Natalie Portman wird als Nina zum schwarzen Schwan, das eigene Wohnzimmer zum Filmpalast. Welche Heimkinoanlage das Zeug zum Blockbuster hat und welche nicht, zeigt dieser Test.
Testergebnisse für 12 Heimkinoanlagen 12/2012
Nina dreht sich. Immer und immer wieder. Langsam beginnen schwarze Federn ihre Haut zu überdecken. Ihre Arme verformen sich zu Flügeln. Aus dem Orchestergraben tönt das Finale. Die Zuschauer springen auf. Applaus donnert in Richtung Bühne. Mit stehenden Ovationen feiern sie die Ballerina. In Tschaikowskis „Schwanensee“ spielt sie den guten weißen und den bösen schwarzen Schwan.
„Black Swan“ heißt der Oscar-prämierte Psychothriller, aus dem die Szene stammt. Wer den Film im Kino verpasst hat, kann ihn sich zuhause ansehen. Nutzt er eine Heimkinoanlage, liefert sie ihm auch Kinogefühl frei Haus: ein sehr gutes Bild und den typischen Surroundsound. Das bieten alle zwölf Geräte im Test. Sie bestehen aus einem Blu-ray-Spieler mit eingebautem Verstärker und mehreren Lautsprechern.
Viele Filmfans nennen den Surroundsound auch 5.1-Ton: Fünf Lautsprecher und eine Bassbox, der Subwoofer, sorgen für Rundumklang. Vorausgesetzt, die Platzierung stimmt (siehe Infografik). Drei Lautsprecher befinden sich auf einer Linie mit dem Fernsehgerät – ein zentraler für die Sprache und zwei seitliche für Musik und Geräusche. Zwei weitere Boxen stehen schräg hinter dem Zuschauer, sie ermöglichen die Raumwirkung. Der Subwoofer ist an einem beliebigen Platz in der Nähe des Fernsehers postierbar und lässt die tiefen Töne im Raum erklingen.
In Black Swan spielt häufig klassische Musik auf, zu sehen sind viele schnelle Bewegungen. Den Wiedergabegeräten verlangt das viel ab. Der Film eignet sich daher gut als Beispiel, um wichtige Merkmale von Heimkinoanlagen zu erklären. Am meisten überzeugt das Modell BH7420P von LG. Neben der Bild- und Tonqualität punktet der Testsieger auch mit seinem geringen Stromverbrauch.
Klang aus allen Richtungen
Generalprobe: Nina übt ihre Pirouetten, der Prinz wirbelt sie durch die Luft. Der Choreograph ruft seine Anweisungen in den Raum. Die Tänzerin dreht sich. So hört sie ihn abwechselnd von vorn, hinten und von der Seite. Dank des Surroundsounds erlebt der Zuschauer es genauso.
Wie gut ein Gerät die aus verschiedenen Richtungen kommenden Töne und die Klangeffekte verarbeitet, ist entscheidend für das Kinoerlebnis. Hier treten deutliche Unterschiede auf. Insgesamt am besten klingt die Samsung HT-E5500. Fast genauso beeindruckend wirkt der Ton beim Samsung-Modell HT-E6500 und auf der Panasonic SC-BTT590. Einziger Ausreißer ist die Anlage Philips HTS5593/12: Die Boxen klingen unsauber, das führt bei Sprache zu einem nasalen und unklaren Klang.
Hochauflösende Bilder und 3D
Der Tag vor der Aufführung: Ninas Rücken ist aufgeschrammt, ihre Zehen sind blutig, die Nerven angespannt. Trotzdem trainiert sie ihre Tanzfiguren bis in die Nacht. Solche Szenen zeigen nicht nur die Stärken der Ballerina, sondern auch der Heimkinoanlage. Das Bild sollte auch dann scharf und selbst in der Raumtiefe detailreich bleiben, wenn Protagonistin und Kamera sich schnell bewegen. Und tatsächlich: Alle zwölf Geräte bieten hervorragende Bildqualität. Das liegt vor allem an den Blu-ray-Scheiben, die viel größere Datenmengen fassen als DVDs. So können die Heimkinoanlagen Filme mit hoher Auflösung (HD) und in 3D wiedergeben. Auch über den integrierten USB-Anschluss lassen sich Bilder in HD-Qualität abspielen. Der Nutzer muss den Fernseher über ein HDMI-Kabel anschließen. Sonst kann das Gerät die hohe Qualität der Discs nicht abbilden. Der beste Blu-ray-Spieler nützt nichts, wenn der Fernseher die HD- oder 3D-Signale nicht verarbeiten kann oder keine gute Bildqualität liefert.
Interaktive Zugaben im Netzwerk
Vorhang auf: Monatelang hat Nina auf diesen Moment hingearbeitet. Sie ist die Schwanenkönigin, alle Augen blicken auf sie. Dann gerät sie plötzlich während der Aufführung ins Straucheln.
Wer erfahren will, ob Natalie Portman selbst getanzt oder ein Double genutzt hat, für den ist die Netzwerkanbindung der Anlagen ideal. Alle zwölf lassen sich ans Internet anschließen, acht auch kabellos per WLan. Mit der sogenannten BD-Live-Funktion können Nutzer über die Blu-ray-Disc Zusatzmaterial online abrufen. So steht bei Black Swan ein kurzes Making-of zur Verfügung. Vorinstallierte Verbindungen zu Youtube ermöglichen es, nach Trailern von anderen Filmen mit Natalie Portman zu suchen. Bei vielen Anlagen lassen sich auch Filme online abrufen – dafür müssen sie mit Mediatheken oder Video-on-Demand-Anbietern (siehe „Online-Videotheken“ aus test 08/2012) verbunden sein. Die bieten Filme zum Herunterladen oder Sofortansehen an, eine schnelle Internetverbindung vorausgesetzt. Zudem betreiben die Heimkinoanlagen-Hersteller Onlineportale mit zahlreichen Zusatzprogrammen (Apps). Und wer seine Anlage ans eigene Heimnetzwerk anschließt, kann dort gespeicherte Videos und Fotos auf dem Fernseher betrachten.
