Viele Nutzer von Nachtspeicherheizungen glauben immer noch, sie könnten den Stromanbieter nicht wechseln. Dabei sind nur drei einfache Schritte nötig.
Finanztest-Abonnent Hans-Ulrich Geismann ist ein Heizstrom-Wechsler der ersten Stunde: Bereits im Sommer 2010, kurz nach der Marktöffnung für Heizstrom, ist er von seinem örtlichen Grundversorger RWE zur Stuttgarter Evita GmbH gewechselt. „Ich habe mir jahrelang von RWE die Preise diktieren lassen. Darüber ärgerte ich mich so, dass ich gewechselt habe, sobald es möglich war“, sagt Geismann.
„Ich bin kein wilder Hin- und Herwechsler“, beschreibt der Stromkunde sich. „Ich habe über all die Jahre den Markt beobachtet und mein neuer Versorger Evita war immer günstiger als RWE.“ Der Wechsel hat sich für ihn gelohnt: „Schon im ersten Jahr habe ich rund 500 Euro gespart“, sagt er. Sein Heizstromverbrauch lag damals aber auch bei rund 20 000 Kilowattstunden.
Geismann heizt sein Einfamilienhaus im nordrhein-westfälischen Dorsten-Barkenberg mit einer Elektrospeicher-Fußbodenheizung. Wie eine Nachtspeicherheizung ist sie eine „unterbrechbare Verbrauchseinrichtung“, die nur zu bestimmten Zeiten vom Netzbetreiber mit Strom versorgt wird. Der Nutzer hat deswegen einen Stromzähler, der den Verbrauch zeitabhängig misst.
Im Keller von Geismann ist ein Doppeltarifzähler (siehe Foto oben) installiert: Ein Steuersignal sorgt dafür, dass der Strom in der Nacht, wenn die Speicherheizung viel Strom zieht, mit dem günstigen Niedertarif (NT) gemessen wird. Tagsüber aber springt der Zähler auf den teureren Hochtarif (HT) um. Geismann hat nur einen solchen Zählerkasten im Haus und misst seinen Haushalts- und Heizstrom gemeinsam.
Einzige bundesweite Tarifübersicht
Bislang haben erst 2 Prozent der rund 2 Millionen Heizstromkunden ihren Anbieter gewechselt. Doch warum sind es eigentlich so wenig? Uta Büchel von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen vermutet: „Viele Kunden wissen nicht, dass sie ihren Heizstromanbieter wechseln können. Außerdem fehlen bundesweite Tarifvergleiche.“ Ohne Preisübersichten können Verbraucher keine Preise vergleichen.
Wir haben deswegen mehr als 1 600 Energieunternehmen angeschrieben. Wir wollten wissen, wie viel ein Musterhaushalt sparen kann, wenn er vom günstigsten Tarif seines örtlichen Grundversorgers zu einem neuen günstigeren Anbieter wechselt (So haben wir getestet). Außerdem wollten wir ermitteln, welche Anbieter in Deutschland Angebote für Heizstromkunden mit gemeinsamer Messung haben.
Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Rund 500 Euro kann unser Musterhaushalt in Gelsenkirchen pro Jahr sparen, wenn er von der Emscher Lippe Energie zur Evita wechselt. In Neuss sind es immer noch 436 Euro (Tabelle Die günstigsten Tarife für Nachtspeicherheizungen).
Unsere Heizstromuntersuchung für die gemeinsame Messung ist derzeit die einzige bundesweite Marktübersicht für solche Tarife. Nur die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen veröffentlicht regelmäßig Heizstromanbieter für ihr Bundesland im Internet.
In drei Schritten zum neuen Anbieter
Die meiste Arbeit beim Wechsel hat der neue Anbieter. Er kümmert sich um alle Formalitäten und kündigt auch den aktuellen Vertrag des Kunden. Der Kunde muss sich nur einen günstigen Anbieter aussuchen und einen neuen Vertrag abschließen. Das geht ganz einfach in drei Schritten:
Schritt 1: Wechsel vorbereiten
Kunden sollten zuerst in ihre jüngste Jahresabrechnung schauen. Hier finden sie alle wichtigen Daten, die zum Wechseln nötig sind: den HT-Verbrauch, den NT-Verbrauch und ihre Zählernummer.
Wichtig ist auch, dass der Nutzer seinen Kündigungstermin kennt. Er steht in den allgemeinen Geschäftsbedingungen des Vertrags. Mit der Kundennummer zur Hand, kann der Verbraucher auch beim aktuellen Anbieter anrufen und nachfragen. Dort oder auf der Internetseite kann er auch seinen derzeitigen Preis erfragen.
Manche örtlichen Grundversorger haben noch günstigere Tarife im Angebot. Es lohnt sich nachzufragen und diese Tarife in den Preisvergleich einzubeziehen.
Schritt 2: Günstigen Tarif auswählen
In der Tabelle kann ein Kunde nachsehen, ob er dort seinen Wohnort findet. Falls nicht, muss er mithilfe unserer Anbietertabelle selbst Preise recherchieren. In unserem Test gehörten oft die Firmen Evita, E wie einfach und das städtische Unternehmen Gruppen-Gas- und Elektrizitätswerk Bergstraße (GGEW) zu den günstigsten Anbietern. Wer zunächst dort auf die Internetseite geht, kann den Preis mithilfe der dortigen Tarifrechner oder der Preisblätter ausrechnen.
Der Nutzer sollte auch prüfen, ob es darüber hinaus noch günstige regionale Anbieter gibt (Tabelle Anbieter mit Tarifen für Nachtspeicherheizungen). In der Spalte „Bemerkungen“ steht, in welchen Netzgebieten und Städten die Unternehmen Angebote haben. Wer sich viel Zeit für die Anbietersuche nehmen kann, sollte auch die Firmen, die „Preise nur auf Anfrage“ liefern, berücksichtigen. Sie meldeten uns zum Teil sehr günstige Preise für unsere Modellstädte.
Beim Tarifvergleich sollten Kunden nicht nur auf den Preis achten, sondern auch auf die Vertragsbedingungen. Kein Tarif in unserer Untersuchung erfüllt alle Kriterien, die wir empfehlen. Infrage kommen die Angebote trotzdem.
Manche Tarife haben eine vergleichsweise lange Kündigungsfrist von drei Monaten. Einige Verträge verlängern sich automatisch um zwölf Monate. Andere haben eine Preisgarantie von unter einem Jahr. Aktive Kunden, die die Preise kennen und keine Scheu haben, wieder zu wechseln, können Verträge mit solchen Bedingungen abschließen.
Schritt 3: Vertrag abschließen
Den Vertrag können Kunden per Brief, Telefon, Fax und oft auch online abschließen. Die Lieferung beginnt meist zum Ersten eines Monats. Der Wechsel selbst vollzieht sich nur auf dem Papier. Niemand kommt in die Wohnung. Es werden keine Stromzähler ausgewechselt.
Anrufen, nachfragen, sparen
Hans-Ulrich Geismann weiß, dass die Strompreise an der Börse in letzter Zeit gesunken sind. Auf der Internetseite von Evita stehen heute Preise für Neukunden, die deutlich günstiger sind als seine. Er hat deswegen kürzlich bei Evita nach einer Preissenkung gefragt und sie erhalten: Seit September zahlt er denselben Preis wie Neukunden und erhält außerdem eine zweijährige Preisgarantie. „Das finde ich fair. Ich bin kein Pfennigfuchser, will aber auch nicht das Gefühl haben, übers Ohr gehauen zu werden“, sagt er.