
Sommer – Sonne – Hautkrebs: Diese Steigerung muss nicht sein. Mit etwas Aufmerksamkeit können Sie Ihre Haut schützen, gegen Hautkrebs vorsorgen und Warnzeichen erkennen.
Mögen Designer noch so kreativ sein: Die einzigartigste Körperhülle ist die Haut. Sie schützt uns vor äußeren Einflüssen und Krankheitserregern. Aber auch sie ist schutzbedürftig. Sie lässt sich nicht ablegen wie ein abgetragener Mantel. Wer sie gesund ins Alter bringen will, sollte sorgsam mit ihr umgehen – wie mit einem kostbaren Designerstück. Sie kann krank werden. Für Ängste sorgt besonders Hautkrebs. Wie kann ich vorbeugen? Worauf sollte ich bei der ärztlichen Untersuchung achten? Fragen und Antworten zu einem Thema, das unter die Haut geht.
Kann es sein, dass ich Hautkrebs habe und es nicht bemerke?

Ja. Hautkrebs entwickelt sich über viele Jahre und anfangs verändert sich nur eine kleine Hautpartie. Sie kann sich außerdem an einer schlecht einsehbaren oder ungewöhnlichen Stelle befinden, zum Beispiel im Mund oder unter den Fußsohlen.
Ist so eine kleine Stelle gefährlich?

Sie kann gefährlich werden, denn Hautkrebs ist nicht gleich Hautkrebs. Man unterscheidet zwischen hellem und schwarzem Hautkrebs. Die hellen Arten Basaliom und Spinaliom sind sehr häufig, aber relativ ungefährlich und gut zu behandeln. Der schwarze Hautkrebs ist gefährlich und im fortgeschrittenen Stadium schwer behandelbar (Details siehe Tabelle).
Wie entsteht Hautkrebs?
Als wichtigster Auslöser von Hautkrebs gelten Sonnenlicht und UV-Strahlen. UV-Licht – auch aus Solarien – kann das Erbgut schädigen und das normale Zellwachstum stören. Die Zelle achtet dann unter Umständen nicht mehr auf die Signale des Organismus, verhält sich nicht nach Plan, wächst und wuchert unbegrenzt. Wenn das Immunsystem die entarteten Zellen nicht erkennt, kann ein bösartiger Tumor entstehen. Beim Hautkrebs spielt wahrscheinlich auch die erbliche Veranlagung eine Rolle.
Ist Sonnenlicht ungesund?

Sonnenschutz. Cremen Sie sich vor dem Sonnenbad ein. Erneuern Sie den Schutz mehrmals täglich. Die Creme soll vor UV-A- und UV-B-Strahlen schützen.
Das kommt auf die Dosis und Dauer an. Die Sonne steigert das Wohlbefinden, und der Körper braucht Sonne unter anderem, um Vitamin D zu bilden. Es regelt den Kalziumhaushalt im Körper und sorgt für den Einbau des Kalziums in die Knochen. Normalerweise genügt täglich ein halbstündiger Aufenthalt im Freien, bei dem Gesicht und Hände dem Licht ausgesetzt sind. Wer sich jedoch zu lange oder zu oft in der Sonne aufhält, erhält eine zu hohe Dosis. Die UV-Strahlung greift die Haut und die Augen an. Wie empfindlich jemand auf die Strahlen reagiert, hängt aber auch vom Hauttyp ab.
Wie erkenne ich mein Risiko?

Hauttypen. Menschen mit heller Haut sind anfälliger für Hautkrebs als Menschen mit dunklerer Haut.
Jeder kann Hautkrebs bekommen, besonders anfällig sind jedoch Menschen mit heller oder sommersprossiger Haut, die kaum bräunen und schnell Sonnenbrand bekommen. Häufig haben sie blonde oder rote Haare, blaue oder sehr helle Augen. Sonnenbrände im Kindes- und Jugendalter sind besonders gefährlich. Sie erhöhen das Risiko, als Erwachsener an Hautkrebs zu erkranken. Wer viele Muttermale oder Leberflecke hat, ist ebenfalls gefährdet.
Wie ist Hautkrebs früh zu erkennen?
Am besten untersuchen Sie Ihre Haut einmal im Monat selbst. Nach einiger Zeit wird Ihnen die Landkarte Ihrer Pigmentmale geläufig sein, Veränderungen werden Sie schnell bemerken. Betrachten Sie Vorder- und Rückseite des Körpers vor einem Spiegel, nicht gut zu sehende Hautstellen können Sie mit einem Handspiegel ansehen. Bitten Sie Ihren Partner oder Ihre Partnerin um Unterstützung. Besondere Aufmerksamkeit ist zu empfehlen, wenn Sie zu einer der obengenannten Risikogruppen gehören. Eine regelmäßige Untersuchung beim Arzt – das Hautkrebsscreening – dient ebenfalls der Früherkennung.
Was bedeutet Hautkrebsscreening?

