Hormone aus Pflanzen Viel Unwissen

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Viele Frauen in den Wechseljahren wollen keine Hormon­präparate nehmen. Pflanzenstoffe erscheinen da attraktiv. Doch bei Rotklee, Soja & Co. sind vor allem Risiken belegt.

Die Werbung nährt Hoffnungen auf eine natürliche Altersbremse. Frauen, die in den Wechseljahren (Klimakterium, Menopause) oder danach (Postmenopause) genug von dem Pflanzenstoff XY schlucken, kompensieren auf „natürliche“ Art den sinkenden Östrogenspiegel – fühlen sich besser, bleiben fit. „Phytoöstrogene“ aus Früchten, Blüten oder dem Wurzelstock von Pflanzen wurden schon als „Wunderhormone“ gehandelt – ein Info-Wildwuchs, der von keinem Amt wirklich kontrolliert wird.

Japanerinnen als Vorbild

Ein Beispiel: Die Überschrift „Wechseljahre ohne Hormonpillen?“ und der Slogan „Alsiroyal gleicht natürlich aus“ sind verführerisch. Doch was die Kapseln aus Soja ausgleichen sollen, wird nur angedeutet, denn krankheitsbezogene Werbung ist für Nahrungsergänzungsmittel verboten. Bei Sojaprodukten beruht die Werbebotschaft meist auf einer Studie aus dem Jahr 1986. Sie zog in Erwägung: Die sojareiche Kost von Japanerinnen könnte damit zu tun haben, dass sie seltener über klimakterische Beschwerden klagen. Allerdings tut die Werbung so, als könne eine Portion Sojaextrakt täglich aus einer Mitteleuropäerin eine Japanerin machen. Ob Japanerinnen generell weniger Probleme in der Menopause haben, ob sie diese anders angehen oder nur seltener klagen, ist offen.

In den Wechseljahren oder danach probiert fast jede zweite Frau irgendwann einmal Östrogene aus. Nicht nur klimakterische Beschwerden, Angst vor Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder geistigem Abbau sind dafür ausschlaggebend, sondern auch der Trend, mit Östrogenen Anti-Aging betreiben zu wollen. Phytohormone gelten als natürliche und sanfte Alternative. Doch ihr Nutzen ist fraglich, Risiken sind oft schwer kalkulierbar. Während es bei synthetischen Hormonpräparaten Studien an Tausenden von Frauen gibt, ist die Datenlage bei den Phytohormonen erheblich schlechter.

Phytoöstrogene sind nicht gleich: Sie binden stärker an diesen oder jenen Rezeptor der Östrogene, können bestimmte Tumoren verhindern oder fördern, wirken östrogen oder antiöstrogen, auch wie ein Gestagen (Gelbkörperhormon).

Pflanzliche Hormonpräparate sind meist reich an Isoflavonen. Nach Studien können sie die Wirkung von Tamoxifen behindern – jene Substanz, die bei Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs das Tumorwachstum verringern kann. Auch Rotkleepräparate, als Ergänzung zur üblichen Hormonersatztherapie verkauft (z. B. Menoflavon), sind reich an Isoflavonen. Von Tieren weiß man: Rotklee kann bei Schafen die Fruchtbarkeit mindern, Kühe haben Scheinschwangerschaften. Einige Kleesorten enthalten Kumarin, das die Synthese von Blutgerinnungsfaktoren hemmt. Das Hauptisoflavon Genistein kann „im Reagenzglas“ das Wachstum von (östrogenabhängigen) Brustkrebszellen stimulieren – Befunde, die in Fachzeitschriften diskutiert werden.

Als weiteres Nahrungsergänzungsmittel wird Nachtkerzenöl für Frauen in den Wechseljahren vermarktet (Efamol 500). Bisher war seine Domäne die Behandlung von Hauterkrankungen wie Neurodermitis. Günstige Effekte in den Wechseljahren werden von Wissenschaftlern bestritten. Extrakte aus dem Wurzelstock der Traubensilberkerze (Cimicifuga) scheinen dagegen Hitzewallungen und Stimmungsprobleme günstig zu beeinflussen. Diese apothekenpflichtigen Präparate werden in der Selbstmedikation mit am häufigsten verwendet. Vorteilhaft ist die gute Verträglichkeit.Weitere Studien wären aber wünschenswert.

Keineswegs harmlos

Das rezeptpflichtige Phytoestrol N aus dem Extrakt einer bestimmten Rhabarberwurzelsorte empfiehlt der Hersteller zur „hormonellen Substitution ... bei klimakterischen Beschwerden“. Der östrogenartige Pflanzeninhaltsstoff gehört zu den Stilbenen. Synthetische Hormonpräparate dürfen Wirkstoffe aus dieser Gruppe nicht mehr enthalten: Töchter, deren Mütter während der Schwangerschaft Stilbene eingenommen hatten, litten vermehrt an Missbildungen der Geschlechtsorgane und erkrankten häufiger an Krebs.

