In Finanztest 4/2017 haben wir berichtet, dass dubiose Anbieter von Geldanlagen häufiger die Kanzlei Höcker beauftragen, wenn wir kritische Fragen stellen: Meldung „Kanzlei droht Journalisten“. Die Kanzlei verschickt dann Schreiben, mit denen sie verbieten will, Namen von dubiosen Personen oder Firmen zu nennen. Jetzt hat die Kanzlei uns erneut ein Warnschreiben geschickt. Pikant diesmal: Sie droht mit rechtlichen Schritten, obwohl sie unsere Berichterstattung für zulässig hält. Das schreibt sie in einer E-Mail an ihren Mandanten, die uns vorliegt. Seriös ist das nicht.
Der Fall
In diesem Fall geht es um Firmen der Autark-Guppe und ihre dubiosen Geschäfte (Meldung „Arreste gegen Autark Invest AG erwirkt“). Die Kanzlei rät ihrem Mandanten „mangels Erfolgsaussichten“ davon ab, gegen Finanztest vorzugehen. Bei Firmen, bei denen viele Verbraucher investiert hätten, bestünde „regelmäßig ein hohes Berichterstattungsinteresse“, begründet sie ihren Rechtsrat. Das Mandat wurde daraufhin beendet.
Die Strategie
Anstatt unsere Fragen zu Autark zu beantworten, haben Höcker Rechtsanwälte uns Warnschreiben geschickt, in denen sie immer dieselbe Strategie anwenden. Die Briefe enthalten „Regeln“, die Journalisten zu beachten hätten. Höcker erklärt, wie ein Journalist zu recherchieren habe und was ihm angeblich verboten sei. Alles mit dem Ziel, Journalisten einzuschüchtern und von der Namensnennung oder gleich komplett von der Berichterstattung abzubringen. Gerne wird auch der Autor schon im Vorfeld einer Berichterstattung gewarnt, dass er persönlich haften könne.
Die Drohung
Ralf Höcker hält es für seinen Job, Journalisten zu beeinflussen, indem er sie bedroht. Das sei ein grundgesetzlich verbrieftes Recht. Bei Finanztest wirkt das nicht. Bei kleineren Medien, die nur wenig Geld für Rechtsstreitigkeiten haben, könnte das anders sein. Einblick in seine anwaltliche Berufsethik gibt Höcker in einem Youtube-Video.
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Hallo,
anbei meine persönlichen Erfahrungen als Journalist mit der Kanzlei Ralf Höcker: https://www.pressesprecher.com/nachrichten/von-journalisten-und-pressesprechern-1449178168 Seriöse Unternehmen sollten diese Kanzlei nicht beauftragen.
Viele Grüße
Stephan Dörner