
Rotwein kann viel Histamin enthalten - je nach Reifegrad, Herkunft und Verarbeitung mal mehr, mal weniger. © Getty Images / Simon Murrell
Rotwein, Parmesan, Salami, Räucherfisch – einige Menschen bekommen nach dem Essen rote Flecken im Gesicht, die Haut juckt, der Darm rumort. Das könnte an einer Histamin-Unverträglichkeit liegen. Aber die Diagnose ist schwierig und Laboruntersuchungen sind teuer. test.de erklärt, welche Lebensmittel viel Histamin enthalten, wie eine Histamin-Unverträglichkeit entsteht – und was Betroffene tun können.
Histamine sind eigentlich nützlich
Rotwein, Parmesan, Salami, Räucher- und Dosenfisch– gerade lang gereifte und gelagerte Lebensmittel können viel an Histaminen enthalten. Bei einigen Menschen verursachen die Nahrungshistamine Juckreiz, rote Flecken im Gesicht oder Magen-Darm-Probleme. Betroffene befürchten dann nicht selten eine Unverträglichkeit. Bei Histaminen handelt es sich um biologisch aktive Eiweißabbauprodukte, die dem Menschen eigentlich nützen. Sie sind zum Beispiel mitbeteiligt daran, Magensaft zu produzieren, den Blutdruck zu senken, die Darmbewegung zu fördern und den Schlaf-Wach-Rhythmus zu steuern.
Einige Menschen bauen Histamin schlecht ab
Der Körper bildet Histamine einerseits selbst und nimmt sie andererseits mit der Nahrung auf. Gesunde Menschen bauen überschüssiges Histamin mit Hilfe des Enzyms Diaminoxidase (DAO) im Dünndarm ab. Bei einigen empfindlichen Menschen allerdings ist der Mechanismus gestört; bereits kleinere Mengen an Histamin lösen dann Symptome aus. Sie erinnern mitunter an eine Allergie, bei der ebenfalls Histamin ausgeschüttet wird.
Unverträglichkeit schwer zu diagnostizieren
Ärzte können eine Histaminunverträglichkeit heute noch nicht sicher durch Testverfahren nachweisen – zumal auch Medikamente und Stress die Symptome als Ursachen in Frage kommen. Die Leitlinie zum Vorgehen bei Verdacht auf Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin sieht vor allem vor, dass Ärzte die Krankengeschichte ihres Patienten erfassen und dieser ein Ernährungs-Symptom-Tagebuch schreiben sollte. Mediziner sprechen von einer Unverträglichkeit, wenn ein Auslöser wiederholt und unter gleichen Bedingen Beschwerden verursacht. Der Deutsche Allergie-und Asthmabund (DAAB) erklärt, dass nur in solchen Fällen eine histaminarme Diät gerechtfertigt sei.
Allergikerbund rät von Laboruntersuchungen ab
DAAB Sprecherin Sonja Lämmel sagt zudem: „Wir raten von teuren Laboruntersuchungen ab, mit denen die Aktivität der DAO bestimmt und eine Histamin-Unverträglichkeit abgeleitet werden soll.“ Man solle lieber einen allergisch versierten Arzt oder Ernährungsfachkraft aufsuchen.
Tipp: Beginnen Sie nicht auf eigene Faust mit einer histaminarmen Diät. Wichtige Nährstoffe könnten sonst zu kurz kommen. Gehen Sie zu einem Facharzt oder Ernährungsberater, wie es der DAAB empfiehlt. Einen Überblick über weitere Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie über den Unterschied von Allergie und Unverträglichkeit finden Sie im Special Alarm aus dem Darm.
Welche Lebensmittel viel Histamin enthalten
Wie viel Histamin ein Lebensmittel enthält, lässt sich pauschal nicht sagen – die Gehalte variieren je nach Herstellung, Herkunft und Lagerung.
- Generell können gereifte, gegorene und fermentierte Lebensmittel viel Histamin enthalten. Dazu gehören zum Beispiel Rotwein, Hartkäse, Camembert, Salami, Mettwurst, roher Schinken, geräucherter und konservierter Fisch, Sojasoße, Sauerkraut.
- In Ananas, Papaya und Nüssen zum Beispiel kommen andere Amine vor, die der Körper – wie Histamin – über das Enzym DAO abbaut. Sie können zu erhöhten Histamingehalten im Körper führen.
- Erdbeeren, Schalentiere, Kakao und Alkohol etwa regen den Körper mitunter an, mehr Histamin als sonst frei zusetzen.
- Zusätzliches Histamin kann sich bilden, wenn sich beim Lagern eiweißreicher Speisen Aminosäuren abbauen.
- Viele Fischvergiftungen lassen sich auf einen extrem hohen Histamingehalt in verdorbenem Fisch zurückführen – allen voran in Thunfisch und Makrele.
Wo wenig Histamin vorkommt
Gemüse, Salat und Getreide enthalten nur wenig Histamin – mit Ausnahme von Sauerkraut, das ja fermentiert wird. Auch in frischem und tiefgefrorenem Fisch, kommen normalerweise nur geringe Mengen vor. Wer frisch zubereitetes Essen isst, nimmt in der Regel weniger Histamine zu sich.
-
- Der Verbrauch von Kuhmilch sinkt – der Absatz von Milchalternativen steigt. Pflanzendrinks gelten als gesund und nachhaltiger als Milch. Stimmt das? Ein Überblick.
-
- Marinaden verleihen Gegrilltem die besondere Note. Mit wenig Aufwand können Sie kulinarische Experimente starten oder unsere 9 Marinaden für Fisch und Fleisch probieren.
-
- Das Rezept für dieses Nudelgericht mit Stängelkohl stammt aus Apulien. Dort wird das Gemüse, das verwandt mit Brokkoli ist, viel angebaut.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Das ist ein interessanter Hinweis, denn ich muss bei mir öfter einen Juckreiz feststellen, der scheinbar ohne jeglichen Grund eintritt. Ich trinke zwar keinen Wein und eher wenig Fisch - aber dafür esse ich sehr viele Nüsse und habe öfter Soja zu mir genommen. Eure Liste ist echt praktisch. Ich muss wohl meien Ernährung etwas überdenken. Danke für die Arbeit!