Drei Banken bieten für ein Honorar unabhängige Beratung an. Provisionen, die Produktanbieter an die Banken zahlen, erhalten Kunden zurück.
Vorsicht Bank! Wie Banken heute ihren eigenen Wohlstand vermehren. Und wie Sie dieses Spiel durchschauen können “, heißt es in Kapitel eins des roten Buches, das Karl Matthäus Schmitt, Vorstandssprecher der privaten quirin bank in Berlin, gerne an Journalisten verteilt. Schmitt warnt vor Bankberatern, die nur verkaufen, was ihnen viel Provision bringt.
Kunden zahlen beim Kauf von Wertpapieren normalerweise eine Provision, die sich der Herausgeber des Produkts und die Bank teilen. Schmitt setzt diesem Geschäft in seinem roten Buch „Die neuen Gesetze des Private Banking“ entgegen.
Eines der wichtigsten steht in Paragraf vier: „Sämtliche Ausgabeaufschläge, offene und versteckte Provisionen sowie von Banken verschwiegene Kick-Backs werden ab sofort dem Kundenkonto gutgeschrieben.“ Der Wertpapierkäufer bekommt alle Provisionen, die er zahlen muss, von der Bank zurück. Doch er bezahlt für die Beratung.
Weil Schmitt findet, dass „provisionsgetriebene Beratung verboten gehört“, hat er 2006 seine eigene Bank gegründet. Die quirin bank ist die erste Honorarberatungsbank Deutschlands. Rund 90 Mitarbeiter beraten deutschlandweit in 13 Niederlassungen der Bank etwa 6 800 Kunden.
Bei quirin gebe es keinen Zwang zum Verkauf bestimmter Produkte und keine versteckten Gebühren. „Alle Mitarbeiter beraten ergebnisoffen und empfehlen kostengünstige Produkte“, sagt Schmitt. Dazu gehörten Aktien, Anleihen und Indexfonds. Zertifikate, Optionsscheine oder geschlossene Fonds, mit denen Banken sonst die größten Geschäfte machten, seien bei quirin verpönt.
Die Bank bietet verschiedene Preismodelle für die Beratung an. Alle Modelle beinhalten auch eine provisionsfreie Versicherungsberatung. Welches Preismodell für den Kunden am günstigsten ist, wird vor Vertragsschluss ausgerechnet. Die meisten Kunden zahlen 1,65 Prozent vom Gesamtvolumen ihres Wertpapierdepots, mindestens aber 1 400 Euro pro Jahr. Dafür analysiert der Berater täglich den Markt und überwacht ständig das Depot. Wenn er Anlageempfehlungen hat, ruft er den Kunden an.
Ein Kunde, der nicht selbst bestimmen will, kann sich bei quirin für eine Vermögensverwaltung entscheiden. Dann trifft der Berater die Anlageentscheidung für ihn – nach einer zuvor vereinbarten Strategie.
Für die Vermögensverwaltung gibt es zwei Preismodelle: Entweder zahlt der Kunde 1,65 Prozent des Depotvolumens, mindestens aber 900 Euro im Jahr. Oder er muss 75 Euro im Monat bezahlen, und quirin erhält 20 Prozent seines Gewinns.
Auch Anleger mit kleinem Vermögen können sich bei quirin beraten lassen. Das kostet 150 Euro pro Stunde. Dafür brauchen sie bei quirin nicht einmal Kunde zu sein.
Für spezielle Wünsche gibt es feste Preise: Das Erstellen eines Altersvorsorgeplan kostet 450 Euro, eine Privatbilanz 250 Euro.
Auf der Internetseite von quirin, die alle Berater mit Qualifikation und Foto vorstellt, wählen Interessenten, von wem sie beraten werden wollen. Zudem reist Vorstandssprecher Schmitt durch die Lande, um den Kunden der Bank auf Veranstaltungen Fragen zum Geschäftsmodell zu beantworten.
Honorarberatung anderer Banken
Quirin ist die einzige Bank in Deutschland, die komplett auf eine Provisionsberatung verzichtet. Die Direktbanken comdirect mit Sitz in Quickborn bei Hamburg und Cortal Consors mit Sitz in Nürnberg bieten seit 2009 Wertpapierberatungen ohne Provision neben ihrem klassischen Geschäft an – und verlangen dann auch ein Honorar.
