
Nachrechnen. Wer sein Ausgabeverhalten wirklich ändern möchte, sollte mehrere Monate lang ein Haushaltsbuch führen. © Getty Images
Excel, Notizbuch oder App – was eignet sich am besten, um die Finanzen in den Griff zu bekommen? Sechs Testpersonen haben es für die Stiftung Warentest ausprobiert.
Einnahmen und Ausgaben festhalten
Der eine fragt sich, warum am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist. Die nächste versteht nicht, warum sie trotz ihres hohen Verdienstes kein Vermögen anhäuft. Was Menschen helfen kann, denen der Durchblick bei ihren finanziellen Angelegenheiten fehlt, darüber herrscht eine seltene Einigkeit: Ein Haushaltsbuch muss her! Schuldnerberatungen, Banken und Verbraucherzentralen empfehlen Kunden und Ratsuchenden, detaillierte Aufstellungen zu ihren Einnahmen und Ausgaben zu machen.
Unser Rat
Varianten. Mit einem Haushaltsbuch können Sie sich einen Überblick über Ihre Ausgaben verschaffen. Überlegen Sie, welche Variante zu Ihnen passt. Sind Sie mit Ihrem Smartphone gut vertraut, kann eine App die richtige Wahl sein. Grundlagen der Tabellenkalkulation können Sie sich auch über Bücher oder Videotutorials aneignen. Ein Haushaltsheft auf Papier eignet sich für Sie, wenn Sie sich ungern mit Technik beschäftigen.
Dranbleiben. Egal, für welche Variante Sie sich entscheiden: Ein Haushaltsbuch zu führen, kostet Zeit und Disziplin. Überlegen Sie sich vorab, wann Sie täglich 10 bis 15 Minuten für diese Aufgabe erübrigen können. Machen Sie auch einen Plan B, wann und wie Sie eventuell Einträge nachholen.
Sechs Tester probieren es mit Haushaltsbuch, Excel & App ...
Niemand muss heute mehr Fixkosten und Einkäufe in einem Heft mit karierten Seiten auflisten. Es gibt Apps, die diese Aufgaben übernehmen und das Führen eines Haushaltsbuchs einfach machen sollen. Die Buchführung ist auch mit einem Tabellenkalkulationsprogramm möglich. Wir wollten wissen, wie praktikabel diese Methoden sind und haben sechs Testerinnen und Tester gebeten, Haushaltsbücher ihrer Wahl auszuprobieren. Drei Monate lang haben sie ihre Ausgaben erfasst. Bei den Apps, die unsere Tester nutzten, haben wir uns Datenschutzbestimmungen, Allgemeine Geschäftsbedingungen und das Datensendeverhalten angesehen.
... und schärfen den Blick fürs eigene Konsumverhalten
Egal, welche Methode gewählt wird – die Aufstellung der Kosten braucht Zeit, doch sie schärft den Blick fürs eigene Konsumverhalten. In diesem Punkt waren sich unsere Testpersonen einig. Wer eine Haushaltsbuch-App wählt, sollte wissen, dass einige Apps Informationen an die Betreiber senden, wenn auch keine Daten zu Ausgaben und Einnahmen.
Die klassische Variante: Das Haushaltsbuch
Bevor es losgeht, ist Vorbereitung nötig. Am schnellsten geht es bei der klassischen Variante. Lediglich Papier und Stift werden gebraucht – und die Person muss überlegen, welche Kategorien zu ihr passen. Familien sollten Haushaltsbücher mit anderen Kategorien für ihre Ausgaben gestalten als Singles. Ein Beispiel: Alleinstehende, die oft ausgehen, sollten diesen Bereich genau aufschlüsseln – etwa in Kino, Club oder Bar. Bei Familien ist das meist nicht nötig. Ist klar, wie das Buch sinnvoll geführt werden soll, kann die Mission Privatbuchhaltung starten. Die 37-jährige Testerin Friederike Zobel berichtet: „Ein herkömmliches Haushaltsbuch in einem Heft kann eigentlich jeder führen. Man kann es sehr schnell anlegen und preisgünstig ist es auch.“ Ihr Haushaltsheft ständig mit sich führen, wollte die Mutter einer wenige Wochen alten Tochter jedoch nicht. Deshalb hat sie ihre Ausgaben meist in ihrem Kalender notiert und abends in ihrem Haushaltsbuch nachgetragen.
