Herrenhemden im Test Gute Business­hemden, schlechte Arbeits­bedingungen

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Herrenhemden im Test - Gute Business­hemden, schlechte Arbeits­bedingungen

Sitzt. Mit ihrer Pass­form über­zeugen fast alle Hemden im Test. © Getty Images

Jedes zweite Business­hemd schneidet gut ab. Über­raschung: Das güns­tigste ist eins der besten. Einige Markenhemden verschleißen dagegen recht schnell.

Herrenhemden im Test freischalten

  • Testergebnisse für 14 Herrenhemden 09/2019 Anzeigen
  • Testergebnisse für 15 Herrenhemden CSR 2019 Anzeigen

Hitzige Diskussionen, lang­wierige Meetings, Dienst­reisen und der tägliche Arbeitsweg – Business­hemden sind immer dabei. Doch wenn für ihre Träger der Feier­abend beginnt, fangen die Strapazen fürs Hemd erst an: Waschen, schleudern und bügeln sind unerläss­lich, nagen aber an der Lebens­dauer der Shirts.

Wie lange Hemden trag­bar sind, ist keine Frage des Preises. Wir haben 14 hell­blaue Business­hemden aus 100 Prozent Baumwolle in stan­dardisierten Tests unter anderem gewaschen, geschleudert und gebügelt sowie auf Schad­stoffe und ihren Trage­komfort untersucht. Über­raschend meisterten zwei der güns­tigsten Hemden die Prüfungen insgesamt am besten: eins von Lidl für 10 Euro und ein 30-Euro-Hemd der P&C-Eigenmarke Jakes. Beide holen eingutes Gesamt­ergebnis. Auch gut sind die Modelle von Esprit und Walbusch, ein Bio-Baumwoll­hemd von Brains­hirt sowie die teuersten Kandidaten von Hugo Boss für 100 Euro und Van Laack für 140 Euro. Alle anderen schneiden befriedigend ab, darunter Marken wie Eterna, Olymp und Seiden­sticker. Deren getestete Modelle nahmen in den Halt­barkeits­prüfungen Schaden.

Ein frühes Aus ist ärgerlich, denn in Business­hemden steckt richtig viel Hand­arbeit. Unter welchen Bedingungen Arbeiter und Arbeite­rinnen sie herstellen und was Anbieter für den Umwelt­schutz in den Fabriken tun, haben wir ebenfalls untersucht. Mehr dazu lesen Sie in den Produktionsbedingungen.

Unser Rat

Im Warentest am besten schneiden güns­tige Hemden ab: das Nobel League von Lidl (10 Euro) und das Hemd von Jakes, einer Eigenmarke von P&C (30 Euro). Das Lidl-Hemd war Aktions­ware, ist aber im Onlineshop weiterhin erhältlich. Ebenfalls gut: Hugo Boss (100 Euro), Walbusch (60 Euro), Brains­hirt (80 Euro), Van Laack (140 Euro) und Esprit (40 Euro). Alle sieben halten lange und bieten guten Trage­komfort.

Im Test von Arbeits­bedingungen und Umwelt­schutz über­zeugte von den guten Hemden nur Lidl. Engagiert zeigten sich auch C&A und Seiden­sticker. Ihre Hemden verschleißen aber vergleichs­weise schnell – nach­haltige Mode geht anders. Hugo Boss verweigerte die Teil­nahme am Test (Testergebnisse Herrenhemden CSR). 

Markenhemden machen schlapp

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Abge­stoßen. Kragenspitzen waren im Test Schwach­stellen. © Stiftung Warentest

Im Labor wuschen wir berge­weise Hemden – drei Muster pro Anbieter und alle unter den gleichen praxis­nahen Bedingungen: bei 40 Grad im Pflegeleicht- und Oberhemden-Programm. 30 Mal landete jedes Hemd in der Wasch­maschine. Auf Schäden begut­achteten unsere Expertinnen sie nach 10, 21 und 30 Wäschen. Während im Test vor mehr als zehn Jahren schon früh Oberhemden kaputt­gingen, sahen wir nun erst nach der 21. Wäsche Schäden: Einzelne Hemden mit Löchern an den Kragenspitzen entdeckten wir bei C&A, Olymp, Seiden­sticker und WE Fashion. Ihre Kragen mit festen Stäbchen sehen schick aus, sind aber anfäl­liger als weiche Kragen­enden. Steife Spitzen stoßen in der Wasch­trommel an und scheuern tendenziell schneller auf.

Das C&A-Hemd hatte nach der 21. Wäsche Bläschen an den Manschetten. Sie entstehen, wenn sich der Kleber an gestärkten Textilflächen löst und sich dann der Oberstoff wellt. Auch beim guten Brains­hirt-Hemd zeigten sich vereinzelt Bläschen an den Manschetten – aber erst bei der Begut­achtung nach 30 Wäschen. Die anderen insgesamt guten Hemden über­standen die Strapazen unseres Tests problemlos.

