
In 80 Prozent der Wohnhäuser ist die Heizung nicht richtig eingestellt. Hausbesitzer, die sie optimieren, sparen Energie und Geld. Die Experten der Stiftung Warentest erklären, was man unter einem hydraulischen Abgleich versteht, was dieser kostet, und wie Sie Ihre Heizkosten um bis zu 10 Prozent senken können – und auf diese Weise etwas für Klima und Geldbeutel tun können.
Wärme richtig verteilen
Das kennen viele Hausbesitzer: In einem Zimmer werden die Heizkörper viel zu heiß, obwohl sie kaum aufgedreht sind, in anderen Räumen bleiben sie auf höchster Stufe lauwarm. Auch lästige Störgeräusche wie rauschende und pfeifende Heizkörper dürfte für viele ein vertrautes Geräusch sein. Für Experten sind das eindeutige Anzeichen dafür, dass ein Heizsystem nicht richtig eingestellt ist. Abhilfe schafft der sogenannte hydraulische Abgleich. Er sorgt für eine bessere Wärmeverteilung im Haus und gilt als Geheimtipp des Heizenergiesparens. Doch bei etwa acht von zehn Heizungsanlagen wurde diese Maßnahme nie durchgeführt, ergab eine Studie der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online. Die Quote soll besser werden – deshalb fördert der Staat seit August 2016 die Optimierung mit Zuschüssen.
Unser Rat
Hydraulischer Abgleich. WennIhre Heizkörper nicht gleichmäßig warm werden oder pfeifen und rauschen, ist vielleicht die Heizung schlecht eingestellt. Abhilfe kann der hydraulische Abgleich durch einen Fachmann schaffen. Er kostet für ein Einfamilienhaus zwischen 300 und 1 200 Euro.
Heiz-Check. Ein Experte der Verbraucherzentrale Energieberatung prüft bei Ihnen zu Hause zum Preis von 40 Euro, ob Ihre Heizung richtig eingestellt ist. Einen Termin vereinbaren Sie über die kostenfreie Telefonnummer 0 800/8 09 80 24 00.
Neubau. Beim Einbau einer neuen Heizung oder einer Heizungsmodernisierung ist der hydraulische Abgleich besonders wichtig, aber in der Praxis noch immer keine Selbstverständlichkeit. Sprechen Sie Ihren Installateur vor Auftragsvergabe darauf an. Lassen Sie sich nach Abschluss der Arbeiten das Einstellprotokoll vorlegen.
Altbau. In unsanierten Altbauten lässt sich durch das Optimieren weniger Energie einsparen als in gut gedämmten Neubauten. Sinnvoll kann er dennoch sein – allein wegen des höheren Wohnkomforts.
Handwerker. Nicht jeder Installateur kann oder will einen hydraulische Abgleich durchführen. Suchen Sie nach Fachfirmen, die den hydraulischen Abgleich ausdrücklich anbieten und die entsprechende Referenzen nachweisen können.
Förderung. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle übernimmt auf Antrag 30 Prozent der Kosten. Dafür müssen Sie sich unter bafa.de registrieren, bevor Sie den Auftrag erteilen. Sie haben danach sechs Monate Zeit, die Rechnung einzureichen. Alternativ fördert die KfW-Bank den Abgleich als ergänzende Maßnahme, wenn Sie die Heizung komplett erneuern.
So funktioniert der hydraulische Abgleich
Ziel des Abgleichs ist es, jeden Heizkörper genau mit der Menge an warmem Wasser zu versorgen, die er zur Erwärmung des jeweiligen Raums benötigt. Dafür muss ein Fachmann zunächst für jeden Raum berechnen, welche Leistung der Heizkörper abgeben muss, um die gewünschte Temperatur zu erreichen. In die Berechnung fließen unter anderem die Wärmedämmung des Gebäudes, die Bauart der Heizkörper und die gewünschte Raumtemperatur ein. Aus den Werten lässt sich der nötige Wasserzulauf ermitteln und an den Ventilen des Heizkörpers einstellen. Falls diese dafür nicht geeignet sind, müssen sie ausgetauscht werden. Auch die Einstellungen an der Heizungspumpe passt der Fachmann anhand seiner Berechnungen an.
Kosten zwischen 300 und 1 200 Euro
Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus kostet der Abgleich zwischen 300 und 1 200 Euro. Der genaue Preis hängt davon ab, ob im Haus bereits eine passende Heizungspumpe vorhanden ist und ob die Heizkörperventile für den hydraulischen Abgleich geeignet sind oder ob sie ausgetauscht werden müssen:
- Sind eine passende Pumpe und voreinstellbare Ventile vorhanden, kostet der Abgleich zwischen 300 und 500 Euro.
- Müssen Ventile nachgerüstet werden, können die Kosten auf 600 bis 900 Euro steigen.
