
Batterie leer? Vorsichtig auf die Mikrofonöffnung tippen – hat die Zelle noch Energie, ploppt es hörbar. © Stiftung Warentest
Kleine Zellen – große Preisunterschiede: Eine gute Batterie kostet zwischen 16 Cent und 1,67 Euro. Die Qualität schwankt zwischen gut und ausreichend.
Omas Oma hatte noch ein richtiges Hörrohr. Einen geschwungenen Trichter aus Horn – wie vom Grammophon, nur viel kleiner. Der lag immer in ihrer Reichweite. Sie hat zwar so getan, als bräuchte sie ihn nicht, als wäre das ein Scherzartikel. Doch letztlich hielt sie, wenn sie etwas nicht gleich verstanden hatte, den schwarz-weiß gemaserten Trichter an ihr rechtes Ohr: „Wie bitte?“
Mini-Hörgeräte brauchen kleine Knopfzellen
Solch unförmige Hörhilfen kennen heute bestenfalls noch Antiquitätenhändler. Die fortschreitende Miniaturisierung erlaubt immer kleinere elektronische Hörgeräte, die sich präzise auf die individuelle Hörschwäche ihres Trägers einstellen lassen. Rund drei Millionen Menschen in Deutschland hören nicht richtig. Etwa die Hälfte von ihnen trägt Hörgeräte. Die brauchen im Gegensatz zum Hörrohr allerdings Strom. Den beziehen sie aus Knopfzellen.
Zwar sind mittlerweile wiederaufladbare Akkuzellen verfügbar, doch die allermeisten Träger von Hörgeräten in Deutschland nutzen nicht ladbare Batterien, auch „Primärzellen“ genannt. Dabei handelt es sich um Zink-Luft-Zellen. Die speichern viel Energie auf kleinstem Raum. Im Schnitt genügt eine Knopfzelle für zehn Tage.
Meistgenutzte Batterietypen im Test – Typ 10, 312 und 13
Wir haben 42 Zink-Luft-Batterien ins Labor geholt, je 14 von den drei meistgenutzten Batterietypen:
- Typ-10-Zellen für die kleinen unauffälligen Im-Ohr-Geräte. Sie haben eine gelbe Farbkennung und sind die kleinsten Hörgerätebatterien (Durchmesser 5,8 und Höhe 3,6 Millimeter). Wegen ihrer vergleichsweise geringen Kapazität (weniger als 100 Milliamperestunden) sind sie für Hörgeräte mit hoher Verstärkung praktisch nicht geeignet.
- Typ-312-Batterien für Hinter-dem-Ohr-Geräte mittlerer Größe. Sie haben einen braunen Aufklebern und sind breiter und höher als die Typ-10-Zellen. Sie bieten eine etwas höhere Kapazität (bis zu 170 Milliamperestunden). Durchmesser: 7,8 Millimeter; Höhe: 3,5 Millimeter.
- Typ-13-Zellen mit oranger Farbkennung sind die größten Hörgerätebatterien des Tests: Durchmesser 7,8 und Höhe 5,4 Millimeter. Sie werden wegen ihrer hohen Kapazität (bis zu 290 Milliamperestunden) in Hinter-dem-Ohr-Hörgeräten für Nutzer mit starker Hörschwäche eingesetzt.
Unser Rat
Die Preise für eine Blister-Packung mit sechs Knopfzellen unterscheiden sich je nach Händler enorm. Duracell schneidet als einzige Marke gut bei jedem Batterietyp ab, ist mit 3 bis 10 Euro pro Blister aber teuer. Masterlife ist mit 95 Cent am günstigsten, schneidet aber nur bei Batterietyp 10 insgesamt gut ab.

Fummelig. Der Batteriewechsel gelingt nur mit ruhiger Hand. © Stiftung Warentest
Große Spanne bei der Kapazität
Wichtigste Prüfung war das Messen der Kapazität: Die Batterie soll den für das Hörgerät nötigen Strom möglichst lange liefern. Der Test offenbart deutliche Unterschiede. Bis zu 20 Prozent schwankt die Ergiebigkeit der Knopfzellen. Das heißt: Liefert eine Batterie mit sehr guter Kapazität zehn Tage lang Energie, bringt es eine ausreichende Zelle nur auf acht Tage.
