
© Manuel Krug
Sehr viele lieben das Gold der Bienen. Doch die Qualität stimmt oft nicht. Jeder vierte Honig im Test ist mangelhaft. 11 von 36 Produkten überzeugen.
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Alle Testergebnisse für Honig 02/2019Dies ist ein Land von Honigliebhabern. Pro Jahr vernascht bei uns jeder Bürger im Schnitt rund 1,1 Kilogramm – weltweit ein Spitzenwert. Doch die Testergebnisse könnten die Stimmung an den Frühstückstischen trüben.
36 Produkte haben wir getestet: Mischblüten-, Akazien-, Linden-, Raps-, Wildblüten- und Waldhonig. Lang ist die Liste der Schwächen, auf die wir stießen: darunter Wärmeschäden, kritische Stoffe sowie untypischer Geschmack und zu wenige Pollen der angegebenen Honigsorte. Einiges hätte durch sorgfältigere Herstellung vermieden werden können.
Die Bienen trifft keine Schuld. Zwar leiden sie unter Umwelteinflüssen und Varroa-Milben (Bienensterben), doch emsig sind sie nach wie vor. Für 500 Gramm Honig fliegen sie Millionen Blüten an und legen Zehntausende Kilometer zurück.
Was aber macht guten Honig aus? Vor allem muss er reif sein. Der Imker erkennt das an verdeckelten Waben. Die Bienen schließen sie, wenn sie den Nektar oder Honigtau mit körpereigenen Enzymen angereichert und genügend Wasser aus dem Honig gefächelt haben. Der Imker darf ihm nichts entziehen und nichts außer Honig selbst hinzufügen, schreibt die deutsche Honigverordnung vor. Der Wassergehalt darf maximal 20 Prozent betragen.
Die Leitsätze für Honig des Deutschen Lebensmittelbuchs beschreiben unter anderem, wie Sortenhonige, etwa Akazien- oder Lindenhonig, typischerweise aussehen und schmecken und wie hoch der Mindestanteil an Pollen der jeweiligen Sorte ist.
Zehn Produkte im Test erfüllen eine oder mehrere dieser Anforderungen nicht. Sie sind mangelhaft, darunter viele Akazien- und Wildblütenhonige. Jeder dritte Honig schneidet immerhin befriedigend ab, elf verdienen ein Gut.
Unser Rat
Guter Honig lässt sich weder an der Sorte noch an der Herkunft oder dem Preis erkennen. Unter den Besten sind günstige: die Mischblütenhonige Lidl Maribel, NektarQuell und Dr. Krieger‘s für je 4,60 Euro pro Kilogramm. Langnese kostet 8 Euro, der Waldhonig von Aldi Nord, Aldi Süd und Lidl je 6 Euro. Andere gute Sortenhonige sind teurer: Der Bio-Akazienhonig von Rewe kostet 16,40 Euro, die Rapshonige von Breitsamer und Dreyer sowie der Lindenhonig von D‘arbo je 12 Euro.
Testsieger auch vom Discounter
Zu den Siegern zählen die Mischblütenhonige Lidl Maribel, NektarQuell, Dr. Krieger‘s und Langnese. Von den Sortenhonigen empfehlen wir sieben, darunter der Rapshonig von Dreyer – der einzige gute unter den sechs heimischen im Test.
Mehrere sind wärmegeschädigt

Cremig oder flüssig, fruchtig oder würzig. Honig versüßt vielen den Start in den Tag. © yourphototoday
Honig darf nicht „so stark erhitzt worden sein, dass die Enzyme erheblich oder vollständig inaktiviert wurden“, fordert die Honigverordnung. Bei sieben Honigen im Test war das aber der Fall. Das lässt sich im Labor anhand mehrerer Merkmale feststellen. Vor allem nimmt die Aktivität des hitzeempfindlichen Enzyms Invertase ab. Gar keine Aktivität wiesen wir bei den Akazienhonigen von Allos, Bio Zentrale, dm, Penny und dem Wildblütenhonig Bihophar nach.
Warum der Honig zu warm wurde, wissen wir nicht. Es kann vielfältige Ursachen haben. Das kann an zu warmem Transport liegen oder nachträglicher Wärmezufuhr, um den Wassergehalt unreifen Honigs zu senken oder Honige zu mischen. Auch warme Lagerung kann schuld sein. Vier der sieben geschädigten Honige kommen laut unserer Pollenanalyse aus China, dem wichtigsten Honiglieferanten der EU.
Die Europäische Union hat importierte Honige schon länger im Visier. Tests der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU ergaben: Jede fünfte Honigprobe, die bei Importeuren oder an den Außengrenzen der EU gezogen wurde, erfüllte nicht die in der Union geltenden Standards.
In China etwa wird Honig anders produziert als in Europa. „Dort ist es gängige Praxis, Honig unreif zu ernten und ihm nachträglich in Vakuum-Trocknungsanlagen Wasser zu entziehen,“ sagt Walter Haefeker, Präsident des Europäischen Berufsimkerverbands, der dort Honigfabriken besuchte.