Excel, Numbers & Co: Tabellenkalkulation selbst einrichten
Ein bisschen mehr Zeitaufwand und Hintergrundwissen ist nötig, wenn ein Haushaltsbuch mit einem Tabellenkalkulationsprogramm angelegt wird – etwa mit Excel von Microsoft, Numbers von Apple oder mit dem kostenlosen Tabellenprogramm von Open Office. Nutzer müssen zumindest die Basisfunktionen der Programme kennen, um beispielsweise einzelne Felder mit der Additions- und Subtraktionsformel zu belegen. Leonard F.* hat für uns diese Methode getestet: „Gut gefallen hat mir, dass man bei Excel sein Haushaltsbuch ganz individuell selbst gestalten kann.“ Seine Excel-Tabellen hatte er sich aufs Smartphone geladen und teilweise unterwegs Einträge gemacht.
Buchhaltungs-Apps: Buch führen per Smartphone
Auch die private Buchführung mittels App bietet den Vorteil, jederzeit Einträge machen zu können. Unsere Tester lobten, dass sie mit dem Smartphone gleich ihr Haushaltsbuch stets griffbereit hatten und sich die Einträge meist ruckzuck erledigen ließen. Lediglich das Einrichten und die Synchronisation mit den eigenen Bankkonten kostete Zeit.
Junge Zielgruppe. Die Aufmachung einiger Apps richtet sich bewusst an junge Leute. Bei Monefy Pro geben Nutzer den Betrag ein, den sie gerade ausgegeben haben und müssen auswählen, ob sie bar oder mit der Karte gezahlt haben. Auch die Kategorie, in die das Geld geflossen ist, wird festgelegt. Zur Auswahl stehen zum Beispiel Drinks, Beauty, Haustiere, Snacks, Geschenke genauso wie die ominöse Rubrik Rechnungen. Für diejenigen, die am Jahresende wissen möchten, wo ihre Einkünfte geblieben sind, sind solche schwammigen Begriffe wenig hilfreich.
Schnell, einfach, übersichtlich. Jella G.*, die Monefy Pro für uns testete, war trotzdem angetan von der App. Der 29-Jährigen gefiel die einfache Bedienung, die übersichtliche grafische Darstellung mit Torten- und Balkendiagrammen sowie die Tatsache, dass sie zusätzlich zu den vorgegebenen Kategorien auch ihre eigenen Kategorien erstellen kann. Die App Money Manager wurde von unserer Testerin Sally K.* ebenfalls als sehr benutzerfreundlich eingestuft. Die Verwaltungsangestellte lobte die einfache Bedienung und die grafischen Übersichten und Statistiken, die automatisch erstellt werden.
Guter Überblick. „Ich habe schon gestaunt, wie viel Geld ich im Monat für Restaurantbesuche ausgebe“, sagt Jella G. „Gutes Essen ist wichtig für mich – sparen möchte ich in diesem Punkt nicht.“ Das Einrichten der App Monefy Pro war für die Marketingmanagerin einfach. Die Haushaltsbuch-App ließ sich zudem mühelos auf dem neuesten Stand halten: Ausgaben müssen bei dieser App eingetragen und durch Tippen auf einen Button einer Kategorie zugeordnet werden.
Kritikpunkt Kontenanbindung. Ein Schwachpunkt der Apps war die Anbindung der Konten. Sie funktionierte im Test oft holprig. Die 2019 in Kraft getretene EU-Bankenrichtlinie PSD2 erschwert den Zugriff auf Kontodaten. Nutzer müssen sich stets über die Banking-App authentifizieren.
Vollversionen kosten Geld. Die Preise für die Apps variieren stark. MoneyControl kostet in der Vollversion für drei Monate 12,99 Euro und pro Jahr 29,99 Euro. Einmalig 4,49 Euro zahlen Nutzer von Money Manager, zusätzlich gibt es hier eine kostenlose „Lite-Version“. Monefy Pro kostet einmalig 3,49 Euro mit Werbeeinblendungen.