Die Laufzeit hängt nicht nur von der Kapazität der Batterie ab, sondern vor allem von ihrer Nutzung: Ist die Umgebung laut, das Hörgerät jeden Tag ausgiebig in Betrieb oder muss es stark verstärken, weil ein Mensch sehr schlecht hört, geht die Batterie schneller zur Neige.
In unserem Test prüften wir die Kapazität der Zellen unter zwei verschiedenen Belastungen. Nur wenn sie in der Summe überzeugte, konnte eine Batterie ein Gut erreichen. Geschafft haben das je neun Knopfzellen von Typ 10 und Typ 312 sowie drei Zellen von Typ 13.
Die besten je Batterietyp
- Typ 10.
- Bei den kleinen Knopfzellen für Im-Ohr-Hörgeräte liefern Power one, Rossmann Rubin und Siemens Signia am meisten Energie. Günstigste der drei war bei unserem Internet-Preisvergleich Siemens. Günstigste gute Zelle ist Masterlife. Bei der Optikerkette Fielmann bekamen wir ein Sechserpack für 95 Cent. Die teuren Duracell sind Sieger bei der Handhabung. Sie sind im Blister herausfallsicher und leicht entnehmbar untergebracht.
- Typ 312.
- Die besten mittelgroßen Knopfzellen für Hinter-dem-Ohr-Geräte sind teuer. Power one und Geers Premium sind zwar am stärksten. Deutlich günstiger hört der Nutzer aber mit der etwas weniger ausdauernden und trotzdem guten Rayovac Extra Advanced.
- Typ 13.
- Von den große Knopfzellen für hoch verstärkende Hinter-dem-Ohr-Geräte sind nur drei gut. Ansmann und Geers Volt bieten am meisten Energie. Geers Volt ist günstiger, der Anbieter verkauft 6 Stück ab 1,56 Euro. Ebenfalls gut ist die Duracell, sie kostet aber recht viel. Dafür sind die Batterien im Blister herausfallsicher und leicht entnehmbar untergebracht.
Unterschiedlichste Anbieter – unterschiedlichste Preise
Neben einer langen Laufzeit dürfte für viele Hörgerätenutzer vor allem der Preis einer Batterie entscheidend für den Kauf sein. Es lohnt sich, zu vergleichen. Die Auswahl an Anbietern ist riesig: Hörgeräteakustiker, Drogerie- und Elektronikmärkte, überregionale Brillenanbieter, verschiedene Onlinehändler – sie alle verkaufen die Kraftpakete im Kleinformat. Und das zu sehr unterschiedlichen Preisen.

Bildsprache. Piktogramme erläutern auf den Packungen die Nutzung und warnen vor Gefahren. © Stiftung Warentest
Rechenbeispiel: 100 Euro sparen pro Jahr
Ein extremes Beispiel gibt es bei den Typ-10-Knopfzellen: Die günstigste gute Batterie ist Masterlife. Bei unserer Preisrecherche im Dezember fanden wir sie bei der Optikerkette Fielmann für nur 95 Cent je Sechserblister. Für die gleiche Menge der ebenfalls guten Duracell zahlten wir bei einem Elektronikgroßmarkt 10 Euro – mehr als das Zehnfache.
Zwar hat Duracell den Vorteil einer gut durchdachten Verpackung, in der die Zellen herausfallsicher und leicht entnehmbar untergebracht sind. Die gemessene Kapazität ist allerdings bei beiden Batterien praktisch gleich.
Tipp: Wer also nur auf eine ausdauernde Batterie aus ist, kann kräftig sparen: Bei einem üblichen Zellenwechsel alle zehn Tage summieren sich die Kosten mit der Duracell auf 120 Euro im Jahr, mit der Masterlife dagegen auf höchstens 12 Euro – eine Ersparnis von deutlich mehr als 100 Euro.
