
Sitzt. Mit ihrer Passform überzeugen fast alle Hemden im Test. © Getty Images
Jedes zweite Businesshemd schneidet gut ab. Überraschung: Das günstigste ist eins der besten. Einige Markenhemden verschleißen dagegen recht schnell.
Hitzige Diskussionen, langwierige Meetings, Dienstreisen und der tägliche Arbeitsweg – Businesshemden sind immer dabei. Doch wenn für ihre Träger der Feierabend beginnt, fangen die Strapazen fürs Hemd erst an: Waschen, schleudern und bügeln sind unerlässlich, nagen aber an der Lebensdauer der Shirts.
Wie lange Hemden tragbar sind, ist keine Frage des Preises. Wir haben 14 hellblaue Businesshemden aus 100 Prozent Baumwolle in standardisierten Tests unter anderem gewaschen, geschleudert und gebügelt sowie auf Schadstoffe und ihren Tragekomfort untersucht. Überraschend meisterten zwei der günstigsten Hemden die Prüfungen insgesamt am besten: eins von Lidl für 10 Euro und ein 30-Euro-Hemd der P&C-Eigenmarke Jakes. Beide holen eingutes Gesamtergebnis. Auch gut sind die Modelle von Esprit und Walbusch, ein Bio-Baumwollhemd von Brainshirt sowie die teuersten Kandidaten von Hugo Boss für 100 Euro und Van Laack für 140 Euro. Alle anderen schneiden befriedigend ab, darunter Marken wie Eterna, Olymp und Seidensticker. Deren getestete Modelle nahmen in den Haltbarkeitsprüfungen Schaden.
Ein frühes Aus ist ärgerlich, denn in Businesshemden steckt richtig viel Handarbeit. Unter welchen Bedingungen Arbeiter und Arbeiterinnen sie herstellen und was Anbieter für den Umweltschutz in den Fabriken tun, haben wir ebenfalls untersucht. Mehr dazu lesen Sie in den Produktionsbedingungen.
Unser Rat
Im Warentest am besten schneiden günstige Hemden ab: das Nobel League von Lidl (10 Euro) und das Hemd von Jakes, einer Eigenmarke von P&C (30 Euro). Das Lidl-Hemd war Aktionsware, ist aber im Onlineshop weiterhin erhältlich. Ebenfalls gut: Hugo Boss (100 Euro), Walbusch (60 Euro), Brainshirt (80 Euro), Van Laack (140 Euro) und Esprit (40 Euro). Alle sieben halten lange und bieten guten Tragekomfort.
Im Test von Arbeitsbedingungen und Umweltschutz überzeugte von den guten Hemden nur Lidl. Engagiert zeigten sich auch C&A und Seidensticker. Ihre Hemden verschleißen aber vergleichsweise schnell – nachhaltige Mode geht anders. Hugo Boss verweigerte die Teilnahme am Test (Testergebnisse Herrenhemden CSR).
Markenhemden machen schlapp

Abgestoßen. Kragenspitzen waren im Test Schwachstellen. © Stiftung Warentest
Im Labor wuschen wir bergeweise Hemden – drei Muster pro Anbieter und alle unter den gleichen praxisnahen Bedingungen: bei 40 Grad im Pflegeleicht- und Oberhemden-Programm. 30 Mal landete jedes Hemd in der Waschmaschine. Auf Schäden begutachteten unsere Expertinnen sie nach 10, 21 und 30 Wäschen. Während im Test vor mehr als zehn Jahren schon früh Oberhemden kaputtgingen, sahen wir nun erst nach der 21. Wäsche Schäden: Einzelne Hemden mit Löchern an den Kragenspitzen entdeckten wir bei C&A, Olymp, Seidensticker und WE Fashion. Ihre Kragen mit festen Stäbchen sehen schick aus, sind aber anfälliger als weiche Kragenenden. Steife Spitzen stoßen in der Waschtrommel an und scheuern tendenziell schneller auf.
Das C&A-Hemd hatte nach der 21. Wäsche Bläschen an den Manschetten. Sie entstehen, wenn sich der Kleber an gestärkten Textilflächen löst und sich dann der Oberstoff wellt. Auch beim guten Brainshirt-Hemd zeigten sich vereinzelt Bläschen an den Manschetten – aber erst bei der Begutachtung nach 30 Wäschen. Die anderen insgesamt guten Hemden überstanden die Strapazen unseres Tests problemlos.