- Ist die Heizungspumpe veraltet oder überdimensioniert, muss auch sie ausgetauscht werden. Das kostet noch einmal rund 300 Euro. Für die Optimierung der Heizung werden dann insgesamt rund 900 bis 1 200 Euro fällig.
Die zusätzlichen Kosten für die neue Pumpe hat der Hausbesitzer aber meist schnell wieder raus. Moderne Pumpen verbrauchen nur etwa ein Viertel des Stroms von alten. Das reduziert die Stromrechnung locker um 50 Euro im Jahr.
Bis zu 10 Prozent weniger Heizkosten
Lohnt sich diese Investition? Im Schnitt kann ein Hausbesitzer mit einer optimierten Heizung seine Strom- und Heizenergiekosten um bis zu 10 Prozent senken. Der Effekt hängt allerdings entscheidend davon ab, wie gut das Haus gedämmt ist. Eine von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderte Studie kommt zu dem überraschenden Ergebnis, dass die mögliche Einsparung umso größer ist, je kleiner der Heizwärmebedarf ist. Bei den untersuchten Gebäuden lag der Einspareffekt für neue, nach 1995 gebaute Häuser bei 18 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Das entspricht etwa 1,8 Liter Heizöl oder 1,8 Kubikmeter Erdgas pro Quadratmeter und Jahr. Bei alten, vor 1978 gebauten Häusern wurde keine Einsparung erzielt. Im Mittel betrug die Ersparnis bei Einfamilienhäusern 6 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr.
Beispiel. Ein 120 Quadratmeter großes Haus mit Baujahr 1990 verbraucht etwa 120 Kilowattstunden Heizenergie pro Quadratmeter und Jahr. Bei einem durchschnittlichen Preis von 8 Cent pro Kilowattstunde Energie zahlt der Hausbesitzer jährlich 1 152 Euro Heizkosten. Mit dem Abgleich kann er den Heizwärmeverbrauch um 9 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr senken – das spart knapp 90 Euro im Jahr. Je nachdem, wie hoch der Preis für die Optimierung war, hat er die Kosten nach fünf bis zehn Jahren wieder raus.
Staat zahlt Zuschüsse
Bis Ende 2020 fördert die Bundesregierung den hydraulischen Abgleich mit einem Zuschuss in Höhe von 30 Prozent der Nettokosten der Handwerkerrechnung. Abrechnen kann der Hausbesitzer die Kosten für den Abgleich und zusätzlich notwendige Anschaffungen wie Heizkörperventile oder Steuerungstechnik. Auch für den Austausch der alten Umwälzpumpe gegen eine neue hocheffiziente schießt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) Geld dazu. Alternativ fördert die staatliche KfW-Bank die Heizungsoptimierung, entweder mit einem Zuschuss in Höhe von 10 oder 15 Prozent oder mit einem zinsvergünstigten Kredit. Die Förderung richtet sich an Hausbesitzer, die ihre Heizung komplett erneuern und im Rahmen dessen den Abgleich durchführen lassen. Es gibt aber nur entweder-oder. Beide Fördertöpfe für eine Maßnahme anzuzapfen, ist nicht möglich.
Nicht gesetzlich vorgeschrieben
Besonders sinnvoll ist der Abgleich der Anlage beim Einbau eines neuen Brennwertkessels. Damit diese Geräte mit höchstmöglicher Effizienz arbeiten, muss das Heizungswasser seine Wärme optimal über die Heizkörper abgeben. Das klappt nur, wenn der Installateur nach dem Einbau die Anlage an das Gebäude anpasst. Eine Selbstverständlichkeit ist das aber nicht. Stefan Materne, Experte bei der Energieberatung der Verbraucherzentrale sagt: „Leider ist das vom Gesetzgeber nicht gesetzlich vorgeschrieben.“ Für viele Handwerker sei der Abgleich eher ein lästiges Übel, der nicht extra bezahlt und daher oft vernachlässigt werde. „Hausbesitzer sollten bei der Auftragsvergabe darauf achten, dass der hydraulische Abgleich ausdrücklich dazugehört.“ Wird die neue Heizung durch die KfW oder das Bafa gefördert, ist das sogar Pflicht. „Aber ob der Installateur die Maßnahme tatsächlich durchgeführt hat, wird kaum kontrolliert.“
Heizung optimieren: Mehr Wohnkomfort und ein gutes Gewissen
„Es ist oft schwierig, qualifizierte Fachfirmen für den hydraulischen Abgleich zu finden“, weiß Materne. „Vor allem an bestehende Anlagen, die er nicht selbst gebaut hat, geht ein Handwerker ungern ran.“ Entmutigen lassen sollten Interessenten sich aber nicht: Schließlich schont eine Heizungsoptimierung nicht nur das Klima und den Geldbeutel – sondern erhöht auch den Wohnkomfort.