Große Preisspanne bei identischer Hörgeräte-Batterie
Die Duracell fanden wir bei einem Onlineanbieter allerdings auch um fast die Hälfte günstiger – für 5,50 Euro je Sechserpack. Das zeigt, dass sich eine Preisrecherche bei verschiedenen Händlern selbst für identische Batterien lohnen kann.
Wie sehr, verdeutlicht das Beispiel Renata: Deren Typ-10-, Typ-13- und Typ 312-Zellen gibt es laut Anbieter im Sechserblister bei Fielmann für je 1,95 Euro, gleichzeitig recherchierten wir Onlinepreise bis zu 8 Euro. Der vierfache Preis für die exakt gleiche Batterie – „Wie bitte?“
Werden im Mittel alle zehn Tage neue Knopfzellen fällig, spart der Nutzer in diesem Fall 73 Euro pro Jahr: Bei der genannten Optikerkette summieren sich die Kosten auf etwa 23 Euro, beim Internetanbieter auf stolze 96 Euro. Ähnlich groß können die Preisunterschiede in den anderen Produktgruppen ins Gewicht fallen.
Tipp: Eine weitere Möglichkeit, Kosten zu sparen: Großpackungen kaufen. Einige Händler geben dann Rabatt. In der Zehnerpackung kann sich der Preis für einen Sechserblister um bis zu 50 Prozent reduzieren, wie unsere Recherche zeigt.
Quecksilber aus Hörgeräte-Batterien verbannt
Die getesteten Zink-Luft-Zellen haben die früher üblichen Quecksilberoxid-Zellen ersetzt. Wegen der Belastung der Umwelt mit dem Schwermetall Quecksilber wurden diese Zellen komplett vom Markt verbannt. Zink-Luft ist wesentlich umweltfreundlicher und hat eine vergleichbare Spannung.
Eine geringe Menge an umweltschädlichem Blei ist neben dem Zink enthalten, allerdings vergleichsweise wenig: Alle Hörgerätebatterien, die in Deutschland pro Jahr anfallen, bringen zusammen nur wenige Kilogramm Blei auf die Waage. Ein durchschnittliches Auto mit Verbrennungsmotor hat mehr davon in seiner Batterie an Bord. Trotzdem gehören verbrauchte Knopfzellen wie alle leeren Batterien nicht in den Mülleimer, sondern in die Rückgabebox beim Händler.
Aufkleber verlängert Lebensdauer der Batterien
Zink-Luft-Batterien haben eine Besonderheit. Diese Zellen muss der Nutzer vor dem Einsetzen aktivieren. Ein kleiner Aufkleber verdeckt eine winzige Öffnung, durch die die Luft in das Zelleninnere gelangt. Er wird vor der Anwendung abgezogen. Nach wenigen Augenblicken liefert die Zelle Strom. Wird die Luftöffnung wieder verschlossen, hört der Stromfluss schnell auf.
Das ist vor allem für diejenigen praktisch, die ihr Hörgerät nur gelegentlich nutzen: Mit einem kleinen Handgriff lässt sich die Lebensdauer der Zelle verlängern – zum Beispiel, wenn das Hörgerät über Nacht nicht im Ohr steckt. Ohne Aufkleber ist die Batterie etwa nach einem Monat leer, auch wenn sie keinen Strom liefert. Lagerung der unangebrochenen Zellen: grundsätzlich trocken und bei Raumtemperatur.
Leere Batterien laufen aus
Unangenehme Begleiterscheinung einer leeren Zink-Luft-Zelle: Sie läuft aus. Steckt sie dabei im Hörgerät, kann das in der Folge zum Totalschaden des teuren Stücks führen. Deshalb sollten die Batterien bei einer Betriebspause oder wenn sie leer sind, sofort entnommen werden – insbesondere wenn das Hörgerät längere Zeit in der Schublade verschwinden soll.
Wann eine Batterie leer ist, können Nutzer selbst prüfen: Einfach mit der Fingerspitze vorsichtig auf die Mikrofonöffnung des betriebsbereit eingesetzten Hörgeräts klopfen, wie auf dem Foto ganz oben gezeigt. „Lebt“ die Batterie, gibt es typische Plopp-Geräusche. Andernfalls bleibt es still. Omas Oma hätte jetzt geschmunzelt. Ihr Hörrohr brauchte nun mal keine Batterien und sie auch kein Hörrohr – eigentlich. Äh – „Wie bitte“?
