
Moderne Antibabypillen sind umstritten: Im Vergleich zu länger etablierten Pillen bringen sie ein erhöhtes Risiko für Thrombosen mit. Sind andere hormonelle Verhütungsmittel in Bezug auf Blutgerinnsel sicherer? Verhütungspflaster und Vaginalring sind es nicht, fanden jetzt dänische Wissenschaftler heraus. test.de sagt, worauf Frauen achten sollten.
Gefährliche Versprechen
Die Pille ist das Verhütungsmittel Nummer eins. Frauen, die sie täglich schlucken, haben allerdings ein deutlich höheres Risiko ein Blutgerinnsel zu entwickeln als Frauen, die nicht hormonell verhüten. Besonders hoch ist dieses Risiko bei Präparaten, die als Inhaltsstoff ein neuartiges Gestagen wie Desogestrel, Gestoden oder Drospirenon enthalten (So funktioniert die hormonelle Verhütung). Dazu zählen Pillen wie Desmin, Petibelle, Femovan – aber auch Yasmin, die 2009 sogar in Zusammenhang mit Todesfällen gebracht wurde (Riskante Kassenschlager). Zusätzlich werben diese Präparate oft mit kosmetischen Versprechen, Petibelle etwa spricht von „Verhütung, die nicht ins Gewicht fällt“. Wie es um das Thromboserisiko von Valette steht – der hierzulande am häufigsten verkauften Pille mit dem Gestagen Dienogest – kann bis heute nicht ausreichend eingeschätzt werden.
Tipp: Lassen Sie sich bei der Wahl der Pille nicht von Schönheitsversprechen locken, die auf das Gewicht oder die Haut abzielen. Diese sind nicht gesichert. Verzichten Sie auf Pillen mit erhöhtem Risiko – gerade gesunde Frauen sollten ihr Thromboserisiko so gering wie möglich halten.
Alternativen untersucht
Thrombosen können unbemerkt verlaufen – und auch lebensgefährlich sein, vor allem wenn sich die Blutgerinnsel in den tiefen Beinvenen bilden und von dort aus bis zur Lunge gelangen und eine Lungenembolie auslösen. Dänische Wissenschaftler untersuchten nun, wie hoch das Risiko für venöse Thrombosen bei Anwenderinnen anderer hormoneller Verhütungsmittel ist, und zwar von Vaginalring und Verhütungspflaster – im Vergleich zu Frauen, die nicht damit verhüten und im Vergleich zu Frauen, die Pillen älteren Typs mit dem als sicher geltenden Gestagen Levonorgestrel einnehmen. Dazu werteten sie Daten einer dänischen Kohortenstudie aus. Beteiligt waren rund 1,6 Millionen Frauen zwischen 15 und 49 Jahre.
Verhütungspflaster am riskantesten
Das Ergebnis der Dänen fällt ernüchternd aus. Sowohl das Verhütungspflaster als auch der Vaginalring erwiesen sich als noch riskanter als Antibabypillen. Am wahrscheinlichsten ist das Eintreten einer Thrombose demnach beim Verhütungspflaster, das hierzulande unter dem Namen Evra am Markt ist: 14 von 10 000 Anwenderinnen können pro Jahr betroffen sein, so die dänische Studie. Das erhöhte Thromboserisiko könnte mit dem im Pflaster eingesetzten Gestagen Norelgestromin zusammenhängen. Andererseits gibt es Hinweise darauf, dass hohe Östrogenmengen über das Pflaster ins Blut gelangen. Auch letzteres kann die Bildung von Blutgerinnseln begünstigen.
Tipp: Verhütungspflaster sind wegen des hohen Thromboserisikos nicht zu empfehlen. Sie sollten Sie nur dann in Erwägung ziehen, wenn Sie es nicht schaffen, täglich zuverlässig die Pille einzunehmen.
Vaginalring keine bessere Wahl
Verbreiteter als das Pflaster ist der Vaginalring – hierzulande unter dem Namen Nuvaring auf dem Markt (So funktioniert die hormonelle Verhütung). Von ihm wurden 2010 rund 1,3 Millionen Packungen verkauft. Damit liegt er laut dem Institut für medizinische Statistik auf Platz drei der absatzstärksten Präparate – nach den Pillen Valette und Lamuna. Der dänischen Studie zufolge entwickeln hier 11 von 10 000 Anwenderinnen pro Jahr eine Thrombose. Zum Vergleich: Bei Pillen mit dem erprobten Gestagen Levonorgestrel wurden in derselben Studie 6 Thrombosefälle pro 10 000 Anwenderinnen im Jahr ermittelt, bei Frauen ohne hormonelle Verhütungsmittel 2 Fälle.
Tipp: Im Vergleich zu Pillenpräparaten mit dem Gestagen Levonorgestrel birgt der Vaginalring ein größeres Risiko für Thrombosen, er ist also nicht die bessere Wahl. Das muss allerdings noch durch weitere Studien belegt werden.
Auch Stiftung Warentest beurteilt kritisch
Im Rahmen ihrer Arzneimittelbewertung hat die Stiftung Warentest viele Verhütungsmittel beurteilt. Das Verhütungspflaster Evra haben die Experten als „wenig geeignet“ eingestuft. Der Verhütungsring Nuvaring ist laut Stiftung Warentest „mit Einschränkung geeignet“. Die Datenbank Medikamente im Test enthält außerdem Bewertungen zu Pillenpräparaten mit verschiedenen Gestagenen.
Tipp: Wenn Sie hormonell verhüten wollen, dann möglichst oral – am besten mittels Pillenpräparaten mit einem niedrigdosierten Östrogen (möglichst zwischen 20 und 30 Mikrogramm) und dem gut verträglichen Gestagen Levonorgestrel. Dazu zählen zum Beispiel Leios, Miranova und Monostep.
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