Eine Anlageberatung auf Rechnung lohne sich ab einer Mindestanlagesumme von 50 000 Euro, geben quirin und Cortal Consors an. Comdirect hält 30 000 Euro, mindestens aber 25 000 Euro für notwendig. Alle drei Banken laden Kunden zu kostenlosen Erstberatungsgesprächen ein.
Comdirect setzt auf Computeranalyse
„Anlageberatung Plus“ heißt das Honorarmodell bei der Direktbank comdirect, die zur Commerzbank gehört. Die Bank erstattet darin den Kunden alle Vergütungen, die sie von Produktanbietern bekommt.
Ein Anleger, der sich nach einer Erstberatung für das comdirect-Modell entscheidet, muss dort ein Depot eröffnen, wenn er noch nicht Kunde ist. Er bezahlt monatlich eine Gebühr von 0,05 Prozent des Anlagevolumens oder mindestens 24,90 Euro. Zusammen mit einem Berater legt er eine Anlagestrategie fest, die seinem Risikotyp entspricht. Anders als bei quirin geht das bei comdirect nur telefonisch.
„Unser System analysiert mithilfe mathematischer Modelle regelmäßig Märkte und Anlageklassen“, sagt Olaf Jäger-Roschko, Bereichsleiter bei comdirect. Die Kundendepots würden kontinuierlich überwacht. „Täglich wird kontrolliert, ob das Risikoprofil des Kunden eingehalten wird.“
Zeigt das Computersystem etwas Ungewöhnliches, werden die Berater sofort informiert. Sie müssen die Kunden dann umgehend anrufen und ihnen sagen, was sie tun können, erklärt Jäger-Roschko. Zwei Beraterteams mit insgesamt 20 Mitarbeitern stünden dafür an fünf Wochentagen zwischen 8 und 20 Uhr für inzwischen 800 Kunden zur Verfügung. Gehandelt wird aber erst, wenn der Kunde einen Auftrag erteilt.
Wie die quirin Bank setzt comdirect auf verständliche Anlageprodukte. Komplizierte Wertpapiere wie Zertifikate oder Optionsscheine sind tabu. Zum Angebot gehören Fonds, die den Aktienindex nachbilden (ETFs), genauso wie Papiere , die in Rohstoffe investieren (ETCs), bis hin zu Aktien. „Die Anlageempfehlungen werden Tag für Tag aus etwa 9 000 ETFs, ETCs, Aktien, Renten und Fonds ausgewählt“, erklärt Jäger-Roschko.
Ob sich die Honorarberatung für den Kunden auszahlt, wird zweimal jährlich kontrolliert. Der Berater prüft, ob Risikoeinstellung und Anlagewünsche des Kunden übereinstimmen. Das Ergebnis wird dem Kunden schriftlich mitgeteilt.
Um comdirect-Kunden die Honorarberatung schmackhaft zu machen, lockt die Bank sie mit einer „Geld-Zurück-Garantie“. Gefällt ihnen die Beratung gegen Bezahlung nach einem sechsmonatigem Test nicht, zahlt die Bank ihnen das Honorar von drei Monaten zurück.
„Es gibt immer noch Vorbehalte gegen die Honorarberatung. Viele glauben bis heute, dass Bankberater umsonst arbeiten“, erklärt Jäger-Roschko die maue Resonanz der Kunden auf die Honorarberatung von comdirect. Dabei stellten sich viele Kunden damit besser als mit den Provisionen für einzelne Wertpapiergeschäfte.
Nur wenig Kunden bei Cortal Consors
Die Direktbank Cortal Consors, Tochter der französischen BNP Paribas, hat im Jahr 2009 rund 5 000 Kunden über ihr Honorarberatungsmodell informiert. Bisher nehmen aber nur 269 Anleger daran teil. „Dabei fahren alle Anleger mit dem Modell günstiger“, berichtet Managing Director Kai Friedrich.