Sortenhonig schwer kontrollierbar

Pollenanalyse. Unter dem Mikroskop unterscheiden sich die Pollen der von den Bienen angeflogenen Pflanzen deutlich. © Stiftung Warentest
Sortenhonig herzustellen, ist anspruchsvoll. „Von der anvisierten Pflanze muss ein größeres Angebot im Umfeld der Bienenstöcke sein und kein großes Angebot anderer Pflanzen“, sagt Werner von der Ohe, Direktor des Laves Instituts für Bienenkunde in Celle. „Oder der Imker muss seine Bienenvölker dorthin bringen.“ Einmal erfolgreich in der Nektarsuche, seien Bienen aber „blüten- und ortsstet“. Bringen sie Nektar anderer Pflanzen mit, hat der Imker wenig Chancen, das zu merken. Kontrollen auf Sortenreinheit finden selten statt.
Nur eine Analyse unter dem Mikroskop bringt Klarheit. Dabei werden die Pollen der verschiedenen Pflanzen ausgezählt. So stellten wir fest, dass drei Wildblüten-, zwei Linden- und ein Akazienhonig ein untypisches Pollenspektrum aufwiesen.
Die Pollenanalyse gibt auch Auskunft über die Herkunft. Regionale Produkte sind Sortenhonige selten. Sie sind oft Kosmopoliten: Langneses Wildblütenhonig etwa kommt laut Pollenanalyse aus Süd- und Mittelamerika, dem Mittelmeerraum und Osteuropa. Nur jeder vierte bei uns verkaufte Honig ist deutscher Herkunft.
Glyphosat und Pflanzengifte gefunden
Unabhängig von der Herkunft wiesen wir kritische Stoffe nach: etwa das Pflanzenschutzmittel Glyphosat – zwar in jedem dritten Honig, aber meist geringe Gehalte. Nur der deutsche Mischblütenhonig Fürsten-Reform schöpft den Glyphosat-Grenzwert für Honig zur Hälfte aus und ist darum im Prüfpunkt Kritische Stoffe ausreichend.
Auch Pollen gentechnisch veränderter Pflanzen können in Honig landen. Im Test wiesen wir sie in zehn Produkten nach – bei allen jedoch nur in Spuren.
Die Waldhonige von Bihophar, D‘arbo und Edeka sind deutlich mit giftigen Substanzen belastet, die manche Wildpflanzen bilden: Pyrrolizidinalkaloide (PA). Bienen tragen sie über Nektar und Pollen in den Honig. Im Tierversuch erwiesen sich PAs als krebserregend und erbgutschädigend. Im Punkt Kritische Stoffe bewerten wir die gefundenen Gehalte mit ausreichend. Das Bundesinstitut für Risikobewertung stuft Gehalte dieser Größenordnung als „wenig bedenklich“ ein, eine unschädliche Dosis lässt sich nicht ableiten.
Süßmäuler sollten solche Honige nicht täglich verzehren. Wegwerfen muss sie niemand, ebenso wenig die anderen im Test. Wer den Honig nicht mehr zum Frühstück servieren will, kann ihn zum Backen nehmen. Wie wär‘s mit Bienenstich?
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@SweeterDieter: Es ist durchaus ein interessanter Aspekt, nur deutsche Imkerhonige zu untersuchen. Allerdings besteht die Hauptaufgabe der Stiftung Warentest im vergleichenden Produkttest. Um möglichst viele Wünsche unserer breiten Leserschaft abzudecken, müssen wir bei der Auswahl der Produkte verkaufsstarke und möglichst überregional erhältliche Erzeugnisse einzubeziehen. Dabei galt es auch ein breites Spektrum der verschiedenen Honigsorten sowie Bioprodukte zu berücksichtigen. Zudem sind unsere Testplätze begrenzt, so dass wir für diesen Test 36 Honig, darunter 9 Mischhonige und 27 Sortenhonige ausgewählt haben. Unter diesen befanden sich 9 Bio-Erzeugnisse und 3 Honige mit dem Siegel des Deutschen Imkerbundes. 5 Honige stammten ausschließlich aus Deutschland. (bp)
Überall liest man wie wichtig es ist regionale Produkte zu konsumieren. Auch in diesem Artikel werden die minderwertigen Produktionsstandards in anderen Ländern und die entsprechend unklaren Deklarierungen bemängelt. Leider spielt die Regionalität (und damit wohl auch zu großen Teilen die Umweltkosten bzw. der co2 Fußabdruck) dann in der Bewertung im Endeffekt überhaupt keine Rolle. Ich suche den besten regionalen (deutschen) Bio Honig und kann mit diesem gesamten Test leider so gut wie gar nichts anfangen. Schade!
Kommentar vom Autor gelöscht.
Welche Möglichkeiten hat ein Imker, seinen Honig zu manipulieren? Warum kandiert ein Honig nicht und bleibt zu flüssig? Kann der Imker Wasser zugeben? Wie wirkt sich der Schleuder- und Rührvorgang aus? Kann ein Honig zu lange gerührt werden? Werden Honige gemischt? Welche andere Zusätze können dem Honig beigemischt werden? Was genau bedeutet eine zu hohe Erwärmung des Honigs? Prüft jemand die teuren Manuka Honige auf Echtheit? Hier hätte ich genauere Informationen erwartet.
Karl Dötze
Der Artikel ist echt informativ - Ich wusste nicht, dass unsere Lebensmittel so belastet sind. Danke an test.de für den Artikel. Ich finde es schade, dass trotz der vielen Kampagnen gegen Glyphosat immer noch kein Stopp in Sicht ist, was sich auf unseren wunderbaren Honig auswirkt.
Wie sollte man nun verfahen? Ich finde es schon wichtig die einheimische Wirtschaft zu stärken. Sollte man trotzdem Lebensmittel aus dem Ausland kaufen? Das ist echt eine schwere Entscheidung.