Bei zugelassenen Arzneimitteln müssen Nebenwirkungen im Beipackzettel benannt werden. Nicht so bei „Altpräparaten“ wie Phytoestrol N. Im „Waschzettel“ im Internet steht da „Nebenwirkungen nicht bekannt“.

Die US-Menopausegesellschaft sieht keine Grundlage, den regelmäßigen Verbrauch von Pflanzenhormonen zu propagieren. Auch unabhängige deutsche Wissenschaftler halten es für verfrüht, diesen Hormonersatz zu empfehlen.

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Helgikore am 31.05.2016 um 19:24 Uhr
Rotklee und Soja gegen Cimicifuga

Meine Wechseljahresbeschwerden lästige Hitzewallungen!
Am Anfang war es ziemlich heftig, bestimmt alle halbe Stunde ne Wallung. Zwiebelmuster Kleidungsprinzip alles ausziehen was geht und danach wieder anziehen weil man friert.
So ging es nicht mehr weiter. Ich probierte ein Präparat aus Rotklee und Soja. Das war gut nach drei Wochen wurde es schon erträglicher und zeitweise war gar nichts mehr, so dann denkt man okay alles gut brauch ich nichts mehr einnehmen....aber getäuscht! Meine Gynokologin meinte Traubensilberwurzel also Cimicifuga wird oft genommen und hat sich gut bewährt. Dann nahm ich jetzt 6 Wochen Cimicifuga AL ein. Leider blieben die Wallungen gleich und es kamen noch Nebenwirkungen dazu, die ich bei Rotklee und Soja nicht hatte. Wie z.B. Schwindel, Gewichtszunahme, Hautjucken, Wassereinlagerungen-Schwellungen und zum Schluß erhöter Blutdruck. Nach dem Absetzen sind die Nebenwirkungen wieder verschwunden.

Beutline am 12.04.2015 um 21:48 Uhr
Chemie kann nicht gut sein

Ich habe angefangen mit Gelskörperhormon meine aufflammenden Wechseljahrbeschwerden zu lindern, was es nur schlimmer machte. Meine Entscheidung ist nun, bevor ich in die Chemiekiste greife, dem Körper wie in der Pupertät (Die Jahre dauert), auch meine kommenden Wechseljahre ohne irgend etwas durchzustehen. Bei hartnäckigen Fällen verstehe ich solch eine Entscheidung ja noch doch der Körper, die Natur braucht Zeit um sich der Situation wieder anzupassen. Pflanzliche Hormone und das weis man heute, wirken im Körper total anderst als künstlich hergestellte. Natürlich muss man auch hier aufpassen es nicht zu übertreiben. Auch das gilt für die Natur "Die Dosis macht das Gift".

Anitalove am 22.02.2014 um 12:24 Uhr
Menoflavon

Ich (48) nehme Menoflavon (40g) seit 1 Jahr und habe dank diesem Präparat keine Wallungen mehr und habe sogar wieder meine Blutungen bekommen. Bin also megazufrieden damit und habe keine Bedenken betreffend Krebs.
Persönlich glaube ich, dass Krebs vorallem auch durch falsche Ernährung (Kuhmilchprodukte, Zucker, Weizen, Umweltgifte, genmanipulierte Pflanzen, Schwermetalle, etc.) verursacht wird.
Wir als Familie nehmen in erster Linie homöopathische und pflanzliche Heilprodukte und haben sehr positive Erfahrungen damit gemacht.

kathia am 18.03.2011 um 23:01 Uhr
Wieder der Griff zur Chemie

Wer steckt hinter diesem Artikel? Die Pharma Industrie, die Angst hat, dass ihr die Pille streitig gemacht wird? Glaubt der der Autor wirklich, dass die Nebenwirkungen der Pille erforscht sind? Hier mal ein Bericht aus eigener Erfahrung: ich habe mit 18 Jahren über zwei Jahre die Pille genommen. Habe dann einen Tumor in der Brust bekommen, die operativ entfernt werden musste. Um das Risiko für Brustkrebs nicht weiter zu erhöhen, musste ich die Pille wieder absetzen. Nun ist folgendes passiert: mein gesamter Rücken und das Gesicht wurden mit Akne übersäht. Ich bekam starken Haarwuchs im Gesicht. Scheinbar wurde durch die Einnahme der Pille mein gesamter Hormonhaushalt geschädigt und ist es bis heute geblieben. Darüber liest man jedoch nie etwas? Werden hier Studien zurückgehalten. Eine pflanzliche Alternative wäre für mich eine interessante Alternative.