
Huawei P30 (links) und P30 Pro (rechts) bilden die neue Flaggschiff-Linie des chinesischen Anbieters.
Die neuen Oberklasse-Smartphones P30 und dem P30 Pro von Huawei treten die Nachfolge der bisherigen Flaggschiffmodelle P20 und P20 Pro an. Der chinesische Anbieter bewirbt die beiden prominent als „das Fotowunder“. Im Test zeigt besonders das günstigere P30 noch ganz andere Vorzüge.
Superzoom mit Periskop-Tele

Die Kamera des P30 Pro (rechts) hat ein aufwendigeres Tele und eine Zusatzoptik für Tiefeninfo. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Wie bei anspruchsvolleren Smartphones heute üblich, verfügen die Hauptkameras der beiden Huawei-Flaggschiffe über mehrere Optiken: Ein Superweitwinkel, ein Weitwinkel und ein Tele schaltet die Kamera-App jeweils zu einem virtuellen Zoom zusammen. Beim P30 Pro liefert eine vierte Kamera Tiefeninformationen für den beliebten „Bokeh“-Effekt. Die Tele-Optik des P30 Pro ist im flachen Handygehäuse liegend verbaut und schaut wie ein Periskop um die Ecke. Das ermöglicht eine längere Brennweite und damit besonders viel Zoom: Rein optisch bringt das Tele des Pro-Modells schon eine fünffache Vergrößerung, mit Digitalzoom ergibt sich sogar ein Zoomfaktor von 50. Das funktioniert im Test nicht schlecht, entfernte Motive lassen sich deutlich näher heranholen als mit anderen Handykameras.
[Update 29.05.2019]: Huawei-Geräte und Updates – ungewisse Zukunft
Für Käufer von Huawei- und Honor-Geräten ist ungewiss, ob und wie sie zukünftig mit Updates versorgt werden. Nach derzeitigem Stand (29.05.2019) werden Huawei- und Honor-Geräte keine neuen Android-Betriebssystemversionen mehr erhalten und möglicherweise auch den Google Play Store sowie andere Google-Dienste wie Google Maps und GMail nicht mehr nutzen können. Der Grund: Infolge des von der US-Regierung ausgerufenen „Telekommunikationsnotstandes“ hat Google seine Geschäfte mit Huawei abgebrochen. Huawei sagte uns zur aktuellen Situation auf Nachfrage: „Huawei wird weiterhin Sicherheitsupdates und Services für alle Huawei- und Honor-Smartphones sowie Tablets zur Verfügung stellen, die bereits verkauft wurden oder auf Lager sind. Die Dienste können weiter wie gewohnt genutzt werden.“ Die Situation kann sich täglich ändern. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
„Wunder“ ist übertrieben
Auch sonst machen die Kameras von P30 und P30 Pro eine gute Figur. Besonders beim P30, und dort vor allem bei Selfies und Videos, sind deutliche Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger festzustellen. Das mit dem „Fotowunder“ scheint dann aber doch etwas hoch gegriffen: Mit den Kameras von Apple iPhone XS, Google Pixel 3 oder Samsung Galaxy S10 können P30 und P30 Pro insgesamt nicht ganz mithalten. So neigen beide bei wenig Licht zum Verwackeln. Beim Test der Bildstabilisierung schlagen sich andere aktuelle Flaggschiff-Handys besser. Die Bilder des P30 Pro zeigen zudem einen Rosastich.
Fortschritte beim Akku
Auch bei der Akkuleistung zeigen P30 und P30 Pro klare Verbesserungen gegenüber ihren Vorgängern. Bei der Laufzeit schlägt das P30 sein größeres Schwestermodell: Eine Akkuladung hält im Testzyklus beeindruckende 29,5 Stunden! Mehr schafft aktuell nur das Samsung S10+ mit herausragenden 32,5 Stunden. Das P30 Pro liefert mit 25 Stunden eine respektable Laufzeit – und lädt besonders schnell: Mit dem mitgelieferten Netzteil ist der Akku schon nach rund einer Stunde voll. Seltsam: Nur der Akku des P30 Pro lässt sich auch drahtlos per Induktion laden. Beim P30 verzichtet Huawei auf dieses praktische Feature. Apple, Google und Samsung spendieren es allen aktuellen Spitzenmodellen.
Rückschritte beim Telefonieren
Während sie bei Akku und Kamera besser abschneiden, haben sich P30 und P30 Pro gegenüber ihren Vorläufern bei der Sprachqualität und der Netzempfindlichkeit leicht verschlechtert. P20 und P20 Pro gehörten noch zu den wenigen Smartphones im Test, die in beiden Disziplinen ein „Gut“ schaffen. Ihre Nachfolger sind hier nur noch befriedigend – immer noch besser als die aktuellen iPhones, aber schlechter als zum Beispiel Samsungs S10-Reihe oder das LG V40.