Zusatzkosten. Wenn Ärzte ein Auflichtmikroskop oder eine Videokamera mitangeschlossenem Computer benutzen, müssen Kassenpatienten privat zahlen.
Ab ihrem 35. Geburtstag haben gesetzlich Versicherte alle zwei Jahre Anspruch auf eine kostenlose Untersuchung der Haut. Das Hautkrebsscreening ist eine Reihenuntersuchung von Personen ohne Beschwerden oder Krankheitssymptome. Wichtigstes Ziel ist, die Zahl der tumorbedingten Todesfälle zu senken. Etliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für den Haut-Check auch schon vor dem 35. Lebensjahr, einige finanzieren jährliche Hautuntersuchungen (siehe Hautkrebsscreening und Produktfinder Krankenkassen). Auch die Praxisgebühr entfällt bei Früherkennungsuntersuchungen.
Welche Ärzte führen das Hautkrebsscreening durch?
Das machen Hautärzte und Hausärzte, auch hausärztlich tätige Allgemeinmediziner, Internisten und praktische Ärzte. Sie brauchen dafür eine Berechtigung der kassenärztlichen Vereinigung. Dafür müssen sowohl Haut- als auch Hausärzte an einer achtstündigen Fortbildung teilnehmen.
Ende 2011 haben wir eine Onlineumfrage zum Hautkrebsscreening durchgeführt. Rund 3 400 Männer und Frauen ab 20 Jahren nahmen teil. Mehr als 80 Prozent ließen sich vom Hautarzt untersuchen.
Wie läuft die Untersuchung ab?
Für das Hautkrebsscreening ist eine standardisierte Inspektion des gesamten Körpers notwendig. Der Arzt achtet auf auffällige Hautstellen und -veränderungen. Neben Gesicht, Hals, Schultern, Rücken, Rumpf, Armen und Beinen sollte er auch die Schleimhäute und andere eher ungewöhnliche Stellen inspizieren (siehe Grafik oben).
Die Ärzte betrachteten nicht alle Hautregionen mit der gleichen Aufmerksamkeit, berichteten die Teilnehmer unserer nichtrepräsentativen Onlineumfrage. Oberkörper, Brust, Achseln, Arme, Hände, Beine wurden bei den meisten Teilnehmern untersucht – das klappte bei über 90 Prozent. Wesentlich seltener berücksichtigten die Ärzte die After- und Dammregion sowie die äußeren Geschlechtsorgane – nur bei 40 Prozent. Noch weniger Aufmerksamkeit erhielten Mundschleimhäute, Lippen und Zahnfleisch (24 Prozent).
Tipp: Achten Sie darauf, dass der Arzt den ganzen Körper untersucht, auch wenn Ihnen manches unangenehm sein sollte.
Braucht der Arzt spezielle Geräte?
Ein geschultes Auge, eine helle Lampe und ein Spatel – für die Untersuchung der Mundhöhle und der Kopfhaut – reichen aus. Wenn der Arzt spezielle Geräte nutzt, rechnet er die Kosten oft zusätzlich ab. Die Kassen zahlen dafür nicht, die Patienten müssen dann aus eigener Tasche bezahlen. Für den Einsatz eines Auflichtmikroskops können bis zu 24 Euro fällig werden, für ein videogestütztes Gerät bis zu 110 Euro.
Viele Teilnehmer unserer Onlineumfrage gaben an, dass ihre Ärzte eine Lupe benutzten (55 Prozent) oder ein Mikroskop (41 Prozent). Gelegentlich kamen auch Videokameras zum Einsatz.
Wie lange dauert die Untersuchung?
Mindestens 15 bis 20 Minuten. Bevor er die Haut untersucht, sollte der Arzt den allgemeinen Gesundheitszustand erfragen und sich unter anderem auch nach Hautkrebserkrankungen in der Familie erkundigen. Im anschließenden Gespräch sollte er das Untersuchungsergebnis zusammenfassen, über Hautschutz und Krebsvorsorge aufklären. Die meisten Teilnehmer unserer Onlineumfrage (rund 70 Prozent) berichteten, dass bei ihnen das Hautkrebsscreening weniger als 15 Minuten dauerte.
Tipp: Haken Sie nach, wenn Ihnen die Untersuchung zu oberflächlich erscheint oder der Arzt keine Vorsorgeinformationen gibt.
Wie dokumentiert der Arzt die Untersuchungsergebnisse?
Wenn eine auffällige Hautregion zunächst nur beobachtet werden soll, ist es sinnvoll, wenn der Arzt die Stelle in einer schematischen Zeichnung des Körpers markiert oder ein Foto macht. Dann hat er für die nächste Untersuchung einen Vergleich. Einige Ärzte, berichten die Teilnehmer der Onlineumfrage, fotografierten auffällige Hautstellen oder benutzten eine Videokamera mit einem angeschlossenen Computer. Hautärzte nutzten technische Hilfsmittel deutlich häufiger als Hausärzte.
Was passiert, wenn ein Verdacht auf Hautkrebs besteht?
Wenn der Hausarzt Sie untersucht hat, überweist er Sie zum Hautarzt. Der wiederholt die Untersuchung. Wenn der Hautarzt eine auffällige Hautstelle entdeckt und einen Krebsverdacht hat, entfernt er den Fleck mit einer kleinen Operation. Im Labor wird das Gewebe unter einem Mikroskop auf Krebszellen untersucht und bewertet.
