
Natalie Portman wird als Nina zum schwarzen Schwan, das eigene Wohnzimmer zum Filmpalast. Welche Heimkinoanlage das Zeug zum Blockbuster hat und welche nicht, zeigt dieser Test.
Nina dreht sich. Immer und immer wieder. Langsam beginnen schwarze Federn ihre Haut zu überdecken. Ihre Arme verformen sich zu Flügeln. Aus dem Orchestergraben tönt das Finale. Die Zuschauer springen auf. Applaus donnert in Richtung Bühne. Mit stehenden Ovationen feiern sie die Ballerina. In Tschaikowskis „Schwanensee“ spielt sie den guten weißen und den bösen schwarzen Schwan.
„Black Swan“ heißt der Oscar-prämierte Psychothriller, aus dem die Szene stammt. Wer den Film im Kino verpasst hat, kann ihn sich zuhause ansehen. Nutzt er eine Heimkinoanlage, liefert sie ihm auch Kinogefühl frei Haus: ein sehr gutes Bild und den typischen Surroundsound. Das bieten alle zwölf Geräte im Test. Sie bestehen aus einem Blu-ray-Spieler mit eingebautem Verstärker und mehreren Lautsprechern.
Viele Filmfans nennen den Surroundsound auch 5.1-Ton: Fünf Lautsprecher und eine Bassbox, der Subwoofer, sorgen für Rundumklang. Vorausgesetzt, die Platzierung stimmt (siehe Infografik). Drei Lautsprecher befinden sich auf einer Linie mit dem Fernsehgerät – ein zentraler für die Sprache und zwei seitliche für Musik und Geräusche. Zwei weitere Boxen stehen schräg hinter dem Zuschauer, sie ermöglichen die Raumwirkung. Der Subwoofer ist an einem beliebigen Platz in der Nähe des Fernsehers postierbar und lässt die tiefen Töne im Raum erklingen.
In Black Swan spielt häufig klassische Musik auf, zu sehen sind viele schnelle Bewegungen. Den Wiedergabegeräten verlangt das viel ab. Der Film eignet sich daher gut als Beispiel, um wichtige Merkmale von Heimkinoanlagen zu erklären. Am meisten überzeugt das Modell BH7420P von LG. Neben der Bild- und Tonqualität punktet der Testsieger auch mit seinem geringen Stromverbrauch.
Klang aus allen Richtungen

Klangprogramme. Ob Film, Sport oder Konzert – Heimkinoanlagen bieten Einstellungen für verschiedene Inhalte.
Generalprobe: Nina übt ihre Pirouetten, der Prinz wirbelt sie durch die Luft. Der Choreograph ruft seine Anweisungen in den Raum. Die Tänzerin dreht sich. So hört sie ihn abwechselnd von vorn, hinten und von der Seite. Dank des Surroundsounds erlebt der Zuschauer es genauso.
Wie gut ein Gerät die aus verschiedenen Richtungen kommenden Töne und die Klangeffekte verarbeitet, ist entscheidend für das Kinoerlebnis. Hier treten deutliche Unterschiede auf. Insgesamt am besten klingt die Samsung HT-E5500. Fast genauso beeindruckend wirkt der Ton beim Samsung-Modell HT-E6500 und auf der Panasonic SC-BTT590. Einziger Ausreißer ist die Anlage Philips HTS5593/12: Die Boxen klingen unsauber, das führt bei Sprache zu einem nasalen und unklaren Klang.
Hochauflösende Bilder und 3D
Der Tag vor der Aufführung: Ninas Rücken ist aufgeschrammt, ihre Zehen sind blutig, die Nerven angespannt. Trotzdem trainiert sie ihre Tanzfiguren bis in die Nacht. Solche Szenen zeigen nicht nur die Stärken der Ballerina, sondern auch der Heimkinoanlage. Das Bild sollte auch dann scharf und selbst in der Raumtiefe detailreich bleiben, wenn Protagonistin und Kamera sich schnell bewegen. Und tatsächlich: Alle zwölf Geräte bieten hervorragende Bildqualität. Das liegt vor allem an den Blu-ray-Scheiben, die viel größere Datenmengen fassen als DVDs. So können die Heimkinoanlagen Filme mit hoher Auflösung (HD) und in 3D wiedergeben. Auch über den integrierten USB-Anschluss lassen sich Bilder in HD-Qualität abspielen. Der Nutzer muss den Fernseher über ein HDMI-Kabel anschließen. Sonst kann das Gerät die hohe Qualität der Discs nicht abbilden. Der beste Blu-ray-Spieler nützt nichts, wenn der Fernseher die HD- oder 3D-Signale nicht verarbeiten kann oder keine gute Bildqualität liefert.
Interaktive Zugaben im Netzwerk
Vorhang auf: Monatelang hat Nina auf diesen Moment hingearbeitet. Sie ist die Schwanenkönigin, alle Augen blicken auf sie. Dann gerät sie plötzlich während der Aufführung ins Straucheln.
Wer erfahren will, ob Natalie Portman selbst getanzt oder ein Double genutzt hat, für den ist die Netzwerkanbindung der Anlagen ideal. Alle zwölf lassen sich ans Internet anschließen, acht auch kabellos per WLan. Mit der sogenannten BD-Live-Funktion können Nutzer über die Blu-ray-Disc Zusatzmaterial online abrufen. So steht bei Black Swan ein kurzes Making-of zur Verfügung. Vorinstallierte Verbindungen zu Youtube ermöglichen es, nach Trailern von anderen Filmen mit Natalie Portman zu suchen. Bei vielen Anlagen lassen sich auch Filme online abrufen – dafür müssen sie mit Mediatheken oder Video-on-Demand-Anbietern (siehe „Online-Videotheken“ aus test 08/2012) verbunden sein. Die bieten Filme zum Herunterladen oder Sofortansehen an, eine schnelle Internetverbindung vorausgesetzt. Zudem betreiben die Heimkinoanlagen-Hersteller Onlineportale mit zahlreichen Zusatzprogrammen (Apps). Und wer seine Anlage ans eigene Heimnetzwerk anschließt, kann dort gespeicherte Videos und Fotos auf dem Fernseher betrachten.
Das Wohnzimmer als Kinosaal
Am Anfang ist Ninas Technik noch recht begrenzt, sie kann nur den weißen Schwan verkörpern. Um auch den schwarzen spielen zu dürfen, entwickelt sie immer stärkere Fähigkeiten. Auch Heimkinoanlagen haben heute mehr drauf. HD und 3D sind die neuen Bildwiedergabestandards. Der Rundumklang der 5.1-Modelle macht sie besonders für Filmfreunde sehr interessant. Zudem sind die Anlagen nicht mehr auf physische Medien beschränkt. Dank der Netzwerkanbindung spielen sie Filme oder Musik vom Computer ab.
Der vielleicht größte Vorteil: Cineasten müssen die eigenen Wände nicht verlassen und keine tuschelnden Sitznachbarn mehr ertragen. Sie nehmen einfach auf der Couch Platz – und: Action, bitte.