In jedem dritten Haushalt leben Haustiere, vor allem Katzen und Hunde. Mancher unterschätzt den Aufwand und die Kosten. Was Tierliebhaber bedenken sollten.
Patrick Bolz verdankt sein Auskommen der Tierliebe. Der Veterinärmediziner impft Welpen, entfernt Zecken aus Katzenohren, operiert Bandscheibenvorfälle bei älteren Hunden und verabreicht kranken Kaninchen ein Antibiotikum. „Leider sind viele Menschen, die sich ein Tier anschaffen, ziemlich ahnungslos, was artgerechte Haltung und Kosten angeht“, sagt Bolz.
Auf den Hund gekommen
Die Kosten sind gerade bei Hunden meist höher, als sich angehende Tierhalter vorstellen. „Das Futter für einen großen Hund kostet im günstigsten Fall 3 Euro pro Tag. Dazu kommen Hundesteuer, in Städten zwischen 100 und 200 Euro pro Jahr, und eine Tierhalterhaftpflichtversicherung, in den meisten Bundesländern für Hundehalter vorgeschrieben“, rechnet der Tierarzt vor. Für den Haftpflichtschutz zahlen Hundehalter bei guten Anbietern laut dem letzten Test um die 75 Euro jährlich (mehr Informationen: Themenseite Tierhalterhaftpflichtversicherungen).
Katzen brauchen keinen Extraschutz. Die Privathaftpflichtversicherung kommt für sie wie für andere Kleintiere auf.
Hoch sind die Tierarztkosten. Hundebesitzer legen schon für die Standarduntersuchungen von Welpen mindestens 200 bis 300 Euro im Jahr hin. Später müsse man bei Hunden mit 100 bis 150 Euro pro Jahr rechnen, so Bolz. „Bei gesunden Tieren wohlgemerkt.“ Bei kranken Tieren schnellten die Kosten in die Höhe. „Eine vereiterte Gebärmutter bei einer Hündin verschlingt leicht mehrere hundert Euro.“
Von einer Tierkrankenversicherung hält der Veterinär genau wie die Stiftung Warentest wenig (siehe „Tierkrankenversicherung“ und Themenseite Tierkrankenversicherung). Tierhaltern rät Bolz, sich ein finanzielles Polster von 500 bis 1 000 Euro anzulegen. Das schafft nicht jeder der etwa 15 Millionen Haushalte in Deutschland, in denen ein oder mehrere Tiere leben. In mehr als der Hälfte sind es Katzen. Der Wunsch nach einem tierischen Begleiter ist verständlich. Felltiere wie Hunde, Katzen und Kaninchen sind kuschelig, bringen zum Lachen oder spenden Trost. Sie machen ihre Zuneigung nicht von Oberflächlichkeiten abhängig.
Bei manch einem hält die Liebe zu Hund oder Katze länger als die zu Menschen. Doch nicht immer nimmt die Beziehung zwischen Mensch und Tier ein glückliches Ende. Das beweisen die mehr als 500 Tierheime, die dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossen sind. Ungefähr 300 000 Hunde, Katzen, Nager oder Reptilien leben dort. Nur selten sind die Halter verstorben oder erkrankt. Das Gros der Tiere wird im Heim abgegeben oder ausgesetzt, weil sich die Besitzer unzureichend auf das Leben mit ihnen vorbereitet haben.
Den richtigen Mitbewohner finden
„Vor allem zu Weihnachten werden Tiere oftmals verschenkt, weil sich Kinder sehnlichst ein kuscheliges Tierbaby wünschen. Später merken die Besitzer, dass die neuen Mitbewohner mehr Zeit und Aufmerksamkeit fordern und ihnen vor dem Urlaub im Weg stehen. Regelmäßig nach Weihnachten und zu Ferienbeginn sind die Tierheime überlaufen“, klagt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund.
Ob es klappt oder nicht, hängt stark von der Wahl des Tieres ab. Orientierung bieten Broschüren des Tierschutzbundes wie „Welches Tier passt zu mir?“, im Internet unter www.tierschutzbund.de/broschueren herunterzuladen. Wer über viel Zeit und einen großen Garten verfügt, kann größeren Hunden ein angemessenes Heim bieten.
Für beruflich eingespannte Singles ist es oft besser, zwei Katzen zu halten, die sich miteinander beschäftigen können. „Meerschweinchen, Kaninchen oder Hamster erweisen sich häufig als Problemtiere, weil sie auch nach Monaten nicht richtig zahm werden. So machen sie weniger Freude als gedacht“, gibt Tierarzt Bolz zu bedenken.
Tiere sind eine Sache
Eine Tierhaltung ist nicht überall möglich. Hunde und Katzen kann der Vermieter verbieten. „Kleintiere wie Meerschweinchen, Hamster oder Schildkröten darf man aber ohne Rücksprache anschaffen“, sagt Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund. Existiere keine Regelung für größere Tiere, sollte man sich die Erlaubnis des Vermieters holen. Schließlich, so der Experte, berge das Thema jede Menge Konfliktpotenzial. Mal minderten Nachbarn die Miete, weil sie sich durch den Geruch eines Frettchens in der Wohnung nebenan belästigt fühlen, mal gebe es Ärger, wenn im Treppenhaus Dackel und Dobermann aufeinandertreffen und der kleinere Hund den Kürzeren zieht.
Haustiere sind für manchen Halter Partnerersatz, mindestens Familienmitglied. Juristisch sind sie Gegenstände. Streiten sich Paare nach der Trennung um Hund oder Katze, entscheiden die Richter wie bei Schrankwand oder Designer-Sessel. „Die Frage, wer den Hund behalten darf, müssen die Parteien unter sich ausmachen“, sagt Anwältin Ingeborg Rakete-Dombek. Können sich Expartner nicht einigen, teilt das Gericht dem Tier sein Herrchen zu.
„Wer nachweisen kann, dass er der Eigentümer ist, bekommt das Tier“, erklärt Rakete-Dombek. „Ein Umgangs- oder Sorgerecht, vergleichbar mit dem für Kinder, gibt es in Deutschland nicht.“ Auch dieser leidige Punkt verdient es, bedacht zu werden. Dann kann das liebe Tier einziehen.

Hunde können die treuesten Freunde ihres Besitzers sein. Sie brauchen eine gute Erziehung und für ihren Unterhalt einiges an Geld.
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- Viele Kinder wünschen sich nichts sehnlicher als ein Haustier. Damit der Traum dauerhaft in Erfüllung gehen kann, sind vier Dinge nötig: Geld, Liebe, Zeit und Platz....
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- Halter müssen ihren Hund für die Hundesteuer anmelden. Je nach Wohnort und Hunderasse gelten verschiedene Steuersätze – und sind unterschiedliche Ämter zuständig.
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- Einsame Hunde, schnurrende Kätzchen – sich in Tiere aus dem Heim zu verlieben, ist leicht. Wer eins nach Hause holt, sollte die rechtliche Lage kennen.
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"Eine vereiterte Gebärmutter bei einer Hündin verschlingt leicht mehrere hundert Euro." ;-)