
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat die Tree Value Forestry GmbH aus Oberursel wegen irreführender Werbung für ein Investment in Mahagonibäume abgemahnt. Das Unternehmen hat sich verpflichtet, Aussagen wie „Edelholz, eine nachhaltige und sichere Sachwertanlage“ nicht mehr zu verwenden, ohne deutlich auf die Risiken hinzuweisen. Die Risiken kamen den Verbraucherschützern in den Informationen des Anbieters zu kurz. test.de informiert.
Werbung suggerierte sichere Geldanlage
Tree Value Forestry bot Mahagonibäume in der Dominikanischen Republik zum Kauf an. Die Offerte umfasste außerdem die Verwaltung, Bewirtschaftung und Ernte der Bäume. Auf der eigenen Webseite im Internet und in Broschüren über das Produkt stellte die Gesellschaft hohe Renditen in Aussicht und warb mit Aussagen zur Sicherheit. So hieß es zum Beispiel in einer Kurzinformation, die als PDF-Dokument im Internet abrufbar war: „Wenn Sicherheit an erster Stelle steht! Die umfassende Absicherung der Investition unserer Kunden steht an erster Stelle. Eine treuhänderische Kaufpreisabwicklung garantiert ein Höchstmaß an Sicherheit.“ Außerdem fanden sich Formulierungen wie: „Edelholz, eine nachhaltige und sichere Sachwertanlage“, „Grundbuchbesichert durch Tree Value Forestry“, „Ertragssichere Reservefläche gegen Ernteausfall und Baumpool“. Zudem wurde auf der Firmenwebseite eine konkrete Rendite in Aussicht gestellt, ohne darauf hinzuweisen, dass es sich um eine Prognose und nicht um ein festes Zinsversprechen handelt: „Mahagoniholz bringt 9,0 % p. a.“
Tipp: Mehr zum Thema Direktinvestment in Bäume in unserem Test Waldinvestment.
Risiken nicht deutlich genug herausgestellt
Unter anderem daran stießen sich die Verbraucherzentralen Hamburg und Bremen. Im Rahmen des vom Bundesumweltministerium geförderten Projekts „Gut fürs Geld, gut fürs Klima“ untersuchen sie Anbieter von nachhaltigen Geldanlage- und Altersvorsorgeprodukten und gehen gegen unseriöse und irreführende Werbung vor. Die Verbraucherschützer bemängelten, dass die Risiken solcher Direktinvestments nicht deutlich genug herausgestellt wurden. Eigentümer von Mahagonibäumen in einem Karibikstaat hätten kaum Kontrolle über ihr Investment, trügen aber das volle Risiko im Hinblick auf Qualität, Verkäuflichkeit und erzielbaren Preis des geschlagenen Holzes und dazu noch Währungs- und Wechselkursrisiken.
Tipp: Über dubiose, unseriöse oder sehr riskante Geldanlageangebote informiert unsere Warnliste Geldanlage.
Waldinvestments keine sichere Anlageform
In den vergangenen Jahren boten mehrere Unternehmen Bäume als Geldanlage an. „Gerade Waldinvestments werden von Anbietern gerne als sichere Anlageform und ideale Verbindung von Ökologie und Ökonomie verkauft, obwohl sie in aller Regel spekulative und riskante Geldanlagen sind“, erläutert Heidi Pätzold von der Verbraucherzentrale Hamburg (VZ HH). Der ökologische Wert von Waldinvestments sei darüber hinaus fraglich, da es sich häufig um Plantagen handelt, die nicht nachhaltig bewirtschaftet würden. Die Verbraucherzentrale Bremen schätzt Waldinvestments als für sicherheitsorientierte Anleger ungeeignet ein. Risiken sieht Heidi Pätzold von der VZ HH auch bei dem Mahagoni-Angebot von Tree Value Forestry, das den Namen „Lucrecia“ trug: „Der Anleger geht somit ein erhebliches Risiko bis hin zum Totalverlust seiner Investition ein.“
Tree Value Forestry gibt Unterlassungserklärung ab
Das Unternehmen gab gegenüber der Verbraucherzentrale Hamburg eine Unterlassungserklärung ab und verpflichtete sich, bestimmte Formulierungen nicht mehr zu verwenden, ohne deutlich auf die Risiken hinzuweisen. So wolle man in Zukunft bei Angabe von Renditehöhen deutlich darauf hinweisen, dass es sich um Prognosen und nicht um ein garantiertes Zinsversprechen handelt. Bei bestimmten Werbeaussagen mit Bezug zur Sicherheit werde man deutlich auf die Risiken und auch das Risiko eines Totalverlusts hinweisen.