Wird jeder Hautkrebs entdeckt?
Keine Untersuchungsmethode ist hundertprozentig zuverlässig. Daher kann es auch bei einer gründlichen Untersuchung vorkommen, dass eine bösartige Hautveränderung unerkannt bleibt. Am besten betrachten Sie selbst Ihre Haut regelmäßig und gehen sofort zum Arzt, wenn Ihnen eine Veränderung auffällt.
Welchen Nutzen hat das Hautkrebsscreening?
Erste Gesamtergebnisse des Screenings sollen im kommenden Jahr – fünf Jahre nach der Einführung in Deutschland – ausgewertet werden. Bisher fehlen sichere wissenschaftliche Beweise, ob durch das Screening weniger Menschen an Hautkrebs erkranken oder Patienten im Erkrankungsfall länger überleben als Personen, die nicht am Früherkennungsprogramm teilgenommen haben. Das nämlich ist das langfristige Ziel des Hautkrebsscreenings.
Die Auswertung eines Pilotprojekts in Schleswig-Holstein zeigte: In diesem Bundesland sterben nur noch halb so viele Menschen an einem malignen Melanom (siehe Tabelle) als vor rund zehn Jahren. Experten sind sich einig, dass die Heilungschancen des gefährlichen Melanoms und auch der anderen Hautkrebse in frühen Krankheitsstadien am größten sind.
Gibt es auch Risiken beim Screening?
Die Untersuchung der Haut selbst ist nicht mit Risiken verbunden. Allerdings kann es passieren, dass ein Arzt irrtümlich Krebs vermutet und die betroffene Hautstelle herausschneidet. Die Beeinträchtigung ist jedoch relativ gering, und die Entwarnung nach der mikroskopischen Gewebeuntersuchung entschädigt vermutlich für den falschen Alarm.
Was kann ich tun, um mich von vornherein vor Hautkrebs zu schützen?
Die beste Prävention ist Sonnenschutz. Meiden Sie die Mittagssonne. Von 12 bis 15 Uhr scheint sie am intensivsten. Übertreiben Sie Sonnenbäder nicht. Schützen Sie Ihre Haut mit Sonnencreme. Am besten benutzen Sie ein Mittel mit hohem Lichtschutzfaktor, das sowohl UV-A- als auch UV-B-Strahlen abhält. Die Stiftung Warentest testet regelmäßig Sonnenschutzmittel. Tragen Sie leichte Kleidung, die Schultern und Arme bedeckt. Sonnenhut und Sonnenbrille schützen Kopf und Augen. Vorsicht: Einige Medikamente erhöhen die Lichtempfindlichkeit der Haut, etwa Johanniskraut, bestimmte Antibiotika und Rheumamittel.
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@dreamerkiwi: Danke für die Anregung, uns einmal wieder mit dem Thema Hautkrebsscreening zu beschäftigen. Umfangreiche Informationen zum Screening inklusive Nutzeneinschätzungen und Entscheidungshilfen finden Sie beispielsweise auf der Website gesundheitsinformation.de: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-sinnvoll-ist-die-hautkrebs-frueherkennung.html
Im Artikel heißt es: "Erste Gesamtergebnisse des Screenings sollen im kommenden Jahr – fünf Jahre nach der Einführung in Deutschland – ausgewertet werden. Bisher fehlen sichere wissenschaftliche Beweise"
Hat sich die Bewertung mittlerweile geändert?
oder wird diese Information erst nach Bezahlen der 1,50€ preisgegeben?
Ich kann Ihre Antwort nicht nachvollziehen. Wenn ich die Seite "Tipps" aufrufe, steht dort als erstes:
"Der beste Schutz vor Hautkrebs ist Sonnenschutz. Am besten eignen sich Sonnencremes oder Sonnenlotionen.."
Auf das grundsätzliche Verzichten auf Sonnenexposition wird gar nicht hingewiesen!
Meines Erachtens wird hier dem Leser suggeriert, ein Aufenthalt in der Sonnen sei mit Sonnencremes vollkommen sicher. Dass aber jede Minute - auch unter der Sonnencremeschicht - das Risiko für Hautkrebs erhöht, lese ich nirgendwo. Es ist eine unangenehme Wahrheit, aber ich finde, die Stiftung Warentest sollte sie aussprechen.
Hier ein weiterer Link zu dem Thema, hinter dem Verein steht die Hautklinik der Uni Tübingen:
http://www.hautkrebs.de/hautkrebs/vorbeugung/lichtschutz.html
@unentschieden: Unter Sonnenschutz verstehen die Tester der Stiftung Warentest nicht nur das Auftragen von Sonnencreme. Das betont test.de in den Tipps. Zur Prävention gehört in erster Linie ein gesunder Umgang mit der Sonne, das heißt grundsätzlich nicht zu viel Zeit in der Sonne zu verbringen, die Mittagssonne zu meiden und neben Sonnencreme auch lange und leichte Kleidung zu tragen.