
Sie locken mit einem schnellen Händlervergleich und günstigen Preisen. Doch wer das falsche Portal nutzt, zahlt 1 000 Euro mehr als der Nachbar.
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Testergebnisse für 10 Vergleichs- und Vermittlungsportale für Brennstoffe 10/2014Viele greifen einmal im Jahr zum Telefon, rufen ihren Händler an und bestellen Heizöl für den Winter. So wie immer. Eine wachsende Zahl von Hausbesitzern aber geht im Internet auf Lieferantensuche. Sie informieren sich über Neuigkeiten auf dem Brennstoffmarkt, beobachten die Preise, vergleichen Angebote – und ordern ihr Öl am Ende direkt über ein Onlineportal, das mit günstigen Angeboten und schneller Lieferung lockt.
Wir haben zehn solcher Vergleichs- und Vermittlungsportale geprüft, sechs für Heizöl und vier für Holzpellets: Wer hat die günstigsten Preise? Wer informiert am besten? Wo klappt die Bestellung reibungslos? Im Mai, Juni und Juli haben wir auf jedem Portal die Preise für unterschiedlich große Städte in 24 Postleitzahlgebieten in ganz Deutschland abgefragt, für 1 000 und 3 000 Liter Heizöl sowie 6 000 Kilogramm Holzpellets. Pro Portal haben die Tester dreimal bestellt und die Lieferung dann storniert.
Unterschiede bei Preisen und Infos
Der Test zeigt: Die Portale unterscheiden sich enorm – sowohl bei den Preisen der vermittelten Händler als auch bei der Fülle und Güte der Informationen rund ums Öl- oder Pelletgeschäft. Einen guten Gesamteindruck machten am Ende fünf Portale: Heizoel24, Fastenergy und Esyoil bei der Ölbestellung, Heizpellets24 und Holzpellets.net bei der Pellet-Order. Die anderen schwächelten beim Verschlüsseln der Nutzerdaten während des Bestellvorgangs, teils auch bei den Informationen zu Brennstoffen oder Lieferanten Tabelle: Vergleichs- und Vermittlungsportale für Brennstoffe.
Preisvergleich der örtlichen Händler
Bis auf zwei Ausnahmen arbeiten alle Portale nach dem gleichen Prinzip: Sie ermitteln für jede Postleitzahl in Deutschland die Brennstoffpreise örtlicher Händler und stellen die Information kostenlos zur Verfügung. Nutzer können über die gewünschte Liefermenge mehrere Händler vor Ort vergleichen. Nur Fastenergy.de und Holzpellets.net, die beide einer Firma gehören, fallen etwas aus dem Rahmen: Sie vermitteln für jede Region nur einen Händler. Ein Vergleich mehrerer Angebote ist dort nicht möglich. Die Preise ihrer regionalen Partnerhändler liegen auf einem mittleren Niveau, wie unsere Preisrecherchen ergaben.
Sagt dem Kunden ein Angebot zu, kann er direkt über ein Onlineformular einen Liefervertrag mit dem Händler schließen. Für Verbraucher ist der Service kostenlos. Händler zahlen den Portalen für die Vermittlung in der Regel eine Provision, Esyoil zum Beispiel bekommt 11 Euro pro Kunde.
Der Brennwert der in der Preisabfrage eingegebenen 3 000 Liter Öl oder 6 Tonnen Pellets entspricht dem Jahresbedarf eines mäßig gedämmten Einfamilienhauses. Die günstigsten Angebote fanden wir bei Heizoel24 und Heizpellets24, die beide zu einem Unternehmen gehören. Im Vergleich zum Portal mit dem höchsten Preisniveau, Enxa, waren 1000 Liter Öl hier im Schnitt 12 Prozent billiger, Pellets sogar 16 Prozent.
Rund 1 030 Euro weniger zahlen
Konkret: Für 1 000 Liter schwefelarmes Heizöl zahlten Kunden bei den Enxa-Lieferanten im Schnitt 928 Euro, bei den Händlern von Heizoel24 nur 821 Euro – 107 Euro weniger. Beim Kauf von Holzpellets ist das Bild noch deutlicher: Die Enxa-Angebote für sechs Tonnen lose Ware lagen bei durchschnittlich 1 688 Euro, auf Heizpellets24 bei 1 416 Euro. Ersparnis: 272 Euro.
Im Einzelfall können die Unterschiede je nach Stadt oder Region noch stärker ausfallen. Wer etwa in Schwerin nach 3 000 Litern Heizöl suchte, zahlte bei Heizoel24 durchschnittlich 361 Euro weniger als bei Enxa. In Hamburg kosteten sechs Tonnen Pellets bei Heizpellets24 im Schnitt sogar 1 028 Euro weniger als bei Enxa – ein Sparpotential von 43 Prozent. Andernorts geht es ohne Differenzen: In Braunschweig hatten alle Portale ein ähnliches Preisniveau.
Entscheidend ist der Kaufzeitpunkt
Vergleichbar sind nur gleiche Brennstoffqualitäten. Sowohl Heizöl als auch Holzpellets gibt es in verschiedenen Güteklassen, wichtige heißen Standard, Premium und Bio Qualitätsunterschiede bei Öl und Pellets. Ein Vergleich lohnt sich auch nur innerhalb einer Region. So war Heizöl in Süd- und Ostdeutschland in unserem Test teurer als im Rest der Republik. Ein günstiger Ölpreis in Hamburg nützt jedoch nichts, wenn man in München wohnt.