Kostenlosigkeit hat ihren Preis. Die App Outbank ist kostenlos. Unser Tester Felix Dietrich mutmaßte, dass diese App eine Datenschleuder sein könnte. Tatsächlich bewerten wir das Datensendeverhalten kritisch: Outbank sendete in der Android-Version Informationen über den Mobilfunkanbieter an Microsoft. Kritisch in diesem Punkt waren auch die drei anderen Apps. Hier wurden die Gerätenummern in den von uns untersuchten iOS-Apps an Apple übermittelt. Das ist aus unserer Sicht überflüssig. Kontostände oder Transaktionsdaten wurden nicht an Dritte übertragen.

Felix Dietrich © Stiftung Warentest / Stefan Korte (M)
Für mehrere Konten ungeeignet. „Im Prinzip ist Outbank eine gute Sache“, sagt Felix Dietrich. Seine komplexe finanzielle Situation ließ sich jedoch über die App kaum darstellen. Der Ingenieur führt zwei Bankkonten und noch ein Gemeinschaftskonto mit seiner Freundin. „Umbuchungen von einem Konto aufs andere verzerren die Auswertungen“, berichtet er. „Nervig fand ich außerdem, dass ich zwischen Outbank und meinen Banking-Apps hin- und herspringen musste und dauernd Tan abgefragt wurden.“
Mängel beim Datenschutz. Monefy Pro und Money Manager hatten sehr deutliche Mängel bei den Datenschutzbestimmungen, da sie nur in englisch vorlagen. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zeigten nur sehr geringe Mängel oder lagen nicht vor, was für Nutzer kein Nachteil ist, denn dann gelten strenge gesetzliche Regeln, etwa aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch.
Fazit der Tester: Dranbleiben ist alles
Rund zehn Minuten täglich brauchten unsere Testpersonen im Schnitt für ihre Haushaltsbücher. Alle haben neue Erkenntnisse über ihr Ausgabeverhalten gewonnen. Aber auch wenn sich gerade die Haushaltsbuchführung per App problemlos in den Alltag integrieren lässt – konsequent die eigenen Finanzen aufzuschlüsseln, erfordert eine Menge Disziplin. „Mehr Geld zur Verfügung habe ich noch nicht“, resümiert Tester Leonard F. seine Erfahrung mit einem Excel-Haushaltsbuch. „Aber ich habe ein neues Bewusstsein für meine Finanzen entwickelt und weiß jetzt, wo ich ansetzen kann, wenn ich sparen will.“ Ein Haushaltsbuch will er weiterführen.
Ratgeber der Stiftung Warentest

Wie Sie Kostenfresser aufspüren und Sparpotenzial nutzen, klärt unser Spar-Set. Mit den Spartipps der Stiftung Warentest sparen Sie mühelos viel Geld – oft ganz ohne Verzicht. Das Buch hat 144 Seiten und kostet 14,90 Euro. Auch eine E-Book-Version ist für 11,99 Euro im test.de-Shop erhältlich.
* Name der Redaktion bekannt
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Kommentar vom Autor gelöscht.
Das Thema wäre ab auch interessant, allerdings im heutigen Kontext und i.V.m. Möglichkeiten, die Banken bieten. Einen ähnlichen Test zu Apps gibt's zwar, ist aber nicht das, was in Alltag relevant ist.
Wie halsbandschnaepper schreibt, brauchts einfache Lösungen insb. mit Anbindung an die Banken. Aber selbst das ist zB. mit 2 Girokonten inkl. 1 Gemeinschaftskonto für manche Applikationen eine Überforderung. Genauso die Darstellung über den Zeitverlauf.
Hier würde ich mir mehr von Test wünschen.
;-)
Wie ich jetzt erst bemerkt habe gibt es vom Entwickler von Daily Budget eine Weiterentwicklung Namens "Today's Budget" diese ist wesentlich besser und bietet unter anderem bessere Auswertungen. Der Preis ist auch gestiegen.
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Ich weiß dass andere Apps mehr Funktionen bieten, aber simpel schlägt oft komplex. Was nützt einem die ausgetüfteltste App wenn man nicht regelmäßig alles eingibt?
Kontoanbindung? Datenschutz ade? Nee wenn man seine Daten eingibt wie bei einem Haushaltbuch aus Papier ist das sicherer und beser.
Daher mein Devise: So einfach wie möglich, dann nutzt man es auch dauerhaft. Für genauere Analysen habe ich Moneyplex am PC.
Kommentar vom Autor gelöscht.