Wachsen die Haare wirklich schneller, wenn die Spitzen häufig geschnitten werden? Reicht es für eine schöne Haut viel zu trinken? Viele Irrtümer rund um die Pflege von Haut- und Haaren halten sich hartnäckig. Leider auch solche, die der Gesundheit schaden können. test.de klärt zehn Kosmetik-Mythen auf.
Mythos 1: Durch häufiges Spitzenschneiden werden die Haare dichter.
Falsch. Spitzenschneiden wirkt sich weder auf Wachstum noch Menge der Haare aus. Sie wirken nur voller. Der Grund: Die Spitzen sind der älteste Teil des Haares, er ist Wetter, Föhn- und Heizungsluft am längsten ausgesetzt. Mit der Zeit werden die Spitzen immer dünner. Schneidet sie der Frisör ab, wirkt das Haar optisch dichter.
Tipp: Schonen Sie die Spitzen. Waschen Sie die Haare nur lauwarm, mit dem Handtuch nur leicht drücken, nicht rubbeln und mit niedriger Temperatur föhnen.
Mythos 2: Zahnpasta lässt entzündete Pickel verschwinden.
Nein. Sie kann die Entzündung sogar verschlimmern. Aromasstoffe wie Menthol, die in einigen Zahncremes enthalten sind, können die Haut reizen. „Und eine dicke Schicht Zahnpasta kann den Pickel so abdichten, dass er sich nicht entleeren kann“, sagt Maja Hofmann, Dermatologin an der Charité in Berlin.
Tipp: Cremes und Gele mit dem Wirkstoff Benzoylperoxid können helfen. Sprechen Sie mit Ihrem Hautarzt, ob der Stoff für Ihren Hauttyp geeignet ist. Cremes im Test finden Sie unter Test Gesichtscremes (Naturkosmetik).
Mythos 3: Nachcremen verlängert die Schutzzeit von Sonnenschutzmitteln.
Falsch. Nachcremen kann den Schutz einer Sonnencreme nicht ausdehnen. Der Sonnenschutzfaktor (SPF/LSF) zeigt an, wie sich die Eigenschutzzeit der Haut durch das Auftragen verlängert. Rötet sich die Haut ungeschützt etwa nach 5 Minuten in der Sonne, lässt sich diese Zeitspanne mit Lichtschutzfaktor 30 theoretisch um das 30-Fache ausdehnen: auf 150 Minuten. Wer in dieser Zeit schwitzt oder schwimmen geht, kann den Schutz durch Nachcremen aufrechterhalten, aber nicht verlängern.
Tipp: Reizen Sie die ausgerechnete Sonnenschutzzeit nicht aus. Nach rund zwei Dritteln der Zeit tut Schatten der Haut gut. Riskieren Sie keinen Sonnenbrand. Mehr Informationen zum besten Sonnenschutz finden Sie unter Test Sonnencreme und Sonnenspray.
Mythos 4: Täglich 100 Bürstenstriche sorgen für gesund glänzendes Haar.
Im Gegenteil. Wer sie 100 Mal bürstet, strapaziert die Haare stark. Sie rauen auf und brechen schneller. Der Talg, den die Kopfhaut bildet, verteilt sich so stark im Haar, dass es fettig wirken kann. „Um Haarbruch zu vermeiden, sollte man nur so viel bürsten, wie zur Entwirrung der Haare nötig ist“, sagt Stephan Bielfeldt, Leiter der Kosmetikabteilung des Instituts für Angewandte Dermatologische Forschung Proderm.
Tipp: Damit die Bürste geschmeidig durchs Haar gleitet, sollten Shampoos die Haarstruktur glätten. Dafür sorgen unter anderem die oft in Haarpflege enthaltenen Silikone. Studien deuten darauf hin, dass sie sich nicht auf dem Haar anreichern. Sie gelten aber als schwer abbaubar. Es gibt auch Shampoos ohne Silikone, meist steht der Hinweis auf der Verpackung. Hier finden Sie Shampoos im Test.
Mytos 5: Lippenpflegestifte machen süchtig.
Nein, nicht die Inhaltsstoffe von Blistex, Labello und Co. machen süchtig, sondern das Gefühl weicher Lippen. Ist der Mund einmal nicht eingefettet, fühlen sich die Lippen im Vergleich trockener an.
