Wegweiser für freiwillige Helfer
Viele hilfsbereite Menschen spenden Decken, Obst und Konserven. Andere überweisen Geld an Organisationen und Initiativen. Was aber, wenn berufliche Expertise benötigt wird oder einfach angepackt werden muss?
Was muss getan werden?
Ehrenamtliche Helfer erfüllen diverse Aufgaben, wenn es darum geht, Flüchtlinge in ihrem neuen Alltag zu unterstützen. Das zeigen Ergebnisse einer Studie zur ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit, die das Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung durchgeführt hat.

Das Kürzel EFA steht für „ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit“.
- Behördengänge. Jeder zweite befragte Ehrenamtliche gab an, bei Behördengängen behilflich zu sein. Viele Behörden sind nicht auf Menschen eingestellt, denen die Abläufe sowie die Sprache nicht geläufig sind. Deshalb pflegen viele Unterstützer die Beziehungen zu den Ämtern auch langfristig. Die Flüchtlinge müssen über Wochen und Monate hinweg zahlreiche Anträge ausfüllen, Termine wahrnehmen, Formulare verstehen.
- Sprachunterricht. Hilfe beim Übersetzen und Sprachunterricht sind allerdings fast ebenso notwendig. Schon bevor die ohnehin stark nachgefragten Integrationskurse starten, brauchen die Geflüchteten zumindest Grundkenntnisse in Deutsch oder Englisch, um ihren Alltag selbstständig organisieren zu können.
- Integrationshilfe. Ehrenamtliche beraten die Menschen außerdem zu Integrationsangeboten, helfen bei der Wohnungssuche, übernehmen Fahrdienste und organisieren Nachhilfe-Unterricht. Medizinische und psychologische Betreuung ist zwar ebenfalls sehr wichtig, hierfür sind allerdings berufliche Qualifikationen vonnöten.
Wohin wende ich mich?
Ehrenamtliche Helfer werden vor allem vor Ort gesucht. Wenn Sie ein Flüchtlingsheim in Ihrer Nähe kennen: Einfach mal hingehen und fragen, ob Sie helfen können. Aber nicht alle sozialen Einrichtungen haben keine Zeit, neue Leute einzuarbeiten. Darum können Sie sich auch an eine der sogenannten Freiwilligenagenturen wenden. Dazu stellt die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (Bagfa) einen Online-Atlas zur Verfügung, mit dessen Hilfe Sie via Postleitzahlen-Suche Anlaufstellen in Ihrer Nähe finden können.
Wie können Ärzte helfen?
Die lokalen Flüchtlingsräte, wie zum Beispiel der Flüchtlingsrat Berlin, arbeiten gerne mit bestehenden Arztpraxen zusammen, weil dann auch Räumlichkeiten zur Behandlung und Geräte zur Verfügung stehen. Besonders gesucht werden auf Kinder spezialisierte Immunologen, da die Geflüchteten oft keine Impfpässe mit sich führen. Aber auch Zahnärzte und andere Fachärzte werden dringend gesucht. Sollten Sie in Ihrer Praxis kostenlose Sprechstunden anbieten können, wenden Sie sich an den örtlichen Flüchtlingsrat. Im Netz finden Sie eine Online-Karte, die Adressen der Flüchtlingsräte in den einzelnen Bundesländern enthält. Außerdem entsteht derzeit gerade in Gemeinschaftsarbeit ein medizinisches Wörterbuch für Flüchtlinge.
Wie können Lehrer und Dolmetscher helfen?
Gesucht werden besonders Deutschlehrer (auch pensionierte), die optimalerweise noch die Zusatzqualifikation Deutsch als Fremdsprache (DaF) besitzen. Für die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge organisierten Integrationskurse ist diese Ausbildung sogar zwingend notwendig. Hierbei handelt es sich dann allerdings nicht mehr um ehrenamtliches Engagement, da die Lehrer eine Vergütung erhalten.
Wer eine pädagogische Vorbildung besitzt und beim Lernen helfen möchte, kann sich an eine der örtlichen Initiativen oder Freiwilligenagenturen wenden. Im Netz ist vor Kurzem das Projekt „Refugee Phrasebook“ gestartet. Hier arbeiten Menschen gemeinsam unter anderem an einem Erste-Hilfe-Wörterbuch für Flüchtlinge. Helfen Sie mit bei dessen Verbreitung!
Besonders benötigt werden außerdem Dolmetscher, vorzugsweise mit Arabisch-Kenntnissen. Auch ohne berufliche Qualifikation können Ihre Sprachkenntnisse helfen. Der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ) merkt jedoch an, dass bei heiklen juristischen oder medizinischen Problemen auf jeden Fall professionelle Kenntnisse nötig sind.
Wie können Rechtsanwälte helfen?
Flüchtlinge haben oft juristisch heikle Situationen zu meistern. Unterschriften auf Formularen können mitunter weitreichende Konsequenzen haben. Wenn Sie sich mit Asylrecht auskennen, können Sie sich bei der Rechtsberaterkonferenz melden. Diese arbeitet mit den Wohlfahrtsverbänden Caritasverband (DCV), der Diakonie Deutschland und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) sowie dem Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) zusammen und bietet Rechtsberatung für Flüchtlinge an. Hier finden Sie eine Liste der Mitglieder.
Wie können Sportvereine helfen?
Sport ist für die oft in beengten Verhältnissen lebenden Geflüchteten besonders wichtig, gerade für Kinder und Jugendliche. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) arbeitet mit dem Deutschen Olympischen Sportbund zusammen und unterstützt Sportvereine in Deutschland dabei, integrative Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund zu schaffen. Sportvereine können sich beim BAMF melden und in eine Angebots-Datenbank eintragen. Wer hingegen Sportvereine vor Ort unterstützen möchte, die bereits in der Datenbank gelistet sind, kann eine Suche nach Postleitzahl vornehmen.