Das Wohnzimmer als Kinosaal
Am Anfang ist Ninas Technik noch recht begrenzt, sie kann nur den weißen Schwan verkörpern. Um auch den schwarzen spielen zu dürfen, entwickelt sie immer stärkere Fähigkeiten. Auch Heimkinoanlagen haben heute mehr drauf. HD und 3D sind die neuen Bildwiedergabestandards. Der Rundumklang der 5.1-Modelle macht sie besonders für Filmfreunde sehr interessant. Zudem sind die Anlagen nicht mehr auf physische Medien beschränkt. Dank der Netzwerkanbindung spielen sie Filme oder Musik vom Computer ab.
Der vielleicht größte Vorteil: Cineasten müssen die eigenen Wände nicht verlassen und keine tuschelnden Sitznachbarn mehr ertragen. Sie nehmen einfach auf der Couch Platz – und: Action, bitte.
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- Viele der Blu-Ray-Player im Test haben 4K-Ultra-HD und bieten tolle Bild- und Tonqualität. Unterschiede gibts bei Preis und Ausstattung!
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- Special Effects oder Stadionatmosphäre: Soundbars sollen den TV-Ton aufpeppen. Das gelingt vielen Geräten im Test, doch nicht alle klingen gut.
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- Fernseher mit Raumklang – damit werben einige Anbieter von TV-Geräten. Ob Kino-Atmosphäre ohne Zusatzboxen möglich ist, zeigt unser Schnelltest.
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Hallo,
habe den HT-E6500 zuhause. Jetzt muss ich feststellen, dass dieser Ähnlich laut ist wie der Kühlschrank, der aus gutem Grund in der Küche steht. Ja, es ist nicht wirklich laut, aber leise ist anders. Nach ausführlichem Lesen, habe ich festgestellt, dass die Bewertung "Betriebsgeräusche" nur Befriedigend ist. Ich hatte das auf mechanische Geräusche des Laufwerks bezogen. Meines Erachtens ist das ein Abwertungsgrund. Man kauft sich ja so eine nicht ganz günstige Anlage, wegen des Hörgenusses. Deshalb steht mein Kühlschrank auch nicht im Wohnzimmer...
Schönen Gruß!
Blu-ray-Heimkinoanlagen werden von vielen Herstellern angeboten, sie beinhalten jeweils den Blu-ray-Spieler, den Verstärker und die notwendigen Lautsprecher. Damit eignen sich diese Komplettangebote für einen vergleichenden Warentest. Im Gegensatz dazu werden Heimkinoanlagen mit DVD-Spielern kaum noch weiterentwickelt, auf diesem DVD-Segment findet nur ein Abverkauf zu möglichst günstigen Preisen statt. Die Stiftung Warentest prüft auch die Einzelkomponenten, zum Beispiel wurde ein Test über AV-Receiver im November 2013, ein Test über 5.1 Lautsprechersets im Dezember 2013 veröffentlicht. (Bu)
Bei jemandem der keinen Bly Ray Player besitzt ist der Druck sich auch eine Soundanlage zukaufen, meiner Meinung nach, nicht all zu hoch, den Dolby Digital gibt’s nur auf RTL, SAT 1 und PRO 7 regelmäßig, bei den kommt aber mehr Werbung als Film also auch keine Alternative. Ich habe einen Samsung UE40ES7090 TV und Samsung Blu Ray Player mit Kabel / Terrestik Festplattenreceiver, andere habe eine PS3 oder was auch immer. Was brauche ich dann noch einen Blu Ray Player, warum wird häufig nur eine Schiene gefahren?
@Gustav1: Alle getesteten Heimkinoanlagen können über die HDMI-Verbindung via HDMI ARC (Audio Return Channel) den Fernsehton digital übernehmen und wiedergeben. Dazu muss jedoch der Fernseher ebenfalls diese Ton-Rückkanal HDMI-ARC beherrschen. Das trifft bei aktuellen Fernsehern mit HDMI 1.4 –Anschluss zu. Ist beim Fernseher ein optischer oder elektrischer Digitaltonausgang vorhanden, kann dieser mit dem entsprechenden Eingang der Heimkinoanlage verbunden werden. Die zuvor genannten digitalen Verbindungen sind auch für Mehrkanalton geeignet. Fehlen die digitalen Tonausgänge am Fernseher, kann der Fernsehton meist nur als analoges Stereosignal über entsprechende Cinch-Audiokabel zur Heimkinoanlage übertragen werden.
Ich vermisse in dem Artikel einen Hinweis oder gar Testpunkt ob bzw. wie gut sich diese Geräte dazu benutzen lassen den oftmals nicht gerade guten Klang der TV-Lautsprecher zu verbessern bzw. TV-Spielfilme mit 5.1-Ton wiederzugeben. Auch wenn diese Geräte offenbar keine Kabel- oder Sat-Receiver enthalten, sollte es aber doch möglich sein den TV-Ton über HDMI dorthin weiterzuleiten. Dies nun unabhängig davon ob eine Steuerung mit der TV-FB möglich ist, wie im zuvorigen Kommentar beschrieben. Vielleicht könnte TEST hierzu eine kurze Stellungnahme abgeben.