Nett, aber ahnungslos präsentieren sich viele Hotline-Mitarbeiter am Telefon. Noch schlechter beraten Telekommunikationsfirmen in Internet-Chats.
Sie sind hochmodern, aber nicht auf der Höhe der Zeit, eher dumm und zickig: Chat-Roboter. „Sie glauben doch nicht, dass ich mich von Ihnen derart beschimpfen lasse!?“, schreibt Julia unserem Tester. Sie basiert auf künstlicher Intelligenz und wurde programmiert, um Kundenanfragen zu beantworten. Der Tester ist perplex. Er hatte im Chat auf der Website von Vodafone (Kabel) nur gefragt, worauf er achten soll, wenn er seinem zehnjährigen Patenkind sein altes Smartphone schenken möchte. Vermutlich hat Julia das Wort „alt“ falsch interpretiert und gibt sich nun beleidigt.
Chat-Roboter sollen menschlich wirken, sie sind die moderne Form des Service-Mitarbeiters. Neben Vodafone (Kabel) experimentieren damit auch O2, Congstar und Unitymedia, ihre Roboter heißen Lisa, Sophie und Ubo. Wie Julia beraten auch sie schlecht. Wir wollten wissen, auf welchem Weg Kunden von Telekommunikationsanbietern am besten beraten werden: im Internet von den neuen Chat-Robotern oder von „echten“ Mitarbeitern im Live-Chat und traditionell am Telefon.
Gut schneidet im Test keiner ab. Dabei stellten wir nur drei Alltagsfragen und simulierten keine technische Störung. Die Tester erkundigten sich nach Tarifen und Sicherheitshinweisen für Kinderhandys, Besonderheiten beim Streaming im EU-Urlaub und wie sie Rufnummern sperren lassen können.

Roboter antworten sonderbar. Vodafones Roboter Julia soll menschlich wirken. Sie gibt patzige Antworten (Bild links). Chat-Roboter Sophie von Congstar interpretiert die Kundenanfrage völlig falsch. © Screenshots: Stiftung Warentest, Quelle: Vodafone, Congstar

Unser Rat
Gut berät keiner der geprüften Telekommunikationsanbieter. Rufen Sie die Hotline an, wenn Sie ein Problem haben – da erhalten Kunden eher Hilfe als im Chat oder per Kontaktformular. Unter den bundesweiten Anbietern schneidet die Hotline von 1&1 am besten ab, bei den regionalen Anbietern liegen EWE und Vodafone (ehemals Kabel Deutschland) vorn. EWE punktet mit sehr kurzen Wartezeiten.
Roboter verstehen fast nichts
Startet ein Kunde den Chat auf der Anbieterwebsite, öffnet sich ein Textfenster, in das er seine Frage eintippt. Die Antworten der Chat-Roboter, auch Chatbots genannt, sind kläglich: „Ich kann nichts Passendes zu Ihrer Frage finden“, „Roboter brauchen kein Geld, deshalb kann ich zu Preisen nur wenig sagen“, „Ich habe Dich leider nicht verstanden“ – oft sind sie überfordert.
Die Roboter begriffen die meisten Anfragen nicht. Mit weiter entwickelten künstlichen Intelligenzen wie Amazons Sprachassistentin Alexa können sie nicht mithalten. In unseren Tests reagierten die Roboter oft auf Schlüsselwörter, ihre Antwort ging häufig völlig am Thema vorbei.
Bei der Frage zum Kinderhandy etwa schrieb unsere Testerin: „Die Kleine ist erst 10 Jahre. Welcher Tarif wäre da günstig?“ Congstar-Roboter Sophie antwortete: „Happy Birthday congstar! Wir feiern unseren 10. Geburtstag. Schau doch mal auf unserer Aktionsseite (...) vorbei“.
Die künstlichen Intelligenzen lernen noch, die Verbraucher befinden sich quasi im Versuchslabor. Neben den vier Chatbots haben wir vier Live-Chats mit menschlichen Servicekräften geprüft. Egal ob Mensch oder Maschine: Alle Chats sind mangelhaft, keiner hilft Kunden wirklich weiter.
Vorsicht, Falle: Plötzlich hatten wir einen Tarif
O2 schickte einem unserer Tester eine SMS, dass ein Tarif für ihn freigeschaltet wurde. Er hatte nichts gebucht. Das sollten Sie in solch einem Fall tun:
- Widerrufen.
