
Wer heutzutage „Kaffeefahrt“ hört, denkt unweigerlich auch an Heizdecken. „Vertreter, die bei Werbeveranstaltungen häufig das Doppelte des Einzelhandelspreises verlangen, nennen das auch noch »Einführungspreis«“, empörte sich test schon 1967 über die unseriösen Praktiken mancher Anbieter. Auch die untersuchten Heizdecken fanden wenig Gnade vor den Augen der Tester: 16 von 29 waren elektrisch nicht ausreichend sicher, 15 davon nicht genügend gegen Feuchtigkeit geschützt.
Siehe auch Historischer Test Nr. 3 (Mai 1966): Heizkissen – Elektrogeräte zum Kuscheln
Pseudo-Mediziner bitten zur Kasse
Auszug aus test 02/1967:
„Während früher »der gefährliche Ruf« der Heizdecken ihren Absatz hemmte, geht dem Handel heute ein Teil des Umsatzes durch unseriöse Geschäftsmethoden einzelner Firmen und Vertriebsgesellschaften verloren. Durch Verkäufe bei Kaffeefahrten und in Kinos haben Heizdeckenvertreter mit wenig bekannten Geräten einen erwähnenswerten Umsatzanteil. Die verlangten Preise sind dabei – wie die Preisstelle beim Berliner Senat vor einiger Zeit feststellte – oft erheblich überhöht. (...) Vertreter, die bei Werbeveranstaltungen häufig das Doppelte des Einzelhandelspreises verlangen, nennen das auch noch »Einführungspreis«. Der Kunde soll glauben, das Erzeugnis sei später nicht mehr so »billig« zu haben. Nur in wenigen Fällen können die Ordnungsbehörden gegen solche Verkaufsveranstaltungen vorgehen. Auch »pro honore«, der Verein für Treu und Glauben im Geschäftsleben (Hamburg), warnt immer wieder vor Veranstaltungen dieser Art. Mehr als warnen kann man nicht. Anzeigen haben kaum Erfolg, Ungesetzliches ist den Geschäftemachern selten nachzuweisen. Seit einiger Zeit haben diese Vertriebsfirmen für ihre Geräte neue Absatzmärkte entdeckt. Ihre Vertretersprechen vorwiegend Rentner und alte Leute an, gehen in Wohnungen und Altersheime. Hier werden Heizdecken – oder auch Bettwärmer – als Allheilmittel angepriesen, gut gegen Zipperlein, Gliederschmerzen, kalte Füße oder Rheumatismus. Teilnahmsvolle Gespräche über Krankheiten (Einleitung: »na, Mütterchen, siehst ein bißchen blaß aus...«) geben der Käuferwerbung einen pseudo-medizinischen Charakter.“