Eigenheiten bei der Ausstattung

Nur das P30 (oben) bietet neben dem USB-C-Anschluss auch eine Klinkenbuchse für Kopfhörer. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Erfreulich für Musikfreunde: Anders als das P20 bietet das P30 wieder eine Standard-Klinkenbuchse für Kopfhörer. Umso unverständlicher: Das P30 Pro setzt beim Thema Kopfhörer vollständig auf Bluetooth oder USB-C. Es liegt nicht einmal mehr ein Klinkenadapter bei. Nur das P30 Pro wiederum weist Huawei als staub- und wassergeschützt aus. Den entsprechenden Tauchtest besteht es problemlos. Zur Speichererweiterung setzen beide Modelle statt auf die üblichen Micro-SD- auf Huaweis eigene, exotische „Nano Memory“-Karten. Allerdings bringen beide Modelle bereits mindestens 128 Gigabyte Speicher mit. Das P30 Pro gibt es sogar in einer Variante mit 512 Gigabyte – mehr als manches Notebook.
Fazit: Konkurrenzfähge Nachfolger
Das Huawei P30 kostet im Online-Handel durchschnittlich rund 700 Euro, das P30 Pro um die 900 (Stand: 16. Mai 2019). Damit spielen Huaweis Flaggschiffe preislich in einer Liga mit Samsungs Galaxy S10e und S10+. Dafür bietet das P30 noch mehr Akkulaufzeit und das P30 Pro einen größeren Zoom-Bereich als ihr jeweiliges koreanisches Gegenstück. Beim Telefonieren und der Bildstabilisierung der Kameras schneiden dagegen beide Samsung-Modelle besser ab. Insgesamt wirken die beiden Neuen von Huawei konkurrenzfähiger als ihre Vorläufer-Modelle.
Tipp: Aktuelle Preise, Ausstattungsdetails und Testergebnisse zu insgesamt 374 Handys finden Sie in unserem großen Vergleichstest Smartphones mit insgesamt 374 Handys – darunter seit heute auch die ausführlichen Testergebnisse zum Huawei P30 und P30 Pro.
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@achim1282: Vielen Dank. Ja, das Modell hat den Bruchfestigkeitstest mit "sehr gut" bestanden. Offenbar lassen sich auch Smartphones mit über den Seiten gebogenem Display so konstruieren, dass sie in der Falltrommel nicht kaputt gehen. (DB)
Danke für Eure kompetenten und alltagsorientierten Tests.
Nur: was mich wundert... das P30Pro hat ein beidseitig gebogenes Display, was ja eig. Eine recht fragile Geschichte sein sollte...ist das wirklich ohne zu splittern ( und ohne Case ) aus der Falltrommel gekommen?
@Wellnice: ... und das tun wir auch. Die Einschränkung bei den Fotos mit geringer Beleuchtung ist die Verwacklungsgefahr, die wir in unserem Test ermittelten, siehe unser Kommentar vom 16.05. Und wenn zwei Displays ein sehr gut haben, sind durchaus noch Unterschiede drin, oder? Wir bewerten unter anderem Schärfe, Lesbarkeit, Kontrast, Farbdarstellung, Blickwinkel: Das sind richtige Vergleichsprüfungen mit Messungen und subjektiven Bewertungen durch Experten und nicht irgendwelche Messwerte, die jeder abschreiben kann. (Bu)
..gerade für seine Kamera im Low Light Bereich und ihr seid die einzigen (habe noch nirgends derartiges gelesen) die sagen/behaupten, die Kamera würde im Low Light Bereich schlechtere Bilder machen als ein S10.
Da fragt man sich schon...irrt sich die ganze Welt, dutzende renommierte Tech Portale, DXOMark und Co. oder doch vielleicht einfach, als offensichtlich einzige, ihr?
Ebenfalls mehr als fragwürdig wie ein Display des P30 Pro die selbe "++" Bewertung erhalten kann, wie ein Galaxy S10.
Das S10 ist heller, schärfer/hochauflösender, höhere PPI Dichte und hat eine bessere Pixelmatrix.
Wie kann hier also ein P30 Pro mit deutlich geringerer Auflösung (man sieht es!), dunklerem Display und zudem schlechterer Pixelmatrix, gleich gut sein?
Das kann doch nicht euer Ernst sein.
Die Displaynutzungsdauer oder Screenontime (SOT) sagt leider so gut wie gar nichts aus. Ja sie ist sehr beliebt nützt aber nichts. Wie wird die gemessen? Welche Helligkeit? WLAN oder Mobilfunk oder Flugzeugmodus? Schon bei der Helligkeit gibt es Probleme, die Geräte haben ganz unterschiedliche maximale und minimale Helligkeiten. Wenn ich denn Bildschirm ganz runter drehe und in den Flugzeugmodus gehe, und das Gerät nicht nutze, komme ich mit so gut wie jedem Smartphone auf eine Zeit von über 10 Stunden, vermutlich auch über 20 Stunden...