- Fordern Sie den Anbieter auf, den Tarif zu stornieren. Stellt er sich quer, widerrufen Sie schriftlich. Verwenden Sie unbedingt den Begriff „Widerruf“ – nicht „Kündigung“. Die übliche Widerrufsfrist von 14 Tagen verlängert sich ohne Widerrufsbelehrung des Anbieters um ein Jahr.
- Vorbeugen.
- Zu Beginn eines Hotline-Telefonats wird oft gefragt, ob das Gespräch aufgezeichnet werden darf. Stimmen Sie zu! Laut EU-Datenschutzgrundverordnung haben Sie einen Anspruch auf Herausgabe des Mitschnitts und könnten so beweisen, was Sie gesagt haben.
Auch im Live-Chat schlecht beraten
Roboter sind eine Sache, aber warum schneiden die „echten“ Mitarbeiter im Live-Chat so schlecht ab? Die von 1&1 wollten häufig gar nicht chatten und verwiesen uns an die Telefonhotline. Berater im O2-Chat versuchten uns teure Flatrate-Tarife aufzuschwatzen, die nicht für ein Kinderhandy taugen. Bei der Telekom erhielten wir falsche Antworten und erlebten kurz angebundene Mitarbeiter. Einem von ihnen riss der Geduldsfaden, nachdem eine Testerin mehrfach nachfragte, wie sie in Frankreich Spiele der Fußball-WM auf dem Handy sehen könne. Er beendete den Chat spürbar gereizt mit den Worten: „Frau Meier*, ich weiß es nicht!“
Wartezeit im Internet erträglich
Wenigstens haben wir auf die dürftige Beratung in der Regel nicht lange gewartet. Die Roboter sind sofort erreichbar, bei den Live-Chats lag die durchschnittliche Wartezeit bei knapp eineinhalb Minuten. Manchmal dauerte es aber auch wesentlich länger: Die Telekom etwa erreichten wir in 12 von 30 Fällen nicht, der Chat war besetzt.
Hotlines etwas besser als Chats
Ein wenig besser war die Beratung an Telefonhotlines regionaler und bundesweiter Telekommunikationsanbieter, darunter etwa Netcologne und EWE, aber auch Branchengrößen wie Telekom, O2 und 1&1.
Acht der elf geprüften Hotlines schneiden insgesamt befriedigend ab, O2 ausreichend, Vodafone und Pÿur mangelhaft. Richtig ins Schlingern gerieten alle beim wichtigsten Prüfpunkt: Problemlösung. Die Mitarbeiter gaben oft lückenhafte oder völlig falsche Antworten.
Unsere Testkunden waren nach den Telefonaten häufig nicht schlauer als zuvor. Schlimmer noch: Der echte Kunde könnte eine falsche Antwort für bare Münze nehmen. Wenn ihm, wie bei der M-Net-Hotline, gesagt wird, er könne die WM-Fußballspiele auf dem Handy über die Mediatheken von ARD und ZDF in Frankreich problemlos sehen, dann guckt er im Urlaub in die Röhre.
Dennoch sollten Kunden ihr Glück am ehesten an der Telefonhotline versuchen. Da bekamen wir mehr Hilfe als in den Chats. Die meisten Mitarbeiter gaben sich Mühe, auch wenn bei ihnen viele Wissenslücken klafften.
„Noch nie davon gehört!“
Wir fragten zum Beispiel, wie wir uns vor Lockanrufen schützen können. Bei sogenannten Ping-Anrufen erscheinen auf der Anrufliste des Telefons ausländische Nummern, wer zurückruft, tappt in eine Kostenfalle. Statt Ping zu erklären, offenbarten uns viele Mitarbeiter: „Ping-Anrufe, davon habe ich noch nie gehört!“ Kein Anbieter glänzt mit durchweg hilfreichen Problemlösungen, die Beratungsqualität war sehr durchwachsen. Einige Antworten waren in Ordnung, andere unterirdisch schlecht.
EWE-Hotline prompt zu erreichen
Immerhin: Die meisten Hotline-Mitarbeiter waren freundlich und die Zeit in der Warteschleife war überwiegend erträglich. Alle Hotlines haben sogar am Samstag geöffnet und viele unter der Woche bis 22 Uhr.
