
Wenn kleine Steine in den Harnwegen nicht von selbst den Weg nach draußen finden, verursachen sie häufig große Qual. Alphablocker – eigentlich zur Behandlung gutartiger Prostatavergrößerung gedacht – können helfen, den Plagegeistern den Garaus zu machen. test.de sagt, welche Nebenwirkungen dabei auftreten können, und gibt Tipps zur Vorbeugung.
Der Schmerz kommt in Wellen
Sind sie winzig, machen Nieren- und Harnsteine meist kaum Probleme. Unbemerkt wandern sie innerhalb von Tagen oder Wochen von ihrem Entstehungsort zur Blase und werden mit dem Urin ausgeschieden. Anders die größeren Exemplare: Sie können im Ausgang des Nierenbeckens stecken bleiben oder auf ihrem langsamen Weg durch die Harnleiter einen wellenförmigen, oft unerträglich starken Schmerz auslösen.
Zeit bis zum Abgang verkürzt sich
Hilfe könnte von Medikamenten aus der Gruppe der Alphablocker kommen – Wirkstoffe, die eigentlich die Beschwerden einer gutartigen Prostatavergrößerung lindern sollen. Eine Metastudie von US-Wissenschaftlern zeigt: Bei Steinen ab 5 Millimetern Größe verdoppeln diese Alphablocker die Wahrscheinlichkeit, dass die Steine von selbst abgehen, und sie verkürzen die durchschnittliche Zeit bis zur Ausscheidung um knapp vier Tage von 13 auf 9 Tage.
Ohne OP vom Stein befreit
Die amerikanischen Wissenschaftler werteten insgesamt 55 Studien aus, die die Auswirkung von Alphablockern auf den sogenannten Spontanabgang von Nieren- und Harnsteinen untersucht haben. Zu diesen Alphablockern gehören die Wirkstoffe Alfuzosin, Prazosin, Doxazosin, Terazosin und Tamsulosin. Sie entspannen die glatte Muskulatur im unteren Bereich der Blase und sollen so die Ausscheidung erleichtern. Sind die Steine zwischen 5 und 10 Millimetern Durchmesser groß, lassen sich auf diese Weise chirurgische Eingriffe, Krankenhausaufenthalte und auch Stoßwellentherapien vermeiden, ergaben die Studien.
Tipp: Wie unsere Arzneimittelexperten die genannten Wirkstoffe bei der Behandlung gutartiger Prostatavergrößerungen bewerten, erfahren Sie in unserer Datenbank Medikamente im Test. Dort finden Sie auch einen Preisvergleich der entsprechenden Medikamente. Wie wir bei der Bewertung von Medikamenten vorgehen, erklärt unser Special So bewertet die Stiftung Warentest Arzneimittel.
Schwindel als Nebenwirkung
Die Behandlung mit den Alphablockern dauert in den meisten Fällen vier Wochen und ist gut verträglich. Allerdings kann es Patienten in einzelnen Fällen schwindlig und schwarz vor Augen werden, wenn sie aus dem Sitzen oder Liegen aufstehen. Grund: Die Blutgefäße weiten sich, der Blutdruck sinkt ab. Bei mehr als 10 von 100 behandelten Männern kann es zudem zu Störungen beim Samenerguss kommen. Weil der innere Blasenschließmuskel nicht wie gewöhnlich beim Samenerguss fest verschlossen ist, gerät das Ejakulat zum Beispiel in die Blase. Es wird beim nächsten Wasserlassen mit dem Urin ausgeschieden. Setzt der Patient die Alphablocker ab, verschwinden diese Nebenwirkungen wieder.
Mit dem Arzt sprechen
Alphablocker sind für die Behandlung von Nieren- und Harnsteinen eigentlich nicht zugelassen, dürfen aber für den sogenannten Off-Label-Use verschrieben werden. Patienten können mit einer ärztlichen Begründung einen Antrag zur Prüfung an ihre Kasse stellen. Fällt die Prüfung positiv aus, darf der Arzt das Mittel zulasten der Kasse verordnen. Bevor er das tut, sollte er seinen Patienten besonders umfangreich aufklären und seine explizite Zustimmung zur Behandlung einholen. Denn geht etwas schief, trägt der Arzt das Haftpflichtrisiko.
Zur Vorbeugung genügend trinken
Wer einmal mit Harn- oder Nierensteinen zu tun hatte, muss damit rechnen, dass sie sich erneut bilden. Viel trinken hilft, dem vorzubeugen. Besonders an heißen Tagen sollten es möglichst zwei bis zweieinhalb Liter täglich sein und noch mehr, wenn man sich körperlich anstrengt, schwitzt und auf diese Weise viel Flüssigkeit verliert. Menschen mit einer unzureichenden Herzleistung (Herzinsuffizienz) sollten allerdings mit ihrem Arzt besprechen, ob sie große Mengen trinken dürfen. Hier finden Sie weitere Tipps zur Vorbeugung.
Newsletter: Bleiben Sie auf dem Laufenden
Mit den Newslettern der Stiftung Warentest haben Sie die neuesten Nachrichten für Verbraucher immer im Blick. Sie haben die Möglichkeit, Newsletter aus verschiedenen Themengebieten auszuwählen.
-
- Impotenz − ein Tabuthema, über das Männer nicht gerne sprechen. Wenn es um dauerhafte Erektionsstörungen geht, sollten Betroffene ärztliche Hilfe suchen, am besten...
-
- Ein Bluttest soll helfen, Prostatakrebs früh zu erkennen und ein langes Leben zu sichern. Doch der PSA-Test kann auch falschen Alarm auslösen. Oft werden Tumore entdeckt...
-
- Was lindert Schmerzen beim Wasserlassen? Wir haben Erkenntnisse zu Antibiotika, Blasentee, Cranberry und Mannose ausgewertet. Fazit: Oft geht‘s auch ohne Medikamente.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.