Im Test: 15 exemplarisch ausgewählte Holzspielzeuge für Kinder unter drei Jahren. Wir kauften die Produkte von Mai bis August 2023 ein. Die Preise für das Spielzeug ermittelten wir per Anbieterbefragung im September und Oktober 2023.
Wir prüften nach Spielzeugnormen, ob direkte Risiken bestanden, etwa Erstickungsgefahr durch verschluckbare Kleinteile, Strangulationsgefahr und Entflammbarkeit. Auch prüften wir die akustische Sicherheit, falls diese Anforderung laut Norm für ein Spielzeug bestand. Wir prüften die mechanisch-physikalischen Eigenschaften und die akustische Sicherheit der Spielzeuge gemäß Din EN 71–1, die Entflammbarkeit nach Din EN 71–2.
Schadstoffe
Wir untersuchten die Spielsachen auf folgende Substanzen:
Biozide: Wir untersuchten die Holzteile auf den Gehalt an Holzschutzmitteln in Anlehnung an Din EN 71–9 bis –11.
Farbmittel: In Lacken und Textilien bestimmten wir den Gehalt sensibilisierender und krebserzeugender Farbstoffe sowie verbotener Azofarbstoffe. Bei den Farbmitteln bestimmten wir die in Din EN 71–9 und im Oeko-Tex Standard 100 aufgeführten sensibilisierenden und krebserzeugenden Farbstoffe in Anlehnung an Din 54231. Auf Azofarbstoffe, die krebserzeugende Arylamine freisetzen können, untersuchten wir Textilien und Lacke in Anlehnung an Din EN Iso 14362–1. Die Verwendung von Azofarbstoffen, die 4-Aminoazobenzol freisetzen können, untersuchten wir in Anlehnung an Din EN Iso 14362–3.
Flammschutzmittel, Monomere: Kunststoffe prüften wir auf die Freisetzung von Monomeren wie Bisphenol A und Formaldehyd. Textilien und Kunststoffe untersuchten wir auf den Gehalt an bestimmten Flammschutzmitteln. Flammschutzmittel prüften wir nach Lösemittelextraktion mittels Gaschromatographie mit Massenspektrometrie-Kopplung (GC-MS). Monomere prüften wir gemäß Din EN 71–9 bis 11.
Formaldehyd: Textilien prüften wir auf den Gehalt an Formaldehyd. An kunstharzverleimtem Holz – wie in Sperrholzpuzzles verwendet – prüften wir in einer Prüfkammer die Freisetzung von Formaldehyd für eine Dauer von maximal 28 Tagen. Die Prüfung der Freisetzung von Formaldehyd erfolgte in Anlehnung an Din EN 717–1.
Kurz- und mittelkettige Chlorparaffine: Kunststoffe analysierten wir auf den Gehalt dieser Chlorparaffine nach Lösemittelextraktion. Kurzkettige Chlorparaffine prüften wir in Anlehnung an EN Iso 18219–1 und mittelkettige Chlorparaffine in Anlehnung an EN Iso 18219–2.
Nickel und Kobalt: Wir ermittelten bei metallhaltigen Teilen die Abgabe der Metalle in Anlehnung an die Nickelprüfnormen. Die Nickellässigkeit prüften wir in Anlehnung an Din EN 1811. Der Abrieb erfolgte in Anlehnung an Din EN 12472.
Nitrosamine und nitrosierbare Stoffe: Wir prüften, ob Teile aus Elastomeren wie Gummi diese Stoffe abgaben. Bei Gummischnüren entfernten wir die Textilummantelung und versetzten den Gummi mit Speichelprüflösung, ließen sie vier Stunden bei 40 Grad Celsius stehen. Anschließend untersuchten wir die Speichelprüflösung gemäß Din EN 71–12 auf N-Nitrosamine und N-nitrosierbare Stoffe.
Nonylphenolethoxylate (NPE), Nonylphenol: Textilien, Lacke und Kunststoffe analysierten wir auf den Gehalt an Nonylphenolethoxylaten in Anlehnung an EN Iso 18254–1 und Nonylphenol nach Extraktion mit einem organischen Lösemittel und GC/MS.
Phthalate: Lacke, Kunststoffe und Textilien analysierten wir nach Extraktion mittels eines organischen Lösemittels mit GC-MS mindestens auf alle in der EU geregelten Phthalate, einschließlich der als besonders besorgniserregend eingestuften.
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): Wir prüften Lacke, Textilien und Kunststoffe nach den Vorgaben des GS-Zeichens für geprüfte Sicherheit auf PAK. Die Gehaltsbestimmung der PAK erfolgte gemäß der Spezifikation des Ausschusses für Produktsicherheit für das Zeichen „geprüfte Sicherheit“ AfPS GS 2019:01 PAK.
Schwermetalle und weitere Elemente: Wir bestimmten aus abgeschabten Lacken, Textilien, Kunststoffen und Metallen die Freisetzung sowie den Gehalt an Blei, Kadmium und Organozinnverbindungen.