Tipp: Schonend waschen Sie mit Color­wasch­mittel, kurzem Wasch­programm, nied­riger Schleuderzahl und ähnlichen Farben. Krempeln Sie die Hemden auf links und klappen Sie Kragen und Manschetten nach innen. Wenn möglich, Kragen­stäbchen vor dem Waschen heraus­nehmen. Das macht die Kragenspitzen flexibler.

Esprit, Eterna, Olymp und Seiden­sticker geben an, dass ihre Hemden trock­nergeeignet sind. Wir haben das exemplarisch über­prüft, aber nicht bewertet. Das Experiment zeigt: Der Wäschetrockner beschleunigte den Verschleiß. Auf einem Bügel trocknen Hemden lang­samer, aber auch schonender.

Zara verliert an Kragen­weite 

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Gestärkt. Kragen­stäbchen vor dem Waschen entfernen. © Stiftung Warentest

Für unseren Test haben wir möglichst gerade geschnittene Hemden der Kragen­weiten 42 oder 41/42 ausgewählt – diese Pass­form und Größen verkaufen sich in Deutsch­land besonders häufig. Der gerade Schnitt, oft Regular fit genannt, fällt indes je nach Marke verschieden aus (Slim fit oder Regular - eine Warenkunde, siehe grauer Kasten unten). Recht eng geschnitten waren P&C und Zara. Die meisten Hemden blieben nach unseren Wasch­versuchen in Form. Nur der Kragen von Zara schrumpfte so stark, dass er nicht mehr dem angegebenen Maß entsprach. Ausbügeln ließ sich das nicht mehr. 

Tipp: Es ist normal, dass die Kragen­weite in den ersten Wäschen schrumpft. Durch Dehnen und Aufbügeln lässt sich das etwas rück­gängig machen. Achten Sie zur Sicherheit aber darauf, dass bei der Anprobe ein Finger zwischen Hals und zugeknöpftem Kragen bequem Platz hat.

Tests mit Licht und Schach­brett

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Sicht­bar. Das Schach­brett zeigt, wie blick­dicht ein Hemd ist. © Stiftung Warentest

Ob sommerliches Hell­blau, leicht gemustert – wie das Hemd von Zara – oder dasetwas dunklere Blau des Lidl-Hemds, wir bestrahlten alle Stoffe mit künst­lichem Tages­licht. Anhaben konnte ihnen das Licht nichts, keine Farbe verblasste.

Unterschiede im Stoff deckten unsere Teste­rinnen jedoch mithilfe einer Schach­brett-Karte auf. Unter die Hemden geschoben, lässt sich damit bestimmen, wie blick­dicht sie sind. Während sich das dunklere Lidl-Hemd nicht auf die Karte schauen ließ, schien das Schach­brett­muster durch die leichten Stoffe von Olymp, Seiden­sticker, Van Laack und Walbusch deutlich durch. Ohne Unterhemd könnten Brust­warzen oder Behaa­rung zu sehen sein.

Die Mär vom bügelfreien Hemd

Unsicht­bar ist hingegen eine Imprägnierung aus Kunst­harzen, die etliche Business­hemden tragen. Sie vernetzt die Baumwoll­fasern tief im Inneren, sodass die Textilien glatter aussehen und das Bügeln einfacher werden soll. Als bügelleicht oder bügelfrei bewerben viele Anbieter ihre Oberhemden mit diesem Extra.

Das ist jedoch zu viel versprochen. Denn auch solche Hemden werfen Knitter und Falten, die nur das Bügel­eisen bändigt. Das Bügeln fällt nicht weg, es geht aber schneller: Im Test waren die drei Probandinnen mit den Bügelfrei-Hemden nach durch­schnitt­lich rund 5 Minuten fertig.

Im Schnitt 7 Minuten, und damit am längsten, brauchten sie für das Van-Laack-Hemd. Es trägt nach Angabe des Anbieters keine chemische Bügel-Ausrüstung. Selbst Business­hemden, die nicht aktiv damit beworben werden, können für flotteres Bügeln gewappnet sein – etwa das Bio-Baumwoll­hemd von Brains­hirt.

Vier kommen ins Schwitzen

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Getropft. Wie schnell nehmen die Textilien Feuchtig­keit auf? © Stiftung Warentest

Baumwolle nimmt Feuchtig­keit schnell auf und ist gleich­zeitig durch­lässig für Wasser­dampf. Die Bügel­hilfe aus Kunst­harzen kann diese Fähig­keiten einschränken, wie auch unsere Tests zum Schweiß­trans­port der Hemden zeigen. Wir untersuchten dafür etwa, wie einfach Wasser­dampf durch das Gewebe drang, und beob­achteten, wie schnell die Stoff­proben der Hemden einen mikroskopisch kleinen Wasser­tropfen aufsogen. So konnten wir zeigen, welche Hemden Schweiß flott aufnehmen, abgeben und für ein trockenes, angenehmes Klima zwischen Haut und Textil sorgen – und welche nicht. 