Tipp: Setzen Sie Fettstifte sparsam ein. Das pflegt auch, der Gewöhnungseffekt lässt nach. Die Lippen stattdessen mit der Zunge zu befeuchten, kann sie austrocknen. Mehr zur optimalen Lippenpflege unter Test Lippenpflege.
Mythos 6: Hypoallergene Produkte sind gut für empfindliche Haut.
Eine Fehlinterpretation. Professor Axel Schnuch vom Informationsverbund Dermatologischer Kliniken sieht die Auslobung „hypoallergen“ sehr kritisch. „Der Verbraucher assoziiert den Begriff leicht – und fälschlich – mit ’allergenfrei’, so wird eine falsche Sicherheit vorgegaukelt.“ Rechtlich definiert ist „hypoallergen“ nicht. Hersteller können den Begriff beliebig verwenden, ohne dass die Produkte genau definierte Bedingungen erfüllen müssen.
Tipp: Der Hautarzt testet, auf welche Stoffe Sie allergisch sind und notiert sie in einem Allergiepass. Gleichen Sie diesen beim Kosmetik-Kauf mit den Inhaltsstofflisten ab.
Mythos 7: Nagellack lässt die Nägel nicht atmen.
Nein. Anders als die Haut braucht die aus Hornschichten bestehende Nagelplatte keine Sauerstoffzufuhr. Dass Nagellackfans dennoch oft poröse Nägel haben, liegt am häufigen Gebrauch von Nagellackentferner. Die darin enthaltenen Lösemittel können die Nägel austrocknen.
Tipp: 10-prozentige Urea Creme und eine Lackierpause können den Nägeln nach dem Nagellackentfernen gut tun.
Mythos 8: Tägliches Waschen lässt die Haare schneller nachfetten.
Falsch. Heute sind Shampoos so mild, dass tägliches Waschen kein Problem ist. Früher enthielten sie teils so aggressive Waschsubstanzen, dass die Haut stark austrocknete und die Talgdrüsen auf der Kopfhaut nach dem Waschen vermehrt Fett produzierten.
Tipp: Ob Haare besonders schnell nachfetten, hängt von der Menge und Produktivität der Talgdrüsen ab. „Das ist Veranlagung, Shampoos können daran nichts ändern“, sagt Maja Hofmann. Wenn die Haare schon kurz nach der Wäsche wieder fettig wirken, könnten Trockenshampoos helfen. Sie sollen überschüssiges Fett aufnehmen. Die Besten finden Sie unter Trockenshampoos im Test.
Mythos 9: Viel Wasser trinken hält die Haut schön.

Kein Zaubermittel. Viel trinken – das allein genügt für schöne Haut noch nicht.
Nein, Trinken allein schützt die Haut nicht vor Wind und Wetter. Wer täglich bis zu 2 Liter Wasser trinkt, tut seiner Gesundheit Gutes, unterstützt Durchblutung und Bindegewebe. Den äußeren Hautschichten, etwa am Gesicht, geht die Feuchtigkeit ohne zusätzliche Pflege aber schnell verloren.
Tipp: Fettreiche Cremes bilden eine Barriere, die vor dem Austrocknen schützt. Im Sommer trocknet die Haut nicht so schnell aus, jetzt ist vor allem UV-Schutz wichtig. Sehen Sie dazu auch unseren Test Gesichtscremes: Die besten für trockene Haut.
Mythos 10: Hämorridensalbe hilft bei geschwollenen Augen.
Nein. „Dass die gefäßverengenden Substanzen, die einige Hämorridenmittel enthalten, Tränensäcke und Lider abschwellen, ist nicht wissenschaftlich belegt“, sagt Stephan Bielfeldt. Es ist nicht untersucht, welche gesundheitlichen Schäden die Mittel, die teils auch Schmerzhemmer enthalten, am Auge anrichten können – etwa wenn sie auf die Schleimhäute gelangen.
Tipp: Kühlung durch Quarkmasken oder Gurkenscheiben hilft wirkungsvoller bei geschwollenen Augenpartien. Mehr zur Gesichtspflege finden Sie auf unserer Themenseite Gesichtscreme und Gesichtspflege.