Betrieb bereits Hunde gibt. Das gilt auch, wenn das Tier nur ausnahms­weise dabei ist. Außerdem ist es ratsam, Rechte und Pflichten vertraglich zu regeln. Wo darf sich der Hund aufhalten? Wer haftet, wenn er Mobiliar beschädigt oder auf den Teppich macht? Eine Tierhalter-Haft­pflicht­versicherung empfiehlt sich dringend, falls nicht ohnehin Pflicht.

Büro­zeit lang­sam steigern

Und auch Bürohunde müssen sich lang­sam an die Situation gewöhnen. Gestartet wird stunden­weise. Wenn der Hund entspannt bleibt und gut zurecht kommt, kann die Büro­zeit gesteigert werden. Voraus­setzung ist, dass die Kolleginnen und Kollegen mitspielen. Hat jemand Angst oder eine Hunde­haarallergie, muss Bello draußen bleiben. Zudem kann der Chef jeder­zeit sein Einverständnis zurück­ziehen.

Fazit: Klappt, wenn alle brav sind

Sind Chef und Kollegen einverstanden und ist der Hund gesund, gut erzogen und in der Lage, sich über mehrere Stunden ruhig zu verhalten, ist das Modell „Bürohund“ eine praktikable Variante. 

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