Schlecht schnitten im Schwitztest die Hemden von Eterna und Seiden­sticker sowie den Eigenmarken von C&A und Galeria Kauf­hof ab – bis auf C&A alle als bügelfrei angepriesen. Die Hemden von Eterna und C&A hatten das Tröpf­chen auch nach zehn Minuten nicht aufgesogen. Besonders atmungs­aktiv war das unbe­handelte Baumwoll­hemd von Van Laack, das unter dem Bügel­eisen aber besonders viel Zeit brauchte. Sowohl guten Schweiß­trans­port als auch gute Pfle­geeigenschaften zeigten im Test nur die Hemden von Lidl und P&C. 

Alles sauber im Schad­stoff­test

Kehr­seite der chemischen Bügel­hilfe war lange auch die Substanz Form­aldehyd, die als Bestand­teil der Kunst­harze einge­setzt wurde. Die EU hat Form­aldehyd als wahr­scheinlich krebs­erzeugend für den Menschen einge­stuft. Wir haben Stoff­proben aller Hemden im Labor auf diese Substanz und andere Schad­stoffe untersucht – und können entwarnen: Obwohl fast alle Hemden im Test mit Chemie für schnel­leres Bügeln ausgerüstet sind, stellten wir bei keinem Hemd kritische Schad­stoff­gehalte fest. Auch das ist ein adrettes Ergebnis. 

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • DerHolster am 24.01.2020 um 11:20 Uhr
    Olymp finde ich am besten

    Ich finde die Hemden von Olymp am besten. Meine habe ich schon seit über 5 Jahren und diese sind immer noch in Takt, die Farben wirken auch gut und die originalen Knöpfe musste ich auch nicht austauschen.

  • LaDolceVita am 31.10.2019 um 17:57 Uhr
    Kommentar von tgtec

    Möchte mich dem wichtigen Kommentar von tgtec am 23.11.2017 um 17:15 Uhr anschliessen. Im gepflegten business geht nichts über ein "glattes" Popeline-Hemd aus r-e-i-n-e-r Baumwolle.
    Diesbzgl. sind die Hemden von Hugo Boss leider nicht mehr das, was sie einmal waren. Dunkle Stoffe hinterlassen nach wenigen Wäschen weiße Streifen im Kragenbereich und die Kappnähte wellen sich stark.
    Charles Tyrwhitt stellt übrigens noch Hemden in hervorragender Qualität her, und ich kann nicht bestätigen, dass diese Marke hierzulande nicht sehr präsent ist.

  • LaDolceVita am 31.10.2019 um 17:54 Uhr
    Umfrage Hemden-Test

    Mein Vorschlag: Eine Umfrage, was Kunden sich von einem Hemden-Test wünschen!
    Wünschenswert wären sicherlich Hemden aus einem relativ beständigen Sortiment. Die Bügelzeit finde ich weniger relevant, denn was für den einen gut ist für den anderen nicht gut genug. Weiterhin kann man eine gute Baumwollqualität bei 60° Waschen, heute jedoch muss man schon froh sein, wenn ein weißes Hemd bei 40° waschbar ist. Die Kappnähte kräuseln sich heutzutage bei vielen Marken und gleichen selbst nach sorgfältigem Bügeln "mit Zug" immer noch Wellen. Warum? Kostenersparnis durch gedehntes Nähen? Verwendung von billigem Kunstfasergarn? Wie verhalten sich nach mehreren Wäschen die dunklen Farben am Kragen?
    Begrüssenswert wäre ein baldiger Test, der sich nicht immer auf die gleichen Marken wie Discounter, Boss, Seidensticker, Walbusch etc. bezieht.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 07.10.2019 um 10:51 Uhr
    Anbieter fehlt

    @axelklink: Grundsätzlich müssen wir uns nach der verfügbaren Anzahl der Testplätze richten. Daher ist es uns nicht möglich, alle in Betracht kommenden Anbieter zu berücksichtigen. So haben wir für unseren Test zum einen umsatzstarke Produkte ausgewählt sowie einen Querschnitt des Marktangebotes abgebildet. Die Hemden von Charles Tyrwhitt sind hierzulande nicht sehr präsent. Trotzdem nehmen wir Ihren Hinweis gern für einen Folgetest auf. (Bee)

  • axelklink am 05.10.2019 um 17:04 Uhr
    Anbieter fehlt

    einen der besten Hemdenanbieter haben Sie leider nicht getestet: den britischen Versandhändler Charles Tyrwhitt, ctshirts.de
    Die Hemden sind extrem langlebig, bieten eine wunderbare Stoffqualität und unzählige Kombinationen aus Schnitten, Kragenweiten und Ärmellängen.