Tipp: Schonend waschen Sie mit Colorwaschmittel, kurzem Waschprogramm, niedriger Schleuderzahl und ähnlichen Farben. Krempeln Sie die Hemden auf links und klappen Sie Kragen und Manschetten nach innen. Wenn möglich, Kragenstäbchen vor dem Waschen herausnehmen. Das macht die Kragenspitzen flexibler.
Esprit, Eterna, Olymp und Seidensticker geben an, dass ihre Hemden trocknergeeignet sind. Wir haben das exemplarisch überprüft, aber nicht bewertet. Das Experiment zeigt: Der Wäschetrockner beschleunigte den Verschleiß. Auf einem Bügel trocknen Hemden langsamer, aber auch schonender.
Zara verliert an Kragenweite

Gestärkt. Kragenstäbchen vor dem Waschen entfernen. © Stiftung Warentest
Für unseren Test haben wir möglichst gerade geschnittene Hemden der Kragenweiten 42 oder 41/42 ausgewählt – diese Passform und Größen verkaufen sich in Deutschland besonders häufig. Der gerade Schnitt, oft Regular fit genannt, fällt indes je nach Marke verschieden aus (Slim fit oder Regular - eine Warenkunde, siehe grauer Kasten unten). Recht eng geschnitten waren P&C und Zara. Die meisten Hemden blieben nach unseren Waschversuchen in Form. Nur der Kragen von Zara schrumpfte so stark, dass er nicht mehr dem angegebenen Maß entsprach. Ausbügeln ließ sich das nicht mehr.
Tipp: Es ist normal, dass die Kragenweite in den ersten Wäschen schrumpft. Durch Dehnen und Aufbügeln lässt sich das etwas rückgängig machen. Achten Sie zur Sicherheit aber darauf, dass bei der Anprobe ein Finger zwischen Hals und zugeknöpftem Kragen bequem Platz hat.
Tests mit Licht und Schachbrett

Sichtbar. Das Schachbrett zeigt, wie blickdicht ein Hemd ist. © Stiftung Warentest
Ob sommerliches Hellblau, leicht gemustert – wie das Hemd von Zara – oder dasetwas dunklere Blau des Lidl-Hemds, wir bestrahlten alle Stoffe mit künstlichem Tageslicht. Anhaben konnte ihnen das Licht nichts, keine Farbe verblasste.
Unterschiede im Stoff deckten unsere Testerinnen jedoch mithilfe einer Schachbrett-Karte auf. Unter die Hemden geschoben, lässt sich damit bestimmen, wie blickdicht sie sind. Während sich das dunklere Lidl-Hemd nicht auf die Karte schauen ließ, schien das Schachbrettmuster durch die leichten Stoffe von Olymp, Seidensticker, Van Laack und Walbusch deutlich durch. Ohne Unterhemd könnten Brustwarzen oder Behaarung zu sehen sein.
Die Mär vom bügelfreien Hemd
Unsichtbar ist hingegen eine Imprägnierung aus Kunstharzen, die etliche Businesshemden tragen. Sie vernetzt die Baumwollfasern tief im Inneren, sodass die Textilien glatter aussehen und das Bügeln einfacher werden soll. Als bügelleicht oder bügelfrei bewerben viele Anbieter ihre Oberhemden mit diesem Extra.
Das ist jedoch zu viel versprochen. Denn auch solche Hemden werfen Knitter und Falten, die nur das Bügeleisen bändigt. Das Bügeln fällt nicht weg, es geht aber schneller: Im Test waren die drei Probandinnen mit den Bügelfrei-Hemden nach durchschnittlich rund 5 Minuten fertig.
Im Schnitt 7 Minuten, und damit am längsten, brauchten sie für das Van-Laack-Hemd. Es trägt nach Angabe des Anbieters keine chemische Bügel-Ausrüstung. Selbst Businesshemden, die nicht aktiv damit beworben werden, können für flotteres Bügeln gewappnet sein – etwa das Bio-Baumwollhemd von Brainshirt.
Vier kommen ins Schwitzen

Getropft. Wie schnell nehmen die Textilien Feuchtigkeit auf? © Stiftung Warentest
Baumwolle nimmt Feuchtigkeit schnell auf und ist gleichzeitig durchlässig für Wasserdampf. Die Bügelhilfe aus Kunstharzen kann diese Fähigkeiten einschränken, wie auch unsere Tests zum Schweißtransport der Hemden zeigen. Wir untersuchten dafür etwa, wie einfach Wasserdampf durch das Gewebe drang, und beobachteten, wie schnell die Stoffproben der Hemden einen mikroskopisch kleinen Wassertropfen aufsogen. So konnten wir zeigen, welche Hemden Schweiß flott aufnehmen, abgeben und für ein trockenes, angenehmes Klima zwischen Haut und Textil sorgen – und welche nicht.