Die Freisetzung der Schwermetalle prüften wir gemäß Din EN 71–3. Die Gehaltsbestimmung von Blei und Kadmium erfolgte nach Vollaufschluss gemäß EPA 3052 mittels optischer Emissionsspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma (ICP-OES) beziehungsweise Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma (ICP-MS), den Gehalt an Organozinnverbindungen prüften wir nach Extraktion mit methanolischer Lösung und Derivatisierung mittels GC-MS in Anlehnung an Iso/TS 16179.
Speichel- und Schweißechtheit: Wir ermittelten mit Speichel- und Schweißprüflösung, ob die Materialien Farbe abgaben. Die Speichel- und Schweißechtheit prüften wir gemäß Din 53160–1 und –2.
Abwertungen
Durch Abwertungen wirken sich Urteile verstärkt auf das Urteil Sicherheit aus. Sie sind in der Tabelle mit *) gekennzeichnet. Folgende Abwertung haben wir eingesetzt: Das Urteil für die Sicherheit konnte nicht besser sein als die Note für Schadstoffe.
So haben wir getestet − Unternehmensverantwortung (CSR)
Im Test: Die 14 Anbieter der 15 Holzspielzeuge aus dem Warentest. Wir bewerteten ihr Engagement für Soziales und Umwelt (Corporate Social Responsibility, CSR). Die Untersuchung fand im Zeitraum von Mai bis September 2023 statt.
Vorgehen
Mithilfe einer Befragung ermittelten wir das soziale und ökologische Engagement der Anbieter in Bezug auf das ausgewählte Spielzeug. Voraussetzung war die Offenlegung der Lieferkette anhand entsprechender Belege. Wir bewerteten die Unternehmensverantwortung anhand der aufgezeigten Strategien sowie anhand von Vorgaben und Maßnahmen des Anbieters bezüglich der Arbeitsbedingungen und des Umweltschutzes in der Fertigungsstätte. Wir baten um Antworten, Belege, Prüfberichte und um ein Videogespräch mit der Firmenzentrale und mit der Fertigungsstätte. Unternehmen, die an der Untersuchung nicht teilnahmen oder die Lieferkette nicht offenlegten, erhielten die Note Mangelhaft im Urteil CSR-Engagement.
Soziale und ökologische Unternehmensstrategie: 20 %
Wir bewerteten etwa soziale und ökologische Leitlinien und Grundsätze der Anbieter. Wir fragten zum Beispiel nach Instrumenten zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien, nach Unternehmenszertifizierungen, Umwelt- und Risikoanalysen, einem übergreifenden Beschwerdemanagement für Mitarbeitende, nach Zielen zu menschenrechtlichen Aspekten und zur Umweltverträglichkeit. Wir legten Wert darauf, dass die Unternehmen über entsprechende Strategien informieren, etwa indem sie Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen, und wir fragten nach Mitgliedschaften in anerkannten Multi-Stakeholder- oder Nachhaltigkeitsinitiativen.
Arbeitsbedingungen: 40 %
Wir fragten die Anbieter etwa nach Vorgaben zur Einhaltung von internationalen Arbeitsnormen, Vorgaben an die Vertrags- und Lohngestaltung, Vorgaben zur Vermeidung von überhöhten Arbeitszeiten, zum Arbeits- und Gesundheitsschutz, zum Beschwerdemechanismus sowie nach einem Lieferantenbewertungssystem auf Basis sozialer Indikatoren. Für die Fertigungsstätte prüften wir etwa die Vertrags- und Lohngestaltung sowie Regelungen zur Vermeidung von unangemessen hohen Arbeitszeiten. Ebenso bewerteten wir Maßnahmen hinsichtlich des Gesundheits- und Arbeitsschutzes, Möglichkeiten der Mitbestimmung, Schutz vor Diskriminierung und psychischer wie physischer Gewalt. Wir fragten nach regelmäßigen Kontrollen der Maßnahmen und deren Dokumentation.
Umweltschutz: 30 %
Wir befragten die Anbieter unter anderem nach Vorgaben zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung, Emissionsvermeidung und zum Chemikalieneinsatz. Wir fragten nach einem Lieferantenbewertungssystem auf Basis ökologischer Indikatoren sowie nach Ökodesignvorgaben etwa für die Verpackungen. Für die Fertigungsstätte bewerteten wir etwa die Erfassung von umweltbezogenen Daten, Maßnahmen zur Reduzierung von CO2-Emissionen, Chemikalien und Abfällen. Wir fragten nach regelmäßigen Kontrollen dieser Maßnahmen und deren Dokumentation.
Transparenz: 10 %
Wir bewerteten, ob der Anbieter seine vollständige Lieferkette offenlegte, unsere Fragebögen beantwortete, Aussagen belegte sowie eine Überprüfung der Deutschlandzentrale und der Fertigungsstätte mittels Videoschaltung ermöglichte.
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Stiftung_Warentest am 29.11.2017 um 08:28 Uhr
Nach 4 Jahren neuer Test in Reichweite ?