Friedrich gibt ein Beispiel: Ein Cortal-Consors-Kunde mit einem Depotwert von 200 000 Euro zahle für die Honorarberatung nur 1 462 Euro pro Jahr. Das provisionsorientierte Standardangebot der Bank würde ihn dagegen 2 300 Euro im Jahr kosten (Preismodelle siehe Tabelle).
Consors arbeitet mit zehn Musterdepots. Kunde und Berater entscheiden, welches der von solide bis offensiv ausgerichteten Depots am besten passt. Sie legen alle in einfache Finanzprodukte wie Geldmarktfonds, Mischfonds, Anleihen, Aktien und Rohstoffe an. Den Verkauf von riskanten geschlossenen Fonds hat die Bank eingestellt.
„Mithilfe eines Researchteams werden aus 500 Aktienfonds die fünf bis sieben besten herausgefiltert“, sagt Friedrich. Er legt Wert darauf, dass die Analyse nicht vom Computer, sondern von Menschen gemacht wird. Die Bank führe ständig Gespräche mit Fondsmanagern. „Stürzt ein Fonds ab, ziehen wir sofort die Reißleine.“ Der Kunde werde dann angerufen.
Der Anruf ist jedoch laut Honorarberatungsvertrag nur ein unverbindlicher Service und keine Pflicht. Es kann auch einige Tage dauern, bis alle erreicht werden, die ein kritisches Wertpapier im Depot haben. Kunden, die Produkte gekauft haben, die nicht im Musterdepot enthalten sind, schuldet die Bank laut Vertrag keine Beratung.
Kunden machen ihr eigenes Ding
Wie gut ihre Anlageempfehlungen bisher für die Kunden waren, können die drei Banken gar nicht sagen. Denn nach Angaben der Banker hält sich kaum ein Anleger 1: 1 an die Empfehlungen. Der Herdentrieb oder Entscheidungen „aus dem Bauch“ machten sinnvolle Strategien oft zunichte.
„Wenn ein Kunde am Telefon kauft, sagen wir ihm vorher, was ihn der Auftrag kostet, und zwar in absoluten Zahlen.“
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- Wenn Anlegende für Ratschläge bei der Geldanlage bezahlen, sollten die Berater unabhängig sein. Ein Verband solcher Honorarberater geht mit schlechtem Beispiel voran.
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Kommentar vom Autor gelöscht.
Macht jedenfalls Sinn! Ich bin selber bei einem Honorarberater und kann es nur weiter empfehlen! Ich meine man zahlt ja auch einem Anwalt für die Gute Beratung und warum dass nicht auch bei den Thema Finanzen? Mein persönlicher Tipp: Die Deutsche Honorarberatung.
Bei "Denen" hatte ich im Sommer 2009 - März 2011 immerhin 120 000 Euro angelegt. Verdient haben die mir nichts!
Nein-trotz "Beratung" etwa 6000 Euro eingebüßt.
Es besteht nur Hoffnung, dass bei einer Honorarberatung besser abgeschnitten wird.
Es gibt genügend Möglichkeiten -per Internet- sich zu informieren- und mit etwas Glück einen "Mehrwert" zu schaffen.
Ich bin seit knapp 6 Monaten Kunde der Anlageberatung der comdirectbank und ich bin bisher wirklich sehr zufrieden.
Die Garantie das ich nach 6 Monaten mein Geld zurück bekommen könnte wenn ich unzufrieden wäre, werde ich nicht in Anspruch nehmen.
Endlich bekomme ich objektive Empfehlungen, weil kein Berater seine persönliche Meinung einfließen lässt, sondern ein System den Beratern vorgibt welches Wertpapier für mich ideal ist.
Meistens wurden mir Indexfonds empfohlen.
Die Unterlagen die mir zugeschickt wurden machten ebenfalls einen sehr professionellen Eindruck auf mich. Zu Beginn war es etwas "schmerzvoll" zu erfahren, dass ich alles andere als ideal aufgestellt war, aber der Berater konnte mir für mich plausibel erklären weswegen es sinnvoll wäre umzuschichten.
Der Preis mit 0,6% im Jahr ist fair, weil keine Ausgabeaufschläge für Fonds berechnet werden.
Zusammenfassend kann ich dem Testergebnis nur zustimmen - ausprobieren sollte man es !
Kommentar vom Autor gelöscht.