In der Praxis kommt es daher vor allem auf den richtigen Kaufzeitpunkt an. Früher war Heizöl im Sommer günstig, im Winter teuer. Die Zeiten sind vorbei. Politische Großwetterlage, Fördermengen, Dollarkurs, Konjunktur – vieles beeinflusst den Ölpreis, der sich oft minütlich ändert. Der Pelletpreis schwankt weniger schnell, doch auch hier gilt: Wer günstig kaufen will, muss den Markt beobachten. Die Portale bilden die Kursschwankungen zum Teil in Echtzeit ab, Preis-Charts lassen Trends erkennen. Einige geben Empfehlungen, wann ein Kauf sinnvoll erscheint Tipps. Interessant ist der Wunschpreisalarm: Manche Portale senden dem Nutzer eine E-Mail, sobald eine Preisgrenze erreicht ist.
Esyoil hat die beste Suchfunktion
Die Angebotssuche ist bei den meisten Portalen komfortabel. Am besten klappt es bei Esyoil, das mit vielen Suchkriterien sowie einer übersichtlichen und detaillierten Ergebnisliste überzeugt. Dagegen gab es bei Brennholz.com Preise in jedem zweiten Fall nur auf Anfrage per Onlineformular direkt beim Händler. Oelbestellung.de machte in manchen Regionen gar kein Angebot.
Wer die Portale als reine Informationsquelle etwa zu Brennstoffqualitäten nutzen will, ist als Pelletkäufer bei Heizpellets24 am besten aufgehoben, als Ölkäufer bei Fastenergy. Am schlechtesten informiert hier das Portal Enxa, das auch zu Lieferanten kaum Auskunft gibt. Wie es geht, zeigt Esyoil: Eine alphabetische Händlerliste mit transparenten Kundenbewertungen schafft einen hervorragenden Überblick.
Nutzerdaten nicht verschlüsselt
Um einen Händler zu beauftragen, müssen Kunden unter anderem Lieferadresse, E-Mail und Telefonnummer übermitteln. Einige Portale gehen mit den persönlichen Daten ihrer Nutzer sehr sorglos um und verschlüsseln die Onlineübertragung nicht. Ansonsten funktionierte die Bestellung in der Regel problemlos.
Das Geschäft wickeln Kunden direkt mit dem Händler ab. Die meisten Portale regeln allerdings in ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) auch Lieferkonditionen, etwa zur Haftung oder Bezahlung – und schießen mitunter übers Ziel. Vor allem die AGB von Esyoil und Preiseheizoel enthalten recht viele unwirksame Klauseln, zum Beispiel, dass vereinbarte Lieferfristen nicht verbindlich sind.
Eine Lieferung zu stornieren, war meist unproblematisch. Nur zwei Händler bei Heizoel24 haben dafür Geld verlangt, einmal etwas mehr als 100 Euro, ein anderes Mal etwa 180 Euro. Alle anderen Händler haben kostenlos storniert, auch zwei Tage später noch. Das ist kulant. Laut Gesetz haben Kunden bei Heizölbestellungen im Internet kein Widerrufsrecht. Das ist aber auch nicht anders, wenn man für die Ölbestellung zum Telefon greift.
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Kommentarliste
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Hallo,
ich habe mir den Test in der Erwartung gekauft, dass ich erfahre, wie die Qualität des Heizöls ist das ich tanke. Sozusagen, wenn ich Premium tanke bekomme ich auch wirklich Premium bzw. stimmen die getankten Mengen mit den angegebenen Mengen. Diese Erwartungen wurden leider nicht ganz erfüllt. Der Kauf hat sich trotzdem gelohnt, weil ich auf ein Portal aufmerksam geworden bin, in dem die Lieferanten bewertet werden, damit lässt sich ja sozusagen die gelieferte Qualität abschätzen :).
Ich würde mir wünschen, dass beim nächsten mal mit bewertet wird: pünktliche Lieferung,
Service & Kompetenz beim Ablauf des Tankens,
bestelltes Produkt = geliefertes Produkt (Menge, Qualität).
Kommentar vom Autor gelöscht.
@kahemuli
Wir haben die Orte nicht alle aufgezählt, da dies für die Aussagekraft der Berechnung des Preisniveaus der Portale keine Rolle spielt. Unsere Preiserhebungen - jeweils 72 Anfragen, verteilt auf drei Stichtage, für 24 Orte verschiedener Größe in ganz Deutschland - waren die Grundlage zur Berechnung des allgemeinen Preisniveaus in den Portalen, über regionale Unterschiede hinweg und statistisch abgesichert. Unsere Aussagen über das Preisniveau der Portale sind also nicht abhängig von Ihrer Postleitzahl. Die genauen Lieferpreise für Ihren Ort müssen Sie dann in den günstigen Portalen aktuell abfragen, da sich der Lieferpreis der Händler im Vergleich zum Zeitpunkt der Erhebung geändert haben kann.
(aci)
Danke an die Stiftung für die aufwändige Recherche. Allein der Respekt vor Ihrer Leistung ist mir schon den winzigen Betrag von 1,50 € wert. Darüber hinaus ist der Artikel in vielerlei Hinsicht weiterführend und lehrreich, auch wenn ich meinen derzeitigen Pellet-Lieferanten nicht zu wechseln beabsichtige.
...wenn doch schon vor dem Kauf des Artilels wenigstens die getesteten Postleitzahlen bekannt wären, müsste man nicht die Katze im Sack kaufen. So lass ich es lieber gleich ganz!