Rechtsanwalt will Nennung des Firmennamens verhindern
Auf eine Nachfrage der Stiftung Warentest antwortete statt des Unternehmens der von der Tree Value Forestry GmbH beauftragte Rechtsanwalt Carsten Brennecke von der Kanzlei Höcker Rechtsanwälte. Er forderte, den Firmennamen seiner Mandantin nicht zu nennen. Aus Sicht von Tree Value Forestry sei stets in ausreichendem Umfang über Risiken aufgeklärt worden. Zudem sei nicht nur seine Mandantin von der „unberechtigten“ Kritik der Verbraucherzentrale betroffen.
Zu unterlassende Aussagen auf der Internetseite
Brennecke führte weiter aus, Tree Value Forestry habe die Unterlassungserklärung „nicht etwa deshalb abgegeben, weil sie damit Verstöße eingeräumt hat.“ Vielmehr seien „früher einmal verwendete Unterlagen, die seit vielen Monaten nicht mehr verwendet wurden, und die nur noch irrtümlich auf einer Webseite abrufbar waren, deshalb beanstandet wurden, weil in diesen Einzelbroschüren aus Sicht der Verbraucherzentrale Hamburg keine hinreichenden Risikohinweise enthalten waren.“ In der Abmahnung seien Angaben beanstandet wurden, die erst seit dem 1. Januar 2017 im Zuge gesetzlich verschärfter Informationspflichten unzulässig geworden seien. Allerdings bezog sich die Verbraucherzentrale Hamburg auch auf Aussagen auf der Internetseite von Tree Value Forestry. Dort waren am 10. Januar 2017 einige der zu unterlassenden Aussagen zu finden.
Prospektpflicht auch für Direktinvestments
Seit Anfang Januar 2017 unterliegen Direktinvestments grundsätzlich der Prospektpflicht. Weder Tree Value Forestry noch Rechtsanwalt Brennecke äußerten sich dazu, ob mit den auf der Firmenwebseite angekündigten neuen „Vertriebsunterlagen nach Maßgabe des Vermögensanlagengesetzes“ ein Verkaufsprospekt und ein Vermögensinformationsblatt gemeint sind. Aufbau und Inhalt dieser Unterlagen sind gesetzlich vorgeschrieben – so müssen zum Beispiel Angaben zu Kosten und Risiken gemacht werden. Das Marktwächterteam der Verbraucherzentrale Hessen bittet Verbraucher, die Website www.marktwaechter.de zu nutzen, um Hinweise auf Unternehmen zu geben, die Vermögensanlagen ohne Prospekt und Risikohinweis anbieten.
Verbraucherzentralen beraten zu ethisch-ökologischen Anlagen
Wer sich speziell zum Thema nachhaltige Investments informieren will, kann sich an die Verbraucherzentralen Hamburg und Bremen wenden. Sie bieten ein spezielles Beratungsangebot zu ethisch-ökologischen Geldanlagen an, das auch Waldinvestments umfasst. Eine neunzigminütige Beratung kostet bei der VZ HH 150 Euro, bei der VZ Bremen 135 Euro beziehungsweise 200 Euro, wenn der Anlagebetrag 150 000 Euro übersteigt.
Beratung ethisch-ökologische Geldanlagen VZ HH
Beratung ethisch-ökologische Geldanlagen VZ Bremen
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