Schlecht schnitten im Schwitztest die Hemden von Eterna und Seidensticker sowie den Eigenmarken von C&A und Galeria Kaufhof ab – bis auf C&A alle als bügelfrei angepriesen. Die Hemden von Eterna und C&A hatten das Tröpfchen auch nach zehn Minuten nicht aufgesogen. Besonders atmungsaktiv war das unbehandelte Baumwollhemd von Van Laack, das unter dem Bügeleisen aber besonders viel Zeit brauchte. Sowohl guten Schweißtransport als auch gute Pflegeeigenschaften zeigten im Test nur die Hemden von Lidl und P&C.
Alles sauber im Schadstofftest
Kehrseite der chemischen Bügelhilfe war lange auch die Substanz Formaldehyd, die als Bestandteil der Kunstharze eingesetzt wurde. Die EU hat Formaldehyd als wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen eingestuft. Wir haben Stoffproben aller Hemden im Labor auf diese Substanz und andere Schadstoffe untersucht – und können entwarnen: Obwohl fast alle Hemden im Test mit Chemie für schnelleres Bügeln ausgerüstet sind, stellten wir bei keinem Hemd kritische Schadstoffgehalte fest. Auch das ist ein adrettes Ergebnis.
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Ich finde die Hemden von Olymp am besten. Meine habe ich schon seit über 5 Jahren und diese sind immer noch in Takt, die Farben wirken auch gut und die originalen Knöpfe musste ich auch nicht austauschen.
Möchte mich dem wichtigen Kommentar von tgtec am 23.11.2017 um 17:15 Uhr anschliessen. Im gepflegten business geht nichts über ein "glattes" Popeline-Hemd aus r-e-i-n-e-r Baumwolle.
Diesbzgl. sind die Hemden von Hugo Boss leider nicht mehr das, was sie einmal waren. Dunkle Stoffe hinterlassen nach wenigen Wäschen weiße Streifen im Kragenbereich und die Kappnähte wellen sich stark.
Charles Tyrwhitt stellt übrigens noch Hemden in hervorragender Qualität her, und ich kann nicht bestätigen, dass diese Marke hierzulande nicht sehr präsent ist.
Mein Vorschlag: Eine Umfrage, was Kunden sich von einem Hemden-Test wünschen!
Wünschenswert wären sicherlich Hemden aus einem relativ beständigen Sortiment. Die Bügelzeit finde ich weniger relevant, denn was für den einen gut ist für den anderen nicht gut genug. Weiterhin kann man eine gute Baumwollqualität bei 60° Waschen, heute jedoch muss man schon froh sein, wenn ein weißes Hemd bei 40° waschbar ist. Die Kappnähte kräuseln sich heutzutage bei vielen Marken und gleichen selbst nach sorgfältigem Bügeln "mit Zug" immer noch Wellen. Warum? Kostenersparnis durch gedehntes Nähen? Verwendung von billigem Kunstfasergarn? Wie verhalten sich nach mehreren Wäschen die dunklen Farben am Kragen?
Begrüssenswert wäre ein baldiger Test, der sich nicht immer auf die gleichen Marken wie Discounter, Boss, Seidensticker, Walbusch etc. bezieht.
@axelklink: Grundsätzlich müssen wir uns nach der verfügbaren Anzahl der Testplätze richten. Daher ist es uns nicht möglich, alle in Betracht kommenden Anbieter zu berücksichtigen. So haben wir für unseren Test zum einen umsatzstarke Produkte ausgewählt sowie einen Querschnitt des Marktangebotes abgebildet. Die Hemden von Charles Tyrwhitt sind hierzulande nicht sehr präsent. Trotzdem nehmen wir Ihren Hinweis gern für einen Folgetest auf. (Bee)
einen der besten Hemdenanbieter haben Sie leider nicht getestet: den britischen Versandhändler Charles Tyrwhitt, ctshirts.de
Die Hemden sind extrem langlebig, bieten eine wunderbare Stoffqualität und unzählige Kombinationen aus Schnitten, Kragenweiten und Ärmellängen.