@petrenz: Aktuell hatten wir uns für einen Test von Erstspielzeugen für Babys entschieden. Inwieweit die Hersteller der von uns 2013 beanstandeten Holzspielzeuge mittlerweile nachgebessert haben, können wir mangels einer zwischenzeitlichen Nachprüfung leider nicht beurteilen. Es kann sich jedoch durchaus empfehlen, einen gelegentlichen Blick in die von der EU-Kommission wöchentlich veröffentlichten Berichte (Rapid Alert System - Weekly Reports) zur Sicherheit von Non-Food-Produkten zu werfen. Die Listen (in englisch) finden Sie unter ec.europa.eu/consumers/consumers_safety/safety_products/rapex/alerts/?event=main.listNotifications. (Bee)
Hallo, als Neu-Eltern sind in den nächsten Monaten einige Spielzeugkäufe angedacht, wie z.B. eine Holzspielzeugeisenbahn. Wird es denn in den nächsten Monaten mal wieder einen Test geben, um zu prüfen, ob die Hersteller auf die z.T. sehr schlechten Bewertungen reagiert haben ? Danke für eine kurze Info.
Mit der Frage, ob nun alle Spielzeuge wieder in Ordnung sind, die Bitte nach einem erneuten Test. Bestimmt hat sich in den 3 Jahren wohl nicht viel zum Guten gewendet. Danke für eine Reaktion!
Es ist wirklich traurig. Das Motto "Back to the roots", zurück zum einfachen, schönen, kindgerechten und erzieherisch wertvollen Holzspielzeug, stellt uns, unsere Kinder und Enkel vor große Gefahren. Dass selbst Produkte "Made in Germany" den Test nicht bestanden haben, stimmt nachdenklich. Man bedenke dabei, dass dies nicht der erste Test von Holzspielzeug durch die Stiftung Warentest war und die Spielzeugindustrie von den Fehlern des letzten Tests hätte lernen können. Gut, dass man hier ein paar Tipps bekommt. Weihnachten steht vor der Tür. Die Spielzeugindustrie sollte sich schämen, immer noch die alten giftigen Lacke einzusetzen. Die Schäden für die Kinder und Enkel sind nicht absehbar. Vielleicht wäre ein Qualitätssiegel, welches Vertrauen schaffen könnte, eine gute Idee? Dieses müsste durch entsprechende Tests errungen werden. Wenn wir Maschinenbauer Vorrichtungen bauen, müssen diese auch von Sachverständigen und vom TÜV abgenommen werden. Kein CE-Zeichen ohne Prüfung!
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@petrenz: Aktuell hatten wir uns für einen Test von Erstspielzeugen für Babys entschieden. Inwieweit die Hersteller der von uns 2013 beanstandeten Holzspielzeuge mittlerweile nachgebessert haben, können wir mangels einer zwischenzeitlichen Nachprüfung leider nicht beurteilen. Es kann sich jedoch durchaus empfehlen, einen gelegentlichen Blick in die von der EU-Kommission wöchentlich veröffentlichten Berichte (Rapid Alert System - Weekly Reports) zur Sicherheit von Non-Food-Produkten zu werfen. Die Listen (in englisch) finden Sie unter ec.europa.eu/consumers/consumers_safety/safety_products/rapex/alerts/?event=main.listNotifications. (Bee)
Hallo, als Neu-Eltern sind in den nächsten Monaten einige Spielzeugkäufe angedacht, wie z.B. eine Holzspielzeugeisenbahn. Wird es denn in den nächsten Monaten mal wieder einen Test geben, um zu prüfen, ob die Hersteller auf die z.T. sehr schlechten Bewertungen reagiert haben ?
Danke für eine kurze Info.
@HotFirefly: Ihren Kommentar nehmen wir gerne als Testanregung auf und leiten sie an das zuständige Untersuchungsteam weiter. (Se)
Mit der Frage, ob nun alle Spielzeuge wieder in Ordnung sind, die Bitte nach einem erneuten Test. Bestimmt hat sich in den 3 Jahren wohl nicht viel zum Guten gewendet. Danke für eine Reaktion!
Es ist wirklich traurig. Das Motto "Back to the roots", zurück zum einfachen, schönen, kindgerechten und erzieherisch wertvollen Holzspielzeug, stellt uns, unsere Kinder und Enkel vor große Gefahren. Dass selbst Produkte "Made in Germany" den Test nicht bestanden haben, stimmt nachdenklich. Man bedenke dabei, dass dies nicht der erste Test von Holzspielzeug durch die Stiftung Warentest war und die Spielzeugindustrie von den Fehlern des letzten Tests hätte lernen können. Gut, dass man hier ein paar Tipps bekommt. Weihnachten steht vor der Tür. Die Spielzeugindustrie sollte sich schämen, immer noch die alten giftigen Lacke einzusetzen. Die Schäden für die Kinder und Enkel sind nicht absehbar. Vielleicht wäre ein Qualitätssiegel, welches Vertrauen schaffen könnte, eine gute Idee? Dieses müsste durch entsprechende Tests errungen werden. Wenn wir Maschinenbauer Vorrichtungen bauen, müssen diese auch von Sachverständigen und vom TÜV abgenommen werden. Kein CE-Zeichen ohne Prüfung!