Mit insgesamt 1 100 Anrufen prüften wir die Wartezeit bei den Telefonhotlines, jede riefen wir 100 Mal an. Nach dem Passieren des Auswahlmenüs stoppten wir die Zeit, bis sich ein Mitarbeiter meldete. Bei EWE hatten wir 99 Mal in weniger als einer Minute jemanden an der Strippe.
Am längsten warteten wir bei O2, im Schnitt sieben Minuten. O2 und die Telekom stellten unser Durchhaltevermögen in einem beziehungsweise zwei Fällen auf eine harte Probe. Da steckten wir doch tatsächlich eine geschlagene Stunde in der Warteschleife und legten dann groggy und ratlos auf (siehe Grafik unten).
Eine Stunde warten auf O2 und Telekom
Bis sich ein Hotline-Mitarbeiter persönlich meldet, vergehen im Schnitt meist eine bis sieben Minuten. Bei EWE kommen Kunden oft sofort durch. Negativrekord: Bei Telekom und O2 legten wir in insgesamt drei Fällen nach 60 Minuten entnervt auf.

© Stiftung Warentest
* Name von der Redaktion geändert.
-
- Mieter können künftig selbst entscheiden, ob sie für den Kabelanschluss zahlen möchten. Die einen sparen dadurch Geld, für andere wird es etwas teurer.
-
- Mit einem LTE-Router lässt sich mobiles Internet zu Hause und unterwegs einrichten. Hier finden Sie den richtigen LTE-Tarif für Ihre Bedürfnisse.
-
- Mobilfunkfirmen verdienen weiterhin an Drittanbieter-Leistungen, einige verstoßen gar gegen geltendes Recht. Bestehende Regeln werden immer wieder ausgehebelt.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Die Telekom ist ein lustiger Laden. Sie haben zwar ein Ticketsystem für die Probleme, aber löschen die Tickets einfach, auch wenn ausdrücklich um Rücksprache der zuständigen Stelle gebeten wurde. Die Mitarbeiter in der Hotline wissen das und kotzen selbst darüber. Ich empfehle einfach einen Brief an den Vorstand zu schicken, dann melden die sich.
Was nützt mir die ganze evtl. gute Erreichbarkeit, wenn die Kompetenz fehlt. Die leidvolle Erfahrung von WB1450 mit der Telekom kann ich nur bestätigen. Am Service wird am meisten gespart. Ein Anbieterwechsel führt leider oftmals vom Regen in die Traufe. Hatte ich z. B. Probleme mit meinem W-LAN Router (O2), so hat der Telefon-Support immer nur einen Reset durchgeführt. Das mache ich inzwischen lieber selber, statt Zeit in der Warteschleife zu verplempern.
Vor 5 Wochen kontaktierte ich Bildmobil, da ich mein Prepaidkonto nicht aufladen kann. Ursache ist, dass sich das Ablaufdatum meiner neue Kreditkarte nach dem Einloggen bei Bildmobil nicht ändern lässt. Nach 2 erfolglosen Ratschlägen per Mail höre ich nun seit 2 Wochen von Bildmobil garnichts mehr. Ich werde das Problem mit einem Anbieterwechel lösen.
Störung gemeldet 19.9 09:00 nach 25 Mi. Schleife, MA wollte Leitung prüfen und uurückrufen-Kein RR.
Nachfrage 16:00 WZ 40Min Rückruf bestellt, MA legt nach Schilderung wieder auf, 2. Vers. MA bestätigt Stö, Technikertermin f. Fr. 12 -16 Uhr. Am Fr. kommt kein Techniker, Nachfr. am Abend "Störung erledigt" lt. Telekom. Am Sa. gegen 17:00 kommt ein Techniker - kann nichts machen.
Am Mo. wird gg. mittag, Stö. behoben.
Servis sieht anders aus - AGB nicht eingehalten.
Die Erfahrungen von test kann ich bestätigen.
Ich bin seit 3 Jahren bei 1&1 und sehr zufrieden. Die Servicehotline ist tatsächlich telefonisch erreichbar und rufen auch gerne zurück (nicht nur in Ausnahmefällen). Die Beratung war freundlich und, was mich betrifft, auch kompetent.