Tipp: In unserem Special Ergebnisse Umfrage Hörgeräte: In fünf Schritten zum richtigen Hörgerät lesen sie, wie sie zum richtigen Hörgerät kommen.
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Der Artikel ist zwar älter, aber ich möchte trotzdem noch einen Kommentar loswerden, der vielleicht anderen Hörgeräteträgern hilft.
Seit 2011 trage ich Hörgeräte und habe natürlich auch diverse Bateriemarken getestet. Ob Renata oder Powerone, am Ende bin ich doch bei Masterlife gelandet. Warum Masterlife?
Weil wirklich kein Unterschied festzustellen war und Masterlife die günstigsten Batterien am Markt sind. Nein es ist kein China-Kram.
Masterlife ist --> Powerone --> Varta --> Made in Germany
Es gibt sie bei jedem Fielmann, auch wenn er nur Brillen anbietet.
Ich habe diverse Baugrößen durchprobiert, ob 10er oder 312 (ich hatte schon verschiedene Hörgeräte), Masterlife ist so gut wie andere Marken.
Ein Blister kostet seit Jahren 0,95€.
Ich habe immer das 10er-Kartönchen für 9,50. (60 Zellen)
Hier wurde in den Kommentaren von Bezug im Internet gesprochen. Auch wenn man im Internet in Onlineshops sonst meist alles günstiger bekommt, vergesst es, der Versand ist ebenfalls hinzuzurechnen.
Ich benötige Typ 675 die aber leider nicht getestet wurden. Kaufe seit dem Test im Internet Duracell Activair. Auf der Rückseite steht das Varta der Hersteller ist.
Ich komme mit denen gut zurecht. Meine Hörgeräte melden sich wenn die Batterien leer werden und dann lege ich schnell neue bereit. Ohne Klebestreifen, nach ca. einer Stunde wechsle ich sie dann und sie sollten einen Tag länger halten.
Ich bin zur Zeit auf der Suche nach neuen Hörgeräten (Nachfolgeversorgung) und finde es schwierig. Einmal braucht man einen handwerklich guten Akustiker, egal ob Kette oder Einzelunternehmen. Der Akustiker ist aber auch Verkäufer, also gibt er Informationen nur zu den Geräten, die er führt und nach seiner Marge. Deshalb muß man sich von mehreren beraten lassen, was natürlich sehr zeitaufwändig ist.
Zum anderen sind Hörgeräte heute smarte Geräte mit Blue Tooth und Apps, Pulsmessung, Notfall (Sturz-)detektor etc. Komischerweise findet man bei den Herstellern nur blumiges Marketinggejubel, aber keine Datenblätter mit der Auflistung der freigeschalteten Eigenschaften pro Modell.
Bei Autohersteller bekommt man Informationen, um die Modelle vergleichen zu können, bei Sonova (Hansaton, Phonak, Unitron) nicht.
Hier regelmäßig eine Übersicht zu erstellen würde dem Hörgeräte-Markt sicherlich gut tun. (Aus Kunden-Sicht)
Ich selbst kaufe meine Batterien nur noch im Internet. Habe über mehrere Jahre viel Geld für Batterien verschwendet, wo es doch die Möglichkeit gibt, die günstiger zu bekommen. Ich habe nur gute Erfahrungen mit dem Onlineshop www.hoerwerkstatt.ch/collections/horgeratebatterien gemacht. Allerdings brauche ich auch keine ausführliche Beratung für den Kauf meiner Hörgerätebatterien mehr.
Aber der Vorschlag, dass man im Prinzip den Preis einmal anhand der tatsächlichen Kapazitäten vergleichen kann, finde ich sehr interessant. Ich für meinen Teil bin zumindest sehr zufrieden mit den gekauften Batterien.
Gruß
Ferdi
Kommentar vom Autor gelöscht.