
Aral = blau, BP = grün, Shell = gelb – das galt schon vor knapp fünfzig Jahren. Bloß dass 1966 nicht nur das Logo, sondern auch der Treibstoff die entsprechende Farbe hatte. Schwerpunkt der vierten Ausgabe von test war das Thema „Auto“. Die Stiftung Warentest gab Autofahrern Ratschläge für den Umgang mit Abschleppern, Werkstätten, Versicherungen und prüfte Normalbenzin von 45 Markenfirmen und „Freien“. Ergebnis: Die Qualität hing mehr vom Raffineriestandort als vom jeweiligen Anbieter ab.
Ein paar Löffel Farbstoff genügen
Hier ein Auszug aus dem „Prüfbericht“ von Test Nr. 7 (test 04/Juli 1966):
„Benzine unterscheiden sich vor allem durch Farbe und Werbesprüche. Ein paar Löffel Farbstoff genügen, um den Markenbenzinen ihr charakteristisches Aussehen zu geben: Aral wird blau, Shell gelb, Esso rot und BP grün. Nicht eingefärbte Benzine findet man bei sogenannten freien Tankstellen, aber auch bei einigen Herstellermarken, zum Beispiel Caltex und Agip. Die Experten sind sich nicht einig, wer in die Gruppe der »Freien« gehört. Nur die billigen, namenlosen Kraftstoffe oder alle jene ungefärbten Benzine, die unter den Preisen der »Großen« verkauft werden? Für den Autofahrer ist dieses Problem jedoch zweitrangig; denn die Farbe sagt nichts über die Qualität aus.
Unser Testergebnis für Normalbenzin ergab: Der Qualitätsunterschied im Benzinangebot der verschiedenen Tankstellen ist innerhalb eines Erzeugungsgebietes (Raffinerie-Standort!) sehr gering, zum Teil überhaupt nicht vorhanden. Von einem Erzeugungsgebiet zum anderen kann dagegen die Qualität des Benzins stark variieren, manchmal sogar bei ein- und derselben Marke. Ein Beispiel dazu: BP hat in Berlin fast die gleiche, ziemlich hohe Oktanzahl wie Aral, Shell oder Caltex, unterscheidet sich aber von den BP-Proben aus Hannover oder dem Ruhrgebiet um bis zu zwei Oktanzahlen. Ein zweites Beispiel: Aral aus Hamburg beginnt schon bei –10 Grad zu »gefrieren«; die Probe aus dem Ruhrgebiet dagegen scheidet erst bei –34 Grad die ersten Kristalle aus.“